Der Standard - 24.08.2019

(lily) #1

26 |SA./SO.,24./25.AUGUST2019DAutomobil ERSTANDARDWOCHENENDE


ÖKO-WERTUNG
Normverbrauchnach NEFZ (Stadt/Land/gesamt):
15,2/8,9/11,3l/100 km; CO 2 :257 g/km; Euro 6d-temp
Kommentar:Zwischen 11 und 30l/100 km lag der
Verbrauch im Test, je nachdem, wie stark der AMG
gefordert wurde. Schnitt waren 15,1l/100 km

Preis:ab 208.280€(Testwagen: 245.686 €)
Antrieb:V8-Zylinder-Biturbo-Benziner, 3982 cm³,
470 kW (639 PS), max. Drehmoment 900 Nm (bei
2500 –4500/min), 9-Gang-Wandlerautomatik,
Allradantrieb
Fahrleistungen:
0–100 km/h in 3,2 sec, Spitze 315 km/h
Dimensionen:L/B/H: 505/187/145 cm;
Radstand: 295 cm; Kofferraum: 461 l;
Leergewicht: 2120 kg
TT+Ein sensationelles Auto, ganz egal,
ob man den Komfort oder die Sportlichkeit liebt
TT–Finanziell sollte man auf sicheren Beinen stehen
und einen E-Smart als Zweitauto haben
Konkurrenz:12 Smart EQ fortwo oder 10 EQ forfour

TEST


Mercedes-AMG GT 63SViertürer

Das viertürigeCoupé desMercedes-AMGGTistdas dritte in Eigenregie entwickelteFahrzeug
derMercedes-Sportschmiede AMG.EskombiniertLuxus mit bedingungsloser Sportlichkeit.

Guido Gluschitsch

Daten korreliert. Dabei hat schon
der GT R, das sportlichere zwei-
türige Pendant, 350 Liter Platz für
Gepäck. Noch einmal erstaunli-
cher ist, dass der noble Viertürer
dem GTRvon 0auf 100 km/h so-
gar noch 0,3 Sekunden abnimmt.
Dieser GT 63Skann also locker
beides, Renn- und Langstrecke.
Doch, wirklich. AMG hat sich bei
seinem dritten in Eigenregie ent-
wickelten Fahrzeug nicht nur der

A


nfang des Jahres haben wir
an dieser Stelle den Smart
EQ fortwo vorgestellt. Platz
für zwei Personen, rein elektrisch
angetrieben, und um 20.000 Euro
hatmanauchschoneineHandvoll
Extras im Auto. Wenn Sie solch
ein Fahrzeug begeistert und Sie
sich nur allzu leicht aufregen,
sollten Sie jetzt weiterblättern.
Vielleicht nicht gerade in die In-
nenpolitik–aber im ALBUM sind
Sie dann sicher besser bedient als
in den folgenden Zeilen, denn wir
wandern ans andere Ende des Pro-
duktkataloges von Mercedes-Benz
und landen bei der hauseigenen
Sportschmiede AMG.
Ticken Sie anders, bekamenSie
vermutlich schon beim Anblick
des Fotos feuchte Augen. Rasen
wir kurz durchs schnödeZahlen-
material und den Technikkatalog:
639 PS. 900 Nm Drehmoment.Ein
Acht-Zylinder-Benziner, dessen
Brennkammern imVangeordnet
sind. Wir redendavon vierLitern
Hubraum und einer Bi-Turbo-
Aufladung, bei der die beiden La-
der nichtaußen, sondern zwi-
schen den Zylinderbänken ange-
ordnet sind, damit sie noch spon-
taner ansprechen können. 6-Kol-
ben Hochleistungsbremsen vor-


ne. Hinterachslenkung. Luftfahr-
werk.Und die9-Gang-Automatik
heißt nicht nur Speedshift,weil
das toll klingt,sondern weil das
Getriebe im Racemodus die Gän-
ge reinknallt,dass in der Umge-
bung alle Seismografen anschla-
gen. Dann sind da noch das elekt-
ronisch geregelte Hinterachs-
sperrdifferenzial zu erwähnen,
die aktive Aerodynamik und der
voll variable Allradantrieb. So,
jetzt können Sie sich die Tränen
von den Wangen wischenund
durchschnaufen.

Vier Türen und Coupéform
Sich ob des opulenten Datenma-
terials nun in einem Supersport-
wagen zu verorten,täte diesem
Auto unrecht. Wir befinden uns
nämlich nicht im vielleicht schon
bekannten Mercedes-AMG GT 63
S, sondern in dessen großem Bru-
der, dem viertürigen Coupé. Das
heißt, in der Serienausstattunghat
manhinten zwei Einzelsitze, in
denen auch Erwachsene komforta-
bel Platz finden–zumindest wenn
sich der Fahrer an der Längs- statt
Querdynamik ergötzt.
Erstaunlich ist das Kofferraum-
volumen von 461 Litern, das ja an
sich so gar nicht mit den anderen

Performance im Volllastbereich
gewidmet, sondern sich auch der
entspannten Fahrt auf der Auto-
bahn angenommen. Dank diverser
Fahrmodi wechselt man mit
einem Knopfdruck zwischen
Renn- und Familienwagen.
Im Komfortmodus erinnert die
Reise fast an eine in der S-Klasse.
Der GT segelt, entkoppelt also im
Schiebebetrieb den Antriebs-
strang. Und er schaltet im Teillast-

bereich bis zu einer Drehzahl von
3250 Umdrehungen die Zylinder
zwei, drei, fünf und acht ab. So
kommt man mit elf Litern aus,
wenn man normal fährt.
Diese Spreizung,sogekonntauf
vierRäder gestellt, kostet natür-
lich. Im Fall des Testwagens waren
es fast250.000 Euro. Davon sind
51.597 Euro der Normverbrauchs-
abgabegeschuldet,32.348Euroder
Mehrwertsteuer.

DerStern vomanderenEnde


Fast 640 PS zeugen von Sportlichkeit, vier Türen vom Anspruch auf Alltagstauglichkeit. Eindeutig auf der sportlichen Seite ist der Preis.

Foto: Wolf-Dieter Grabner

Im AMG GT finden wir eine feine Kombination ausLuxus und Sport-
lichkeit, etwa große Displays und Ledersitze mit gutem Seitenhalt.

Foto: Wolf-Dieter Grabner

NurKöniginnendürfen jemanden so langewarten lassen


Die brandneueYa mahaTénéré700 istfür Schotter undWüstegebaut,weiß aber auch auf Asphalt zu überzeugen


Gianluca Wallisch

G


anz schön lange mussten
dieAficionadoswarten.Die
Yamaha-Ingenieure in Iwa-
ta ließen sich aber Zeit: Die neue
Ténéré, die Wüstenkönigin, sollte
etwas ganz Besonderes werden.
Etwas, was die Mitbewerber in
Mattighofen und anderswo in De-
pressionen stürzen würde.
Vor zwei Jahren wurde dann auf
der Mailänder Motorradmesse
EICMA ein Prototyp der Ténéré
700 auf die Bühne geschoben. Lan-
ge Beine, 21er- und 18er-Bereifung
und ein scharfes G’schau: sechs-
fach LED-Scheinwerfer hinter der
steilen Rallye-Windschutzschei-
be. Aaah!Oooh!Und was kam da-
nach? Warten, bangen, spekulie-
ren. Dann endlich online kaufen

(ab September um 10.499 Euro
auch „normal“ beim Händler).
Yamaha war mutig genug, um
die Designstudie von 2017 zum
GutteilindieSerienproduktionzu
übertragen. Die Neue macht klar,
dass sie mehr als nur ein Wört-
chen mitreden will, wenn es um
Abenteuerreisen geht.
Herzstückist jener Reihenzwei-
zylinder,der bereits eine Klein-
familie antreibt: seit 2014 die na-
ckerteMT-07 ,2016danndieReise-
maschine Tracer 700 und die ret-
romäßige XSR 700. Für die Ténéré
wurdeeigentlichnur das Mapping
adaptiert, um dem Einsatzbereich
entsprechend mehr Schmalz(73,5
PS/68Nm)vonuntenheraus zuha-
ben.Elektronik?Nursovielwienö-
tig, es könnte ja im Geländeetwas
kaputtgehen.

Das Fahrwerk (210 mm vorne,
200 mm hinten) ist souverän auf
der Straße, aber eigentlich prädes-
tiniert für alles andere abseits da-
von. Die Reifen, Pirelli Scorpion
Rallye, geben allerdings auch auf
Asphalt nie das Gefühl, einen
Traktor zu bewegen. Das führt
dazu, dass so mancher Straßen-
sportler groß schaut, wenn die Té-
néré im Rückspiegel auftaucht.
Sitzposition, Windschutz und
Datenblatt verraten: Da sollen Ki-
lometer gemacht werden. Und
wenn man auf Schotter abbiegt,
genügt ein Knopfdruck, und das
ABS ist ausgeschaltet–eine echte
Hilfe bergab und in engen Kehren.
Hat sich das Warten gelohnt?
Und ob. Sieht ganz so aus, als ob
die 40-jährige Ténéré-Geschichte
eine würdige Fortsetzung findet.

Die Yamaha Ténéré 700 wurde für die Wüste erschaffen, macht aber
auch am Großglockner und auf der Tangente sehr gute Figur.

Foto: Werk
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