W
ir sind stolz auf un
sere Künstler, egal,
woher sie kommen“,
sagte der baden
württembergische Ministerpräsi
dent Winfried Kretschmann bei der
Ballettgala zum Abschied der Bal
lettdirektorin Birgit Keil am Karls
ruher Staatstheater. Und ergänzte:
„Die Frage ist nicht: Wo kommst
du her, sondern: Wo willst du hin!“
Ganz nach oben wollte das
Flüchtlingsmädchen aus dem Su
detenland, das in den 50erJahren
zu tanzen anfing. Mit ihrem gro ßen
Talent und ihrer noch größeren
Disziplin schaffte sie es tatsächlich
bis in die höchsten Höhen des
TanzOlymps: Auf die junge Solis
tin am Stuttgarter Ballett wurde
die ganze Welt aufmerksam. Sie
galt als erste deutsche Primaballe
rina, wurde in Programmheften bei
Gastspielen gar nur als „Die deut
sche Ballerina“ angekündigt.
Warum erzähle ich Ihnen das
alles? Aus drei Gründen: Zum einen
bin ich noch ganz beseelt von der
traumhaften GalaAufführung mit
Ausschnitten aus der 16jährigen
Arbeit Birgit Keils als Ballettdirek
torin in Karlsruhe: klassische Bal
lette mit Ballerinen im weißen
Glitzertutu, die durch ihre synchro
ne Exaktheit fast zum Ornament
wurden, ausdrucksstarke Szenen
aus modernen Stücken, die Schwer
kraft und die Grenzen des mensch
lichen Körpers scheinbar aushe
belten. Szenen, die so überirdisch
schön waren, dass oft ein glück
liches Seufzen und überwältigtes
Stöhnen durch die Ränge ging.
Dann die Worte des Ministerprä
sidenten, der daran erinnerte, dass
viele unser größten Persönlich
keiten – so wie Birgit Keil und auch
ihr tschechischer Tanz und Lebens
partner Vladimir Klos – vielleicht
einmal Geflüchtete waren. Und uns
so unendlich viel zurückgaben.
Das führt zum dritten Grund:
der schlichten Anwort der 74jäh
rigen Primaballerina auf die Frage,
was sie angesichts des Endes ihrer
Laufbahn empfinde: „Dankbar
keit!“ Und sie setzte hinzu: „Die
Dankbaren sind die Glücklichen!“,
um augenzwinkernd nachzufragen:
„Was darf ich als Ehrenmitglied
jetzt eigentlich: umsonst ins Thea
ter und die Kantine? Wirklich?
Bravo!“– und riss die Arme hoch
wie ein junges Mädchen. Aus tiefs
tem Herzen Dankbarkeit empfin
den zu können für das, was einem
geschenkt wurde und was man
daraus machen durfte, ist wirklich
ein ganz großes Geschenk!
Wie selten kommen doch
großes Talent, das Glück der Tüch
tigen, viel Ehrgeiz und Disziplin in
einem wunderschönen Körper mit
schöner Seele zusammen. Wenn
dieser Mensch dann auch noch
zutiefst dankbar ist, dann hat man
eine wahrhaft große Persönlichkeit
vor sich. Von diesen brauchen wir
in diesen Zeiten jede Menge!
Glück ist, wenn auch die
Seele tanzt
Blumen, Ballons und Ballett: Direktorin Birgit
Keil und ihr Stellvertreter und Lebenspartner
Vladimir Klos wurden von Publikum und
Kompagnie frenetisch gefeiert
WELT der FRAU-
Redaktionsleiterin
Andrea Röthe
schreibt über das
Leben, die Familie
und andere
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Ganz zauberhaft
tanzt die kleine
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KOLUMNE
24 WELT der FRAU 09/2019
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