Süddeutsche Zeitung - 24.08.2019

(National Geographic (Little) Kids) #1
Wenn die Kreativabteilungen zweier
großerMarken miteinander flirten, ist
schon mal eines garantiert: Aufmerk-
samkeit. So wie jetzt bei der Zusammen-
arbeit vonLevi’s und Nike. Herausge-
kommen ist dabei die Sneaker-Kollekti-
on „Nike by Levi’s“, die Nike-Klassiker
wie den Air Force 1 Low oder den Air
Force 1 High mit Designelementen der
Jeansmarke anreichert. Die Käufer kön-
nen ihre Schuhe individuell verändern
und mit Lasergravuren versehen – Kun-
denbindung durch Personalisierung.
Klar, dass beide Firmen mit den Snea-
kers im Denim-Stil auch eine Hommage
an die gerade so populären Achtzigerjah-
re im Sinn haben. Nur ein kleines Platz-
problem bleibt: Auf den Schuh müssen
schließlich gleich zwei Logos appliziert
werden.

Wirklich erfreuliche Nachrichten hat
das UnternehmenFacebookimmer
seltener zu vermelden: zu viele Skanda-
le und zu wenige junge Nutzer, die sich
heute eher in die Bilderwelt von Insta-
gram vertiefen. In Großbritannien unter-
nimmt das Unternehmen nun aber ei-
nen sehr analogen Versuch, mit seiner
Kundschaft in Kontakt zu kommen und
verlorenes Vertrauen wieder herzustel-
len: In fünf britischen Städten können
Besucher einige Tage lang in kurzfristig
eingerichteten Facebook-Cafés nicht
nur von Mitarbeitern ihre Datenschutz-
einstellungen überprüfen lassen, son-
dern bekommen in der Wartezeit auch
noch einen Kaffee oder einen Pfeffer-
minztee spendiert. Klingt nett, aber die
Fotos vom Facebook-Café landen dann
vermutlich doch wieder bei Instagram –
macht aber nix, die Plattform gehört
bekanntlich auch zu Facebook.

Das britische
Start-upVollebak
hat sich ganz der
Erforschung und
Herstellung von
innovativen und
experimentellen
Kleidungsstücken
verschrieben –
ein T-Shirt aus Carbon, eine Hose die
hundert Jahre halten soll oder eine
Windjacke, die sich im Sonnenlicht auf-
lädt und dann die ganze Nacht fluores-
zierend grün leuchtet – alles im Sorti-
ment der Firma, die von zwei Brüder
aus der Extremsportszene gegründet
wurde. Das neueste Projekt ist ein
T-Shirt, das aus Holzfasern und Algen
hergestellt ist und deshalb am Ende
seines Produktlebens innerhalb von
zwölf Wochen vollständig kompostier-
bar ist. Für das Gewebe wurde Eukalyp-
tus und Buchenholz zerfasert und zu
einem leichten Stoff verarbeitet. Eine
Tinte, hergestellt aus getrockneten Al-
gen sorgte für das grüne Muster. Auf der
Homepage ist ein Film über die Zerset-
zung des Shirts zu sehen, die wirklich
eindrucksvoll schnell vonstattengeht.
Sollte man jedenfalls nicht auf dem
Balkon vergessen, das Ding. Interessier-
te Kunden können sich auf voll-
ebak.com in eine Warteliste für das
Produkt eintragen lassen.

Es passiert nicht allzu
oft, dass das italieni-
sche Traditionspar-
fümhausAcqua di
Parmaeinen neuen
Duft in sein Sortiment
aufnimmt. Seit über
hundert Jahren gilt
die Marke als Spezia-
list für ein ganz be-
stimmtes Portfolio an
Sehnsuchtsdüften,
die immer eng mit der Sonne und den
Gärten des Mittelmeers verknüpft sind.
Dieses Gebiet soll auch mit der neuen
Linie namens „Signature of the Sun“
weiter ausgelotet werden – dabei finden
sich komplett neue Duftfkreationen und
zwar in ungewöhnlich schwarz etikettier-
ten Flakons: Etwa „Sakura“ mit den
Kopfnoten Bergamotte und gelber Man-
darine und Herznoten von Sakura-Blüte
und Arabischem Jasmin – ein spätsom-
merliches Bouquet. Eine weitere Neu-
heit ist „Osmanthus“ – ein sonniger
Duft mit leicht asiatischen Einschlag
und Anklängen von Neroliöl und Pfingst-
rose. Für alle, die an chronischem Fern-
weh leiden, vielleicht einen Versuch
wert.

Algorithmen sind im Netz längst allge-
genwärtig – sie sortieren Suchergebnis-
se, empfehlen bestimmte Produkte,
oder entscheiden wie etwa bei Netflix
über Inhalte und Präsentation von
Filmen und Serien. Ein „Netflix für
Weine“ betreiben zwei junge Berliner
seit einiger Zeit unter dem Namen
8greenbottles.deStatt der Produktaus-
wahl eines herkömmlichen Weinshops,
stellt die Plattform auf Basis von indivi-
duellen Bewertungen persönliche Lieb-
lingsweine zusammen. Also: „Wenn
Ihnen dieser Wein geschmeckt hat,
schmecken Ihnen wahrscheinlich auch
diese.“ Das Sortiment umfasst dabei
vorrangig kleine Weingüter, auf die der
Gelegenheitstrinker wohl nicht so ein-
fach stoßen würde. Prost, Algorithmus!

christian mayer, katharina
riehl, max scharnigg

von nina von hardenberg

M


anche Kunden reagieren
pampig, wenn sie merken,
dass es in seinem Laden
nur noch Ausstellungsstü-
cke gibt, aber keinen, wirk-
lich keinen einzigen Schulranzen, den sie
kaufen können. Oder wenn sie die Liefer-
zeiten der Berliner Ranzenmanufaktur er-
fahren, die so lang sind, dass schon seit Ju-
ni keine neue Bestellung mehr rechtzeitig
zur Einschulung ankommt, nicht mal für
die Spätstarter in Bayern oder Baden-
Württemberg. Einzelne Kunden hätten
ihm einen Aufpreis geboten, sagt Arp Din-
kelaker, für eine Nachtschicht an der Näh-
maschine. „Aber das machen wir nicht,
nie.“ Die Ranzenmanufaktur „Kundschaf-
ter“ ist einfach an der Grenze ihrer Kapazi-
tät. „Die Menschen sind gewohnt, dass sie
alles kriegen, was sie haben wollen“, sagt
Dinkelaker. Den Kundschafter-Schulran-
zen aber kriegen sie derzeit nicht, weil es
nur so viele Exemplare gibt, wie Arp Dinke-
laker und seine Frau Ilka Koss nähen kön-
nen – mit leuchtend orangenem Faden auf
tiefblauem, grünem, rotem oder lila
Grund. So schlicht, so schön.

1 000 Stück haben sie dieses Jahr ge-
schafft. Bedeutet: 1 000 Alternativen zu
den mit Einhörnern, Feen und Fußbällen
verzierten Ranzenmonstern, die sonst in
den Kaufhäusern die Augen der Eltern stra-
pazieren. Dagegen sind sie angetreten, als
sie vor mehr als zehn Jahren den ersten
Ranzen entwarf. Ilka Koss suchte nach ei-
ner Schultasche für ihren Sohn. Sie fand
keine schöne, und so erfanden die zwei ge-
lernten Architekten eine eigene in grün
und orange, den damaligen Trikotfarben
von Werder Bremen, dem Lieblingsver-
eins ihres Sohnes. Und nebenher erfanden
sie für sich ein neues Geschäftsmodell.
Mit altmodischen silbernen Schnallen
und dem orangenen Leuchtstreifen erin-
nert der Kundschafter-Ranzen Eltern an ei-
ne Zeit, als sie selbst noch jung waren. 1975
brachte Scout die ersten Kunststoffmodel-
le aus reflektierendem Material auf den
Markt, auch die schon knallig, aber einfar-
big. Anders als seine geistigen Vorfahren
kommt der Kundschafter ohne Hartplas-
tik aus, wiegt so gerade mal 770 Gramm.
Das Design hat einen Nerv getroffen, die
Nachfrage wächst; und als am ersten Schul-
tag in Berlin Fotos vom stylishen Ranzen
bei Instagram auftauchten, hyperventilier-
ten reihenweise neidische Mütter: Wo be-
kommt man den? Am besten heute?
Warum er die Produktion nicht ausla-
gert und mehr Ranzen herstellt, will man
wissen. „Kein Bock“, sagt Dinkelaker. Und
schiebt diplomatischer nach, dass der Ran-
zen dann nicht mehr der gleiche wäre. Jah-
relang habe er als Manager in einer Digital-
agentur gearbeitet. Er wollte raus aus den
großen Strukturen. 189 Euro kostet so ein
Kundschafter – viel Geld für eine Schulta-
sche, die in der Regel vier, maximal sechs
Jahre getragen wird – und doch steckt dar-
in nur wenig Marge, wenn Dinkelaker oder
seine Frau sechs bis acht Stunden daran
nähen. Sie versuchen, die Kosten niedrig
zu halten. Ihre Ladenwerkstadt in Prenz-
lauer Berg misst nur 44 Quadratmeter, der
Verkaufstresen dient gleichzeitig als Tisch
und Stofflager. Im Hintergrund stehen
zwei Industrienähmaschinen. „Wir wollen
frei sein, auch wenn das heißt, dass wir wie-
der studentischer leben“, sagt Dinkelaker.
Ein Ranzen, ein Lebenskonzept.
Auch wenn er wie der Revoluzzer unter
den Ranzen daherkommt, bedient der

Kundschafter damit genau den allgemei-
nen Trend, dass eine Schultasche heute
mehr sein muss als nur ein Transportmit-
tel für Hefte und Stifte. Wenn das Kind
zum ersten Mal Richtung Schule auf-
bricht, mit einem Ranzen auf dem Rücken,
der noch viel zu groß ist und so schwer wie
das ganze folgende Leben, das es bald
auch alleine schultern muss, ist das für El-
tern ein sehr emotionaler Moment. Sie kön-
nen dem Kind diese Last nicht abnehmen,
aber es soll doch gut gerüstet sein. Es ist
ein Moment, in dem Eltern also durchaus
Geld ausgeben. Schon 2013 kostete Eltern
die Einschulung im Schnitt 238 Euro, wie
damals eine große Untersuchung der Ge-
sellschaft für Konsumforschung ermittel-
te, die aktuellste zu diesem Thema. Es dürf-
te seither nur mehr geworden sein.

Die Hersteller kontern mit hochpreisi-
gen Produkten. Ein Markenranzen mit Fe-
dermäppchen und Turnbeutel kostet
schnell 260 Euro. Zwar laufen Kinder im-
mer kürzere Stücke des Schulwegs tatsäch-
lich zu Fuß, ihr Ranzen aber soll bitte so
leicht sein, dass er die zarten Schultern ge-
radezu beflügelt, und so leuchtend hell,

dass es den letzten verpennten Autofahrer
aufweckt und die Kinder beschützt. 20 Pro-
zent der Seiten- und Vorderflächen aus
fluoreszierendem Material, weitere zehn
Prozent reflektierend, empfiehlt eine DIN-
Norm für Schulranzen.
Wer glaubt, er könne kurz vor Einschu-
lung mal eben mit dem Kind zu einem ver-
gnüglich Einkauf aufbrechen, der irrt. Es
gilt dabei nicht nur, die Kinder an den mit
Serienhelden bedruckten Exemplaren vor-
bei zu lotsen, weil diese in höheren Klas-
sen schnell an Strahlkraft verlieren. Ran-
zen sind eine Wissenschaft. Und wer vor
dem Verkäufer nicht ins Stammeln
geraten will, lernt lieber die Vokabeln.
Kein höhenverstellbares Rückenteil, sind
Sie sicher? Kein Bauchgurt? Die Gurtsyste-
me, die inzwischen an immer mehr Tornis-
tern baumeln, verdanken die Kinder dem
innovativen Hersteller Ergobag, der seit
ein paar Jahren den Ranzenmarkt mit Mo-
dellen umkrempelt, die an Wanderrucksä-
cke erinnern mit Bauchgurt und Rückenbe-
lüftung als gelte es, damit einen Bildungs-
Himalaja zu besteigen.
Wem bei dieser Auswahl schwindelig
wird, der empfindet eine schlichte Retro-
Optik womöglich als Rettung. Beim Kund-
schafter muss man auf maximale Rücken-
vergurtung verzichten und, das räumt Arp
Dinkelaker ein, ebenso auf die optimale Si-
gnalwirkung. Die DIN-Empfehlung erfül-

len ihre Modelle nicht, die nur seitlich und
quer ein Reflektorstreifen ziert. Dafür er-
füllen sie aber die Sehnsucht vieler Eltern
nach übersichtlicher Ästhetik. Die Innen-
ausstattung ist in einer Weise gradlinig,
wie sie nur Architekten entwerfen können:
Vier sinnvolle Fächer, ein Karabinerhaken


  • fertig. Schlichtheit ist das Gebot.
    Wer Retrogefühl sucht oder einfach auf
    Plastik verzichten möchte, wird zum Bei-
    spiel auch beim Label Aruzzi Taugo fün-
    dig, das nur ein Kilo leichte, pastellfarbene
    Schultaschen aus Bioleder herstellt. Mit ih-
    ren Metallschnallen erinnern sie an Opas
    Schulzeiten, auch wenn das Design etwas
    runder und verspielter ist. Ebenfalls hand-
    gefertigte Ledermodelle, aber mit kleine-
    rer Farbauswahl bietet die Berliner Manu-
    faktur Hase Weiss. Die Entstehungsge-
    schichte ist bei all diesen Herstellern übri-
    gens ganz ähnlich: Sie starteten vor etwa
    zehn Jahren mit der Suche nach einem
    schönen Ranzen für das eigene Kind.
    Der Sohn mit dem Werder-Bremen Ran-
    zen hat dieses Jahr übrigens Abitur ge-
    macht. Ihr Zweitältester geht jetzt schon in
    die Oberschule. Ilka Koss und Arp Dinkela-
    ker haben für ihn ein Rucksackmodell ent-
    worfen. Kaufen kann man das auch irgend-
    wann bei ihnen. Nur nicht sofort. Die Pro-
    duktpalette des Kundschafter wächst nur
    langsam. Sie müssen die Arbeit schließlich
    selbst schultern.


Schöner Rücken


Das Design von Schulranzen folgt dem Geschmack von Vorschülern: Kaum ein Modell kommt ohne Monster,


Feen oder Fußbälle aus. Ein Berliner Architektenpaar hält dagegen – seine Modelle sind ständig ausverkauft


Der Sommer hat einen viralen Modehit. Al-
lerdings kommt der nicht von Prada oder
Dior, und die großen Influencer, mit de-
nen solche Luxuslabels zur Herstellung ei-
nes Hypes regelmäßig zusammenarbei-
ten, haben diesmal rein gar nichts dazu bei-
getragen. Nein, der Social-Media-Liebling
ist ein einfaches Viskosekleid mit schwar-
zen Punkten und kommt von der spani-
schen Fast-Fashion-Kette Zara. Er kostet
rund 50 Euro und versetzt Frauen auf der
ganzen Welt in Ekstase (über Absatzzah-
len gibt Zara keine Auskunft). „The Dress“


  • so wird das Modell mittlerweile von Ein-
    geweihten in den sozialen Medien ge-
    nannt – ist so berühmt, dass es sogar ei-
    nen eigenen Instagram-Account namens
    @hot4thespot besitzt.
    Die Begeisterung begann an Ostern und
    in Großbritannien. Die Stylistin Faye Oa-
    kenfull postete auf Instagram einen soge-
    nannten „Awkward Fashion Moment“, al-
    so das Zusammentreffen zweier Frauen
    im gleichen Outfit. Es ereignete sich bei ei-
    nem Shooting, dort trugen Art-Direktorin
    und Visagistin eben jenes gepunktete Zara-
    Kleid. Woraufhin ihr Frauen aus aller Welt
    Fotos von sich und anderen in dem besag-
    ten Polka-Dot-Dress von der Stange
    schickten – bis Oakenfull beschloss, dem
    Kleid einen eigenen Account zu widmen.
    Der hat mittlerweile über zwanzigtausend
    Follower, die älteste Trägerin, die dort in


dem Kleid zu sehen ist, ist 80 Jahre alt.
Und scheint genauso glücklich über ihren
Kauf wie all die anderen kleinen, großen,
dicken und dünnen Frauen, die die Zara-
Punkte tragen.
Dabei ist das Kleid ungefähr so aufre-
gend wie ein Nachthemd (man könnte da-
zu hervorragend einen Kerzenleuchter tra-
gen). Es ist weit, mit einem hoch über der
Taille angesetzten Rockteil, ungefähr knö-
chellang, verfügt über einen etwas traurig
hängenden Volantsaum (Viskose-Effekt)
und dreiviertellange Ärmel. Frauen tragen
es mit Turnschuhen, Birkenstocks, Leder-
jacken und der obligatorischen Cross-Bo-
dy-Tasche. Das wirkt nicht sexy, sieht aber
auch nicht verboten aus. Es engt nicht ein.
Und es versucht nichts zu formen, kurz: es
wirkt recht züchtig. So spekulierte dieNew
York Timesbereits darüber, ob dieses frei-
willige Bedecken von Haut mitten im Som-
mer auch eine Folge von #Metoo sein
könnte. Klar, in so einem hübsch gepunk-
teten Sack erspart man sich natürlich se-
xistische Altherrenwitze von Kollegen, die
den Knall immer noch nicht gehört haben.
Aber darum geht es nicht, sondern um ei-
ne andere Art des Female Empowerment.
Der Erfolg des preiswerten Kleids liegt in
seiner Freundlichkeit – es umarmt den
weiblichen Körper in all seinen Spielarten.
Frauen mit großem Busen passt es genau
so wie solchen mit kleinen Hintern, und

die Ärmel machen, dass auch niemand ab
50 mehr einen Gedanken an Bizeps-Trai-
ning verschwenden muss. Ein solches
Kleid geht außerdem immer: nicht nur im
Büro, auch mit den Kindern an heißen Ta-
gen im Zoo, auf dem Wochenmarkt, beim
Brunch, wo niemand den Bauch einziehen
möchte, oder abends beim Cocktail. Die
neueste Meldung zum Kleid ist übrigens,
dass eine Russin darin geheiratet hat! Eine
ziemlich moderne Entscheidung, nicht so
viel Bohei um ein Hochzeitsoutfit und das
Ouftit im Allgemeinen zu machen.
Letztendlich wirkt der Hype um das bil-
lige Kleid also auch wie eine Befreiung
vom Modediktat. Wen kümmern teure
Sommertrends vom Laufsteg – tiefe, un-
praktische eckige Ausschnitte zum Bei-
spiel – wenn ein simples Sommerkleid das
Leben der modernen Frau nicht kompli-
zierter, sondern einfacher macht?
Als zum letzten Mal so viele Frauen im
gleichen Outfit glücklich aussahen, war es
jedenfalls 2006 und das (teure) Kleid ein
Body-Con-Dress von Roland Mouret leis-
ten konnten. Das war auch mal so ein Hit.
Vor allem, weil Stars wie Victoria Beckham
es trugen und darin rattenscharf aussa-
hen. Damals ging es um den kunstvollen
Schnitt und das exquisite Material, die
(fast) jede Frau zu einer Sirene machten.
Aber die Zeiten, in denen die Happy
Few als Stilinspiration dienten, sind offen-

sichtlich vorbei. Und der einstige „Aw-
kward Moment“, in dem man feststellt,
dass eine andere das gleiche Kleid trägt,
ist auf einmal unbedingt gewollt. Die Trä-
gerinnen von „The Dress“ fühlen sich als
Teil einer Community. Eine Polka-Dot-
Kleid-Begeisterte schwärmte in einer In-
stastory, immer wenn sie eine andere Frau
in dem Kleid sehe, habe sie die gleichen Ge-
fühle, die sonst nur ein Hundewelpe in ihr
auslöse – sie wolle sie am liebsten umar-
men. Und Fotos machen.
Am vergangenen Donnerstag fand in
London übrigens der erste „Wear the
Dress Day“ statt – die stolzen Besitzerin-
nen trugen ihr Kleid und spendeten drei
Pfund an die Organisation „Free Periods“,
die sich für Gratis-Tampons und -Binden
an britischen Schulen einsetzt. Damit Mäd-
chen aus armen Verhältnissen weiterhin
zur Schule gehen. Wer hätte gedacht, dass
ein weißes Kleid, wie in einer Tamponwer-
bung aus den Achtzigern, noch mal Sym-
bol für die Freiheit der Frau sein kann?
Zara hat übrigens schon reagiert und
das Kleid nicht nur nachproduziert (es ist
in Deutschland zur Zeit in allen Größen
von XS bis XL verfügbar), sondern es be-
reits in einem anderen Muster neuaufge-
legt, einem pinken Leo-Print. Das ist aus
ästhetischer Sicht nicht die beste Nach-
richt. Aber das Mode immer noch bewe-
gen kann, schon. julia werner

Dieser hübsch gepunktete Sack
schützt gleichermaßen vor Sonne wie
vor Altherrenwitzen. FOTO: PR ZARA

Ranzen sind eine Wissenschaft
fürsich. Ein bisschen Retro
kann da die Rettung sein

Punktlandung


Überraschung: Das Kleid des Sommers kommt von Zara und hat mittlerweile sogar feministische Bedeutung erlangt


Der erste Schultag ist für alle
ein emotionaler Moment.
Da geben die Eltern viel Geld aus

FOTOS: HERSTELLER

58 STIL Samstag/Sonntag, 24./25.August 2019, Nr. 195 DEFGH


KURZ
GESICHTET

Herzchen für Mäd-
chen, Autos für Jungs:
Ranzen wie die von
McNeill (u.) gefallen
Kindern. Viele Eltern
bevorzugen schlichte
Designs wie die von
Kundschafter (oben).
FOTOS: ARP DINKELAKER, PR

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