Die Welt Kompakt - 28.08.2019

(Brent) #1

DIE WELIE WELIE WELTKOMPAKTTKOMPAKT MITTWOCH,28.AUGUST2019 POLITIK 7


R


ecepTayyip Erdogan
sitzt im schwarzen
Anzug, mit blütenwei-
ßem Hemd und Kra-
watte auf einem Sessel zwi-
schen zwei türkischen Natio-
nalflaggen. Glänzende Mes-
singbeschläge einer pompösen
Tür im Hintergrund rahmen
seinen Kopf ein und lassen an
einen Heiligenschein denken.
Es ist die große, staatsmänni-
sche Pose, mit der sich der tür-
kische Präsident stets an die
Nation wendet. Zuletzt tat er
das für das Opferfest, dem
wichtigsten islamischen Feier-
tag Mitte August.

VON ALFRED HACKENSBERGER
AUS TANGER

In einer Videobotschaft
sprach Erdogan seine Glück-
wünsche aus, um danach gleich
auf die glorreiche Historie des
türkischen Volkes zu kommen.
„Der August gilt in unserer Ge-
schichte als der Monat der Sie-
ge“, sagte Erdogan und zog den
Bogen von Schlachten im Mit-
telalter bis zu den zwei türki-
schen Invasionen in Syrien 2016
und 2018. „Die türkische Repu-
blik wird mit jedem Schritt
stärker und größer“, behaupte-
te Erdogan und stellte einen
neuen Sieg in Aussicht. Natür-
lich soll der ebenfalls im August
stattfinden und zwar erneut in
Nordsyrien, um dort den „Ter-
rorkorridor“ der verhassten
Kurden zu „zerschmettern“.
Das Versprechen mag einge-
fleischte Anhänger Erdogans
überzeugen, aber eine Invasion
und neue große Siege sind in
Syrien nicht in Sicht. Zum ei-
nen einigte sich die Türkei mit
den USA auf die Einrichtung ei-
ner Sicherheitszone in Nordsy-
rien. Außerdem gerät Ankara in
einem anderen Teil von Syrien
massiv unter Druck und zwar in
der Provinz Idlib. Dort kam das
türkische Militär unter Be-
schuss der syrischen Armee, die
obendrein einen türkischen Be-
obachtungsposten umzingelte.
Damit steht die Syrienpolitik
der Türkei vor dem Scheitern
und offenbart die Schwäche des
Systems Erdogans. Innenpoli-
tisch angezählt, will er mit dem
Kampf gegen den „Kurdenter-
ror“ und das „unmenschliche
Assad-Regime“ punkten. Aller-
dings fehlt Erdogan durch die
Wirtschaftskrise das Geld für
teure Invasionspläne und die
Unterstützung der Rebellenmi-
lizen in Idlib. Im eigenen Land
läuft ihm obendrein seine Ge-
folgschaft davon. Erdogans
Macht bröckelt.
Seit über einer Woche arbei-
ten Militärvertreter der Türkei
und der USA an der Umsetzung
der Sicherheitszone. Vorausge-
gangen waren monatelange
Verhandlungen, wobei die Tür-
kei immer wieder betonte, sie
werde von ihren Forderungen
nicht abweichen. Sie bestehe
auf einer 32 Kilometer breiten
Zone, der bedingungslosen
Rückkehr syrischer Flüchtlinge
und vollen Kontrolle über die

Sicherheitszone. Die Realität
sieht heute anders aus. Die Zo-
ne soll generell nur fünf Kilo-
meter breit sein und sich nur in
Ausnahmefällen auf neun und
14 Kilometer ausdehnen, wie
Mazlum Abdi, der militärische
Oberbefehlshaber Nordsyriens,
der lokalen Nachrichtenagen-
tur Anha sagte. Die Kontrolle
der Sicherheitszone sollen lo-
kale Kräfte in Kooperation mit
den USA übernehmen, die wei-
ter über 1000 Soldaten in Nord-
syrien zur Unterstützung der
Kurden stationiert haben. Zu-
dem sollen nur Flüchtlinge zu-

rückkehren, die ursprünglich
aus Nordsyrien stammen.
Das Ergebnis der Verhand-
lungen ist für Erdogan eine Bla-
mage. Die Invasionspläne er-
wiesen sich als leere Drohun-
gen. Ankara gab klein bei, nach-
dem die USA einen türkischen
Angriff für „inakzeptabel“ er-
klärten. Und die nächste Nie-
derlage zeichnet sich bereits
ab. In der Provinz Idlib sind die
überwiegend radikal-islamisti-
schen Rebellen auf dem Rück-
zug, die Ankara im Kampf ge-
gen das Assad-Regime unter-
stützt. Noch wichtiger: Syri-

sche Hubschrauber beschossen
zum ersten Mal türkisches Mi-
litär, und Assad-Truppen kreis-
ten einen der insgesamt zwölf
türkischen Beobachtungspos-
ten in Idlib ein.
„Die Angriffe finden mit Er-
laubnis Russlands statt, dem
Verbündeten des syrischen Re-
gimes“, erklärt Nicholas Heras,
Experte für den Mittleren Os-
ten des Centers for New Ameri-
can Security (Cnas) in Wa-
shington. „Die Russen signali-
sieren den Türken, dass sie die
salafistisch-dschihadistischen
Milizen in Idlib unter Kontrolle

bekommen müssen.“ Diese
„Kontrolle“ verspricht die tür-
kische Regierung bereits seit ei-
nem Jahr. Ebenso, dass die Mili-
zen eine entmilitarisierte Zone
in Idlib respektieren. Bisher oh-
ne Ergebnis. „Der Kreml lehrt
Ankara nun eine diplomatische
Lektion“, laut Heras. „Wenn die
Türkei ihren Verpflichtungen
nicht nachkommt, hat das tödli-
che Konsequenzen.“
Die Türkei steht massiv unter
Druck. Sie saß zwar mit Russ-
land mehrfach am Verhand-
lungstisch und kaufte auch das
russische Raketenabwehrsystem
S-400. Aber nun ist die Geduld
des Kreml am Ende. Am Diens-
tag reiste der türkische Präsi-
dent nach Moskau, um beim
Treffen mit seinem russischen
Amtskollegen Wladimir Putin
die Wogen zu glätten. „Er wird
jedoch nicht viel erreichen“,
glauben politische Beobachter.
„Für Erdogan geht es bei sei-
ner Syrienpolitik, insbesondere
was die Kurden betrifft, nur da-
rum, dass er als Präsident be-
haupten kann, Land und Nation
sicher zu machen“, sagt Heras.
Erdogan wolle als Beschützer
des Volks auftreten und dafür
Zuspruch erhalten. Allerdings
haben die türkischen Kommu-
nalwahlen vom Frühjahr ge-
zeigt, dass das Beschützerima-
ge nicht mehr funktioniert. Die
Gunst der Wähler schwindet,
und die Macht des Präsidenten
bröckelt. Seine AKP-Partei hat
neben Istanbul auch die Haupt-
stadt Ankara und weitere Me-
tropolen des Landes verloren.
Es sind der autokratische Herr-
schaftsstil Erdogans, die Kor-
ruptionsvorwürfe gegen Mit-
glieder seiner Familie, aber ins-
besondere die Wirtschaftskrise,
die das Staatsoberhaupt immer
unpopulärer machen. Die hohe
Arbeitslosigkeit, eine immense
Inflation und steigende Preise
für Grundnahrungsmittel brin-
gen viele Menschen in existen-
zielle Schwierigkeiten. Und ein
Ausweg aus der Krise ist nicht
in Sicht.
In dieser Situation wittert die
Opposition eine Chance auf das
Ende der Ära Erdogan. Aber
auch in den eigenen Reihen
wächst die Kritik. Ehemalige
Weggefährten verlassen die
AKP-Regierungspartei. Zu ihnen
gehört Ahmet Davutoglu, ehe-
maliger Ministerpräsident, der
in einem Manifest Erdogan „ar-
rogante Politik“ vorwarf. Erdo-
gan müsste spätestens seit den
Verlusten bei den Kommunal-
wahlen einsehen, dass neue Zei-
ten anbrechen. Aber er glaubt
wie bisher, über den Kampf ge-
gen die Kurden und das Assad-
Regime seine Popularität stär-
ken zu können. Nur mit Russ-
land als Gegenspieler wird das
schwierig. „Und dann ist da
auch noch der Pentagon“, wie
Politexperte Heras anmerkt.
„Das US-Militär hat eine klare
Nicht-in-meinem-Hinterhof-
Prespektive und ist bereit, seine
lokalen kurdischen Partner in
Nordsyrien mit Einsatz seiner
Streitmacht zu schützen.“

Putin winkt Erdogan
zum Abschied zu. Zuvor hatten
die beiden einträchtig eine
russische Luftfahrtmesse besucht –
in Syrien haben sie aber
völlig gegensätzliche Interessen

VIA REUTERS

/ MURAT CETINMUHURDAR/ PRESIDENTIAL PRESS OFFICE

Erdogans Syrien-Politik


steht vor dem Scheitern


Die hochgesteckten Ziele der Türkei im Nachbarland sind kaum


zu erreichen. Moskau und Washington setzen enge Grenzen


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