Die Welt Kompakt - 28.08.2019

(Brent) #1

DIE WELIE WELIE WELTKOMPAKTTKOMPAKT MITTWOCH,28.AUGUST2019 THEMA DES TAGES 3


ter jeden Bürger stellen und ihm
sagen: Jetzt hast du am Mittwoch
deine Ration an Fleisch gegessen.
Wir müssen sensibilisieren und
aufklären, wie wichtig eine aus-
gewogene Ernährung ist. Dazu
gehört, nicht jeden Tag Fleisch
zu essen. Mit einer künstlichen
Verknappung werden wir keinen
Erfolg haben, das kennen wir aus
der DDR.

Sie streben es also nicht an, den
Tierbestand zu reduzieren?
Der Tierbestand bei Rindern und
Schweinen nimmt bereits seit ei-
niger Zeit ab. Und eine starre
Obergrenze würde doch nicht
das Verbraucherverhalten än-
dern. Wir leben in offenen Märk-
ten, wer Fleisch essen will und es
nicht vom deutschen Erzeuger
bekommt, greift zum importier-
ten. Wir müssen auf mehr Tier-
wohl Wert legen, auf Qualität
statt Quantität. Das wird aber
Geld kosten, auch den Verbrau-
cher. Im Übrigen ist der Tierbe-
stand in Deutschland in Relation
zu unserer Gesamtfläche nicht
außergewöhnlich hoch. Wir ha-
ben allerdings Unwuchten, das
sehen wir gerade auch beim The-
ma Gülle. In einigen Regionen
gibt es schlichtweg zu viele Tiere
auf der dort verfügbaren Fläche.

Die EU-Kommission hat
Deutschland verklagt, es dro-
hen Strafzahlungen von
850.000 Euro täglich, wenn
binnen zwei Monaten die Dün-
geverordnung nicht ausrei-
chend überarbeitet wird. Wir
übersteigen seit 26 Jahren die
zulässigen Nitratwerte, dabei
geht es um so etwas Kostbares
wie unser Trinkwasser. Wie
konnte es so weit kommen?
Diese Frage ist mehr als berech-
tigt. Ich habe das Thema geerbt,
bin nicht für die vergangenen 26
Jahre zuständig. Wohl aber dafür,
dass es in Zukunft besser wird.

Aber zum größten Teil ist Ihre
Partei zuständig, die Union
stellt seit 2005 die Bundesland-
wirtschaftsminister.
Sie machen das an Parteifarben
fest? Schauen Sie zum SPD-Mi-
nisterpräsidenten nach Nieder-
sachsen, wie er sich vehement
gegen die Verschärfung der Dün-
geverordnung zum Schutz des
Grundwassers stellt. Das hat we-
niger mit Parteifarbe zu tun, son-
dern dass sein Bundesland eine
intensive Tierhaltung hat. Es
wird weitere Verschärfungen bei
der Düngung geben, um das
Grundwasser noch besser zu
schützen. Das wird für manche
Landwirte schwer werden, des-
halb dürfen wir sie auch nicht al-
leine lassen.

Sie sind an diesem Mittwoch
mit Bundesumweltministerin
Svenja Schulze in Brüssel, um
die Verschärfungen vorzustel-
len – was wollen Sie erreichen?
Es wird zum Beispiel strengere
Vorgaben für das Ausbringen von
Düngemitteln für Hangflächen in
Gewässernähe geben, die Abstän-
de müssen größer sein. Auch das
Ausbringen von Festmist wird

auf bestimmte Zeiten streng be-
schränkt sein.

Apropos Brüssel. Dort wird
derzeit verhandelt, welche Auf-
lagen es künftig an Landwirte
geben wird. Bleibt es dabei,
dass diejenigen das meiste Geld
bekommen, die die größte Flä-
che bewirtschaften?
Um kleinere und mittlere Betrie-
be noch besser zu unterstützen,
setzen wir uns für eine höhere
Förderung der ersten Hektare
ein. Wir brauchen höhere ver-
pflichtende, EU-weit geltende
Umwelt-Mindeststandards.

Und welcher Landwirt soll
künftig das meiste Geld bekom-
men?
Derjenige soll besonders belohnt
werden, der gesellschaftliche
Aufgaben erfüllt. Wenn ein Bauer
Teile seiner Felder nicht land-
wirtschaftlich nutzt, sondern sie
als Biodiversitätsfläche anlegt
und pflegt, dann verursacht das
Kosten, bringt aber keinen Erlös.
Dazu zählen auch Tierschutz-
maßnahmen wie verstärkte Wei-
dehaltung von Rindern und
Schweinehaltung auf Stroh. Für
diejenigen, die das über die ge-
setzlichen Standards hinaus ma-
chen, muss es einen Ausgleich
geben.

Welcher Teil der konventionel-
len Landwirte erfüllt diese Auf-
lagen bereits in Deutschland?
Viele machen das bereits. Wir
wollen Anreize schaffen, dass
sie ihre Bemühungen intensivie-
ren. Wir dürfen aber nicht ver-
gessen, dass Landwirte nicht in
erster Linie Landschaftsgärtner
sind, sondern Felder bearbeiten,
um unsere Nahrungsmittel zu
produzieren.

Das meiste Fleisch in Deutsch-
land ist sehr billig. Gibt es ir-
gendeine Form von Abgabe
oder Steuer zur Verteuerung
von Fleisch, die für Sie denkbar
wäre?
Mehr Tierwohl kostet mehr Geld,
das gibt es nicht zum Nulltarif.
Und die Mehrkosten werden die
Landwirte allein nicht stemmen
können. Auch wir Verbraucher
sind gefragt. Wer 100 Gramm
Hähnchenfleisch für 15 Cent an-
bietet oder kauft, der muss nicht
von Tierwohl sprechen. Das ist
unanständig. Aber eine höhere
Steuer auf Fleisch kommt nicht
automatisch den Tierhaltern zu-
gute, etwa für den Stallumbau.
Deshalb müssen wir uns alle fra-
gen, was uns mehr Tierwohl in
Deutschland wert ist. Hier brau-
chen wir einen neuen Gesell-
schaftsvertrag, einen nationalen
Konsens. Wie finanzieren wir die
Erwartungen, die wir haben?

Bayern will 30 Prozent Öko-
landbau bis 2030, die Bundesre-
gierung strebt 20 Prozent an.
Warum?
Die Bayern gehen voran. Andere
Bundesländer sollten und kön-
nen in ihren Ambitionen folgen.
Ich bin bereit, zu unterstützen.
Die Gelder für den Ökolandbau
in meinem Haushalt habe ich um

die Hälfte aufgestockt. Wir wol-
len Umstiege erleichtern und die
Forschung im Biolandbau för-
dern.

Wie reformbereit sind denn die
Bauern – müssen Sie viel Über-
zeugungsarbeit leisten?
Unsere Landwirte sind Fachleu-
te, die wissen, dass sie von ihrem
Boden leben. Und sie spüren na-
türlich massiv, dass gerade das
Klima immer größere Auswir-
kungen hat, auf ihre Ernten und
den Ertrag. Nehmen Sie die Was-
serspeicher. Die sind seit dem
vergangenen Jahr kaum aufge-
füllt.

Die Bauern stehen Veränderun-
gen also aufgeschlossen gegen-
über?
Die junge Generation der Bauern
hat keine Lust mehr, der Buh-
mann der Nation zu sein. Die
stellen sich gegen eine pauschale
Anklage, gegen ein Bauern-Bas-
hing. Gerade die jungen Landwir-
te, die ich wahrnehme, wollen
Wissenschaft, die sie begleitet.
Sie sind offen für neue Pflanzen-
züchtung, um weniger Pflanzen-
schutzmittel einsetzen zu müs-
sen und dennoch auf eine gesi-
cherte Ernte setzen zu können.
Die Bereitschaft, sich dem Wan-
del anzupassen, ist groß.

Die Prognosen für die diesjäh-
rigen Ernteerträge sind erneut
unterdurchschnittlich ausge-
fallen. Welche Konsequenz zie-
hen Sie daraus?
Donnerstag stelle ich den offi-
ziellen Erntebericht vor. Ein Ka-
tastrophenjahr wie das vergange-
ne haben wir nicht. Es wird also
keine Dürrehilfen geben. Land-
wirte sind Unternehmer, der
Steuerzahler wird nicht bereit
sein, mit Millionen dauerhaft Be-
triebsverluste auszugleichen.

In Brasilien brennen große Tei-
le des Regenwalds. Die gerode-
ten Flächen werden hauptsäch-
lich für den Anbau von Soja ge-
nutzt, das wir anschließend
nach Europa importieren. Wie
können wir die Einfuhr redu-
zieren?
Wir müssen Brasilien und andere
dabei unterstützen, die Entwal-
dung zu bekämpfen und eine
nachhaltige Agrarerzeugung um-
zusetzen. Brasilien hat sich mit
Abschluss des Mercosur-Abkom-
mens zu einer nachhaltigen
Waldwirtschaft bekannt. Wenn
das Land dieser Verpflichtung
nicht nachkommt, werden wir
nicht tatenlos zuschauen. Darü-
ber werde ich mit meiner brasi-
lianischen Amtskollegin bei ih-
rem Deutschlandbesuch auch di-
rekt sprechen.

Sollte Deutschland das Abkom-
men blockieren, wie es auch
Frankreich getan hat?
Das Abkommen beinhaltet ein
Nachhaltigkeitskapitel mit ver-
bindlichen Regelungen. Wenn
diese nicht eingehalten werden,
kann es die vereinbarten Zoll-
erleichterungen nicht geben. Da
geht es auch um unsere Glaub-
würdigkeit.

Amazonas“ und mache allgemein
eine großartige Arbeit für das bra-
silianische Volk. Bolsonaro habe
die volle Unterstützung der USA.
Umweltschützer machen für
die Waldbrände im Amazonasge-
biet eine verfehlte Agrarpolitik in
Europa mitverantwortlich. „Eu-
ropa ist der größte Importeur von
Soja aus Lateinamerika. Das Soja
wird hier fast ausschließlich pro-
duziert als Futtermittel oder teil-
weise als Beimischung für den
Biodiesel. Beide Anwendungen
müssen hinterfragt werden“, sag-
te der Bundesgeschäftsführer der
Deutschen Umwelthilfe, Sascha
Müller-Kraenner.
Auch die Umweltstiftung WWF
forderte einen internationalen
politischen Kurswechsel. „Brand-
bekämpfung und Wiederauffors-
tung sind gut, sie bleiben aber nur
Symbolpolitik, wenn die Ursa-

chen der Entwaldung nicht ange-
gangen werden“, sagte Roberto
Maldonado, Südamerikareferent
bei WWF Deutschland.
Mehrere Umweltverbände for-
derten, das Freihandelsabkom-
men mit den Mercosur-Staaten
Argentinien, Brasilien, Paraguay
und Uruguay zu stoppen und in
Nachverhandlungen um wirksa-
me Umweltstandards zu ergän-
zen. „Das Mercosur-Abkommen
wirkt wie ein Brandbeschleuniger
für das Amazonas-Gebiet“, erklär-
te Ernst-Christoph Stolper, stell-
vertretender Bundesvorsitzender
des BUND. Das Abkommen ziele
vor allem darauf ab, die brasiliani-
schen Rindfleisch- und Soja-Ex-
porte weiter anzukurbeln, deren
Ausweitung die letzten Wälder in
den Mercosur-Staaten bedrohe.
Im Amazonasgebiet wüten die
schwersten Waldbrände seit 21
Jahren. Bis August haben die Feu-
er im Vergleich zum Vorjahres-
zeitraum um 82 Prozent zuge-
nommen. Nach Meinung von Ex-
perten besteht ein deutlicher Zu-
sammenhang zwischen der illega-
len Abholzung des Regenwaldes
und dem Ausbruch der Feuer.
Auch in Bolivien und Peru sind
verheerende Feuer ausgebrochen.
Im Gegensatz zu Brasilien hat der
bolivianische Präsident Evo Mo-
rales zu internationaler Hilfe auf-
gerufen.

B


rasilienwill Hilfe der sie-
ben führenden Industrie-
staaten (G7) im Kampf
gegen die verheerenden Wald-
brände im Amazonas nur unter
Bedingungen annehmen. Der
fffranzösische Präsident, der Gast-ranzösische Präsident, der Gast-
geber des G-7-Treffens war, müs-
se seine „Beleidigungen“ zurück-
nehmen, forderte Präsident Jair
Bolsonaro. Macron hatte am
Montag zum Abschluss des G-7-
Gipfels in Biarritz gesagt, man
müsse zwar die Souveränität Bra-
siliens achten, die Waldbrände
seien aber dennoch eine interna-
tionale Angelegenheit. Bundes-
außenminister Heiko Maas (SPD)
ffforderte Brasilien auf, energi-orderte Brasilien auf, energi-
scher gegen die Brände im
Regenwald vorzugehen.
Die G7 haben mindestens
2 0Millionen Dollar als Soforthilfe
angeboten. Bolsonaros Stabschef

Onyx Lorenzoni hatte allerdings
erklärt, sein Land werde die Hilfe
aaablehnen. Lorenzonis Büro relati-blehnen. Lorenzonis Büro relati-
vierte dies später und teilte mit, es
sei seine persönliche Meinung ge-
wesen. Bolsonaro zeigte sich nun
etwas konzilianter und sagte zu
Fragen von Reportern nach Lo-
renzonis Bemerkungen: „Habe ich
das gesagt? War ich das?“ Zu-
nächst müsse Macron seine Belei-
digungen zurücknehmen, forderte
der Präsident. „Er hat mich einen
Lügner genannt. Bevor wir spre-
chen oder irgendetwas von Frank-
reich annehmen, muss er diese
WWWorte zurücknehmen.“orte zurücknehmen.“
Bolsonaro hatte sich auf Face-
book über Macrons Ehefrau lustig
gemacht und dem französischen
Präsidenten vorgeworfen, Brasi-
liens Souveränität zu missachten.
Daraufhin hatte Macron seinen
Amtskollegen als Lügner bezeich-
net und gesagt, die Frauen in Bra-
silien schämten sich wahrschein-
lich für Bolsonaro.
Unter anderem Frankreich for-
dert, das Handelsabkommen der
EU mit dem südamerikanischen
Wirtschaftsblock Mercosur, zu
dem Brasilien gehört, so lange
nicht umzusetzen, bis Brasilien
stärker gegen die Brandrodungen
im Amazonas-Regenwald vorgeht.
US-Präsident Donald Trump
lobte Bolsonaro. Dieser arbeite
„sehr hart gegen die Brände im

„Habe ich das gesagt?“: der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro

AP

/ ANTONIO CRUZ

Brasilien will G-7-Hilfe gegen


Brände nur unter Bedingungen


Bolsonaro fordert von Macron Rücknahme von
„Beleidigungen“. Wälder brennen auch in Bolivien

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