Lisa - 14. August 2019

(Nora) #1

Aktuell


Rezept-Tipp


„In Marokko habe


ich meine Seelen­


Heimat gefunden“


Christine (59) fühlte sich ausgebrannt


und leer. Bis sie in das Land ihrer Träume zog


Weites Land:
Der Blick von ihrer
Terrasse reicht über
ihre Felder bis zum
Atlasgebirge

Berberfrauen helfen bei
der Aussaat und der Ernte

„In Marrakesch
hat mein Herz
eine neue Heimat
gefunden“, sagt
Christine, die hier
das edle Gewürz
Safran anbaut

Jede der schönen lila Blüten enthält nur ein bis
zwei Safran-Fädchen. Darum ist das Gewürz so
kostbar – und in aller Welt begehrt

Es war eine Reise mit


vielen Rückschlägen – doch


Christine würde diesen


Weg immer wieder gehen


W


enn Christine mor-
gens auf ihrer Terrasse
frühstückt, duftet es
betörend nach Jasmin
und Rosen. Sie hört
Vögel zwitschern, ge-
nießt den Blick über
üppig grüne Felder auf
die schneebedeckten Gipfel des Atlasgebirges,
das sich am Horizont abzeichnet. Oft zupft sie
sich fürs Frühstück ein paar Feigen vom Baum.
„Es ist fast unwirklich schön hier“, sagt sie leise.

Es ist ein Garten Eden. 30 Kilometer vor den
Toren Marrakeschs. Hier hat sich die gelernte
Hotelkauffrau aus Basel ein Grundstück ge-
pachtet, baut Kräuter wie Rosmarin, Thymian,
Salbei und Gewürze wie Safran an, dazu tropi-
sches Obst und jede Menge Rosen. „Es ist eine
Mischung aus allem, ein richtiger Garten Eden
eben“, meint die 59-Jährige lachend.
2006 kommt sie zum ersten Mal nach Marok-
ko. Damals arbeitet sie als Führungskraft, hat
viele Mitarbeiter. Ein Stressjob, der sie immer
mehr belastet. Sie fühlt sich ausgelaugt, sehnt
sich nach einer Auszeit – und bucht eine Reise
in den Süden Marokkos. Was sie in der Woche
erlebt, verändert ihr Leben. „Die Weite der Wüs-

te hat meine Seele berührt“, erzählt sie. „Ich
fuhr nach Hause und war ein anderer Mensch.“

Fast alles hat sie verloren. 2008 packt
Christine ihre Sachen und düst mit ihrem Auto
in den Süden Marokkos, auf dem Konto die
Ersparnisse ihres Arbeitslebens. Sie möchte ein
Gästehaus eröffnen und kauft auf den Rat eines
marokkanischen Bekannten ein völlig wertloses
Grundstück – und verliert dabei fast ihr ganzes
Geld. Irgendwann muss sie sich eingestehen,
dass ihre Träume wie Seifenblasen zerplatzt
sind. Jetzt steht sie vor der Entscheidung, alles
aufzugeben und in die Schweiz zurückzukehren
oder ganz von vorn zu beginnen. „Es war eine

unglaublich schwere Zeit. In der Heimat hatte
ich nichts mehr. In Marokko fühlte ich mich
wohl, wusste aber nicht, wovon ich leben soll-
te“, gesteht sie. „Ich war wirklich verzweifelt.“

Sie kämpft für ihren Traum. In Marrakesch
nimmt sie sich ein kleines Zimmer, lernt Ara-
bisch, versucht, das Leben im Orient zu verste-
hen. Langsam spürt sie das Erstarken ihrer Kräf-
te. „Ich wusste, wie mein Weg weitergehen
konnte und habe wieder an mich geglaubt.“
Als sie 2012 vor den Toren der Stadt ein
Grundstück pachten kann, krempelt Christine
beherzt die Ärmel hoch. Zieht in das kleine
Lehmhaus, bewirtschaftet mithilfe einiger Ber-

Christines


Lamm-Tajine
So schmeckt Marokko!
Für 4 Portionen: •700 g Lammfleisch
(z. B. Schulter) •2 Zwiebeln •2 EL Olivenöl


  • 400 ml Fleischbrühe • 2 Zimtstangen

  • ½ TL gemahlenes Kurkuma •½ TL gemahlener
    Kreuzkümmel •Salz •Pfeffer •Chilipulver

  • 100 ml Orangensaft •300 g getrocknete
    Aprikosen •1 EL Honig •70 g Walnusshälften
    1 Lammfleisch trocken tupfen und mund­
    gerecht würfeln. Die Zwiebeln schälen,
    halbieren und in Streifen schneiden.
    Lammfleisch in einer Tajine (oder in einer
    Pfanne) im heißen Öl braun anbraten. Die
    Zwiebeln kurz mitbraten und mit etwas
    Brühe ablöschen.
    2 Zimt in Stücke brechen, zusammen mit
    Kurkuma, Kreuzkümmel, Salz, Pfeffer und
    1 Prise Chilipulver dazugeben. Orangen­
    saft, Aprikosen und Honig untermischen.
    Deckel aufsetzen und 1 Std. bei mittlerer
    Hitze köcheln lassen. Gelegentlich um­
    rühren, bei Bedarf Brühe ergänzen. Zum
    Schluss Nüsse untermischen. Abschme­
    cken und servieren. Nach Belieben Duft­
    reis und getrocknete Chilis zum Darüber­
    bröseln reichen. Guten Appetit!


Ist es schon
eine Beziehung?
Laut einer Umfrage von
Lovescout sprechen 42 Pro-
zent von mehr als einem
Flirt, sobald es um gemein-
same Zukunftsplanung geht.
Für 31 Prozent gilt das Bezie-
hen einer gemeinsamen
Wohnung als Startschuss.

Nostalgie
Kultregisseur Quentin Tarantino
reist mit „Once Upon a Time in
Hollywood“ in das geschichts­
trächtige Jahr 1969 und nimmt
Leonardo DiCaprio als erfolglosen
Schauspieler und Brad Pitt als
Stuntdouble mit. Im Zentrum der
Geschichte stehen die Manson­
Morde – brillant und schockierend.

Euro Das hat „Fifty Shades of
Grey”-Autorin E. L. James im letzten
Jahr laut Zeitung „Sun“ verdient – und
zwar pro Tag! Die erotischen Romane
haben die Britin nicht nur weltberühmt
gemacht, sondern auch steinreich.

Über Stock und Stein
Experten sagen, dass bereits
ein halbstündiger Spaziergang
pro Tag gut für die Gesundheit
ist. Und: Wer über unebenen,
abwechslungsreichen Unter­
grund geht, trainiert nahezu
alle großen Muskeln. Auch
profitieren Herz­Kreislauf­
System und Denkleistung.

Tücken der Technik
Der Amerikaner Ryan Landy musste
herausfinden, dass Saugroboter nicht
immer eine Arbeitserleichterung
sind. Sein Hund Apollo hatte einen
kleinen Verdauungs-Unfall in der
Wohnung, der Roboter brauste mit-
ten durch – und verteilte das Elend in
der ganzen Wohnung. Ryans Post
wurde im Netz Tausende Male geteilt.

Natascha Ochsenknecht wird
am 17. August 55 Jahre alt

„Mir ist lieber, ich
werde unterschätzt und
die Leute denken, ich
bin blöd. Dann kann ich
mich beweisen!“

LISAGRAM


45 000


berfrauen aus umliegenden Dörfern das
Gelände. Was sie an Kräutern, Früchten,
Rosen und vor allem Safran erntet, verkauft
sie erst regional, heute in ganz Europa.
„Und als mich eine Freundin besuchte und
von meinen Pflanzen und Früchten
schwärmte, kam mir die Idee, meinen Gar-
ten für Touristen zu öffnen“, erzählt sie.

Angekommen im Glück. Mittlerweile kom-
men täglich Urlauber aus Marrakesch und
nahe gelegenen Hotels, um sich bei ihr umzuse-
hen, Pfefferminztee und leckeres Essen zu
genießen (siehe Christines Lamm-Tajine r.).
„Hier in Marokko habe ich gelernt, wieder
glücklich zu sein“,
sagt Christine und
lässt ihren Blick
über ihren Garten
schweifen. „Ich bin
jetzt tatsächlich im
Paradies zu Hause.“

Ihre
Geschichte
Sie haben Spannen-
des, Lustiges, Trauriges,
Bewegendes erlebt?
Schreiben Sie uns an
[email protected].
Wir freuen uns
auf Sie!

Christines
aufregende
Geschichte
in: „Die
Safranfrau“
(Knaur,
14,99 €) Fotos: MPR-Micus/Vogel (4), PR (2), Shutterstock, StockFood

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