Handelsblatt - 29.08.2019

(Dana P.) #1

Opel


Schicksalsmodell aus Eisenach


In dem Werk rollt erstmals ein


SUV vom Band. Viel hängt an


dessen Erfolg. Denn der


Absatz des eigentlichen


Top-Modells sinkt rasant.


Franz Hubik München


A


ls Michael Lohscheller vor
mehr als zwei Jahren der
Opel-Chefposten angeboten
wurde, stellte seine Frau eine durch-
aus ernst gemeinte Bedingung: Das
Werk in Eisenach muss bleiben.
Sonst brauche er den Job gar nicht
erst anzunehmen. Bei ihm zu Hause
stehe die Fabrik des Autobauers in
Thüringen seither „ganz klar im Fo-
kus aller Diskussionen“, erzählt Loh-
scheller, dessen Frau aus den neuen
Bundesländern stammt.
Für den Manager ist der Start der
Produktion des Grandland X in Ei-
senach am gestrigen Mittwoch daher
doppelt wichtig: Einerseits wahrt der
Opel-Frontmann so den Hausfrieden,
nachdem die Fertigung der beiden
Kleinwagen Adam und Corsa an die-
sem Standort eingestellt worden ist.
Andererseits will er mit dem SUV zei-
gen, dass die Marke mit dem Blitz

anders als früher auch im Hochlohn-


land Deutschland profitabel Fahrzeu-
ge herstellen kann.
„Das erste deutsche Werk wird um-
gestellt auf die Zukunft“, sagt Loh-
scheller. Tatsächlich kommt in Eisen-
ach hierzulande erstmals die flexible
Plattform des Opel-Mutterkonzerns
PSA (Peugeot, Citroën, DS) zum Ein-
satz.

Auf einer Fertigungslinie können
damit sowohl Diesel und Benziner als
auch elektrische Varianten produ-
ziert werden – je nachdem, welche
Antriebsform die Opel-Kundschaft
gerade nachfragt. „Hochintelligent“,
nennt Lohscheller diesen Ansatz.
Was er nicht sagt: Opel ist bei dem
komplexen Fertigungskonzept zu-
gleich zum Erfolg verdammt.
Der Anlauf der Produktion in Ei-
senach muss klappen. Denn der
Grandland X, der aktuell noch im
französischen Sochaux montiert
wird, ist so etwas wie das Schick-
salsmodell der deutschen Traditi-
onsmarke. Das volumenstärkste
Fahrzeug von Opel ist zwar nach
wie vor der Corsa, aber das stärkste
Wachstum und die höchsten Rendi-
ten versprechen sich die Rüsselshei-
mer für die nächsten Jahre vom
Grandland X.
Längst hat das viereinhalb Meter
lange und 1,5 Tonnen schwere Unge-
tüm die Limousine Insignia als neues
Flaggschiff im Portfolio abgelöst. In
den ersten sechs Monaten 2019

schossen die Verkäufe des Grand-
land X (Basispreis: 24 700 Euro) im
Vergleich zum Vorjahr um ein Drittel
in die Höhe – auf fast 59 000 Stück.
Der Absatz des Insignia ging dage-
gen im gleichen Zeitraum von 43 000
auf 29 500 Einheiten zurück. Das ent-
spricht einem Minus von mehr als 31
Prozent. Und es könnte noch schlim-
mer werden.
Der Grund: Die Marktforscher von
IHS schätzen, dass Opel aufgrund der
schwachen Nachfrage die Produktion
des Insignia dieses Jahr beinahe hal-
bieren dürfte – von 95 000 auf
52 000 Einheiten im Stammwerk in
Rüsselsheim. Bis zu einer möglichen
Neuauflage des Insignia im Jahr 2024
sollen die Fertigungszahlen sukzessi-
ve weiter sinken. Klassische Limousi-
nen werden zunehmend zu Laden-
hütern.

Rückkehr nach Russland
Opel-Chef Lohscheller schwärmt da-
her alternativ von den sportlichen
Geländewagen seines Konzerns.
„Wärmstens empfehlen“ könne er
insbesondere den Grandland X, so
der Manager. Ihn fahre er selbst.
„Das wird der Mainstream der Auto-
mobilentwicklung in den kommen-
den Jahren“, sagt Lohscheller.
Zudem kündigt Lohscheller die
Rückkehr auf den russischen Markt
an. „Wir gehen dieses Jahr zurück
nach Russland. Der Rückzug hat uns
schwer getroffen“, sagt der Opel-
Chef. Der SUV aus Thüringen solle
auch dort verkauft werden.
Ab Anfang 2020 rollt in Eisenach
der Grandland X auch als Plug-in-Hy-
brid vom Band. Der Mix aus Verbren-
ner und Elektroauto soll Opel helfen,
die immer strengeren Klimavorgaben
der EU ab 2021 einzuhalten.
„Große Chancen, gute Perspekti-
ven für den Standort Eisenach“, sum-
miert Lohscheller. Andere sind skep-
tischer. „Im zyklischen Autogeschäft
braucht es eigentlich zwei Modelle,
um eine Fabrik optimal auslasten zu
können“, konstatiert Ferdinand Du-
denhöffer, Leiter des Center for Auto-
motive Research (CAR).
Das Opel-Konzept rechne sich nur,
wenn der Konzern mittelfristig weiter
Personal abbaue. Dabei hat das Un-
ternehmen seit Mitte 2017 bereits den
Wegfall von 6 800 Stellen besiegelt.

Michael
Lohscheller:
Der Opel-Chef
fährt selbst den
REUTERS Grandland X.

Bestseller


58 803


EXEMPLARE


des Grandland X verkaufte
Opel im ersten Halbjahr 2019 – ein
Plus von fast einem Drittel.

Quelle: Unternehmen


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DONNERSTAG, 29. AUGUST 2019, NR. 166

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