Die Welt Kompakt - 28.08.2019

(Brent) #1

DIE WELIE WELIE WELTKOMPAKTTKOMPAKT MITTWOCH,28.AUGUST2019 WISSEN 27


erhöhten Risiko für Substanz-
störungen verbunden“, schrei-
ben Professor Kraus und Kolle-
gen in einer Studie im Deut-
schen Ärzteblatt. So rechneten
die Forscher aus den Ergebnis-
sen der Befragung hoch: 4,4 Mil-
lionen zwischen 18 und 64 Jah-
ren galten als abhängig vom an-
geblich blauen Dunst. Dabei
drohen Herz-Kreislauf-, Atem-
wegs- oder Gefäßerkrankungen,
Krebs oder gar der Tod.
Im Jahr 2013 starben ge-
schätzt 121.000 Menschen an den
Folgen ihres Tabakkonsums.
WWWer wenig raucht und jetzter wenig raucht und jetzt
denkt, wegen der Handvoll Ziga-
retten pro Tag weniger gefähr-
det zu sein, irrt: Kraus und Kol-
legen verweisen auf eine Metaa-
nalyse, wonach das Risiko, Herz-
erkrankungen oder einen
Schlaganfall zu erleiden, bei we-
nigen Zigaretten pro Tag groß
ist. Außerdem gebe es keinen si-
cheren Schwellenwert – nie-
mand könne also sagen, wie viele
Zigaretten pro Tag risikolos wä-
ren. „Das Risiko lässt sich nur
mit dem vollständigen Verzicht
auf den Konsum von Tabak ver-
meiden“, erklären die Forscher.
AAAuch beim Alkohol langen dieuch beim Alkohol langen die
Deutschen ordentlich zu: Mit
einem Pro-Kopf-Verbrauch von
1 0,7 Litern reinen Alkohols
zählt die Republik zu den Hoch-
konsumländern – mit allen Fol-
gen wie Krankheit und vorzeiti-
gem Tod. Die von den For-
schern zusammengetragenen
Zahlen klingen drastisch: 12.650
Neugeborene erblicken das
Licht der Welt mit einer Schädi-
gggung, die vom Alkoholtrinkenung, die vom Alkoholtrinken
während der Schwangerschaft
herrührt. In 45 Prozent der Fäl-
le, in denen unbeteiligte Men-
schen bei einem Verkehrsunfall
starben, hatte einer der Betei-
ligten Alkohol getrunken. Auch
monetär lassen sich die Folgen

des Trinkens beziffern: „Die
volkswirtschaftlichen Kosten
aufgrund des Alkoholkonsums
werden für Deutschland auf
2 6,7 Milliarden Euro pro Jahr
geschätzt“, so Professor Kraus
und Kollegen. Dem stünden
steuerliche Einnahmen aus der
AAAlkoholsteuer von 3,2 Milliar-lkoholsteuer von 3,2 Milliar-
den Euro gegenüber.
Einen anderen Aspekt be-
schreiben Professor Andreas
Heinz und Shuyan Liu in einem
Editorial zu den Studien: „In in-
dustrialisierten Ländern wird
fffast jede zweite Gewalttat unterast jede zweite Gewalttat unter
AAAlkoholeinfluss verübt“, so dielkoholeinfluss verübt“, so die
Forscher der Klinik für Psychia-
trie und Psychotherapie der
Charité in Berlin. Und unter
Frauen steige das episodische
Rauschtrinken – das „Komasau-
fffen“ – an. Die beiden Berlineren“ – an. Die beiden Berliner
Wissenschaftler sorgen sich da-

bei um die Zukunft der Konsu-
mentinnen, „weil gerade junge
Menschen, die akut große Men-
schen Alkohol gut vertragen, ein
fffalsches Gefühl der Sicherheitalsches Gefühl der Sicherheit
entwickeln und dazu neigen,
auch künftig verstärkt Alkohol
zu trinken“. Es sei sehr gut be-
legt, dass die akute „Trinkfestig-
keit“ einer der Risikofaktoren
fffür die Entwicklung einer Alko-ür die Entwicklung einer Alko-
holabhängigkeit sei. „Den Be-
troffenen fehlt offenbar ein
WWWarnsignal, wenn sie zu viel ge-arnsignal, wenn sie zu viel ge-
trunken haben“, so Liu und
Heinz. Beim Cannabiskonsum
dagegen sind die Deutschen
eher europäischer Durch-
schnitt: 7,1 Prozent der Befrag-
ten hatten im Jahr zuvor min-
destens einmal Cannabis zu
sich genommen. Richtig abhän-
gig waren 0,6 Prozent der Stu-
dienteilnehmer. Deutlich mehr

W


er Sorgen hat,
hat auch Likör?
Der launige
Spruch aus grau-
er Vorzeit ließe sich umdrehen:
WWWer Likör hat, hat auch Sorgen –er Likör hat, hat auch Sorgen –
zumindest bei übermäßigem Ge-
nuss des Getränks.

VON CLAUDIA LIEBRAM

Drogen, ob legale oder illegale,
sind oft verantwortlich für psy-
chische Probleme. Die sind eine
Belastung für den Konsumenten


  • aber auch für die Gesellschaft.
    „Die Belastung durch den Kon-
    sum legaler Substanzen über-
    steigt die Belastung durch illegale
    Substanzen“, lautet das Fazit ei-
    ner Forschergruppe um Professor
    Ludwig Kraus vom Institut für
    Therapieforschung in München.
    Die Wissenschaftler stützen sich
    dabei auf Daten von 9267 Men-
    schen, die im Jahr 2018 in einer
    regelmäßigen Befragung über ih-
    ren Konsum von legalen und ille-
    galen Drogen Auskunft gaben.
    Ein Ergebnis: Wenn die Deut-
    schen zu Drogen greifen wollen,
    tun sie das am liebsten mit Alko-
    hol. 72 Prozent der Teilnehmer
    hatten jeweils im Monat vor der
    Befragung getrunken. Auf der
    Hitliste dahinter rangieren
    Schmerzmittel, die den Betrof-
    fffenen nicht von einem Arzt ver-enen nicht von einem Arzt ver-
    ordnet wurden: 31 Prozent der
    Befragten hatten im Laufe eines
    Jahres Präparate aus dieser Ka-
    tegorie eingenommen. 28 Pro-
    zent rauchten Tabak in irgendei-
    ner Form und Häufigkeit. Und:
    1 7,5 Prozent nutzten vom Arzt
    verschriebene Schmerzmedika-
    mente. Unter den illegalen Dro-
    gen wurde Cannabis mit sieben
    Prozent am häufigsten konsu-
    miert, gefolgt von Amphet-
    aminen (1,2 Prozent).
    „Der Konsum von psychoakti-
    ven Substanzen ist mit einem


Probleme sehen die Forscher
beim Gebrauch von Amphet-
aminen: Mit 1,2 Prozent konsu-
mierten doppelt so viele Men-
schen die illegale Substanz wie
im europäischen Durchschnitt.
Das synthetisch hergestellte
Methamphetamin – besser be-
kannt als Crystal Meth – ist da-
bei besonders in Sachsen, Thü-
ringen und Bayern beliebt. Das
bestätigen auch Analysen von
AAAbwasser aus Gebieten nahe derbwasser aus Gebieten nahe der
Tschechischen Republik. Spit-
zenreiter ist die sächsische Lan-
deshauptstadt: Pro Einwohner
ist die Belastung in Dresden am
höchsten, verglichen mit ande-
ren europäischen Städten.
Sorgen bereiten Forschern
aaaber auch Schmerzmedikamen-ber auch Schmerzmedikamen-
te. „Ein unsachgemäßer Ge-
brauch über einen längeren Zeit-
raum kann zu medikamentenin-
duzierten Kopfschmerzen füh-
ren und die Einnahme von wei-
teren Schmerzmitteln begünsti-
gen, was wiederum die Wahr-
scheinlichkeit der Entwicklung
von Medikamentenmissbrauch
oder -abhängigkeit erhöht“, um-
schreiben die Wissenschaftler
das Problem.
Soll heißen: Wer zu oft
Schmerzmittel nimmt, kann da-
von Kopfschmerzen bekom-
men, die immer mehr Medika-
mente einfordern – und damit
droht die Sucht. Hochgerechnet
1 ,6 Millionen Menschen in
Deutschland zwischen 18 und 64
Jahren sind laut den Forschern
aaabhängig von Schmerzmitteln,bhängig von Schmerzmitteln,
und zwar mehrheitlich von de-
nen, die kein Opium enthalten
und die über Privatrezepte ver-
ordnet oder frei in Apotheken
verkauft werden.
AAAuch Heinz und Liu, die bei-uch Heinz und Liu, die bei-
den Kommentatoren, beschäf-
tigt die Sucht nach Schmerzmit-
teln: Sie mahnen weitere Unter-
suchungen zu den Risikofakto-
ren an. Warum wird jemand ab-
hängig von Medikamenten? Was
passiert dabei im Körper? Und
wie kommen die Betroffenen da-
von wieder los?
In einer weiteren Studie wid-
men sich Kraus und Kollegen
den langfristigen Trends beim
Drogenkonsum. Seit 1995 wer-
den Menschen in Deutschland
alle zwei bis drei Jahre stichpro-
benartig per Telefon, schriftlich
oder Internet nach ihren Ge-
wohnheiten gefragt. Dadurch ist
bekannt: Der Konsum von Tabak
und Alkohol, Schlaf- und Beruhi-
gggungsmitteln ist über diesen lan-ungsmitteln ist über diesen lan-
gen Zeitraum gesunken. Der Ge-
brauch von Cannabis, anderen
illegalen Drogen und Schmerz-
mitteln dagegen steigt. Frauen
können häufiger als Männer auf
Tabak und Alkohol verzichten,
beim Konsum von Cannabis
aaaber ist es umgekehrt: Die Zahlber ist es umgekehrt: Die Zahl
der kiffenden Frauen steigt.
Eine Einschränkung machen
die Studienautoren: Mit ihrer
Befragung haben sie nicht die
Menschen erreicht, die woh-
nungslos oder inhaftiert sind.
Doch genau bei denen sei von ei-
nem höheren Konsum von Dro-
gen und damit einhergehenden
Störungen auszugehen.

Korn, Bier,Schnaps und Wein


Deutsche sind Spitze – beim Konsum


von Alkohol, Tabak oder Amphetaminen.


Eine neue Studie deckt auch die häufige


Abhängigkeit von Schmerztabletten auf


GETTY IMAGES

/ SEAN GALLUP

Gebrauch von Drogen und Medikamenten

Quelle: Deutsches Ärzteblatt

Angaben in Prozent

Alkohol
Schmerzmittel, frei verkäuflich
Tabak insgesamt
Schmerzmittel, verschrieben
Antidepressiva, verschrieben

In den letzten  Tagen vor der Befragung konsumierten die Teilnehmer

Cannabis
Amphetamine
Kokain und Crack
Ecstasy
neue psychoaktive Substanzen

In den letzten  Monaten vor der Befragung konsumierten die Teilnehmer
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