Der Standard - 24.08.2019

(lily) #1

DERSTANDARDWOCHENENDE Chronik/Sport SA./SO.,24./25.AUGUST2019| 15


54 von 65 Major-Titeln seit 2003gin genan
RogerFederer,RafaelNadalundNovakDjokovic

2018 und 2019 Finale:Nadal–Thiem

Federer^6

1

7

1

12

1

8

2

5

Nadal

Djokovic

5

3

3

US-Open–Dreikampf in New York


Quelle: APA; Fotos: AFP |

*

Der neueste Lagebericht des Bundeskriminalamtsweisteinenstarken Rückgang illegaler Migration
in Österreich aus.Auchdas Schleppergeschäft istmassiveingebrochen.

Michael Simoner

politik sei jedoch 2018 ein erheb-
licher Zustrom von Migranten aus
Afrika, insbesondere aus Nordaf-
rika, über das westliche Mittel-
meer Richtung Europa zu ver-
zeichnen gewesen. Schlepper-
netzwerke aus Afrika nutzten die
Situation, um Migranten aus Liby-
en und der Sahelzone über Marok-
ko nach Spanien zu schleppen.
Diese generelle Einschätzung
über den Rückgang von Flüchtlin-
gen aus Krisengebieten korres-
pondiert auch mit der Nationen-
Auflistung von aufgegriffenen
Personen.BeiPakistanisgabesein
Minus von 67 Prozent, bei Afgha-
nen waren es um 47 Prozent we-
niger, bei Syrern um 40 Prozent.
Auch Aufgriffe von Menschen aus
Marokko und Nigeria gingen um
rund 40 Prozent zurück. Einen
Anstieg hingegen weist der Be-
richt bei Aufgriffen von illegal im

E


igentlich müsste der „Lage-
bericht Schlepperei“, den
das Bundeskriminalamt je-
des Jahr herausbringt, einen ande-
ren Titel tragen. Denn auch der
jüngste Bericht, der am Freitag für
das Jahr 2018 präsentiert wurde,
behandelt vielmehr Aspekte der
Migration abseits legaler Zuwan-
derung. Nur ein kleiner Teil der
Menschen, die in Österreich ohne
gültige Aufenthaltspapiere aufge-
griffen wurden, sind von Schlep-
pern ins Land gelotst worden.
Der Untertitel des Berichtes lie-
fert die Kernaussage: „Rücklauf
bei illegaler Migration“–teilwei-
se sogar beträchtlich.
Die Gesamtzahl von illegal in
Österreich aufhältigen Personen
ist im Vergleich zu 2017 um 23,
Prozent zurückgegangen, insge-
samt 21.236 wurden im Vorjahr
ohne gültige Papiere aufgegriffen.
In diese Zahl sind auch Personen
eingerechnet, die zwar legal ein-
gereist, deren Aufenthaltstitel
oder Visa aber inzwischen abge-
laufen waren. Im langjährigen
Vergleich ist das jedenfalls der
niedrigste Wert seit 2010. Ausrei-
ßer waren die Jahre 2015 (94.
Aufgriffe) und 2016 (50.848).


Aufgriffe in der Josefstadt


In de rAuflistungder Bezirke, wo
diemeiste nAufgriff estattfanden,
gibt es eine kleineÜberraschung:
Nach denBezirken Innsbruck-
Land,Kufstein,Bruck an der Leitha
und Baden rangiert der ehernoble
WienerKleinbezirk Josefstadtlan-
desweitanfünfter Stelle. Auf
STANDARD-NachfrageimBundes-
kriminalamt wird der hoheWert
von1291AufgriffenimachtenWie-
nerGemeindebezirkmit dem dort
befindlichen Polizeianhaltezen-
trum (PAZ) erklärt.Bei betroffenen
Personen wurde eben erstim PAZ
am Hernalser Gürtel amtlich doku-
mentiert,dass sieüber keine gülti-
gen Papiereverfügten.


Die Gründe für den Rückgang
der illegalen Migration sieht das
Bundeskriminalamt unter ande-
rem im Rückgang der Kriegshand-
lungen in Syrien und am Festhal-
ten der Türkei an dem mit der EU
ausverhandelten Migrationspakt.
Die sinkenden Zahlen des Jahres
2018 dürften aber nicht darüber
hinwegtäuschen, dass ein erhebli-
ches Migrationspotenzial in Af-
ghanistan vorhanden sei. Solange
die USA mit ihren verbündeten
StaateninAfghanistanmilitärisch
wirksam sind, werde sich an die-
ser Situation kaum etwas ändern,
heißt es im Lagebericht.

Italien und Spanien
Aufgrund der restriktiven Poli-
tik in Italien sei auch der Migra-
tionsfluss aus Libyen Richtung
Europa stark rückläufig. Ange-
sichts der spanischen Migrations-

Land befindlichen Polen, Rumä-
nen, Albanern, Serben, Mazedo-
niern und Iranern aus.

Bis zu zehn Jahre Haft
Die meisten ertappten Schlep-
per, underst hier wird der Bericht
auch strafrechtlich relevant,ka-
men aus Österreich. Neben 29
heimischen Verdächtigen wur-
den 16Staatsangehörigeaus dem
Irak, 15 aus Pakistan, 13 aus Ita-
lien und 13 aus Syrien als mut-
maßliche Schlepper verhaftet –
insgesamt warenes223, um eine
Personmehrals 2017. Schleppern
drohen, wenn sie das Leben von
Menschen gefährden, was bei
Transporten in überfüllten Lkws
immerderFallist,biszuzehnJah-
re Haft.
Personen,die Schlepperdiens-
te in Anspruch nehmen,begehen
laut dem Schlepperei-Paragrafen

im Fremdenpolizeigesetzkeine
Straftat. Dafür wurden aberin
jüngerer Vergangenheit immer
wieder Menschen,die papierlose
Migrantenetwa im Auto mitge-
nommen oder ihnen vorüberge-
hend eine Unterkunft gaben,
unter Schlepperverdacht ge-
stellt. Menschenrechtsorganisa-
tionen kritisierendiese umstrit-
tene Auslegung des Schlepperei-
paragrafen114.
DerLagebericht desBundeskri-
minalamteslässt daraufschlie-
ßen, dass das Geschäft der
Schlepper mitder Destination
Österreich eingebrochenist.Die
Zahl vonaufgegriffenen Perso-
nen, die „geschleppt“, also ins
Land geschmuggelt wurden, ist
im Vorjahr um fast 70 Prozent zu-
rückgegangen.2843 Menschen
gabenan, Schlepperbezahltzu
haben. 2017 waren es nochknapp
9000gewesen.Befragungen hät-
tenergeben, dass sich Österreich
nicht mehr unter den Top-Fünf-
Zielländern für Schlepper befin-
de, bestätigtGerald Tatzgern, der
Leiter der Zentralstelle zur Be-
kämpfung der Schlepperkrimina-
litätund des Menschenhandels
im Bundeskriminalamt.
Für Österreich waren2018 drei
Schleppungsrouten vonRele-
vanz: Die östlicheMittelmeerrou-
te beziehungsweise westliche
Balkanroute führt vonPakistan
und Afghanistandurch denIran
indieTürkeiundweiterüberBul-
garienoderGriechenland Rich-
tungWest-, Zentral-und Nord-
europa.Die zweite,die westliche
Mittelmeerroute, hat ihren Aus-
gangspunkt in Marokko, wobei
die Flüchtlinge hierversuchen,
über den Seeweg nachSpanien
zu gelangen. Die dritteRoute, die
zentrale Mittelmeerroute, hat
ihren Ursprung in denStaaten
Nordafrikas, insbesondereLiby-
en,und führt ebenfalls über den
Seeweg.

Österreich nichtmehr Top-Ziel der Schlepper


Beim Grenzübertritt oder Aufenthalt in Österreich


2013





2014





2015

Italien


Ungarn


Schweiz
365

Slowenien


Tschechien


363
Deutschland

Slowakei
481





2016





2017





2018

Aufgriffe
an der
Grenze
2018

















618


Weniger Aufgriffe illegaler Migranten


Quellen: APA, BMI |

TennistrioInfernal


DerTitel bei den amMontag anhebendenUSOpen istzugut 80 Prozent an einen Spieler aus den besten drei der Ranglistevergeben


V


ier der fünf vergangenen
Grand-Slam-Turniere hat er
gewonnen, und auch für die
am Montag beginnenden US Open
ist Novak Djokovic der Favorit.
Der Wimbledon-Sieger, der sein
Major-Titel-Konto zuletzt mit
einem dramatischen Finalsieg
über Roger Federer bereits auf 16
aufgestockt hat, wird auch in Flu-
shing Meadows das Maß aller Din-
ge sein.
Der topgesetzte Serbe und der
als Nummer drei gereihte Schwei-
zerkönntenimHalbfinalederobe-
ren Tableau-Hälfte neuerlich auf-
einandertreffen. Geht alles nach
Setzung, dann würde das zweite
Halbfinale Dominic Thiem, die
Nummer vier, gegen Rafael Nadal,
die Nummer zwei, lauten. Doch
ehe es zu einer Neuauflage des
Vorjahrsviertelfinales zwischen
dem Niederösterreicher und dem
18-fachen Major-Champion aus
Spanien kommt, muss Thiem sein
Fitnesslevel nach überstandener
Verkühlung noch ordentlich stei-
gern.
Zumindest könnte Thiem dank
seiner hohen Setzung diesmal erst
eine Runde später auf einen der
großen drei treffen. Doch mit der-
artigen Spekulationen will sich
auch er selbst nicht beschäftigen.
„Nach meinermühsamenViruser-
krankung kann man keine Wun-
derdinge erwarten, auch ich selbst
setze mir keine Ziele wie ein Vier-


tel- oder Semifinale. Ich kann in
so einer Phase nur von Runde zu
Runde schauen, alles andere wäre
vermessen.“
Im Italiener Thomas Fabbiano,
die Nummer 87 im ATP-Ranking,
sieht auch Thiems Manager Her-
wig Straka „ein machbares Los“
für den Auftakt. Thiem jedenfalls

will nun bis zu Beginn sein Trai-
ningsprogramm „auf ein Mini-
mum reduzieren, um ab Montag
körperlich bereit zu sein“.
Die Phalanx der „großen drei“
zu durchbrechen wird aktuell am
ehesten noch dem Russen Daniil
Medwedew zugetraut. Mit nun
drei Finale en suite–Washington,

Montreal und dann der Titelge-
winn in Cincinnati–hat sich der
23-jährige Moskauer nicht nur
unter die besten fünf geschoben.
Er gilt auch als heißeste Aktie“,
den aktuellen Major-Lauf von Djo-
kovic, Nadal und Federer zu been-
den. Immerhin hat dieses Trio die
vergangenen elf Majors gewonnen
und könnte bei den US Open das
dritte Major-Jahr en suite unter
sich ausmachen. 54 von den 65
Major-Events seit Wimbledon
2003, das Federer gewann, haben
sie für sich entschieden.

Mewedews Plan
DerRusse,derübrigensauchim
Oktober beim Erste Bank Open in
Wien aufschlagen wird, hatte vor
drei Wochen einen Vorstoß nicht
für möglich gehalten. „Damals
habe ich erst die Top Ten erreicht.
Jetzt bin ich Top Five, das ist groß-
artig.“ Mit seinem Team wollte er
aneinemPlanarbeiten,wieersich
für die US Open am besten erho-
len kann. „Aber es gibt keine
Gründe, warum ich nicht bereit
sein sollte.“ Neben dem zuletzt
kranken Thiem stellte der Moskau
auch den die ganze Saison über
recht schwachen Deutschen Ale-
xander Zverev (Nr. 6), den Japaner
Kei Nishikori (7) und den griechi-
schen Jungstar Stefanos Tsitsipas
(8) in den Schatten.
Bei den Damen ist das Feld
der Titelanwärterinnen gewohnt

groß. Naomi Osaka, die Sensa-
tionssiegerin des Vorjahrs, war
zuletzt am Knie blessiert. Bei der
Auslosungszeremonie sagte die
erste japanische Major-Siegerin,
dass es ihr immer besser gehe. Ihr
Erstrunden-Auftritt gegen die
Russin Anna Blinkowa wird weit
geringeres Aufsehen erregen als
der von Serena Williams, die im
Vorjahr Osaka im Finale unterlag.
Auf der Jagd nach dem 24.
Grand-Slam-Titel hat der US-Star
in einem echten Auftaktkracher
die Russin Maria Scharapowa zur
Gegnerin. Mehr als Wimbledon-
Siegerin Simona Halep und
French-Open-Championesse Ash-
leigh Barty gilt das Interesse des
Publikums dem 15-jährigen US-
Talent Cori Gauff, die eine Wild-
card erhielt. (APA, red)

Daniil Medwedew strebt
sein viertes Finale en suite an.
Foto: AP/Paul Chiasson
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