Der Tagesspiegel - 24.08.2019

(Nora) #1

Achtjähriger unternimmt wieder
Spritztour und baut Unfall
Soest -Zum zweitenMal innerhalbweni-
ger Tage hat ein Achtjähriger aus Soest
in Nordrhein-Westfalen mit einem Auto
eine nächtliche Spritztour unternom-
men. War er am frühen Mittwochmor-
gen noch mit einem VW Golf über die
Autobahnen rund um Soest gefahren,
zog es den Grundschüler diesmal ins
rund 50 Kilometer entfernte Dortmund.
Zeugen meldeten in der Nacht auf Frei-
tag ein schnell fahrendes Auto in der
Innenstadt, das rote Ampeln missach-
tete. Am Steuer solle ein Kind sitzen.
Der Junge fand offenbar schnell wieder
aus Dortmund heraus und fuhr auf die
A1 Richtung Köln. Dort prallte er an
einer Raststätte auf einen parkenden
Lkw-Anhänger. Das Kind blieb unver-
letzt. Sein Automatikauto wurde stark
beschädigt. Der Junge befinde sich mitt-
lerweile in psychologischer Betreuung,
berichtete die Polizei Dortmund. dpa


Tote und Verletzte nach Gewitter
in der polnischen Tatra
Zakopane -Ein beliebter Wallfahrtsort
ist im katholischen Polen zum Ort einer
Tragödie geworden. Vier Menschen
wurden getötet und rund 140 verletzt,
als Blitze auf dem Tatra-Gipfel Giewont
in ein massives Eisenkreuz und in Klet-
terketten aus Metall einschlugen. Unter
den Toten waren auch zwei Kinder. Das
ist die Bilanz eines heftigen Unwetters
vom Donnerstag, wie die Rettungs-
kräfte am Freitag der Agentur PAP zu-
folge mitteilten. Einen weiteren Toten
gab es auf der slowakischen Seite des
Gebirges. Die Tatra ist ein Hochgebirge
im Grenzgebiet zwischen Polen und der
Slowakei und ein Ausläufer der Karpa-
ten. Die Helfer der Bergrettung waren
zeitgleich mit der Suche nach zwei seit
Tagen vermissten Höhlenforschern be-
schäftigt. Einer von ihnen konnte in der
Nacht zu Freitag in der Höhle Wielka
Sniezna nur noch tot gefunden werden.
Auch sein Kollege sei mit großer Wahr-
scheinlichkeit nicht mehr am Leben,
teilte ein Sprecher der Bergrettung am
Freitag mit. dpa


Das Nördliche Breitmaulnas-
horn steht kurz vor dem Aus-
sterben. Doch nun ist Berliner
Forschern ein wichtiger Etap-
pensieg bei der Rettung dieser
Unterart gelungen: Wissen-
schaftler des Berliner Leib-
niz-Instituts für Zoo- und
Wildtierforschung und ein in-
ternationales Kollegenteam
konnten von den letzten bei-
den überlebenden Weibchen in
Kenia zehn Eizellen entneh-
men. Diese sollen mit zuvor
eingefrorenen Spermien eines
bereits gestorbenen Bullen
künstlich befruchtet wer-
den und ein Südliches Breit-
maulnashorn soll dann als
Leihmutter agieren. Mit dem
Etappenerfolg gebe es nun „für
jene Tiere Hoffnung, die unmit-
telbar vom Aussterben bedroht
sind“, erklärten die Forscher.
Text: dpa / Foto: Ami Vitale/dpa

MusikproduzentDieter Bohlenist vor
seiner Comeback-Tournee durch
Deutschland etwas aufgeregter als
sonst. „In den letzten Jahren bin ich
auch in Moskau oder sonst wo aufgetre-
ten, das ist ganz entspannt. Aber wenn
ich dann in Hamburg das erste Mal in
meinem Leben in so einer Riesenhalle
spiele, ist das schon ein anderes Fee-
ling“, sagte der 65-Jährige der Deut-
schen Presse-Agentur. „Ich weiß ja
auch, dass der Prophet im eigenen
Lande nicht so viel gilt und ich hier
mehr kämpfen muss, als wenn ich in
Moskau vor 50000 Leuten singe.“
Der ehemalige „Modern Talking“-Musi-
ker und langjährige TV-Juror („Deutsch-
land sucht den Superstar“) hatte im Som-
mer seine neue Platte „Das Mega Al-
bum“ veröffentlicht, auf der er viele sei-
ner selbst kompo-
nierten Lieder
selbst singt. Auf
seinen Konzerten
wolle er mit ei-
ner achtköpfigen
Band etwa Lie-
der vonYvonne
Catterfeldund
Pietro
Lom-
bardi
live
spie-
len.
dpa


Die Letzten


ihrer Art


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Lyon -Arbeiten wenn andere schlafen:
Krankenpfleger, Fließbandarbeiter oder
Flugbegleiter machen beruflich regelmä-
ßig die Nacht durch. Für den Körper ist
das nicht nur wegen Müdigkeit beson-
ders belastend. Die Internationale Agen-
tur für Krebsforschung (IARC) bestätigte
jüngst auf Basis neuer Studien ihre frü-
here Einschätzung, dass Nachtarbeit
wahrscheinlich krebserregend ist. Aller-
dings sind dazu noch viele Fragen offen.
Das Arbeiten in Nachtschicht fällt da-
mit in die Gruppe 2A – wahrscheinlich
karzinogen. Dazu gehören auch etwa der
umstrittene Pflanzenschutz-Wirkstoff
Glyphosat und der Verzehr von rotem
Fleisch. Wie die Agentur mit Sitz in Lyon
erklärt, gebe es „eingeschränkte Nach-
weise“, dass Nachtarbeit zu Tumoren in
Brust, Prostata und Darm führen könne.
Die Einstufung gilt aber nicht als Risiko-
bewertung, wie die Agentur betont.
Denn Aussagen über die Wahrschein-
lichkeit, mit der Nachtarbeit Krebs aus-
löst,sindschwer.DieExpertenbewertung
könnelediglichdieFrageklären,obnächt-
liche Schichtarbeit einen Einfluss auf das
Krebsrisikohat,sagtderanderIARC-Ein-
stufung beteiligte Hajo Zeeb, Leiter der
Abteilung Prävention und Evaluation am
Leibniz-Institut für Präventionsfor-
schung undEpidemiologiein Bremen.
„Wie groß der Einfluss der Nachtarbeit
auf das Krebsrisiko ist, lässt sich mit die-
ser Einschätzung nicht klären. Dazu
bräuchtees einesogenannteRisikobewer-
tung.“Außerdemwürden individuelleAs-
pekte einereinzelnenPersonin Schichtar-
beit bei der Bewertung nicht berücksich-
tigt,sagt Zeeb. BedingtdurchdieStudien-
designs ließensichauch andere Erklärun-
gen für Krebserkrankungen nicht völlig
ausschließen. Die Einschätzung der Ex-
pertengruppe erschien schon im Juli in
der Fachzeitschrift „The Lancet Onco-

logy“. Erstmals hatte die IARC die Nacht-
arbeit schon 2007 als wahrscheinlich
krebserregend eingestuft.
In Deutschland arbeiteten 2016 nach
Angaben der Bundesagentur für Arbeits-
schutz und Arbeitsmedizin (BAUA) rund
sieben Prozent der Beschäftigten in
Wechselschicht mit Nachtarbeit oder
dauerhaft nachts. Männer sind dabei
deutlich häufiger in der Nachtschicht tä-
tig als Frauen. Außerdem arbeiten nied-
rigqualifizierteMenschen demnach deut-
lichöfternachts als Beschäftigte der mitt-
leren und hohen Bildungsgruppen.
Bisher waren die Wissenschaftler da-
von ausgegangen, dass Schichtarbeit ge-
nerell krebserregend sein könnte. Die
neuen Studien zeigten nun aber, dass vor
allem jene Arbeit zu Zellveränderungen
führen kann, bei der der
Tag-Nacht-Rhythmus gestört wird. dpa

Das Bett nicht gemacht, den Boden
nicht gewienert, das Bad nicht geputzt:
Zehntausende von Urlaubern werden
am Wochenende auf den spanischen
Mittelmeerinseln Ibiza und Formentera
ihre Zimmer selbst in Ordnung bringen
müssen. Denn die rund 8000 Zimmer-
mädchen in ihren Hotels fühlen sich
von den Hoteliers schlecht behandelt
und haben mitten in der touristischen
Hochsaison einen Streik ausgerufen.
Auf Mallorca und auf dem spanischen
Festland soll es parallel Protestkundge-
bungen geben.
Geringe Löhne, harte Akkordarbeit,
unbezahlte Überstunden, keine freien
Tage, mangelhafte soziale Absicherung,
Diskriminierung – die Liste der Klagen
ist lang. So lang, dass inzwischen sogar
ein dokumentarischer Kinofilm über
das Leiden der spanischen Zimmermäd-
chen entstanden ist, der den Titel „Ho-
tel Ausbeutung“ trägt. „Wir halten den
Tourismus, den wichtigsten Motor der
nationalen Wirtschaft, in Gang“, klagt
darin die Reinigungskraft eines Hotels,
doch die Zimmermädchen würden man-
cherorts wie Sklaven behandelt.
„Wir sind keine Maschinen, sondern
Menschen“, lautet einer der Slogans,
mit dem die Reinemachefrauen der Ho-
tels auf die Barrikaden gehen. Etliche
Hoteliers bekamen in den letzten Mona-
ten bereits die Wut der Zimmermäd-
chen, die in Wirklichkeit gestandene
Frauen sind, zu spüren. Mit Transparen-
ten bewaffnet postierten sich die Ho-
tel-Putzfrauen, die sich unter dem Na-
men „Las Kellys“ organisiert haben, vor
Hoteltüren und skandierten: „Wir wol-

len würdige Arbeitsbedingungen.“
Dazu gehöre zum Beispiel, dass die
Arbeitsbelastung verringert werde, sagt
Milagros Carreño. Die 54-Jährige arbei-
tet seit 30 Jahren als Zimmermädchen
und ist die Sprecherin der Kellys auf
Ibiza. „Normalerweise müssen wir 21
oder 22 Zimmer am Tag säubern, aber
manche Kolleginnen müssen bis zu 30
Zimmer herrichten. Das ist unmensch-
lich“, klagte sie, als sie den Streik an-
kündigte. Daneben müssten auch noch
Flure, Essenssäle und Eingangshallen ge-
säubert werden. „Einige Zimmermäd-
chen haben nicht einmal Zeit, eine Es-
senspause zu machen.“
Die Folge dieser beschwerlichen Hetz-
jagd von Zimmer zu Zimmer seien chro-
nische Gesundheitsschäden. Viele

Frauen würden den Arbeitstag nur mit
Pillen durchhalten. Nach einer Umfrage
der Gewerkschaften schlucken 70 Pro-
zent der Zimmermädchen Tabletten, we-
gen Rückenbeschwerden oder auch we-
gen Depressionen. „Irgendwann kommt
dann der Zeitpunkt, wo wir einfach
nicht mehr können“, sagt Carreño. Des-
wegen fordern die Kellys auch eine An-
erkennung ihrer Gesundheitsschäden
als Berufskrankheiten.
Der Aufstand lenkt den Blick auf die
SchattenseitendesspanischenTourismus-
booms. Das nationale Fremdenverkehrs-
amtmeldetzwarvonJahrzuJahrneueBe-
sucher- und Einnahmerekorde – in 2018
kamen 83 Millionen ausländische Urlau-
ber nach Spanien. Aber die rund 200000
Zimmermädchen,welcheinganzSpanien

maßgeblichdafürsorgen,dasssichdieHo-
telgästewohlfühlen,profitierennichtvon
dem Boom. Ganz im Gegenteil. Viele Ho-
telsvergebeninzwischendenReinigungs-
service an externe Firmen, wodurch sich
dieArbeitsbedingungenfürdieRaumpfle-
gerinnenverschlechterthaben. Dieweni-
gen Hoteliers, die zur Problematik Stel-
lung beziehen, räumen ein, dass es hier
und da Probleme geben könne. Diese
seienabernichtweitverbreitetundschon
gar nichtdie Regel.
Was verdienen Zimmermädchen?
Nach den Tarifverträgen der spanischen
Hotelbranche stehen den direkt Ange-
stellten für eine Vollzeitbeschäftigung
etwa 1500 Euro brutto im Monat zu. Das
klingt gar nicht so schlecht für spanische
Verhältnisse, aber in der Praxis werden
diese Tarife nicht durchweg eingehalten.
Zum Beispiel zahlen externe Reini-
gungsfirmen den Zimmermädchen sel-
ten mehr als 1000 Euro. In den touristi-
schen Großstädten Madrid oder Barce-
lona seien die meisten Zimmermädchen
über externe Firmen angestellt, berich-
tet Myriam Barros, nationale Spreche-
rin der Kellys. Sie fordert, dass die Zim-
mermädchen der externen Firmen ge-
nauso bezahlt werden müssen wie die
hoteleigenen Kräfte.
„Wir sind die wahren Stars der Ho-
tels“, steht auf manchen jener Protestpla-
kate, mit denen die Kellys am kommen-
den Wochenende auf die Straße gehen
wollen. Ein Hinweis darauf, dass sie
nicht nur bessere Arbeitsbedingungen
wollen, sondern auch mehr Anerken-
nung wünschen – und sei es auch nur
in Form eines kleinen Trinkgelds, das
von den Gästen auf dem Kopfkissen
zurückgelassen wird.

EF NACHRICHTEN


Belastend. Flugbegleiter machen beruflich
regelmäßig die Nacht durch. Foto: imago

EF LEUTE


Heute aus Berlin

Foto: Daniel Bockwoldt/dpa

Menschen, keine Ma-
schinen. 21 oder 22
Zimmer säubern Zim-
mermädchen am Tag.
Manche müssen je-
doch bis zu 30 Zimmer
herrichten. Sie kritisie-
ren dies als „unmensch-
lich“.
Foto: Oliver Berg/dpa

32 DER TAGESSPIEGEL WELTSPIEGEL NR. 23 924 / SONNABEND, 24. AUGUST 2019


Nachtarbeit


womöglich


krebserregend


Wer in Schichten arbeitet,


lebt gegen die innere Uhr


Von Ralph Schulze, Madrid

Aufstand der Zimmermädchen


Wenig Lohn, Akkordarbeit, mangelnde soziale Absicherung – das beklagen Mitarbeiter spanischer Hotels.


Jetzt wehren sich Reinigungskräfte: Mitten in der Hochsaison rufen sie einen Streik aus


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