Welt der Frau - September 2019

(Brent) #1

unser sensibles Organ


Warum man sie nicht gleich operieren sollte


und was unsere Expertin rät


Zysten wachsen oder zu Schmer-
zen führen, sollten sie mithilfe
einer Bauchspiegelung entfernt
werden. Das gilt auch für mit
altem Blut gefüllte Endometri-
osezysten. Myome dagegen kön-
nen sich mit Medikamenten
verkleinern lassen“, erläutert Dr.
Kiewski. Alternativ können sie
mit einem Spezial-Ultraschall
von außen, chirurgisch oder mit
einer sogenannten Embolisation

behandelt werden. Bei diesem
künstlichen Gefäßverschluss lei-
tet der Arzt über einen Katheter
winzige Kunststoffkügelchen in
die Gefäße, die das Myom mit
Blut versorgen, und verschließt
sie. „Auch die Goldnetz-Methode
kann hier hilfreich sein“, erklärt
die Gynäkologin.

TRAINING STÄRKT
DEN BECKENBODEN
Wenn sich die Gebärmutter ge-
senkt hat, hilft schon konse-
quentes Beckenbodentraining,
denn es stärkt die geschwächten
Muskeln und die Mutterbänder.
Viele Physiotherapeuten bieten
Kurse an. Hat das Training kei-
nen oder nicht den ge-
wünschten Er-
folg, können
auch therapeu-
tische Pessare
(nicht zu ver-
wechseln mit
Pessaren zur
Verhütung)
die Gebär-
mutter
stützen. Da-
bei handelt es
sich um kleine
Schalen, Würfel
oder Ringe aus
Gummi oder Sili-
kon, die in die
Scheide eingeführt
werden. Einige kön-
nen selbst eingesetzt,
entfernt und gereinigt wer-
den. Andere werden vom
Arzt eingeführt bzw. ge-
wechselt.

MINIMALINVASIVE
METHODEN NUTZEN
Lässt sich eine komplette oder
teilweise Entfernung der Gebär-
mutter nicht vermeiden, so sind
zum Glück die OP-Methoden viel
sanfter als früher. „Ein Bauch-
schnitt ist selten erforderlich
und meist kann der Eingriff über
die Vagina oder laparoskopisch
über winzige Zugänge erfolgen“,
weiß Dr. Kiewski. Bei der Teilent-
fernung (supracervikale Hyster-
ektomie) wird lediglich der Ge-
bärmutterkörper entfernt.

Gebärmutterhals, Eileiter und
Eierstöcke bleiben erhalten. Bei
der totalen Hysterektomie wer-
den Gebärmutterkörper und
-hals entfernt, Eileiter und Eier-
stöcke bleiben hier ebenfalls er-
halten. Bei der radikalen Hyster-
ektomie werden Gebärmutter-
körper und -hals, der angren-
zende Abschnitt der Scheide und
Teile des Halteapparats entfernt,
manchmal auch Eileiter, Eierstö-
cke und eventuelle Lymphknoten
im Becken.

AUFKLÄRUNG IST
ENORM WICHTIG
Betroffene sollten sich nicht
scheuen, beim Arzt immer wieder
nachzufragen. Dr. Kiewski weiß:
„Werden Frauen ausführlich über
die Notwendigkeit, die Art und
Weise und die Folgen des Ein-
griffs aufgeklärt, verkraften sie
ihn in der Regel auch seelisch viel
besser. Und zahlreiche Studien
belegen, dass der Eingriff die Se-
xualität nicht beeinträchtigt.“

Eierstock-
Ultraschall:

Unnötig oder


erforderlich?


Ein Ultraschall der Eierstöcke
kostet als IGeL-Leistung ca.
30 bis 40 Euro. Er soll Eier-
stockkrebs frühzeitig erken-
nen, ist jedoch umstritten:
▸ Kritiker bemängeln, dass der
Check die Erkrankungs- und
Sterberaten nicht senke. Die
Ergebnisse seien oft nicht ein-
deutig und ein auffälliger Be-
fund bedeute nicht unbedingt
Krebs. Zur Abklärung müsse
eine Gewebeprobe entnommen
und/oder operiert werden.
▸ Befürworter argumentieren,
dass erfahrene Ärzte mit mo-
dernen Geräten zwischen einer
harmlosen Zyste und Krebs
unterscheiden könnten. Mit
einer Früherkennung stiegen
die Chancen, den schnell
wachsenden Krebs zu überle-
ben. Die Deutsche Gesellschaft
für Ultraschall fordert, dass
der strahlungsfreie, gesund-
heitlich unbedenkliche Check
von zertifizierten Ärzten
durchgeführt und Kassenleis-
tung werden sollte.
▸ Fazit: Der Ultraschall macht
Sinn, wenn er von Fachärzten
mit moderner Ultraschalltech-
nik gemacht wird – vor allem
für Frauen in den Wechseljah-
ren, denn dann steigt das
Risiko für Eierstockkrebs.

Eierstock
(Ovar) Schallkopf

Ultraschallgeber

So aufwändige Operationen sind
eher selten. Denn viele Eingriffe
können über die Vagina oder auch
laparoskopisch erfolgen

Ein kleines Kunstwerk:
Das rote Dreieck oben in
der Mitte ist die Gebär-
mutter, darunter (l.) fin-
det sich der Gebärmut-
terhals. Die zwei „Arme“
zeigen die Eileiter, an
deren Ende sich die
Eierstöcke befinden

150.000


Hysterektomien
(Total-OPs) werden
jährlich in Deutschland
durchgeführt

FOTOS: ADOBESTOCK (2), FOTOLIA, GETTY IMAGES, ISTOCK, PICTURE ALLIANCE/ROBERT SCHLESINGER

09/2019 WELT der FRAU 51


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