Die Welt Kompakt - 28.08.2019

(Brent) #1

Bauchschmerzen. Das darf man
nicht für sich behalten.


Wie explizit darf man werden,
wenn man mit kleinen Kindern
über sexuellen Missbrauch
spricht? Muss man die Dinge
beim Namen nennen?
Nein. Wir thematisieren nicht
den schweren sexuellen Miss-
brauch, sondern bleiben auf der
Ebene von grenzverletzendem,
übergriffigem Verhalten, das
nicht angemessen ist. Um mal ei-
ne eher harmlosere Begebenheit
zu nennen: Die Oma holt mich
vom Kindergarten ab und will
mir ein Küsschen geben – aber
ich mag das nicht.


Was sagen Sie Eltern, die eine
„Frühsexualisierung“ ihrer
Kinder befürchten?
In unseren Fortbildungen the-
matisieren wir sehr genau, was
angemessenes sexuelles Verhal-
ten von Kindern ist: Nacktheit,
natürliche Neugierde, in gewis-
sem Maße auch Doktorspiele.
Wir werben zunächst für Ruhe
und Gelassenheit im Umgang
mit diesen Themen. Die kindli-
che sexuelle Entdeckungsfreude
bezieht sich aber nur auf sich
selbst. Sie ist nicht an Interakti-
on mit anderen interessiert –
schon gar nicht mit Älteren oder
gar Erwachsenen. Es muss klar
sein, wo die Grenze ist zwischen
der selbstbestimmten Körper-
lichkeit und der fremdbestimm-
ten Übergriffigkeit. Das muss
man gar nicht dramatisieren.
Wir wollen die Kinder ja nicht
verunsichern oder verängstigen.


Wie groß ist die Gefahr für Kin-
der, Opfer zu werden?
Wir wissen, dass sich etwa ein
Drittel des sexuellen Miss-
brauchs bereits im Alter von null
bis sechs Jahren anbahnt oder
bereits stattfindet. Es handelt
sich ja meist nicht um einmalige
Taten. Je näher das Verhältnis
zwischen Täter und Opfer, desto
länger dauert der Missbrauch an.
Und das ist leider die deutliche
Mehrheit der Fälle. Der Fremde
im Park kommt sehr selten vor.


Wo fängt Ihrer Erfahrung nach
der Missbrauch an?
Immer dann, wenn ältere Ju-
gendliche oder Erwachsene Kin-
der instrumentalisieren, um sich
dadurch stärker und mächtiger
zu fühlen. Wenn sie Kinder er-
niedrigen, um eigene sexuelle Be-
dürfnisse auszuagieren. Das be-
deutet nicht, dass ein Kind das in
diesem Moment bereits wahr-
nimmt. Ein Kind, das nackt in der
Badewanne sitzt und vom Onkel
gefilmt wird, hält das vielleicht
zunächst für ganz normal. Es ist
also möglicherweise noch gar
nicht geschädigt. Dennoch muss
der sexuelle Missbrauch natür-
lich sofort gestoppt werden. Hier
muss man sehr aufpassen, das
Kind nicht durch die Interventi-
on zu schädigen. Manchmal rea-
giert das Umfeld panisch und
versetzt das Kind in Angst und
Schrecken. Das ist kontraproduk-
tiv. Deshalb ist eine gute Fortbil-
dung für die Erzieher so wichtig.


Woran können Fachkräfte mer-
ken, dass ein Kind Opfer gewor-
den ist?
Kita-Erzieherinnen sind in der
Regel sehr dicht dran an den Kin-
dern. Sie merken, wenn sie sich
plötzlich verändern, wenn ein
lebhaftes Kind plötzlich traurig
ist. Sie können es auch an Verlet-
zungen merken, an einem Juck-
reiz an einschlägiger Stelle oder
daran, dass ein Kind plötzlich
seltsame Geschichten erzählt,
die keinen Sinn machen. Wenn
Erziehern so etwas auffällt, soll-
ten sie sich Unterstützung von
speziell ausgebildeten Fachkräf-
ten holen.

In wie vielen Schulen und Kitas
gehört Prävention schon zum
Standard und was ist noch zu
tun?
Wir sind noch weit davon ent-
fernt, dass Prävention flächen-
deckend implementiert ist. Im
Kita-Bereich haben wir aber im-
merhin eine gesetzliche Grund-
lage dafür: Inzwischen ist es
Standard, dass Kitas sich ein
Schutzkonzept geben müssen.
Unsere Starke-Kinder-Kiste bie-
tet dafür einen guten Rahmen.
Gemeinsam mit der Hänsel-und-
Gretel-Stiftung bringen wir jetzt
1000 Exemplare davon in Um-
lauf, die sich jeweils drei Kitas
teilen sollen. Aber es gibt auch
andere gute Konzepte. Wir hof-
fen, dass Kitas zu Schutz- und
Kompetenzorten für Kinder wer-
den, an denen sie lernen, ihre
Grenzen zu kennen, ihre Gefühle
auszudrücken und sich im Not-
fall Hilfe zu holen.

Wie weit ist das Thema sexuel-
ler Missbrauch durch die Öf-
fentlichkeitsarbeit der vergan-
genen Jahre schon aus der Ta-
buzone gekommen?
Der Missbrauchsskandal an Ca-
nisius-Kolleg und Odenwald-
schule war die Initialzündung.
Seitdem sind mit dem Miss-
brauchsbeauftragten und der
Aufarbeitungskommission an
oberster politischer Ebene wich-
tige Instrumente etabliert wor-
den. Ich bin sicher, dass das The-
ma nicht mehr unter dem Tep-
pich gekehrt werden kann. Es ist
inzwischen gesamtgesellschaft-
lich akzeptiert, dass wir hier ein
Riesenproblem haben. Jetzt
muss die Missbrauchsprävention
auch Eingang in die Lehrpläne
finden. In vielen Bundesländern
fehlt es auch noch an Fachbera-
tungsstellen.

Sie haben Ihr Institut Petze ge-
nannt. Warum das?
Es ist eine Täterstrategie, Opfer
als „Petze“ zu bezeichnen. Unser
Slogan ist: „Hilfe holen ist kein
Petzen“. Das klingt zwar negativ.
Aber das Thema ist nun mal ne-
gativ, und die Folgen für die Op-
fer dürfen nicht beschönigt wer-
den. Wir sagen aber auch: Nicht
jeder Betroffene ist fürs Leben
gezeichnet. Wenn der sexuelle
Missbrauch frühzeitig beendet
wird und das Umfeld ruhig, ge-
lassen, klar und empathisch rea-
giert, müssen Kinder nicht dau-
erhaft traumatisiert sein.

DIE WELIE WELIE WELTKOMPAKTTKOMPAKT MITTWOCH,28.AUGUST2019 PANORAMA 31


als ich erwartet hatte. Dann stehe
ich auf, kontrolliere, ob irgendwo
Dämpfe oder Partikel herum-
schwirren – oder ob ich einfach
einmal wieder den Staubwedel
schwingen müsste.
Wie feinfühlig die Sensoren
sind, wird deutlich, als ich das
Gerät unter Druck setze. Groß-
zügig wedele ich Kerzenrauch
und Sprühdeodorant in seine
Richtung. Sofort schlägt der
VVVentilator Alarm, die Linieentilator Alarm, die Linie
schnellt in den roten Bereich –
das Gerät beginnt zu arbeiten
und vermeldet kurze Zeit später
gereinigte Luft. Natürlich rät
die Bedienungsanleitung von
solchen Versuchen ab, es sind
aber keineswegs abwegige All-
tagssituationen.
Trotzdem bleibt am Ende je-
des Reinigungsvorgangs ein
subjektives Gefühl zurück: Die
Luft fühlt sich tatsächlich ange-
nehm „sauber“ an – ob nach
dem Kochen in der Küche, im
Bad oder im Schlafzimmer. Ob
sie es auch wirklich ist, kann ich
nicht beurteilen. Aber es ist ge-
nau dieser Psychotrick, der den
Dyson zu einem fast unersetzli-
chen Gerät macht. Denn wenn
sich die rote Alarmlinie wieder
gelb und schließlich grün färbt,
bin ich beruhigt.
Klar ist, dass es sich bei diesen
Eindrücken um ein subjektives
Ergebnis handelt. Und klar ist
auch, dass der Pure Cool mit 599
Euro eine teure Anschaffung ist.
Denn ob die Luft wirklich für die
persönlichen Bedürfnisse ausrei-
chend gereinigt wird, kann jeder
nur für sich entscheiden. Ob das
klappt, darüber streiten sich die
Besitzer auf Bewertungsporta-
len. Zwischen „erbärmliche Leis-
tung“ bis zu „Luftreinigung per-
fekt“ sind alle Meinungen vertre-
ten. Der Pure Cool sorgt für fri-
sche Luft und lässt mich – zu-
mindest ganz subjektiv – besser
durchatmen, was ihm im Test
seine täglichen Einsatzzeiten ge-
sichert hat.
Für mich steht aber auch fest,
dass wir uns fragen müssen, ob
unsere freiwillige Überwachung
und Optimierung Grenzen ha-
ben. So lässt sich vielen smarten
Helfern im Haushalt nur mit viel
Nachdenken ein Mehrwert abrin-
gen – etwa intelligenten Glühbir-
nen, die für stimmungsvolles
Licht sorgen, oder Sprachassis-
tenten, die per Kommando die
Einkaufsliste notieren. Oft lösen
sie Probleme, die man sich selbst
überhaupt erst geschaffen hat
und nun per Gerätekauf löst.
In diese Kategorie fällt am En-
de des Tests auch der Dyson-Ven-
tilator – denn bisher habe ich die
Luftqualität in meiner Wohnung
nicht als Problem wahrgenom-
men, und mit meist beruhigen-
den Werten bestätigt mich das
Gerät auch in meiner Einschät-
zung. Ob die ganz subjektive
Frischluft ein Kaufkriterium ist,
muss jeder selbst beurteilen.
Auch wenn die Kühlkompetenz
des Dyson-Ventilators dieses Mal
überzeugen konnte – für den
Kampf gegen die gelbe und rote
Verschmutzungslinie sind 599
Euro ein stolzer Preis.

I


mmer wenn die kleine grüne
Linie in den gelben oder roten
Bereich ausschlägt, steigt die
Nervosität. Denn genau jetzt be-
finde ich mich in Gefahr. Der
winzige Graf, der sich auf dem
Display auf- und abbewegt, sym-
bolisiert die Luftverschmutzung
in meiner Wohnung. Und wäh-
rend vor der Haustür ein frischer
Wind weht, ist mein Wohnzim-
mer verseucht: Feinstaubalarm!

VON FLORIAN GEHM

Das jedenfalls behauptet der
Dyson Pure Cool, ein Ventilator
und Luftreiniger, der seit zwei
Wochen in meinen vier Wänden
steht. Der Grund für seinen Ein-
zug ist die Firma Dyson selbst:
Die war im Juli dieses Jahres auf
einen Artikel gestoßen, in dem
ein kleinerer Dyson-Ventilator
nach nur 24 Stunden wieder aus
meiner Wohnung flog – zu laut
röhrte das Gerät, zu schwach war
das Kühlergebnis.
Wenige Tage später klingelte
deshalb das Telefon. Eine Spre-
cherin erklärte mir, die Firma sei
sehr traurig, dass mich ihr Gerät
nicht überzeugen konnte – und
versprach Wiedergutmachung.
Für einen ausführlichen Test
wolle man mir den High-End-
Ventilator und Luftreiniger Pure
Cool zukommen lassen. Einen
Artikel erwarte man im Gegen-
zug nicht. Doch das Gerät ist zu
interessant, um nicht darüber zu
schreiben – und es entzweit mich
an der Frage, wie viel techni-
schen Fortschritt wir wirklich
brauchen. Aber zunächst die har-
ten Fakten: Der Kühlturm ist un-
gefähr einen Meter hoch und
steht auf einem breiten, runden
Sockel. Dort ist ein kleines Dis-
play eingelassen, darüber thront
der eigentliche Ventilator.
Auch mit markigen Werbever-
sprechen geizt Dyson bei diesem
Gerät nicht. Die „Air Multiplier
Technologie“ sorgt dafür, dass
bis zu 361 Liter Luft pro Sekunde
abgegeben werden. Zusätzlich
kann sich der Ventilator um 350
Grad drehen und will Schadstof-
fe in Echtzeit erkennen. Die wer-
den über einen rundum versie-
gelten HEPA- und Aktivkohlefil-
ternahezu vollständig aus der
Luft gefischt. 599 Euro werden
für das Gerät im Dyson-Shop fäl-
lig. Die Filter, die nach rund 4000
Betriebsstunden zu wechseln
sind, schlagen mit knapp 73 Euro
zu Buche.
Im Vergleich zum kleineren, für
mich enttäuschenden Bruder Pure
Cool Me arbeitet der große Venti-
latorenturm leiser und sorgt
gleichzeitig auch für mehr Wind.
Die Kühlleistung beeindruckt
mich – auf der maximalen Stufe
pfeift eine solche Brise durch mein
WWWohnzimmer, dass ich fürchte, amohnzimmer, dass ich fürchte, am
nächsten Morgen mit einem „stei-
fffen Hals“ aufzuwachen.en Hals“ aufzuwachen.
Der Nachtmodus arbeitet zu-
fffriedenstellend: Das Gerät sollriedenstellend: Das Gerät soll

hierbei besonders geräuschar-
me Einstellungen nutzen, zu-
dem wird das Display gedimmt.
Im Test ist der Pure Cool auf
Stufe vier von zehn tatsächlich
angenehm leise – und liefert da-
bei trotzdem ein passables Küh-
lergebnis. Besonders stolz, er-
klärte mir die Dyson-Spreche-
rin aber, sei man auf die Luftrei-
nigungsfunktionen. Das Ver-
sprechen: Das Gerät erkennt
potenziell gefährliche Partikel
und Gase – etwa Pollen, Bakte-
rien und Industrieabgase, aber
auch Formaldehyd, Benzol und
Stickstoffdioxid. Dafür hat der
Hersteller Sensoren für Fein-
staub, Gas, Luftfeuchtigkeit
und Temperatur verbaut.
Wie es um die Luft im Zuhause
steht, zeigt das kleine bunte
Farbdisplay. Das „durchleuchtet“
die Luft in Echtzeit und warnt
vor schädlichen Bestandteilen.
Und genau hier beginnt die
Angst. Einmal in der Wohnung
kämpfe ich stetig dafür, unter op-
timalen Luftbedingungen zu le-
ben. Denn immer wieder meldet
sich das Gerät im Alltag: Mal sind
Partikel in der Luft, die kleiner
als 2,5 Mikron sind – also Rauch
oder Allergene –, mal sind Pollen
oder Staub schuld. Die logische
Erklärung kann man allerdings
nicht immer liefern. Selbst bei
geschlossenen Fenstern ohne po-
tenzielle Gefahrenquellen in der
näheren Umgebung signalisiert
das Gerät Luftprobleme. Im Test
sorgt das für mehr Unwohlsein,

Das Spiel mit der


Angst im Wohnzimmer


Nach schlechten


Erfahrungen
mit einem
Dyson-Ventilator

will der Hersteller
unseren Autor
mit dem aktuellen

Top-Modell doch
noch überzeugen.
Teilweise gelingt das

DDDysonyson
Pure
DYSON Cool

/ LEEWILSON

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Schrecken. Das ist kontraproduk-
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tiv. Deshalb ist eine gute Fortbil-RELEASED tiv. Deshalb ist eine gute Fortbil-


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