Handelsblatt - 29.08.2019

(Dana P.) #1

Philip Bleckmann New York


B


arack Obama liebt sie – die Burger von
Five Guys. Regelmäßig soll der frühe-
re US-Präsident in seiner Heimat Wa-
shington Kunde der 1986 gegründeten
Fast-Food-Kette sein, die seit 2017
auch in Deutschland Fuß fasst.
Als das amerikanische Ehepaar Jerry und Janie
Murrell das erste Burger-Restaurant in der direkt
neben Washington gelegenen Stadt Arlington grün-
dete, lag der internationale Hype um immer ausge-
fallenere und individuellere Burger-Kreationen
noch in weiter Ferne. Seinen Söhnen gab das Un-
ternehmerpaar einen Rat mit auf den Weg: „Geht
zur Uni – oder eröffnet ein Geschäft.“ Die fünf Söh-
ne entschieden sich für Letzteres und stiegen im el-
terlichen Betrieb mit ein – die „Five Guys“ waren
geboren.
Die Murrell-Brüder Matt, Jim, Chad, Ben und Ty-
ler bilden nach wie vor zusammen mit ihrem Vater
Jerry die Geschäftsführung des Familienunterneh-
mens, das heute Milliardenumsätze generiert. Die
Aufgaben in der Geschäftsführung sind klar ver-
teilt. Während Vater Jerry den Posten des CEO in-
nehat, übernehmen Matt und Jim die Betreuung
der Restaurants und Franchisepartner. Chad küm-
mert sich um die Weiterbildung der Mitarbeiter,
Ben leitet die internationale Expansion, und Tyler
führt die hauseigene Bäckerei.
Mit der Eröffnung der ersten Filiale in der kana-
dischen Provinz Alberta legten die Murrell-Brüder
den Grundstein für die Internationalisierung der
Marke. 2013 dann folgte die Expansion nach

Europa. In London eröffnete das erste Five-Guys-
Restaurant außerhalb Nordamerikas, es folgten die
Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien, Ir-
land, Frankreich, Kuwait und Spanien.
Seit 2017 ist Five Guys auch in Deutschland ver-
treten – und will hier weiterwachsen. Das erste Res-
taurant der Kette eröffnete in Frankfurt, zudem
gibt es mittlerweile jeweils zwei Filialen in Berlin
und München sowie jeweils eine Filiale in Essen
und Oberhausen. Weitere Standorte sollen noch
2019 in Wiesbaden, Heidelberg, Stuttgart, Hanno-
ver und Berlin folgen.
Five Guys betreibt heute mehr als 1 500 Restau-
rants in 19 Ländern der Welt. Das ist zwar im Ver-
gleich zu Branchenriesen wie McDonald’s mit fast
37 000 Filialen oder Burger King mit fast 18 000
Restaurants noch recht überschaubar, doch der
bisherige Aufstieg des US-Familienunternehmens
verspricht auch in Zukunft weiteres Wachstum.
Doch was ist das Geheimnis des Erfolgs von Five
Guys? Das Unternehmen fährt nach einem klaren
und einfachen Konzept. Die Speisekarte bietet auf
den ersten Blick keine kulinarischen Spielereien,
angeboten werden vier verschiedene Burger, vier
Arten von Hot Dogs und vier verschiedene Sandwi-
ches. Dazu zwei Variationen von Pommes frites im
„Five Guys Style“ und ein Milchshake. Kunden
können sich ihre Burger oder Hot Dogs mit ver-
schiedenen, kostenlosen Zutaten und Saucen indi-
viduell verfeinern. Laut Angaben des Unterneh-
mens bieten sich den Kunden hier 250 000 Kombi-
nationsmöglichkeiten.

„Five Guys konzentriert sich seit jeher auf das,
was wir glauben, am besten zu können“, be-
schreibt es Jörg Gilcher, Deutschlandchef von Five
Guys. „Nur so können wir dem Anspruch an uns
selbst gerecht werden, jedem Gast den besten Bur-
ger zuzubereiten, den wir machen können. Unser
enorm hoher Grad an Individualisierung und Fri-
sche kann nur mit einer überschaubaren Speise-
karte gewährleistet werden“, so Gilcher weiter.
Zudem versucht Five Guys den Spagat zwischen
Fast Food und gesundem Essen. Das Unternehmen
verspricht, sämtliche Zutaten für Burger, Hot Dogs
und Co. frisch zuzubereiten, die Pommes frites
werden von Mitarbeitern vor Ort aus Kartoffeln
hergestellt, deren Herkunft der Kunde anhand ta-
gesaktueller Poster im Restaurant nachvollziehen
können soll. „Wenn wir auch nur ein tiefgefrorenes
Produkt in unseren Restaurants verkaufen würden,
wären wir geliefert“, ist der Anspruch von Firmen-
gründer Jerry Murrell. Deutschlandchef Gilcher er-
gänzt: „Bei uns gibt es keine piependen Timer,
Tiefkühler oder Mikrowellen, sondern die Mitarbei-
ter bereiten den Burger in Handarbeit nach den
Wünschen der Gäste und vor deren Augen zu.“
Besonders ist auch, dass Five Guys kein Geld für
kommerzielle Werbung ausgibt. Konkurrent McDo-
nald’s etwa gab im Jahr 2017 allein in Deutschland
fast 175 Millionen Euro für Werbung in verschie-
densten Bereichen aus. „Wir investieren nicht in
Werbung, sondern in unsere Mitarbeiter und Pro-
dukte“, argumentiert Gilcher.
Vielmehr lässt das Unternehmen seine Kunden
für sich werben. Über die sozialen Netzwerke steht
Five Guys mit seinen „Fans“ in Kontakt und hält sie
über Neuigkeiten auf dem Laufenden. Im Gegen-
zug teilen viele Kunden ihre Erlebnisse bei Five
Guys im Netz. „Wir sehen auf Social Channels wie
Instagram, Facebook oder Youtube, dass sehr viele
unserer Fans von ihrem Erlebnis in unseren Stores
berichten“, sagt Gilcher.
Schon bei der Unternehmensgründung im Jahr
1986 war klar: Five Guys sollte anders werden als
die üblichen Burger-Restaurants der damaligen
Zeit. „Jeder kann Geld mit Restaurants machen, so-
lange er ein gutes Produkt, vernünftige Preise und
einen sauberen Laden hat“, fasste es Jerry Murrell
einmal zusammen. Und dabei ist es bis heute ge-
blieben. Die Murrells bleiben ihren Prinzipien treu.
Das zeigte sich bereits kurz nach der Unterneh-
mensgründung, als sich Jerry Murrell ausgerechnet
mit dem US-Verteidigungsministerium anlegte. Das
Pentagon bestellte damals mehrere Burger bei
Murrell und bestand auf einer Auslieferung – doch
Murrell beharrte auf seinem Grundsatz, dass die
Burger nur im Restaurant abgeholt oder dort ver-
zehrt werden können. Auch ein persönlicher Anruf
eines hochrangigen Militärbeamten half nichts. Als
Reaktion auf diese kuriose Geschichte wurde vor
der Filiale ein Banner mit der Aufschrift „Keine Lie-
ferung“ aufgestellt – für Murrell war die Sache da-
mit erledigt.
Es ist wohl diese klare Haltung, die das Unter-
nehmen Five Guys weltweit auf der Erfolgswelle
schwimmen lässt. Die Söhne des Firmengründers
leiten das Management und betonen die Wichtig-
keit des familiären Zusammenhalts. Doch wie lange
kann das Five-Guys-Konzept angesichts der enor-
men Expansionspläne von weiteren 1 500 Restau-
rants in den kommenden Jahren sich noch gegen
die immer neuen Trends und Veränderungen in
der Burger-Branche behaupten?
„Trends kommen und gehen – mal ist es Avoca-
do, dann ein schwarzes Burger-Brötchen. Ein guter
handgemachter Burger mit frisch aus der ganzen
Kartoffel geschnittenen Fries wird jedoch nicht so
schnell aus der Mode kommen“, ist sich Deutsch-
landchef Gilcher sicher.

Jerry Murrell


Mann mit klaren Prinzipien


Der Gründer der amerikanischen Kult-Burger-Kette Five Guys will auch in Deutschland weiter


expandieren. Mindestens fünf neue Standorte sind noch für dieses Jahr geplant.


Jerry Murrell: „Geht
zur Uni – oder eröffnet
ein Geschäft.“

Bloomberg

Wir


investieren


nicht in


Werbung,


sondern in


unsere


Mitarbeiter


und Produkte.


Jörg Gilcher
Deutschlandchef
Five Guys

Familienunternehmen


des Tages


DONNERSTAG, 29. AUGUST 2019, NR. 166


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