Die Welt Kompakt - 28.08.2019

(Brent) #1
vielleicht gar nahezu jedem vier-
ten Wähler die Grünen gewaltig.
In Sachsen ist eine Koalition
von CDU, SPD und Grünen denk-
bar – in Übereinstimmung mit
der Farbkombination der ent-
sprechenden Landesfahne auch
Kenia-Koalition genannt – und in
Sachsen-Anhalt mit mancherlei
internen Streitigkeiten bereits
praktiziert. Habeck stellt sich
schon auf diese Eventualität für
den Freistaat ein. Rot-Rot-Grün
ist in Sachsen wegen der Per-
spektive der SPD, die derzeit ein
einstelliges Prozentergebnis be-

fürchten muss, nicht drin. Und
ein Jamaika-Bündnis dürfte an
der Schwäche der FDP scheitern,
die in beiden Bundesländern in
den Umfragen auf Werte knapp
über und – seltener – unter fünf
Prozent kommt.
Aber ist heute jede Koalition
politisch machbar? Reicht der
Wille, die AfD außen vor zu las-
sen, als Kitt? Zwischen den Grü-
nen und der sächsischen CDU
gebe es „im Grunde kaum Ge-
meinsamkeiten“ – von der inne-
ren Sicherheit bis zur Ökologie,
stellt Habeck fest. Doch man

müsse das Wagnis eingehen, da-
mit am Ende nicht „das andere
Szenario“, nämlich eine Zusam-
menarbeit zwischen CDU und
AfD, übrig bleibe. Mithin sei eine
Stimme für die Grünen eine
Stimme dafür, dass die „CDU ei-
ne Chance hat, Liberalität, Welt-
offenheit und ökologische Politik
zu betreiben“. So kann man
Kompromissbereitschaft in den
Mantel der Rettung von Prinzi-
pien kleiden.
Den Grünen wäre es übrigens
am liebsten, wenn die sächsische
CDU statt mit der SPD künftig

mit der Linkspartei als drittem
Partner koalierte. Es werde in
Sachsen wohl zu einem Bündnis
„mit Grünen und CDU und, das
wird ja wahrscheinlich nicht rei-
chen, einer weiteren roten Par-
tei“ kommen, sagt Habeck in der
Pressekonferenz. Er verpasst sei-
nen Grünen damit möglicherwei-
se erstmals ausdrücklich einen
roten Farbanstrich. Käme es da-
zu, würde das künftig jede „Rote
Socken“-Kampagne der Union
gegen eine inzwischen auch für
die Bundesebene von führenden
Grünen befürwortete grün-rot-
rote Koalition ad absurdum füh-
ren. Aber die Christdemokraten
wissen, dass sie der AfD durch ei-
nen solchen Ritterschlag für die
einstige SED eine weitere Steil-
vorlage gäben. Man wird in der
CDU alles tun, um die SPD in der
Regierung zu halten.
Gleichzeitig widerspricht Ha-
beck Einschätzungen, die Grünen
bewegten sich nach links, auch
durch ihre Beteiligung an der
neuen rot-roten-grünen Regie-
rung in Bremen. Seine Partei ent-
scheide stets auf der Grundlage
von Gemeinsamkeiten, mit wem
man regieren wolle. Jürgen Trit-
tin, offiziöser Sprecher des linken
Parteiflügels, hat wiederholt ge-
sagt, die Gemeinsamkeiten dieser
drei Parteien seien größer als die
mit Union und FDP. Katrin Gö-
ring-Eckardt, dem konservativen
Flügel zugerechnete Fraktions-
chefin, sagte gerade der „Passau-
er Neuen Presse“, in ihrem Hei-
matland Thüringen sei „dieses
Bündnis sehr erfolgreich“.
In Brandenburg, der Wahlhei-
mat der Niedersächsin Baerbock,
könnten die Grünen auf 15 Pro-
zent und mehr kommen. Auch da
ist eine Kenia-Koalition möglich,
aber unter Führung der SPD.
Rot-Rot-Grün kann ebenfalls ei-
ne Mehrheit bekommen. In bei-
den Fällen wäre es Balsam für
wunde sozialdemokratische See-
len, würde Ministerpräsident
Woike im Amt bleiben.

Die „Energieregion Branden-
burg“ müsse ins 21. Jahrhundert
geführt werden, sagt Baerbock.
Klimaschutz und der Kohleaus-
stieg sollten als „Chance“ ge-
nutzt werden. Schwarze Kohle-
förderbänder etwa sollten künf-
tig in weißer Farbe hergestellt
werden für den Einsatz in der Le-
bensmittelproduktion. Ein Lau-
sitz-Fonds und eine „gemeinsa-
me Koordinierungsstelle“ sollen
Investitionsmittel verteilen. So-
laranlagen, Hochschulen in der
Region als Cluster, Chancen an-
packen, Infrastruktur ausbauen.
Das sind bislang nur Schlagwör-
ter. In jedem Fall wird die Forde-
rung der Grünen nach einem
sehr eiligen Kohleausstieg für je-
de Koalition schwierig.
Vielleicht müssen am Ende
aber gar Viererkoalitionen gebil-
det werden – was für den Wähler
den Eindruck entstehen lassen
kann: Die AfD gegen den Rest der
Parteienwelt. Ein David-gegen-
Goliath-Image aber wünscht nie-
mand der rechten Partei, am we-
nigsten die Grünen.
Noch komplizierter wird die
Situation in Thüringen, wo am
letzten Oktoberwochenende ge-
wählt werden soll. Auch dort lie-
gen die Grünen in den Umfragen
bei etwas über zehn Prozent.
2014 erreichten sie nur 5,7 Pro-
zent. Obwohl die CDU stärkste
Partei wurde, reichte es zu einer
rot-rot-grünen Koalition unter
dem Linke-Ministerpräsidenten
Bodo Ramelow. Eine Fortsetzung
dieser Allianz ist wegen der
Schwäche der SPD eher unwahr-
scheinlich. Jamaika ist ebenfalls
keine Option, zumal die FDP um
den Einzug in den Thüringer
Landtag zittern muss. Linkspar-
tei und CDU liegen beide bei
rund 25 Prozent, die AfD knapp
dahinter. Möglicherweise müs-
sen am Ende Linke und Christde-
mokraten koalieren, vielleicht
mit einem dritten Partner. Denn
auch dort geht es darum, die AfD
zu isolieren.

DIE WELIE WELIE WELTKOMPAKTTKOMPAKT MITTWOCH,28.AUGUST2019 POLITIK 5


nen Ausländern sogenannte Dul-
dungen ausgestellt oder verlän-
gert werden können.
Der Berliner Senat teilte im Ju-
li auf Anfrage des AfD-Abgeord-
neten Hanno Bachmann mit,
dass von den 2017 erbeuteten
Blankodokumenten bisher 1500
wieder bei einer Ermittlung si-
chergestellt werden konnten.
„Weitere 330 Dokumente wurden
bislang bei (versuchten) illegalen
Einreisen und bei sonstigen
missbräuchlichen Nutzungen im
Bundesgebiet festgestellt“, so
der Senat. Ihm sei bekannt ge-
worden, „dass gestohlene Auf-
enthaltstitel (bisher nur Nieder-
lassungserlaubnisetiketten) in
echten Nationalpässen ange-
bracht werden, die dann im Rah-
men eines Übertrages bei ver-

schiedenen Bürgerämtern in
einen neuen Nationalpass über-
tragen wurden“. Bisher seien 75
Fälle durch die Ausländerbehör-
de aufgedeckt worden. Betroffen
seien Dokumente „sowohl aus
dem Diebstahl im Oktober 2017
als auch im April 2019“.
Die Bundesregierung wieder-
um antwortete Mitte August auf
eine Anfrage des AfD-Bundes-
tagsabgeordneten Martin Si-
chert, sie habe seit 2017 „Hinwei-
se auf einen illegalen Handel“
mit gestohlenen Blankodoku-
menten, zudem lägen ihr seit
Dezember 2018 „Erkenntnisse
zur Scheinlegalisierung durch
Umschreibung sogenannter
‚‚‚Waschtitel‘ vor“. Mit diesenWaschtitel‘ vor“. Mit diesen
Blankodokumenten sind Tricks
möglich, Aufenthaltstitel zu be-

kommen oder Sozialhilfe und
Kindergeld zu beantragen. Eine
dieser Maschen, der „Waschti-
tel“-Trick, funktioniert nur bei
AAAusländern, die einen Pass ihresusländern, die einen Pass ihres
Heimatlandes haben, wie ein Er-
mittler WELT berichtet: Dabei
kauft ein Ausländer einen der ge-
stohlenen Blanko-Aufenthaltsti-
tel. Das Dokument klebt er in
seinen Pass. Dann beschädigt er
diesen, geht zur Botschaft seines
Heimatlandes und beantragt
einen neuen. Schließlich geht er
zu einer deutschen Ausländerbe-
hörde und beantragt die Erneue-
rung seines Aufenthaltstitels,
der ja angeblich im alten Pass
enthalten war. Wenn das gelingt,
ist das gesamte Dokument „ge-
waschen“, also von einer deut-
schen Behörde offiziell ausge-

stellt. Der Aufenthalt des Aus-
länders ist dann, wie es die Bun-
despolizei in ihrem Schreiben
nennt, „scheinlegalisiert“.
Doch warum sind solche
Tricks überhaupt möglich? Man
würde doch annehmen, dass dies
sofort auffliegt, weil die Behör-
den über Fingerabdrücke alle In-
formationen zu dem Antragstel-
ler abrufen können. Doch dies ist
bisher nur eingeschränkt mög-
lich. Abhilfe würde nur die bun-
desweite Einführung elektroni-
scher Aufenthaltstitel schaffen,
die schon 2011 beschlossen wur-
de. Allerdings haben die Bundes-
länder bis zum Jahr 2021 Zeit,
dies umzusetzen. Berlin nimmt
die Zeitspanne in Anspruch: „Aus
kapazitären Gründen werden
Aufenthaltstitel bei der Berliner

Ausländerbehörde bis auf Weite-
res als Klebeetikett ausgestellt“,
schreibt die Ausländerbehörde
auf ihrer Homepage.
Nun hatte AfD-Mann Sichert
in der oben erwähnten Anfrage
auch die Regierung gefragt, war-
um „bei Verlust oder Beschädi-
gung von existenten Reisepässen
mit papiernen Klebe-Aufenthalts-
titeln bei Neuausstellung nicht
automatisch ein elektronischer
Aufenthaltstitel vergeben“ wer-
de. In der Antwort heißt es:
„Grundsätzlich hat die Bundesre-
gierung ein großes Interesse da-
ran, dass entsprechend der recht-
lichen Regelungen und der si-
cherheitlichen Erwägungen elek-
tronische Aufenthaltstitel ausge-
stellt werden. Hierauf sind die
Länder hingewiesen worden.“

as Landeskriminalamt der Hauptstadt hegt den Verdacht, dass möglicherweise Serieneinbrecher vor Einsätzen gewarnt werden


Bester Dinge: die Brandenburger
SSSpitzenkandidatin Ursula Nonnemacher pitzenkandidatin Ursula Nonnemacher
und Grünen-Chef Robert Habeck

Reicht es,

gemeinsam

gegen die

AfD zu sein?

Fast alles spricht dafür, dass die Grünen nach den


Wahlen in Brandenburg und Sachsen über eine


Regierungsbeteiligung verhandeln können. Doch


mit der CDU dürfte das schwierig werden


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