Die Welt Kompakt - 28.08.2019

(Brent) #1

14 WIRTSCHAFT DIE WELIE WELIE WELTKOMPAKTTKOMPAKT MITTWOCH,28.AUGUST


D


ie chinesische
CRRC-Gruppe, der
weltgrößte Herstel-
ler von Schienen-
fahrzeugen, steht vor der ers-
ten Firmenübernahme in Euro-
pa. Die Tür für den von Sie-
mens und Alstom gefürchteten
Konkurrenten hält der deut-
sche Vossloh-Konzern auf, der
seine Lokomotivensparte an
CRRC verkaufen will. Soeben
sei dazu ein Vertrag unter-
schrieben worden, teilte Voss-
loh mit.

VON GERHARD HEGMANN

Vossloh suchte im Rahmen
seiner Neuausrichtung seit En-
de 2017 einen Käufer für sein
Nischengeschäft mit Diesel-
lokomotiven, die von rund 500
Beschäftigten in Kiel produ-
ziert werden. Nach Vossloh-An-
gaben steht der Einstieg der
Chinesen noch unter dem Vor-
behalt der Freigabe durch die
Behörden in Europa und China,

besonders mit Blick auf kon-
trollrechtliche und außenwirt-
schaftsrechtliche Fragen. Der
Vollzug wird in den kommen-
den Monaten erwartet.
Der Einstieg von CRRC ist in
mehrfacher Hinsicht bemer-
kenswert. Die Chinesen bekom-
men über ihn einen Zugang
zum deutschen und europäi-
schen Eisenbahnmarkt mit sei-
nen komplexen Zulassungsver-
fahren. Siemens wollte mit
Blick auf die drohende Konkur-
renz aus China sein Eisenbahn-
geschäft (Siemens Mobility)
mit den Zugaktivitäten des
französischen Alstom-Kon-
zerns fusionieren.
Das deutsch-französische
Bündnis scheiterte Anfang des
Jahres aber an EU-Wettbe-
werbskommissarin Margrethe
Vestager. Sie begründete ihre
Absage mit andernfalls zu we-
nig Konkurrenz in Europa, der
Gefahr steigender Preise und
zu geringen Zugeständnissen
der Konzerne.

Siemens hatte damals expli-
zit vor der drohenden Gefahr
eines Markteintritts von CRRC
in Europa gewarnt. Die EU-
Kommission müsse bei Kartell-
fragen den Weltmarkt und
nicht nur Europa im Blick ha-
ben, kritisierte Siemens-Chef
Joe Kaeser.
Vossloh suchte bereits seit
Längerem nach einem Käufer
für seine Diesellokomotiven,
die vor allem als Rangierloks
eingesetzt werden. Jährlich
werden etwa 35 bis 40 Loks pro-
duziert. Es ist also eher ein Ni-
schengeschäft. Die chinesische
CRRC-Gruppe sei durch ihre
Innovations- und Finanzkraft
ein optimaler Käufer für die
Vossloh-Sparte, erklärte das
Unternehmen. Ohne das Ge-
schäftsfeld Locomotives erziel-
te Vossloh im Geschäftsjahr
2018 mit etwa 3800 Mitarbei-
tern einen Umsatz von 865 Mil-
lionen Euro.
Vossloh kassiert von den
Chinesen zwar einen niedrigen

einstelligen Millionenbetrag
und ist an weiteren Einnahmen
in der Zukunft beteiligt, die sich
auf zehn Millionen Euro belau-
fen sollen. Auf dieser Basis
rechnet das deutsche Unter-
nehmen dennoch mit einer zu-
sätzlichen Ergebnisbelastung
von ungefähr 30 bis 35 Millio-
nen Euro, wie es heißt. Konkret
soll die Vossloh-Sparte an die
CRRC Zhuzhou Locomotive
Co., Ltd. (CRRC ZELC) ver-
kauft werden.
Der börsennotierte Vossloh-
Konzern gehört mehrheitlich
dem 78-jährigen Unternehmer
Heinz Hermann Thiele. Der
Milliardär formte auch den
weltweit führenden und eben-
falls börsennotierten Eisen-
bahn- und Lkw-Bremsenkon-
zern Knorr-Bremse in Mün-
chen. Zu dessen Großkunden
gehören wiederum CRRC und
der Vossloh-Lokomotivenkäu-
fer CRRC ZELC. Die beteiligten
Firmen oder Schlüsselpersonen
sind sich also vertraut.

Hochgeschwindigkeitszüge von CRRC in der nordchinesischen Provinz Hebei. Das Land baut sein Schienennetz derzeit stark aus

PICTURE ALLIANCE / PHOTOSHOT

/

Vossloh verkauft Lokomotivbau


Die chinesische CRRC-Gruppe – der weltgrößte Hersteller von Schienenfahrzeugen –


übernimmt das Geschäft. Damit kommt der Siemens-Rivale nach Deutschland


I


n den USA ist erstmals ein
Pharma-Konzern im Zusam-
menhang mit der Opiate-
Krise zu Schadenersatz verur-
teilt worden. Ein Gericht im
Bundesstaat Oklahoma verur-
teilte den Hersteller Johnson &
Johnson (J&J) zu einer Ent-
schädigungszahlung in Höhe
von 572 Millionen Dollar (
Millionen Euro). Durch irrefüh-
rende Werbung über in hohem
Maße abhängig machende
Schmerzmittel hätten J&J und
seine Tochterfirma Janssen
„die Gesundheit und Sicherheit
Tausender Bürger Oklahomas
beeinträchtigt“, so das Urteil.

J&J kündigte umgehend Be-
rufung an. „Janssen hat die
Opiate-Krise in Oklahoma
nicht verursacht“, erklärte der
US-Konzern. In vielen Regio-
nen stellt die Suchtkrise ein
dramatisches soziales Problem
dar. Nach Behördenangaben
starben im Jahr 2017 landesweit
Zehntausende Menschen an
Überdosen von Opiaten. Im sel-
ben Jahr trug der verbreitete
Missbrauch von Schmerzmit-
teln zu einer Absenkung der Le-
benserwartung in den USA bei.
Richter Thad Balkman in
Oklahoma machte J&J direkt
dafür verantwortlich, dass Tau-

sende Menschen in Oklahoma
von Opiaten abhängig wurden,
viele an Überdosen starben und
die Zahl der Neugeborenen mit
Entzugssymptomen zugenom-
men hat. Die J&J auferlegte
Entschädigungssumme soll da-
für verwendet werden, Pro-
gramme gegen die Sucht nach
Opiaten zu finanzieren.
Laut Balkman hatte J&J bei
Ärzten und Patienten mit dem
Versprechen geworben, bei sei-
nen Medikamenten sei das Risi-
ko für einen Missbrauch gering.
Der Konzern habe Risiken be-
wusst heruntergespielt, indem
er den Begriff der „Pseudoab-

hängigkeit“ verwendet habe.
Suchtsymptome nach der Ein-
nahme der Opiate habe J&J da-
mit erklärt, dass die Schmerzen
noch nicht ausreichend behan-
delt worden seien.
In den USA sind insgesamt
fast 2000 Klagen gegen die Her-
steller von Medikamenten mit
Opioiden anhängig. In Oklaho-
ma hatten zwei andere Pharma-
konzerne – der US-amerikani-
sche Hersteller Purdue Pharma
und der israelische Konzern Te-
va – Prozesse durch die Zahlung
von 270 Millionen Dollar bezie-
hungsweise 85 Millionen Dollar
abgewendet.

Erstmals Konzern wegen Opiate-Krise verurteilt


Johnson & Johnson muss Millionen-Schadenersatz zahlen. Fast 2000 Klagen in USA anhängig


BREE

Autozulieferer kauft
Taschenhersteller

Der Hersteller von Autositzbe-
zügen Coindu übernimmt das
insolvente deutsche Hand-
taschenunternehmen Bree. Der
portugiesisch-deutsche Leder-
konzern hat über 6000 Be-
schäftigte und erzielte 2018
rund 348 Millionen Euro Um-
satz. WELT-Recherchen haben
ergeben, dass der Einstieg des
Konzerns bei dem 1970 in Han-
nover gegründeten Taschen-
hersteller jetzt beim Bundes-
kartellamt angemeldet wurde.
Ein Bree-Sprecher wollte die
Information auf Anfrage „we-
der bestätigen noch dementie-
ren“. Jüngst hatte Bree-Insol-
venzverwalter Stefan Denk-
haus verkündet, dass mit ei-
nem nicht näher genannten
strategischen Investor eine
Vereinbarung zur Übernahme
getroffen wurde.

STAATSFINANZEN

OECD findet
Vermögensteuer gut

Die Industriestaaten-Organisa-
tion OECD spricht sich für
eine Vermögensteuer in
Deutschland aus. „Grund-
sätzlich sehen wir bei der
OECD Vorteile in einer Ver-
mögensbesteuerung“, sagte die
Deutschland-Expertin der
Organisation für wirtschaftli-
che Zusammenarbeit und Ent-
wicklung, Nicola Brandt. Haus-
eigene Studien zeigten, „dass
sie weniger verzerrend wirkt
und damit weniger negative
Effekte auf das Wirtschafts-
wachstum hat als zum Beispiel
eine hohe Besteuerung von
Arbeitseinkommen“, erklärte
Brandt. „Sie ist auch in der
Regel verteilungsgerecht, weil
Vermögen insbesondere in
Deutschland sehr ungleich
verteilt sind.“

PHILIP MORRIS/ALTRIA

US-Tabakriesen
prüfen Fusion

Die US-Tabakriesen Philip
Morris International und Altria
könnten ein Bündnis schmie-
den. Beide Konzerne erörter-
ten einen Zusammenschluss
unter Gleichen, teilten sie mit.
Dadurch würde ein neuer Ta-
bakriese mit einem Marktwert
von über 200 Milliarden Dollar
entstehen. Es sei aber noch
offen, ob die Verhandlungen zu
konkreten Ergebnissen führen
werden. Altria hatte erst im
Jahr 2008 Philip Morris In-
ternational Inc abgespalten –
der Mutterkonzern wollte dem
Unternehmen damit schnel-
leres Wachstum ermöglichen.
Altria hatte auch auf Dampf-
und E-Zigaretten und Alkoholi-
ka gesetzt.

KOMPAKT


RELEASED


leres Wachstum ermöglichen.

RELEASED


leres Wachstum ermöglichen.
Altria hatte
RELEASED


Altria hatte

leres Wachstum ermöglichen.leres Wachstum ermöglichen.BY BY

"What's

der Mutterkonzern wollte dem
"What's

der Mutterkonzern wollte dem
Unternehmen damit schnel-Unternehmen damit schnel-"What's

News"

ternational Inc abgespalten –
News"

ternational Inc abgespalten –
der Mutterkonzern wollte demder Mutterkonzern wollte demNews"

vk.com/wsnws

Unternehmen damit schnel-

vk.com/wsnws

Unternehmen damit schnel-
leres Wachstum ermöglichen.
vk.com/wsnws

leres Wachstum ermöglichen.
Altria hatte Altria hatte vk.com/wsnws

TELEGRAM:

Altria hatte

TELEGRAM:

Altria hatte
und E-Zigaretten
TELEGRAM:

und E-Zigaretten
TELEGRAM: ka gesetzt. ka gesetzt.

t.me/whatsnws

der Mutterkonzern wollte dem

t.me/whatsnws

der Mutterkonzern wollte dem
Unternehmen damit schnel-

t.me/whatsnws

Unternehmen damit schnel-
leres Wachstum ermöglichen.
t.me/whatsnws

leres Wachstum ermöglichen.
Altria hatte Altria hatte t.me/whatsnws
Free download pdf