Der Tagesspiegel - 24.08.2019

(Nora) #1

CDVORSCHAU


Der Sonntag
im Tagesspiegel

Sprachschule und Servicebüro
für die sorbische Sprache öffnen
Im sächsischen Hoyerswerda eröffnet am
Montag ein „Servicebüro für die sorbi-
sche Sprache“. Es soll „die aktive Pflege
der sorbischen Sprache im kommunalen
Alltag der 42 Kommunen im sorbischen
Siedlungsgebiet“ fördern, kündigt das
sächsische Innenministerium an. Zu-
gleich öffnet in Bautzen eine Sprach-
schule. Ab September werden dort ober-
sorbische Sprachkurse angeboten. Die
westslawische Volksgruppe kennt zwei
Schriftsprachen, das dem Tschechischen
ähnelnde Obersorbisch und das dem Pol-
nischen ähnelnde Niedersorbisch. KNA


In Taylor Swifts Universum wehen neuer-
dings Regenbogenflaggen. Das einstige
Postergirl der Alt-Right-Bewegung äu-
ßert sich nach Jahren der Stille politisch –
und lässt keine Zweifel daran, für welche
Seite. In dem quietschbunten Video zu
„You Need To Calm Down“ von ihrem
siebten Album „Lover“, das gerade er-
schienen ist, hat so ziemlich jede Größe
der amerikanischen LGBTI-Community
einen Auftritt. Die Jungs von „Queer
Eye“, RuPaul und seine Drag Queens
oder die lesbische Moderatorin Ellen De-
Generes sind mit dabei. Auch die Lyrics
sind explizit queerfreundlich. „Why are
you mad / when you could be GLAAD“
etwa ist eine Anspielung auf die gemein-
nützige Organisation „Gay and Lesbian
Alliance Against Defamation“. Eine
kleine Gruppe Protestierender wird im
Video wie Steinzeitmenschen darge-
stellt. Die Botschaft könnte nicht klarer
sein: Hass ist von gestern.
Subtilität war noch nie die Stärke von
Taylor Swift, die sich mit Musik und
Image vor allem an ein jüngeres Publi-
kum richtet. An sich ist die Unterstüt-
zung der LGBTI-Community durch Pop-
stars nichts Besonderes: Katy Perry, Ri-
hanna oder Cardi B äußern sich seit Lan-
gem politisch, letztere hat sich gerade
mit Präsidentschaftskandidat Bernie San-
ders getroffen. Doch Swift blieb selbst
bei der Trump-Wahl von 2016 stumm,
während sich fast die gesamte Unterhal-
tungsbranche hinter Clinton stellte. So
wurde die 29-Jährige, die 2006 als Coun-
try-Sängerin ihren Durchbruch hatte,
zum Star der Alt-Right-Bewegung.
Das blonde, blauäugige All-Ameri-
can-Girl war die perfekte Projektionsflä-
che für Trump-Anhänger. Kritiker war-
fen ihr damals vor, sich nicht öffentlich
von der Rechten zu distanzieren, um
keine Fans zu verlieren. Vor den Zwi-
schenwahlen 2018 rief Swift dann auf Ins-
tagram erstmals zur Wahl von demokrati-
schen Kandidaten in ihrem Heimatstaat
Tennessee auf. Sie schrieb über die Dis-
kriminierung von queeren Menschen
und „systemischen Rassismus“ im Land,
der bekämpft werden müsse. Prompt mel-

dete sich Trump auf Twitter zu Wort und
sagte, dass er Taylors Musik nun „25 Pro-
zent weniger“ mögen würde.
Mit „Lover“ wird diese Zahl wohl noch
weiter steigen. Explizit politisch ist darauf
zwar nur „You Need To Calm Down“,
doch kollaboriert Swift auf dem Album
auch mit den Dixie Chicks. Die Frauen-
band ist einer der wenigen US-Coun-
try-Acts, der sich schon zu Bush-Zeiten öf-
fentlich gegen die Republikaner stellte.
Die gemeinsame Gitarrenballade „Soon
You’ll Get Better“, in der es um die Krebs-
erkrankung ihrer Mutter geht, erinnert
dann auch an Swifts Country-Wurzeln.

In „The Man“ imaginiert Swift ein Le-
ben als Mann. Es geht dabei auch um ihre
Sonderstellung in der Popindustrie. „Ich
wäre ein angstfreier Anführer / Ich wäre
ein Alpha-Typ“, heißt es darin. Immer
wieder setzte sie sich für mehr Rechte für
Musiker ein und legte sich dabei mit Kon-
zernen wie Apple und Spotify an. Gerade
kämpft Swift mit dem Musikmogul Scoo-
ter Braun um die Rechte an ihren ersten
Alben. Braun hatte sie gegen ihren Willen
gekauft, Swift kündigte jetzt an, sämtli-
che Alben noch einmal aufzunehmen.
Musikalisch ist „Lover“ nicht aufsehen-
erregend. Swift macht, was sie am besten

kann: solide Popmusik, die vor allem Kin-
der und Teenager anspricht. Einige
Songs stechen dabei heraus. „The Ar-
cher“ mit seinen Achtziger-Jahre-Synthe-
sizer-Beats und die Midtempo-Ballade
„False God“, in der Swift über eine
schwierige Liebe singt, klingen cooler
und erwachsener als der Rest des Al-
bums. An den Songs hat Swift mit Jack
Antonoff gearbeitet, der auch für Lorde
und Lana Del Rey produziert.
Die zweite wichtige Nachricht ist, dass
Taylor Swift keine Schlange mehr sein
will. Zu Beginn des Videos zu „ME!“, der
ersten Singleauskopplung von „Lover“,

löst sich eine rosa Schlange in pastellfar-
bene Schmetterlinge auf. Rosarot geht es
weiter. Swift tanzt gemeinsam mit ihrem
Duettpartner Brendon Urie von Panic! at
the Disco durch disneyhaft anmutenden
Kulissen und singt vom gemeinsamen Lie-
besglück, unterlegt mit klassischen Bub-
blegum-Pop-Beats. Ein Kontrast zu der
ersten Single ihres letzten Albums „Repu-
tation“ von 2017: Das Video zu „Look
What You Made Me Do“ war düster, das
Symbol der Schlange allgegenwärtig.
Viele sahen die Sängerin damals so: Als
falsche Schlange, die sich selbst zum Op-
fer stilisiert. Grund war eine Fehde mit
dem Rapper Kanye West und Social-Me-
dia-Queen Kim Kardashian. 2009
machte sich West unbeliebt, als er Taylor
Swift bei den MTV Video Music Awards
ihren Preis für das beste Video wegnahm
und verkündete, Beyoncé hätte ihn mehr
verdient. Selbst Obama bezeichnete ihn
damals als „Jackass“.
West verarbeitete die Geschichte auf
seine eigene Art. In seinem Song „Fa-
mous“ von 2016 rappte er, dass Taylor
Swift und er noch Sex haben könnten: Er
habe die „Bitch“ schließlich berühmt ge-
macht. Swift empörte sich öffentlich. Auf-
tritt Kim Kardashian, die ihren Mann ver-
teidigte, indem sie ein Video online
stellte, wo Swift dem Rapper die Zeile ab-
segnet – allerdings ohne das Wort
„Bitch“. Daraufhin fluteten die Fans von
Kardashian, der auf Instagram fast 150
Millionen Menschen folgen, Swifts Ac-
counts mit Schlangen-Emojis. Swift be-
zeichnete die Zeit später als „Tiefpunkt“.
Dass sie sich 2016 nicht politisch äu-
ßerte, begründete Swift in einem
„Vogue“-Interview jetzt mit ihrem dama-
ligen Image-Schaden. Viele hätten sie als
kalkulierte Lügnerin gesehen – deswegen
habe sie Clinton mit ihrer Unterstützung
eher geschadet. Ob dies glaubwürdig ist?.
Unbestreitbar ist, dass Swift einer der ein-
flussreichsten Popstars der Welt ist und
vor allem junge, bisher unpolitische Men-
schen ansprechen kann. Nachdem sie
2018 auf Instagram ihren politischen Auf-
ruf veröffentlichte, registrierten sich laut
der Seite vote.org in den ersten 24 Stun-
den 65 000 Menschen zur Wahl. Das
dürfte Donald Trump gar nicht gefallen.

EF NACHRICHT


„Mir hat die Musik das Leben gerettet“
Christoph Eschenbach, neuer Chefdirigent
des Berliner Konzerthausorchesters, er-
zähltChristiane Peitzvon Lehrmeister
Karajan und seiner Kindheit als Waise.


Ein ganz normaler Hollywoodstar
Hilary Swank isst gerne Schokocroissants
und fährt am liebsten mit der U-Bahn.
Marco Schmidthat sie getroffen.


B wie Besamung
Der Zoo erwartet Panda-Nachwuchs, Berlin
bekommt Schnappatmung. Zur Beruhigung
ein Geburtsvorbereitungskurs von A bis Z.


Revolution auf Reifen
Hannes Soltauerkundet Havanna mit dem
Fahrrad und entdeckt mehr als nur Fidel
Castro und Cuba Libre.


Überraschende Sympathie für den Regenbogen. Taylor Swift flirtet neuerdings mit der LGBTI-Community. Foto: Universal Music

SONNABEND, 24. AUGUST 2019 / NR. 23 924 KULTUR DER TAGESSPIEGEL 27


Foto: Jonas Holthaus

Von Inga Barthels

Ich wäre der Alpha-Typ


Auf ihrem neuen Album „Lover“ imaginiert sich Taylor Swift als Mann und gibt ihren rechten Fans gewaltig Kontra


Seit über vier Monaten empfängt die
Landesgartenschau in Wittstock/Dos-
se jetzt schon ihre Gäste. Bis Anfang
Oktober können die Gäste heimische
und exotische Blumen bewundern,
Hallenschauen oder Veranstaltungen
genießen, entlang der Staudenbän-
der und Wechselflore spazieren ge-
hen und durch die historische Altstadt
bummeln.
Die 14 Hektar große Gartenschau
verläuft im Süden der Stadt in einem
Halbkreis entlang der früheren Wehr-
anlage. Sie ist die einzige komplett er-
haltene backsteinerne Stadtmauer in
Deutschland und umschließt seit Jahr-
hunderten die gesamte Altstadt. Mit
der Bahn anreisende Gäste laufen nur
ein paar Schritte zum Friedrich-Ebert-
Park. Hinter dem Eingang erwartet sie
die immer gut besuchte Blumenhalle.
Sie zeigt bis Anfang Oktober in noch
drei Hallenschauen Blumen und Pflan-
zen in immer neuen Dekorationen und
Inszenierungen. Eine der Attraktionen
der LaGa ist der erste Fontane-Garten.


Er erinnert unter dem Motto „Hier ist‘s
gut sein“ an den Garten der elterlichen
Apotheke in Swinemünde, wo Fonta-
ne als Kind gelebt hatte. Interessant
ist auch der wachsende Garten. Land-
schaftsgärtner und andere Experten er-
richten Hochbeete, legen Rasenflächen
an und bauen Terrassen. Alles unter
den Augen der Besucher, die gern mit
den Gärtnern ins Gespräch kommen
und sich nützliche Tipps für den eige-
nen Garten abholen können.

Der Park am Bleichwall

Der Name des Parks geht auf die Tuch-
produktion in Wittstock zurück, die
einst und bis in die Wendejahre vielen
Menschen Beschäftigung bot. Gleich
am Eingang lädt der Regionalmarkt,
auf dem Produzenten aus ganz Bran-
denburg ihre Waren und Produkte
anbieten, zum Bummeln ein. Die gro-
ße freie Wiese dahinter erinnert an
die einstige Funktion des Geländes
als Bleichwiese, gezackte Wechselflor-

pflanzungen symbolisieren mit ihrem
farbigen Band das Wittstocker Tuch.
Rosen und zahlreiche kleinere Wech-
selflore korrespondieren am Stadtmau-
erweg farblich mit dem Ziegelrot der
Wittstocker Stadtmauer. Entlang der
Dosse treffen die Gäste auf eine Zier-
apfelwiese mit bunten Sitzelementen
und auf den himbeerroten zweiten
Fontane-Garten. Es schließt sich ein
Holzdeck an, das über die Dosse führt,
die hier wieder in ihr altes Bett zurück-
verlegt wurde.
So entstanden ein Mäander und eine
kleine Halbinsel, auf der sich eine wild
blühende Auenlandschaft herausge-
bildet hat. Das Holzdeck führt zu den
Musterkleingärten, in denen ein klei-
ner Imbiss mit Kaffee, Kuchen und ei-
nem für die LaGa kreierten Rosenlikör
zum Bleiben einlädt.

Das Areal um den Bischofsturm

Die Wege vom West- und Osteingang
treffen am zentralen Veranstaltungs-
platz der LaGa zusammen, dem weit-
läufigen Areal an der Alten Bischofs-
burg aus dem 13. Jahrhundert. Der von
historischen Mauern eingefasste Amts-
hof ist das zentrale Veranstaltungs-
gelände der LaGa. Monat für Monat
konnten sich die Gäste auf Künstler wie
Truck Stop oder Culcha Candela freuen,
vor wenigen Tagen begeisterten Rum-
pelstil mit ihrem Taschenlampenkon-
zert und am 31. August tritt das Film-
orchester Babelsberg zusammen mit
Keimzeit auf. Dieses Sommerkonzert
ist erneut im Eintrittspreis für die Gar-
tenschau eingeschlossen. Attraktive
Spielplätze und ein Grünes Klassenzim-
mer mit Umweltbildungsangeboten im
historischen Burghof sind lohnenswer-
te Ziele für die jüngsten Besucher der
Landesgartenschau.

Rundum schöne Aussichten


Die Landesgartenschau in Wittstock/Dosse: alte Stadt und neue Gärten


Stauden im Park am Bleichwall Mittlerweile blühen auch die Dahlien auf dem LaGa-Gelände. © Matthias Bruck


Eine Attraktion der Landesgarten-
schau sind die alle zwei Wochen
wechselnden Hallenschauen im his-
torischen Güterboden des Friedrich-
Ebert-Parks.


23.8. – 5.9. | Fontanes Wanderungen
durch die Mark Brandenburg
Theodor Fontane hat die Mark Bran-
denburg durchwandert. Diese Blumen-
schau inszeniert die Natur mit Heide-
kraut, Gemüse und Obst.


6.9. – 19.9. | Dahlien und andere
Vielreiser
Dahlien wachsen in Kombination mit
Gräsern. Blütenteppiche von Alpenveil-
chen kontrastieren mit Orchideen.

20.9. – 6.10. | Das große Finale:
Ausklang einer bunten Jahreszeit
Es ist die Zeit der Erntedankfeste! Körbe
mit reifen Früchten werden von herbst-
lichen Blütenkreationen geschmückt.

Drei Hallenschauen


für alle Sinne


Blumen und Pflanzen aus der ganzen Welt


Orchideenpracht im historischen Güterboden © Matthias Bruck

© Matthias Bruck

Sa. 31.8. | Deutsches Filmorchester
Babelsberg & Keimzeit
Das Deutsche Filmorchester Babelsberg
ist der amtierende Erbe des UFA- und
des DEFA-Sinfonieorchesters. In den
letzten 20 Jahren hat es mehr als 500
Musiken für nationale und interna-
tionale Filmproduktionen eingespielt.
Mit Keimzeit hat sich das Orchester mit
einer groovenden Band zusammenge-
tan, deren Rockverständnis auch La-
tino- und Jazz-Elemente einschließt.
Zwei Partner auf Augenhöhe, ein gro-
ßes Projekt – live in Wittstock/Dosse.

Musik auf dem Amtshof


Live-Konzert auf der Landesgartenschau


Keimzeit zeichnet vor allem ihre Live-
präsenz und die Nähe zu den Fans aus.
© Bernd Brundert

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Kontakt


LaGa Wittstock/Dosse 2019
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Burgstraße 2
16909 Wittstock/Dosse
Tel. 03394/720 90 10
Fax 03394/720 90 29
[email protected]
http://www.laga.wittstock.de
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