Die Welt Kompakt - 28.08.2019

(Brent) #1
POLITIK DIE WELIE WELIE WELTKOMPAKTTKOMPAKT MITTWOCH,28.AUGUST2019 SEITE 4

Und da beginnt das „eigent-
lich“. Die Grünen, Partei der
Stunde im Westen und wahr-
scheinlich schon bald an vier von
fünf Ost-Landesregierungen be-
teiligt, dürften am Sonntag erle-
ben, dass die deutlich stärkeren
Zuwächse die AfD verzeichnen
wird. Zwar will niemand mit der
rechten Partei koalieren. Aber
selbst wenn sie nicht auf Platz
eins, sondern nur auf Platz zwei
kommen sollte, wie die letzten
Umfragen nahelegen, verstört
diese Wahlentscheidung von
möglicherweise jedem fünften,

U


nmittelbar vor den
Landtagswahlen in
Sachsen und Branden-
burg gibt es einen neu-
en Wettstreit: Wer ist die linkes-
te Mitte im ganzen Land? Sind’s
die aufstrebenden Grünen? Oder
bleibt die angeschlagene SPD das
Maß der Dinge in der Umvertei-
lungspolitik?

VON ANSGAR GRAW
AUS DRESDEN

Um den Titelanspruch zu un-
terstreichen, sind Forderungen
nach neuen Steuern ein bewähr-
tes Mittel. Hatten die Sozialde-
mokraten durch ihren Vorstoß
für eine Vermögensteuer den
Aufschlag gemacht, zieht der
Grünen-Bundesvorsitzende Ro-
bert Habeck bei der Vorstands-
klausur in Dresden nach: Er ver-
langt, global agierende Internet-
unternehmen wie Amazon, Face-
book oder Apple auch in
Deutschland höher zu besteuern.
„Während in Frankreich Digital-
konzerne schon bald fair besteu-
ert werden, können sie sich in
Deutschland weiterhin ihrem
Steuerbeitrag weitestgehend ent-
ziehen“, sagte der Grünen-Chef
am letzten Tag der zweitägigen
Klausur. Die SPD sinniere „abs-
trakt über eine Vermögensteu-
er“, während Frankreichs Präsi-
dent Emmanuel Macron Europa
vormache, „wie man dem Steuer-
dumping großer Digitalunter-
nehmen einen Riegel vorschie-
ben kann“, so Habeck. Dann füg-
te er auch noch einen Tritt gegen
Olaf Scholz, aussichtsreicher Be-
werber für den SPD-Vorsitz, hin-
zu: Der Bundesfinanzminister er-
mögliche den Internetkonzernen
derzeit eine „Verlängerung ihres
Steuerdumpings“.
In der abschließenden Presse-
konferenz am Dienstagmittag
sprechen sich Habeck und seine
Co-Vorsitzende Annalena Baer-
bock aber – ähnlich wie die Sozial-
demokraten – für „eine höhere Be-

steuerung von Vermögen“ aus.
Dieses Thema will man erkennbar
nicht der SPD überlassen. Baer-
bock und Habeck wollten am
Dienstagabend auch noch beim
Dresdener Abschlusstermin auf-
treten, gemeinsam mit Katja Meier
und Wolfram Günther, den grünen
Spitzenkandidaten in Sachsen.
Die Partei ist derzeit in guter
Stimmung – eigentlich. Nach den
jüngsten Umfragen werden die
Grünen in Sachsen und Branden-
burg gut zulegen: Von jeweils nur
knapp über fünf Prozent dürften
sie ihre Werte in beiden Ostlän-

dern mindestens verdoppeln.
Und nahezu jede rechnerische
Konstellation spricht dafür, dass
die solchermaßen gestärkte Öko-
partei in beide Landesregierun-
gen eintreten wird, weil es wegen
der Schwäche der SPD nicht
mehr für Rot-Rot in Brandenburg
reichen wird und auch nicht für
Schwarz-Rot in Sachsen. Die Mi-
nisterpräsidenten Dietmar Woi-
ke (SPD) und Michael Kretsch-
mer (CDU) werden nur weiter-
machen können, wenn sie min-
destens einen weiteren Partner
ins Bündnis holen.

FLÜCHTLING ABGEWIESEN

Zwangsgeld
beantragt

Der Bundesrepublik Deutsch-
land droht wegen eines nach
Griechenland zurückgewiese-
nen Flüchtlings aus Afgha-
nistan Zwangsgeld. Dies hat
der Anwalt des Mannes beim
Verwaltungsgericht München
beantragt. Das Gericht hatte
die Bundespolizei am 8. Au-
gust per Eilbeschluss auf-
gefordert, den Mann „umge-
hend“ auf Staatskosten nach
Deutschland zurückzubrin-
gen. Doch nach wie vor sitzt
er in Griechenland in Haft.
Laut Verwaltungsgerichts-
ordnung kann das Gericht ein
Zwangsgeld von bis zu 10.
Euro androhen. Die Bundes-
polizei hatte den Mann Ende
Mai an der Grenze zu Öster-
reich in einem Zug abge-
fangen und am folgenden Tag
nach Griechenland gebracht,
wo er in Abschiebehaft kam.
Er hatte in Griechenland vor
der Einreise nach Deutsch-
land Asyl beantragt.

NAHOST

Libanon bittet
Russland um Hilfe

Der Libanon hat Russland
nach mutmaßlichen israe-
lischen Drohnenangriffen um
Hilfe gebeten. Ministerprä-
sident Saad Hariri habe den
russischen Außenminister
Sergej Lawrow angerufen und
ihn gebeten, seinen Einfluss
geltend zu machen, um eine
weitere Eskalation der Span-
nungen zwischen Libanon
und Israel zu verhindern,
teilte die Regierung in Beirut
mit. Der Drohneneinsatz sei
eine Aggression. Russland
solle Israel eine Botschaft
senden, damit dieses die liba-
nesische Souveränität nicht
weiter verletze. Am Wochen-
ende war eine mutmaßlich
israelische Drohne über Bei-
rut abgestürzt. Eine zweite
explodierte in der Luft.

GROSSBRITANNIEN

Gemeinsam gegen
No-Deal-Brexit

Die britischen Oppositions-
parteien haben ein gemein-
sames Vorgehen vereinbart,
um einen EU-Austritt ohne
Abkommen zu verhindern.
Dazu könnten neuen Gesetze
oder ein Misstrauensvotum
genutzt werden, hieß es. Die
Ankündigung ließ das Pfund
steigen. Zuvor hatte Labour-
Chef Jeremy Corbyn Ge-
spräche unter anderen mit
den schottischen Nationalis-
ten, den Liberaldemokraten
und den Grünen geführt.

KOMPAKT


M


itarbeiter der Hunder-
ten Ausländerbehör-
den in Deutschland
tragen große Verantwortung:
Sie erteilen oder versagen Auf-
enthaltstitel, stellen Duldungen
aus, entscheiden mit, ob ein
AAAusländer dauerhaft bleibenusländer dauerhaft bleiben
darf – oder ob er das Land wie-
der verlassen muss. Und
schließlich haben die Mitarbei-
ter Zugriff auf wichtige Daten,
Dokumente und Informationen.

VON MARCEL LEUBECHER

Das Landeskriminalamt Berlin
hegt nun den Verdacht, dass aus
der Ausländerbehörde der
Hauptstadt Informationen an
Kriminelle gelangen, wenn gegen
diese ein Ermittlungsverfahren

läuft. Auch sollen möglicherwei-
se Serieneinbrecher vor Poli-
zeieinsätzen gewarnt worden
sein, entsprechende Hinweise
hatten Beamte eines Einbruchs-
kommissariats erhalten. Recher-
chiert hat das die „Berliner Zei-
tung“, der ein Rundschreiben
des Landeskriminalamtes an die
Kriminalpolizei-Kommissariate
aller Direktionen vorliegen soll.
In dem vor mehr als einer Woche
ergangenen Schreiben sind dem-
nach Empfehlungen enthalten,
wie die Polizei der Ausländerbe-
hörde Informationen vorenthal-
ten kann, um die Ermittlungen
nicht zu gefährden. Dies vor
allem dann, wenn Durchsuchun-
gen oder die Vollstreckung eines
Haftbefehls anstehen. Das Lan-
deskriminalamt bestätigte

WELT „die Existenz des Schrei-
bens“. Allerdings bestünden der-
zeit „keinerlei Verdachtsmo-
mente gegenüber einzelnen Mit-
arbeitern“. Die Berliner Polizei
traut also der Ausländerbehörde
nicht. Dabei gehören beide zum
Senat für Inneres, der von An-
dreas Geisel (SPD) geführt wird.
Berlins CDU-Chef Kai Wegner
sagte WELT: „Senator Geisel
scheint seine Behörden nicht im
Griff zu haben. Die ihm unter-
stellte Polizei misstraut der ihm
ebenfalls unterstellten Auslän-
derbehörde. Beide haben ein Si-
cherheitsproblem.“
Erst im Juni hatte die Bundes-
polizei wegen Sicherheitslücken
in der Berliner Ausländerbehörde
einen bundesweiten Warnhin-
weis herausgegeben. Nachdem

Einbrecher am Osterwochenen-
de Blankodokumente und
Dienstsiegel aus der Ausländer-
behörde gestohlen hatten, wur-
den seither vermehrt gefälschte
Aufenthaltserlaubnisse und „ge-
waschene“ Pässe entdeckt. In
dem Schreiben der Bundespoli-
zei, über das „Bild am Sonntag“
zuerst berichtete, ist die Rede
von insgesamt etwa 20.000 ab-
handengekommenen Dokumen-
ten, allerdings nicht nur durch
den Einbruch vom Ostersonntag,
sondern auch durch mindestens
eine ähnliche Tat im Oktober


  1. Damals waren ebenfalls Do-
    kumente aus der Berliner Auslän-
    derbehörde gestohlen worden,
    mit denen abgelehnten Asylbe-
    werbern oder aus anderen Grün-
    den ausreisepflichtig geworde-


Polizei misstraut Berliner Ausländerbehörde


Das Landeskriminalamt der Hauptstadt hegt den Verdacht, dass möglicherweise Serieneinbrecher vor Einsätzen gewarnt werden


PICTURE ALLIANCE/ DPA

/ BERND VON JUTRCZENKA

RELEASED

den schottischen Nationalis-

RELEASED

den schottischen Nationalis-
ten, den Liberaldemokraten
RELEASED

ten, den Liberaldemokraten
und den Grünen geführt. und den Grünen geführt. RELEASED

BY

spräche unter anderen mit
BY

spräche unter anderen mit
den schottischen Nationalis-den schottischen Nationalis-BY

"What's

steigen. Zuvor hatte Labour-

"What's

steigen. Zuvor hatte Labour-
Chef Jeremy Corbyn Ge-
"What's

Chef Jeremy Corbyn Ge-
spräche unter anderen mitspräche unter anderen mit"What's

News"

Ankündigung ließ das Pfund
News"

Ankündigung ließ das Pfund
steigen. Zuvor hatte Labour-steigen. Zuvor hatte Labour-News"

vk.com/wsnws

Chef Jeremy Corbyn Ge-

vk.com/wsnws

Chef Jeremy Corbyn Ge-
spräche unter anderen mit

vk.com/wsnws

spräche unter anderen mit
den schottischen Nationalis-
vk.com/wsnws

den schottischen Nationalis-
ten, den Liberaldemokratenten, den Liberaldemokratenvk.com/wsnws

TELEGRAM:

den schottischen Nationalis-

TELEGRAM:

den schottischen Nationalis-
ten, den Liberaldemokraten

TELEGRAM:

ten, den Liberaldemokraten
und den Grünen geführt.
TELEGRAM:

und den Grünen geführt.

t.me/whatsnws

steigen. Zuvor hatte Labour-

t.me/whatsnws

steigen. Zuvor hatte Labour-
Chef Jeremy Corbyn Ge-

t.me/whatsnws

Chef Jeremy Corbyn Ge-
spräche unter anderen mit
t.me/whatsnws

spräche unter anderen mit
den schottischen Nationalis-den schottischen Nationalis-t.me/whatsnws
Free download pdf