Die Welt Kompakt - 28.08.2019

(Brent) #1

DIE WELIE WELIE WELTKOMPAKTTKOMPAKT MITTWOCH,28.AUGUST2019 WIRTSCHAFT 11


ging, der eine Kultur im Unter-
nehmen vorlebte, die kaum Wi-
derspruch duldete. In dem man
lieber ein bisschen bei der Soft-
ware trickste, als dem Vorgesetz-
ten zu beichten, dass man die Ab-
gasgrenzwerte auf legalem Weg
nicht einhalten kann.
Festmachen ließe sich all das
an unzähligen Auftritten wäh-
rend seiner langen Karriere im
Konzern, doch einer der berühm-
testen war der bei einer Presse-
konferenz im Juli 1993. „Immer
wenn es um Krieg geht, sind am
Ende weniger vorhanden. Und es
gibt immer Gewinner und Verlie-
rer. Und ich habe die Absicht“,
sagte Piëch, stockte einen langen
Moment und zeigte kurz die Zäh-
ne, „der Sieger zu sein.“ Ferdi-
nand Piëch war da erst wenige
Monate Volkswagen-Chef. Da-
mals ging es für den krisenge-
schüttelten Konzern nicht um
Siege, sondern darum, irgendwie
zu überleben.
Das Unternehmen produzier-
te damals viel zu teuer, Seat und
Skoda fuhren riesige Verluste
ein. Piëch wischte all das beisei-
te. Teilte gegen die Rivalen aus,
zerpflückte mit wenigen Worten
Gerüchte über Fusionen. „Ich
glaube, ich habe schon ausrei-

chend hier erklärt, dass uns Opel
nicht interessiert“, sagte er. Das
Wort Opel dehnte er, abschätzig,
fast angewidert. „Falls Sie das
noch nicht verstanden haben:
Ich guck nicht nach dem Vierten
in Europa, ich guck nach dem
Ersten in der Welt.“ So tickte
Ferdinand Piëch. Natürlich ging
es dem Enkel von Ferdinand Por-
sche um Autos, die beste Tech-
nik, ums Geschäft. Aber Ge-
schäft war für Piëch immer auch
Krieg. Er war ein begnadeter In-
genieur und knallharter Mana-
ger, in der eigenen Wahrneh-
mung aber vor allem ein Krieger.
Für den es nur Sieg oder Nieder-
lage gab. „Mein Harmoniebe-
dürfnis ist begrenzt“, schrieb er
in seiner Autobiografie.
Ferdinand Piëch hat VW wie
einen Familienbetrieb gelenkt,
einen Konzern, der heute mehr
als zehn Millionen Autos pro
Jahr verkauft. Ein Unternehmen,
das von einer schlichten Marke
wie Seat bis zum rollenden Su-
perlativ Bugatti alles im Angebot
hat, vom Zweirad bis zum
schwersten Lkw. Zu dem Marken
wie Porsche, Audi und Skoda ge-
hören. Dass Volkswagen „inha-
bergeführt“ ist, wurde oft be-
spöttelt und kritisiert, doch ge-

nau das war lange eine Säule des
Erfolgs dieses Unternehmens.
Es war aber auch seine Schwä-
che. Dass Strukturen wie diese
nicht im Einklang mit den Re-
geln guter Unternehmensfüh-
rung stehen, wurde oft ange-
mahnt. Zumal bei einem Dax-
Konzern. Doch die Wolfsburger
kümmerte das wenig. Es war im-
mer ein besonderer Kosmos,
dieses Unternehmen, bei dem
gegen die Stimmen des Bundes-
landes Niedersachsen nichts
entschieden werden kann, bei
dem die Arbeitnehmer so mäch-
tig sind wie wohl in keinem an-
deren Konzern der Republik und
das doch mehrheitlich noch im-
mer einer einzigen Familie ge-
hört: den Porsches und Piëchs.
Bevor Piëch 1993 den Chefses-
sel in Wolfsburg übernahm, war
Volkswagen einfach groß – so
wie damals General Motors. Der
Erfolg hing von einem Modell
ab, erst dem Käfer, dann dem
Golf. Seit der Ära Piëch hat der
Konzern unzählige Modelle im
Angebot, führt zwölf überwie-
gend schillernde Marken, die auf
nahezu allen Märkten aktiv sind.
Der Treiber dieser Vielmarken-
strategie, die Volkswagen so
stark gemacht hat, war Piëch.
Als Entwickler und Audi-Chef
legte er der Grundstein für den
technischen Vorsprung der Mar-
ken VW und Audi, als Vorstands-
chef brachte der den Automobil-
hersteller auf seinen „Marken-
und Weltkurs“.
Piëch ist gelungen, woran die
Daimler-Chefs Edzard Reuter
und Jürgen Schrempp scheiter-
ten. Anders als Reuter war er
klug genug, sich überwiegend auf
die Autobranche zu konzentrie-
ren. Und anders als bei
Schrempps „Welt AG“ hatte es
der Porsche-Enkel geschafft, die
unterschiedlichsten Automarken
zu einer funktionierenden Ein-
heit zu verschmelzen; zu einem
großen automobilen Orchester,
in dem jede Marke ihren Platz
hat, ihre Rolle spielt, mit einer
feinen Balance aus Rivalität und
Kooperation.
Spätestens seit der Zeit, als
Piëch 2002 an die Spitze des
Aufsichtsrates wechselte und
damit begann, sein Lebenswerk
abzurunden, war die Volkswa-
gen AG eine One-Man-Show.
Ohne Piëch ging lange nichts,
bis zum unrühmlichen Ende im
Frühjahr 2015.
Von diesem Zeitpunkt an
stand – auch schon vor dem Tod
von Ferdinand Piëch – fest, dass
ihm die Krönung seines Lebens-
werks versagt bleiben würde. Er
hat es nicht geschafft, sein Erbe
zu bewahren und weiterzugeben.
Am Ende brach er mit vielen sei-
ner Weggefährten und dem
Großteil des Clans. Volkswagen
musste er so den übrigen Famili-
enmitgliedern überlassen, die es


  • daraus machte er nie einen
    Hehl – in seinen Augen nicht
    wirklich verdient hatten. Bleiben
    wird dennoch eine Ära, in der er
    Volkswagen geprägt hat wie wohl
    nur Ferdinand Porsche vor ihm.


Begeisterter Ingenieur und
Autoliebhaber: Ferdinand
Piëch im Jahr 2009 auf
einer Automesse in Genf

FFFerdinand Piëch (im gelben Anzug) beim Autorennen von Leerdinand Piëch (im gelben Anzug) beim Autorennen von Le
Mans 1968

PORSCHE AG

/REPRO: DR. KLAUS WENDEL, ARCHIUM

Volkswagen sowie die Famili-
en Porsche und Piëch haben
die Verdienste des verstorbe-
nen Ex-VW-Chefs Ferdinand
Piëch gewürdigt. „Ferdinand
Piëch hat Automobilgeschich-
te geschrieben – als leiden-
schaftlicher Manager, genialer
Ingenieur und als visionärer
Unternehmer“, sagte der VW-
Aufsichtsratsvorsitzende
Hans Dieter Pötsch.Konzern-
chef Herbert Diess bezeichne-
te Piëch als mutig, unterneh-
merisch konsequent und tech-
nisch brillant. „Vor allem hat
Ferdinand Piëch Qualität und
Perfektion bis ins Detail in den
Automobilbau gebracht und
tief in der Volkswagen-DNA
verankert“, sagte Diess. Zum
Gedenken sollten in verschie-
denen VW-Werken die Fahnen
auf halbmast gesetzt werden.
„Wir trauern mit der Familie
um Ferdinand K. Piëch, den
außergewöhnlichen Manager
und Ingenieur, den Strategen
und ganz einfach auch den
Auto-Enthusiasten, der er

zeitlebens war“, betonte
Wolfgang Porsche, Auf-
sichtsratschef der VW-
Dachgesellschaft Porsche SE
und Piëchs Cousin. Auch zahl-
reiche Wegbegleiter aus dem
Unternehmen und aus der
Politik drückten ihren Respekt
vor der Lebensleistung des
Managers aus. „Mir persönlich
war Ferdinand Piëch ein jahr-
zehntelanger Förderer und
Wegbegleiter“, sagte Martin
Winterkorn, der von 2007 bis
2 015 VW-Chef war.Die visio-
näre Kraft und großen Fähig-
keiten als Ingenieur hätten ihn
über viele Jahre geprägt.
Niedersachsens Minister-
präsident Stephan Weilsag-
te, Piëch sei „einer der großen
Unternehmer in der Geschich-
te der Bundesrepublik
Deutschland“ gewesen.
Der Manager habe VW 1993
in einer tiefen Krise über-
nommen. „Mit seinem Namen
ist der Aufstieg von Volks-
wagen zum Weltkonzern
verbunden.“ dpa

„Außergewöhnlicher Manager und Ingenieur“

Piëch (l.) bei der Abnahme des Porsche 917 im April 1969

PORSCHE AG

FFFerdinand Porsche mit seinen Enkeln Ferdinand Alexandererdinand Porsche mit seinen Enkeln Ferdinand Alexander
Porsche (l.) und Ferdinand Piëch (r.), ca. 1949

PORSCHE AG

RELEASED


zerpflückte mit wenigen Worten

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Gerüchte über Fusionen. „Ich
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ein. Piëch wischte all das beisei-
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te damals viel zu teuer, Seat und

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Skoda fuhren riesige Verluste
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glaube, ich habe schon ausrei-
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Skoda fuhren riesige Verluste

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