Der Standard - 24.08.2019

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Der Klimawandel istkeinProblem, das auf seine „Lösung“wartet, sondern ein ökologisches,
kulturelles und politisches Phänomen.

HelmutKramer

wie viele andere auch. Ein solcher
würde wie üblich technokratisch
gelöst: Fachkommissionen wer-
den eingesetzt, Aufträge an Exper-
ten und Konsulenten erteilt, be-
gleitet von den zeitgemäßen PR-
Worthülsen „Vorreiter“, wahlwei-
se auch „frontrunner“, „wissen-
schaftlich“, „nachhaltig“ sowieso,
und ein paar Millionen werden
zusammengekratzt, wobei noch
offen ist, wer zahlt.
Tatsächlich ist die Klimaverän-
derung aber nicht „ein Problem,
das auf eine ‚Lösung‘ wartet. Sie
ist ein ökologisches, kulturelles
und politisches Phänomen, das
die Weise ändert, wie wir über uns
selbst, über unsere Gesellschaft
und über den Platz der Mensch-
heit auf der Erde denken“ (Mike
Hulme, 2009). Ein neues Weltbild
entsteht.
AuchdiesesneueWeltbild–der
Mensch als Verursacher des Kli-
mawandels –beschränkt sich
nicht auf den Beweis komplexer
ökologischer Zusammenhänge.
Die Reaktionen der Menschheit
darauf werden die Zukunft wahr-
scheinlich entscheidender gestal-
ten als die Warnungen des Klima-
panels. Unvermeidlich schließt
das neue Weltbild soziale, ökono-
mische, psychologische, nicht zu-
letzt ethische Zusammenhänge
ein. Umbrüche in Inhalten und
Methoden von Bildung und Wis-
senschaft dürfen nicht von „alt-
hergebracht“ gebremst werden.
Der Herausforderung durch den
Klimawandel kann auch nicht
ohne Weiteres Nachrang hinter
fiskalischen Zielvorstellungen
(„keine neuen Steuern“) einge-
räumt werden. Aber sie steht
selbstverständlich in engem Zu-
sammenhang mit der unhaltbar
gewordenen Grundstruktur unse-
res Steuersystems, mit Fairness
der Einkommens- und Vermö-
gensverteilung und mit den auf
uns zukommenden Lasten der Ge-
nerationenpolitik.
Zweitens:Vielleicht bin ich ein
wenig überempfindlich geworden
gegen die Suggestion nationaler
Ambitionen in Schicksalsfragen.
Klimapolitik geht über nationale
Dimensionen weit hinaus. Sie ist
ein Menschheitsproblem. In der
Wissenschaft ist Zusammenarbeit
übernationaleGrenzenhinwegei-
nigermaßen gut entwickelt. Und
„Europa“ spielt beim globalen In-
teressenausgleich in Klimafragen
eine historische Rolle als ur-
sprünglicher Verursacher und als
intellektuelles Potenzial. Bisher
hat sich Österreich im Kreis der
EU-Partner trotz anspruchsvoller
Wortwahlnichtbesondershervor-
getan. Seine Interpretation der in
Paris übernommenen strategi-
schen Verpflichtungen landete
ziemlich unauffällig im hinteren

T


he greatest country in the
world“. „God’s own coun-
try“. „America First“. Was
andere Staatenlenker mit mehr
oder weniger Erfolg dem Wahl-
volk einreden, könnte vielleicht
auch Österreich beeindrucken.
„Österreich wird zur Nation Num-
mer eins ... in Wasserstofftechno-
logie.“ Immerhin. „Austria First“
kündigt Sebastian Kurz den
Landsleuten an, die sich bisher
mit Medaillen im Riesenslalom
und mit dem Jahresbeginn im
Neujahrskonzert zufriedengeben
mussten. Manchen, die Wasser-
stoff bisher mit schrecklichen
Bomben in Verbindung brachten,
könnte vielleicht ein bisschen
mulmig werden.
Die noch unverbindliche Fest-


legung mag durch Überlegungen
des Klima- und Umweltfonds aus-
gelöst worden sein. Sie könnte
auch durch strategische Perspek-
tiven zwei großer Energieunter-
nehmen mit Staatsbeteiligung
Substanz bekommen –falls sie
nicht eher der Ablenkung von den
tatsächlich verfolgten Unter-
nehmensstrategien dient. Nation
Nummer eins zu werden würde
zumindest einmal voraussetzen,
den Forschungsstand der Fraun-
hofer-Gesellschaft und von Jülich
zu überholen.
Viel mehr als die vollmundige
Ankündigung irritiert jedoch, was
nicht angekündigt wurde.
Erstens: Der Klimawandel
scheint als politischer Tagesord-
nungspunktaufgefasstzuwerden,

Mittelfeld des (übrigens ziemlich
fragwürdigen) Rankings durch
ECF (Mai 2009).
Drittens:Zur gleichen Zeit, da
die enorm komplexen Herausfor-
derungen der Klimaveränderung
immer drohender werden, ist die
Menschheit mit einer epochalen
technologischen Zeitenwende
konfrontiert. Beide lösen Alarm,
Verunsicherung und apokalypti-
sche Ängste einerseits, fantasti-
sche Heilserwartungen anderer-
seits aus. Unter den Internetgigan-
ten breitet sich die Überzeugung
von der technologischen Mach-
barkeit und der Lösung bisher un-
lösbarer Probleme aus. Diese ver-
engte Denkweise mit Epizentrum
im Silicon Valley ironisiert E. Mo-
rozov als „Solutionismus“: „To
solve every problem, click this
button. Given enough apps and
data, you may fix even problems
that don’t exist.“ (E. Morozov: „To
solve everything“, 2013).
Die Wissenschaft von der Öko-
nomie, deren uralte Erbsünden
nicht wenig zu der heutigen
Orientierungslosigkeit beigetra-
gen haben, näherte sich der epo-
chalen Erfahrung des fort-
schreitenden Umweltverbrauchs
zunächst mit unangebrachtem
Selbstvertrauen: Ökonomisch ra-
tional wäre, gerade so viel in den
Erhalt der Umwelt zu investieren,
dass der heutige Aufwand die ver-
miedenen Schäden auf längere
Sicht nicht übertrifft. Selbst hoch-
gezüchtete ökonometrische Kli-
mamodelle haben nur leider den
Nachteil, dass das Ausmaß der
Schäden nicht messbar und nur
subjektiv schätzbar ist, schon gar
nicht zu heutigen Tageswerten.
Uralte Maschinenängste wer-
den zudem wieder akut: Wie da-
mit fertigwerden, wenn dir ein
Roboter deinen Job wegnimmt?
Publizistisch und politisch ist es
höchst erfolgreich, Studien zu
veröffentlichen, die fast die Hälf-
te der heutigen Arbeitsplätze bis
2030 durch Eindringen von Cy-
ber-Technologies gefährdet sehen

(C. B. Frey, M. A. Osborn 2013. E.
Brynjolfsson, A. McAfee 2014),
unterstützt von der immer weiter
gesteckten Reichweite künstli-
cher Intelligenz. Eine „tiefe Trans-
formation“ komme in Gang: Er-
gänzung und Ersatz menschlicher
Aktivität, künstliche Intelligenz,
lernende Maschinen, Gewinnbar-
keit von (näherungsweisen) Lö-
sungen durch Verarbeitung unge-
heurer Datenmengen, Einfluss auf
Lebensauffassungen, auf Rang
und Fairness in der Gesellschaft
und auf die Machtverhältnisse
nicht nur in nationalen Demokra-
tien, sondern weltweit. Die Auf-
fassungen von Lebenszielen, von
Aufgaben, von Werten und Rang
in Gesellschaft und Demokratie
würdensichtiefgreifendverschie-
ben. Die Grenzen zur Transhuma-
nität scheinen zu verschwimmen.

D


ie Welt steht vor großen
Problemen, sagt ein altes
Sprichwort, aber die Uni-
versitäten haben Departments.
Das Zusammenwirken von neuen
Technologien und ökologischen
Bedrohungen ist weder von der
Ökologie noch von der herkömm-
lichen Makroökonomie ausrei-
chend zu analysieren.
Immerhin gibt es vielverspre-
chende Ansätze. Mittlerweile
kommen Psychologie und Verhal-
tensforschung, Soziologie und
Politikwissenschaft, Systemana-
lyseundKommunikationswissen-
schaftdenschonsehrsterilgewor-
denen und von überholten Dog-
men belasteten ökonomischen
Standardmodellen zu Hilfe. Un-
dogmatisches Denken hat sich im
Rahmen von New Economics
Bahn gebrochen. Dabei wird zu-
nehmend klar, dass das Zusam-
menspiel menschlicher Werte mit
Technik und seine oft undurch-
schaubaren Mechanismen nicht
einzelnen Stakeholdern überlas-
sen bleiben dürfen. Ein sehr aktu-
elles Beispiel ist die Verwendung
großer Mengen individueller
Daten durch einen Algorithmus,
der grundlegende Rechte auf Pri-
vatheit, Sicherheit und wirt-
schaftliche Möglichkeiten be-
droht. Zu entscheiden, ob damit
etablierte Menschenrechte an
einen scheinbar wissenschaftlich
objektiven Algorithmus übertra-
gen werden, liegt hart an der oft
ungenügend markierten Grenzli-
nie zwischen einem auf Huma-
nität oder einem auf technologi-
scher Perfektion gebauten Gesell-
schaftssystem.
Dazu zwei Literaturtipps (beide
mit einem gewissen Österreich-
Bezug): Sarah Spiekermann „Digi-
tale Ethik“ (WU Wien, 2019) und
Sandra Wachter, Brent Mittelstadt
„A right to reasonable inferences“
(Oxford 2018).

Foto: iStock

HELMUT KRAMER
ist Wirtschaftswissenschafter,
Autor, leitete 1981bis 2005
das Wifo undwar dann Rektor
der Donau-Uni Krems.
Foto: Heribert Corn

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L6|AUGUST2 019

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