Der Tagesspiegel - 24.08.2019

(Nora) #1

W


enn das Geschrei besonders
groß ist, kommt oft besonders
wenig dabei heraus. So war das
auch im vermeintlichen Dopingfall um
den Fußballer Martin Hinteregger von
Eintracht Frankfurt. Die Nationale
Anti-Doping Agentur (Nada) jedenfalls
ist am Freitag zu dem Ergebnis gekom-
men, dass sich der Publikumsliebling des
Erstligisten keines Doping-Verstoßes
schuldig gemacht hat. Hinteregger hatte
am vergangenen Sonntag im Spiel gegen
Hoffenheim während einer Verletzungs-
pause ein Präparat in die Hand gedrückt
bekommen, das er einnahm.
Als der Österreicher nach dem Spiel
auch noch sagte, dass ihm der Doktor in
der Verletzungspause eine Nadel gesetzt
habe, fragte sich nicht nur der stinknor-
male Sofasportler, sondern auch die
Nada, was denn da in Frankfurt vor sich
gegangen war. Zur Aufklärung: Hintereg-
ger bekam ein Kohlenhydrat-Gel gereicht
sowie eine kleine Akupunktur verpasst.
Beides ist erlaubt. Die Nada war zunächst
darüber nicht informiert und kündigte da-
her öffentlich eine Überprüfung des Falls
an, woraufhin Eintracht Frankfurt der
Anti-Doping-Behörde unterstellte, den
Spieler eben auch öffentlich in den Ver-
dacht des Dopingmissbrauch gebracht zu
haben.
Der Vorwurf des Klubs war einigerma-
ßen absurd, weil die Frage nach den
TV-Bildern und
dem Interview Hin-
tereggers ohnehin
aufgekommen wäre.
Die Kritik ist ein Zei-
chen, wie sensibel
die Fußballklubs auf
das Thema Doping
reagieren. Schließ-
lich gibt es etwas zu
verteidigen: und
zwar eine merkwürdige Sonderstellung
des Fußballs im Kampf gegen Doping.
Im Vergleich zu vielen anderen Spitzen-
sportlern werden Fußballer recht wenig
kontrolliert. Es gibt in Deutschland im-
mer noch Spieler in der Ersten oder Zwei-
ten Liga, die in einer Saison nicht ein ein-
ziges Mal getestet werden. Deutsche
Leichtathleten beispielsweise können da-
rüber nur den Kopf schütteln. Bei ihnen
stehen manchmal innerhalb weniger Wo-
chen die Kontrolleure gleich mehrmals
unangekündigt vor der Haustür. Die
sportartenspezifische Diskrepanz in den
Dopingkontrollen ist in höchstem Maße
ungerecht. Zumal das Argument immer
weniger zieht, dass Doping im Fußball
verhältnismäßig wenig Vorteile bringt.
Gerade die Laufleistung im Profifußball
ist in den vergangenen Jahren exorbitant
nach oben geschnellt.
Die Maßgabe kann daher nur sein:
noch genauer hinschauen im Fußball und
sich vom Gebrüll der Klubs nicht abschre-
cken lassen.


Berlin- „Ich habe es nicht geschafft“,
sagte Ante Covic. Das Olympiastadion
habe er nicht alleine voll bekommen,
40 000 Zuschauer erwartet Hertha BSC
am Sonntag (18 Uhr, live bei Sky) gegen
den VfL Wolfsburg. „39 000 sind davon
auf meinem Mist ge-
wachsen“, fügte Covic
mit einem Lachen
hinzu. Gegen die Nie-
dersachsen feiert der ge-
bürtige Berliner sein De-
büt als Cheftrainer im
Olympiastadion, in dem
er als Spieler zwischen
1996 und 2000 auflief,
Covic spüre eine „posi-
tive Anspannung“. Im Mittelpunkt steht
für ihn aber das Spiel. Hertha will dem
Punkt vom Bundesliga-Auftakt in Mün-
chen als Auftakt zu mehr nutzen.
Dabei helfen soll auch der Teil der Mann-
schaft, der in den bisherigen beiden Pflicht-
spielen am meisten überzeugen konnte.
Das zentrale Mittelfeld, bestehend aus
Marko Grujic, Vladimir Darida und On-
drej Duda, sorgte beim Pokalerfolg gegen
Eichstätt gleichermaßen für Ordnung und
Torgefahr. Beim FC Bayern initiierte das
Trio eine Handvoll guter Umschaltmo-
mente. „Mit den drei Spielern decken wir
relativ viel von dem ab, was gefragt ist“,
sagt Covic. Grujic liefere Kopfballstärke,
Darida ein hohes Laufpensum und Duda
die besonderen Momente. „Eine gute Mi-
schung“, findet Herthas Trainer.


So unterschiedlich die drei Spieler indi-
viduell sind, so eint sie laut Covic auch
etwas: „Sie spielen sehr gerne Fußball
und wollen immer den Ball haben, was
sehr wichtig ist im mittleren Sektor.“ Die
guten Leistungen dieses Trios hatten bis-
lang zur Folge, dass Neuzugang Eduard
Löwen noch gar nicht zum Einsatz gekom-
men ist. Nach der U-21-Europameister-
schaft stieß der 22-Jährige verspätet zur
Sommervorbereitung von Hertha. Die
körperlichen Defizite seien nun aber wei-
testgehend wettgemacht, sagt Covic. „Ich
hatte vor zwei Tagen ein Gespräch mit
ihm und habe untermauert, dass er mir
immer besser gefällt. Ich habe das Ge-
fühl, dass er immer näher an die Startelf
heranrückt.“
Der VfL ist dabei ein Gegner, mit dem
sich die Berliner vom Leistungsniveau
und im Hinblick auf die Voraussetzungen
für die Saison messen möchten. „Auf bei-
den Seiten stehen neue Trainer, die ein
paar veränderte Systeme eingeführt ha-
ben“, sagt Covic. „Die Frage ist, welche
Mannschaft schneller eingespielt wirkt.“
Wolfsburg ist mit zwei Siegen (5:3 n. V.
in Halle und 2:1 gegen Köln) in die neue
Saison gestartet. Herthas Manager Mi-
chael Preetz erwartet nicht nur deshalb
einen „unangenehmen, aggressiven und
spielstarken Gegner“. Das ändert aber
nichts an Herthas Plan: „Wir wollen ih-
nen unser Spiel aufdrücken“, sagt Covic.
Das Trio im Mittelfeld wird dabei eine
wichtige Rolle spielen. Louis Richter

Der Mann nach Usain Bolt: Sprinter Christian Coleman droht eine Sperre – Seite 22


SPORT


Berlin- Marvin Friedrich ist kein Laut-
sprecher. Der Innenverteidiger des 1. FC
Union ist in der Öffentlichkeit eher intro-
vertiert, redet besonnen und nutzt regel-
mäßig die üblichen Fußballerfloskeln.
Vor einigen Tagen wurde Friedrich aller-
dings leicht überrascht. Am Samstag
(15.30 Uhr, live bei Sky) ist Union beim
FC Augsburg zu Gast, und die Verbin-
dung zwischen Friedrich und seinem ehe-
maligen Arbeitgeber ist durchaus kurios.
In anderthalb Jahren beim FCA absol-
vierte er kein einziges Spiel für die Profis,
und so weiß auch Friedrich nicht so
recht, wie er am Samstag von den Augs-
burger Fans empfangen werden wird. Ob
man ihn dort überhaupt kennt, wurde er
gefragt? „Gute Frage“, sagt Friedrich.
Am liebsten würde der 23 Jahre alte Ab-
wehrspieler über den kommenden Geg-
ner gar nicht sprechen. „Das ist ein Spiel
wie jedes andere, nichts Besonderes“,
sagt er und versucht jede weitere Nach-
frage abzuwehren. Auch sein Trainer hat
bei seinem Abwehrchef keine gesteigerte
Anspannung ausgemacht. „Marvin hat
gut trainiert“, sagt Urs Fischer. „Ich habe
ihn nicht zu aufgewühlt erlebt, weil die-
ses Spiel ansteht.“
Friedrich ist bei Union so etwas wie die
personifizierte Zuverlässigkeit. In der ver-
gangenen Aufstiegssaison stand er in al-
len 36 Ligaspielen über die volle Spielzeit
auf dem Feld – abgeklärt, zweikampf-
stark, ruhig. Bei der 0:4-Niederlage im
ersten Bundesliga-Spiel gegen Leipzig ge-
hörte er immerhin zu den weniger schwa-
chen Berlinern. Dass ihn das Aufeinander-
treffen mit seinem ehemaligen Verein in-
nerlich allerdings komplett unbeteiligt
lässt, ist nicht zu vermuten.
Die Geschichte zwischen Marvin Fried-
rich und dem FC Augsburg ist die eines
großen sportlichen Missverständnisses
in zwei Akten. 2016 wechselte er als hoff-
nungsvolles Talent, das bereits einige
Spiele in der Bundesliga und im Europa-
pokal absolviert hatte, von Schalke 04
nach Augsburg. In anderthalb Jahren kam
er dort auch aufgrund von Verletzungen
aber nur in der U 23 in der Regionalliga
zum Einsatz. Der Transfer zu Union im
Januar 2018 wirkte daher wie eine Befrei-
ung. In Berlin wurde Friedrich schnell zu
einem der besten Verteidiger der Zweiten
Liga und hatte großen Anteil am erstmali-
gen Aufstieg in die Bundesliga.
Doch der FCA hatte Friedrich nicht aus
den Augen verloren und zog zum Ende
der vergangenen Saison eine Rückkaufop-
tion in Höhe von einer Million Euro.
Friedrich stand plötzlich wieder in Augs-
burg unter Vertrag – für ihn keine akzepta-
ble Lösung. „Sie haben mir gesagt, dass
ich bei Union eine super Entwicklung ge-
nommen habe. Ich hatte aber von Anfang
an klargemacht, dass ich nicht für Augs-
burg spielen möchte“, sagt Friedrich. Die

Verhandlungen zwischen Union und
Augsburg dauerten, anfangs forderte der
FCA offenbar etwa vier Millionen Euro
Ablöse. In den sozialen Medien verbrei-
tete sich unter den Union-Fans der
Hashtag #Freedrich und kurz nach dem
Vorbereitungsstart wurde der Innenver-
teidiger schließlich befreit. In Augsburg
hatte er kein einziges Training absolviert,
Union überwies etwa zwei Millionen
Euro an den Ligakonkurrenten. „Es ist so
gekommen, wie sie es mir in Augsburg
zugesagt haben, und ich bin froh, dass ich
bei Union Berlin bin“, sagt Friedrich.
Das beruht auf Gegenseitigkeit, denn
gerade in der aktuellen Phase kann Fi-
scher auf Friedrich nicht verzichten. Flo-
rian Hübner, in der vergangenen Saison
ebenfalls gesetzt in der besten Abwehr
der Zweiten Liga, fehlt seit der Vorberei-
tung und erlitt im
Aufbautraining ei-
nen kleinen Rück-
schlag. Ihn plagt wei-
ter eine Kapsel-
Band-Läsion im
Knie, Rückkehrzeit-
punkt ungewiss.
Neuzugang Neven
Subotic stand zwar
schon gegen Leipzig
im Kader, ist aber nach einer im April er-
littenen Knieverletzung noch nicht wie-
der in Topform. „Er bringt sicherlich Er-
fahrung mit, die in einer solchen Situa-
tion gut wäre“, sagt Trainer Fischer. „Es
gibt aber immer noch ein Leistungsni-
veau, das erfüllt sein muss. Er ist schon
sehr nah dran – schauen wir mal, wie es
beim nächsten Spiel aussieht.“
Sicher ist hingegen, dass Friedrich die
Innenverteidigung trotz der vier Gegen-
tore gegen Leipzig erneut dirigieren wird.
Gegen den Champions-League-Teilneh-
mer habe Union zu viele Fehler gemacht,
der Mut habe gefehlt, „daraus müssen wir
unsere Lehren ziehen“, sagt Friedrich. Mit
Augsburg wartet ein anderes Kaliber auf
Union, doch Friedrich warnt: „Ein paar
Spieler sind noch da, mit denen ich zusam-
mengespielt habe, und ich weiß ungefähr,
was auf uns zukommt.“ Augsburg sei sehr
heimstark und ein unangenehmer Geg-
ner. Das Team spiele ja nicht umsonst das
zehnte Jahr in Folge in der Bundesliga.
„Das zeugt von Qualität.“
Die hat auch Friedrich, und das will er
am Samstag – wie die gesamte Berliner
Mannschaft – besser zeigen als beim ver-
patzten Auftakt. „Das war deutlich zu we-
nig von uns, und ich versuche, mich im-
mer weiterzuentwickeln“, sagt Friedrich.
Im Gegensatz zu Augsburg sieht er bei
Union die richtigen Voraussetzungen da-
für.

Köln- Borussia Dortmund hat im Titel-
kampf der Fußball-Bundesliga wieder ein-
mal Comeback-Mentalität bewiesen.
Nach einer über weite Strecken schwa-
chen Vorstellung gewannen die Dortmun-
der am Freitagabend beim forschen Auf-
steiger 1. FC Köln durch eine starke
letzte halbe Stunde doch noch mit 3:1
(0:1) und feierten damit im zweiten Spiel
den zweiten Sieg. Wie beim 5:1 in der
Vorwoche gegen den FC Augsburg
machte der BVB dabei vor 50 000 Zu-
schauern aus einem Rückstand noch ei-
nen Sieg. „Das ist die Qualität einer sol-
chen Spitzenmannschaft“, sagte Kölns
Trainer Achim Beierlorzer.
Die Dortmunder lagen nach dem Tor
von Kölns Dominick Drexler vor der
Pause bis zur 70. Minute zurück. Dann
glich der bis dahin maßlos enttäuschende
Jadon Sancho aus, Achraf Hakimi fünf Mi-
nuten vor dem Ende und Paco Alcácer in
der Nachspielzeit trafen noch zum Sieg.
Den Kölnern, die mutig und leidenschaft-
lich auftraten, droht nach dem 1:2 in
Wolfsburg und den Aufgaben in Freiburg,
gegen Mönchengladbach und beim FC
Bayern nun tatsächlich der von vielen be-
fürchtete Fehlstart.
Dortmund hatte von Beginn an Pro-
bleme mit der frechen und mutigen Spiel-
weise der Kölner. Der Tabellenführer
hielt aber zumindest zu Beginn kämpfe-
risch voll dagegen. Dem Aufsteiger ge-
lang es, sich nicht das sonst so dominante
Spiel des BVB aufzwingen zu lassen.
Und nach vorne setzte der FC immer
wieder mal gefährliche Angriffe. An-
thony Modeste rutschte an einer Herein-
gabe von Jhon Cordoba vorbei, ein
Schuss von Jonas Hector ging am Tor vor-
bei. Dabei verloren die Kölner aber nie
die defensive Ordnung und machten den
Dortmundern so das Leben schwer. Ein
Freistoß von Kapitän Marco Reus aus
rund 25 Metern war noch die beste
Chance des Favoriten. Nicht ganz unver-
dient war daher auch die Führung des
Gastgebers. Nach einer Ecke konnte Drex-
ler am langen Pfosten einköpfen – für ihn
war es das erste Tor im zweiten Bundes-
liga-Spiel. „Ich freu mich sehr über das
Tor“, sagte Drexler, „aber ich hätte lieber
drei Punkte gehabt.“
Die Dortmunder taten sich gegen die
disziplinierte Kölner Defensive weiter
schwer. Auch nach der Pause blieb das
große Aufbäumen des BVB zunächst aus.
BVB-Trainer Lucien Favre brachte nun Ha-
kimi und Julian Brandt – und es folgte
prompt die bis dahin beste Chance des
BVB. Nach feinem Steckpass von Brandt
scheiterte Reus am stark parierenden
Horn. Die Dortmunder erhöhten nun den
Druck, und belohnten sich schließlich für
ihre kurze Drangphase. dpa

Wolfsburg- Es klingt fast wie Hypnose.
Wie ein Versuch, das Spielsystem seiner
Mannschaft als mentale Blaupause zu hin-
terlegen. „Wichtig ist, dass wir in die
Köpfe der Spieler kommen“, sagt Oliver
Glasner. Wenn der neue Cheftrainer des
VfL Wolfsburg über den modernen Fuß-
ball an sich und dem Spielstil des von ihm
betreuten Team im Besonderen referiert,
hört sich das alles sehr komplex an. Seine
Referate über Pressing und Gegenpres-
sing implizieren Denksport für Fortge-
schrittene. Glasner ist auch deshalb nach
Wolfsburg geholt worden, damit der VfL
den nächsten Entwicklungsschritt
macht. Glasner hat eine klare Idee, die er
konsequent verfolgt. Seine Art ist för-
dernd und sehr fordernd.
Immer wieder unterbricht er seine
Übungseinheiten. Ständig gibt es etwas
zu besprechen und zu optimieren. Glas-
ner hat bei seiner Premiere in der Fuß-
ball-Bundesliga einen 2:1-Heimsieg ge-
gen den 1. FC Köln geschafft. „Das war
schon ganz gut. Aber 100 Prozent wer-
den wir nie erreichen“, findet der 44-Jäh-
rige. Trotzdem darf dem Konkurrenten
Hertha BSC für dessen Heimspiel am
Sonntag prognostiziert werden, dass sich
ein neuer, ganz anderer VfL Wolfsburg
vorstellen wird. Aus dem Franzosen Jo-
suha Guilavogui, dem Abräumer vor der
Verteidigung, ist die zentrale Figur einer
sehr resoluten Dreier-Abwehrkette ge-
worden. Der Österreicher Xaver Schla-
ger (Neuzugang aus Salzburg) sorgt im
Mittelfeld dafür, dass viele Ballgewinne

gelingen und gleich schnelle Pässe in die
Spitze folgen. „Unser Spiel mit mehr
Tempo nach vorne macht mehr Spaß“,
findet Kapitän Guilavogui. Der Trainer
mag den Begriff nicht. Aber die Wolfsbur-
ger zeigen kurz nach dem Saisonstart
schon sehr viel vom so genannten Glas-
ner-Fußball. „Der wichtigste Hebel ist,
dass man als Mannschaft auf dem Platz
alles zusammen angeht. Und den setzt
Oliver Glasner im direkten Austausch
mit den Spielern an“, erklärt Sportdirek-
tor Marcel Schäfer.
Eigentlich ist das immer noch merkwür-
dig. In der vergangenen Saison war der

VfL Wolfsburg nach zwei desolaten Spiel-
zeiten bis in die Europa League gestürmt.
Trotzdem gelang es nicht, sich mit Bruno
Labbadia auf eine weitere Zusammenar-
beit zu einigen. Mit Glasner als neuem
Cheftrainer klingt auf einmal alles ein we-
nig moderner, flotter und zeitgemäßer –
was gegenüber Labbadia ungerecht ist.
Auch er wusste, wie man eine Mannschaft
fit und leistungswillig macht. Aber nicht
wenige Wolfsburger Zuschauer und Fans
waren ermüdet von der Idee, dass man bei
Ballbesitz nach dem Strickmuster „Zwei
Pässe nach vorne, aber zur Sicherheit
auch gleich wieder einen zurück“ lieber si-

cheren statt mutigen Fußball spielen lässt.
Die Prognose sei erlaubt: Unter der Regie
von Glasner wird Wolfsburg mehr Tore
schießen und kassieren als in der Ära Lab-
badia. Das liegt an seiner Bereitschaft, mit
Mut attackieren zu lassen und die eigene
Defensive zu entblößen. Wer aus drei Hü-
nen ein Abwehrtrio zusammenstellt, wird
viele Kopfballduelle gewinnen und zu-
gleich viele Pässe in den Rücken der eige-
nen Abwehr provozieren.
Der Strategiewechsel, den Geschäfts-
führer Jörg Schmadtke und Sportdirektor
Schäfer mit Glasner eingeleitet haben,
könnte ein eher unangenehmes Problem
lösen. Mit jedem Sieg und jedem attrakti-
ven Auftritt steigt die Chance, dass das
Wolfsburger Publikum wieder Lust hat,
einmal genauer hinzusehen, was sich da
im heimischen Stadion tut. Der Zuschau-
erzuspruch lässt nach sportlich mageren
Jahren mit akuter Abstiegsgefahr zu wün-
schen übrig. Glasner, vom Linzer ASK ge-
holt, macht seiner Mannschaft Beine und
fordert neue Ideen. Im Training kurven
seine Profis durch Lichtschranken. Nach
dem Training sprechen sie dann mit ei-
nem Vorgesetzten, der wie ein ganz nor-
maler Mensch auftritt und gut zuhören
kann. Das Wolfsburger Miteinander ist
unter Glaser, der extern viel Charme ver-
sprüht und intern sehr klare Worte fin-
den kann, ein anderes geworden. „Die
Mannschaft ist fit. Sie will und hat Menta-
lität. Das sind schon mal Dinge, auf die
man aufbauen kann“, sagt Jörg
Schmadtke. In seiner Sprachwahl ist das
ein Lob für Glasner. Christian Otto

Martin Einsiedler über den Umgang
des Fußballs mit dem Thema Doping

Im Vergleich


zu anderen


Sportarten


wird wenig


kontrolliert


Foto: Matthias Balk/dpa

Immer nach vorne. Oliver Glasner hat im Sommer Bruno Labbadia abgelöst. Er soll dem
VfL Wolfsburg zu mehr Attraktivität verhelfen. Foto: Swen Pförtner/dpa

Spiel gegen die Vergangenheit


Marvin Friedrich erlebte beim FC Augsburg die schwierigste Phase seiner Karriere.


Beim 1. FC Union ist er hingegen unentbehrlich – auch im Duell Letzter gegen Vorletzter am Samstag


Sein Wechsel


zurück nach
Köpenick zog
sich lange

hin


Die Mentalität


eines


Meisters


Dortmund siegt nach


Rückstand 3:1 in Köln


SONNABEND, 24. AUGUST 2019 / NR. 23 924 ’ WWW.TAGESSPIEGEL.DE/SPORT SEITE 24


Merkwürdige


Sonderstellung


Die gute Mischung


Im ersten Heimspiel als Hertha-Cheftrainer setzt


Ante Covic auf ein überzeugendes Mittelfeld-Trio


Ante Covic

Wolfsburg wird mutig


Mit dem neuen Trainer Oliver Glasner verabschiedet sich der VfL vom bisherigen Sicherheitsfußball


So könnte Union spielen:
Gikiewicz – Trimmel, Friedrich, Schlotter-
beck, Lenz – Schmiedebach – Prömel,
Gentner – Becker, Andersson, Bülter.

Von Julian Graeber und David Joram

Mr. Zuverlässig. In der vergangenen Aufstiegssaison absolvierte Marvin Friedrich alle
36 Ligaspiele und wurde nie ausgewechselt. Foto: Jörg Carstensen/dpa
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