FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Finanzen MITTWOCH, 28. AUGUST 2019·NR. 199·SEITE 23
Drägerwerk verliert
Das in die Verlustzone geratene
Medizintechnikunternehmen
Drägerwerk verschreckte die Investo-
ren am Dienstag mit Plänen für einen
Stellenabbau in Deutschland. Die
Stammaktien sanken zeitweise um
mehr als 2 Prozent und markierten mit
32,30 Euro ein Rekordtief. Die Vorzü-
ge gaben um 2,8 Prozent auf 42 Euro
nach. Dräger be-
schäftigt an sei-
nem Stammsitz in
Lübeck rund 5000
Mitarbeiter und
mehr als 14 000 in
aller Welt.
Vonovia erholt sich
Die Aufregung der Anleger um
den Mietendeckel in Berlin
scheint sich wieder etwas gelegt zu ha-
ben. Immobilienwerte erholten sich
am Dienstag über alle Indizes hinweg
nahezu ausnahmslos
von ihren Vortages-
verlusten. Die Bran-
che hatte zum Wo-
chenstart unter den
Planspielen in Berlin
zum Mietendeckel ge-
litten. Vonovia rückten als zeitweiliger
Dax-Sieger um mehr als 2 Prozent vor,
Deutsche Wohnen legten im M-Dax
um 0,5 Prozent zu, und für Adler Real
Estate ging es im S-Dax um mehr als 4
Prozent nach oben.
Die Rolle als wichtiger Gläubiger
von Staaten erschwert Noten-
banken die Geldpolitik. Seite 25
Seit 1769 kann Besitz als Kredit-
sicherheit verpfändet werden,
um Kredit zu erhalten. Seite 25
Trainer Thomas Doll kämpft
mitNikosia um den Einzug in
die Champions League. Seite 27
Zu wenig Körperlichkeit:
Durch ein Gutachten sieht sich
der DOSB bestätigt. Seite 27
Eon profitiert
Im deutschen Aktienindex Dax
verteuerten sich Eon am Diens-
tag zeitweise um mehr als zwei Pro-
zent – die Papiere profitierten von ei-
ner Kaufempfehlung durch die briti-
sche Investmentbank Barclays. Ana-
lyst Peter Crampton
argumentiert, dass
die Papiere im Ver-
gleich zum aktuellen
Anlegerliebling RWE
zu Unrecht links lie-
gen gelassen würden.
Auch die Papiere von
RWE und Innogy leg-
ten zu.
Tops & Flops
Notenbanken verdrängen Happy Birthday, Pfandbrief!
26.8. 27.8.
Dax
F.A.Z.-Index 2152,49 2167,29
Dax 30 11658,04 11730,02
M-Dax 24999,67 25181,93
Tec-Dax 2719,99 2745,78
Euro Stoxx 50 3348,84 3370,47
F.A.Z.-Euro-Index 122,02 122,92
Dow Jones 25898,83 25777,90
Nasdaq Index 7853,74 7826,95
Bund-Future 178,43 179,07
Tagesgeld Frankfurt -0,40 % -0,45 %
Bundesanl.-Rendite 10 J. -0,67 % -0,69 %
F.A.Z.-Renten-Rend. 10 J.-0,24 % -0,30 %
US-Staatsanl.-Rend. 10 J. 1,53 % 1,48 % *
Gold, Spot ($/Unze) 1527,00 1542,63
Rohöl (London $/barrel) 58,87 59,45**
1 Euro in Dollar 1,1116 1,1104
1 Euro in Pfund 0,9081 0,9044
1 Euro in Schw. Franken 1,0885 1,0884
1 Euro in Yen 117,67 117,43
*) Ortszeit 16.00 Uhr, **) Ortszeit 22.00 Uhr
Bundesanl. R. 10 J.
28.5.2019 27.8.2019 28.5.2019 27.8.2019
Doll gegen Klopp?
Die Börse
dmoh.FRANKFURT, 27. August. Die
Deutsche Börsewird nächste Woche ei-
nen Neuling für ihr wichtigstes Börsenba-
rometer Dax bekanntgeben. So viel
scheint sicher. Die Aktie vonThyssen-
Kruppmüsste schon ein Wunder vollbrin-
gen, um ihren Kursniedergang der ver-
gangenen Jahre in den drei Handelstagen
bis Freitag noch wettzumachen. Dann
zieht die Deutsche Börse ihre jährliche
Bilanz für den Dax. Nächste Woche Mitt-
woch entscheidet sie auf der Datenlage
Stand Ende August, welche ihrer Ansicht
nach die wichtigsten 30 Börsenwerte in
Deutschland sind.
Thyssen-Krupp dürfte nicht mehr dazu
zählen. Der Kurs hat sich binnen eines
Jahres halbiert. Auf der Rangliste der Bör-
se von Ende Juli lag der Stahl- und Tech-
nologiekonzern nur noch auf Rang 42
beim Börsenwert der frei handelbaren Ak-
tien. Mindestens Rang 40 wäre nötig, um
den Dax-Erhalt zu sichern. Doch statt ei-
ner Aufholjagd ist der Aktienkurs im Au-
gust stärker als der Markt gefallen.
Thyssen ist als Gründungsmitglied seit
1988 im Dax, seit der Fusion mit Krupp
1999 als Thyssen-Krupp. Erst vor einem
Jahr hatte mit der Commerzbank ein
Gründungsmitglied den Dax verlassen
müssen. 13 der 30 Gründungsmitglieder
sind noch übrig.
Favorit für die Nachfolge war seit Mona-
ten der Immobilienkonzern Deutsche
Wohnen. Doch die Anleger fliehen seit
Wochen aus der Aktie. Die Gründung der
Initiative „Deutsche Wohnen & Co. ent-
eignen“ war für den Konzern wenig
schmeichelhaft. Doch die wirtschaftli-
chen Auswirkungen wurden bis weit ins
Frühjahr hinein an den Börsen für gering
gehalten. Doch seit sich der Berliner Se-
nat ständig mit neuen Vorschlägen zur
Mietenbegrenzung oder seit dieser Wo-
che sogar mit Vorschlägen zur zwangswei-
sen Mietensenkung befasst, ist an der Bör-
se vom „Berlin-Malus“ für die Deutsche
Wohnen die Rede. Von gut 42 Euro im
Juni ist der Aktienkurs nun auf 29 Euro
abgesackt. Ausgerechnet kurz vor der In-
dexentscheidung der Börse.
Die Aufnahme in den Dax ist längst
nicht mehr nur mit höherer Aufmerksam-
keit in der Öffentlichkeit und bei Investo-
ren verbunden. Die immer bedeutender
werdende ETF-Branche ist bei einer Dax-
Mitgliedschaft sogar gezwungen, in allen
ihren Dax-Indexfonds die Aktie entspre-
chend ihrem Gewicht im Dax zu kaufen.
ETF-Marktführer Blackrock mit seiner
Marke iShares ist so zum größten Aktionär
von vielen Dax-Unternehmen geworden.
Bei der Deutschen Wohnen ist Black-
rock dies schon. Gemäß der jüngsten
Stimmrechtsmitteilung hält Blackrock gut
10 Prozent der Deutsche-Wohnen-Aktien.
Ob der Aufbau der großen Position in der
Erwartung des Indexaufstiegs geschah
oder aus Überzeugung in den aktiv gema-
nagten Fonds von Blackrock eine wichtige
Rolle spielt, ist nicht bekannt.Doch aus
dem sicher geglaubten Index-Aufstieg
könnte nichts werden. Nachdem die Deut-
sche Wohnen vergangenes Jahr im Rennen
um den Dax-Aufstieg im März erst von Co-
vestro (für Pro Sieben) und im September
von Wirecard (für die Commerzbank)
knapp ausgestochen wurde, schien der
Weg nun frei. Doch die Kursschwäche hat
die Karten neu gemischt. Schon in der Juli-
Rangliste war der Münchener Triebwerk-
ehersteller MTU Aero Engineshauch-
dünn an der Deutschen Wohnen vorbeige-
zogen. Und da im August die Deutsche-
Wohnen-Aktie um weitere 12 Prozent ge-
fallen ist, während der MTU-Kurs seine Re-
kordjagd mit einem weiteren Anstieg um 8
Prozent fortsetzte, ist nach dem Börsen-
wert MTU nun der klare Dax-Favorit.
Die Börse berücksichtigt jedoch zwei Kri-
terien. Neben dem Börsenwert muss die
Aktie auch rege gehandelt werden, um sich
für den Dax zu qualifizieren. In der Ranglis-
te ist mindestens Rang 35 nötig, um Thys-
sen-Krupp nachfolgen zu können. Deut-
sche Wohnen lag auf der Juli-Rangliste auf
Rang 32, MTU genau auf 35. „Dort liegt sie
immer noch“, sagt Tobias Adler, Indexfach-
mann der Bank Oddo Seydler. Doch festle-
gen auf eine Prognose will er sich nicht.
„Der Vorsprung auf Rang 36 ist relativ
knapp.“ Uwe Streich von der Landesbank-
Baden-Württemberg taxiert den Vor-
sprung auf knappe 1,5 Prozent. Verliert
MTU noch Rang 35, wären die Kriterien
für einen Dax-Aufstieg nicht mehr erfüllt.
Dann bliebe nur die Deutsche Wohnen als
Kandidat übrig, der beide Kriterien erfüllt,
auch wenn der Börsenwert niedriger ist als
derjenige von MTU. Beim Abstieg von
Thyssen-Krupp ist sich Adler indes sicher:
„Thyssen-Krupp ist nach unseren Berech-
nungen auf Rang 46 zurückgefallen und da-
mit klar raus aus dem Dax.“
Die Veränderungen im Dax treten zum
- September in Kraft. Schneller geht es
im M-Dax. Nach seinem Einstieg in die
Axel SpringerAG hält der Finanzinvestor
KKR, wie Montag bekanntwurde, nun 43,5
Prozent der Aktien. Zusammen mit Verle-
gerwitwe Friede Springer, die 42,6 Prozent
der Aktien hält, den Springer-Enkeln Aria-
ne Melanie und Axel Sven Springer mit
rund 6 Prozent der Aktien und den 2,8 Pro-
zent, die der Vorstandsvorsitzende Mathi-
as Döpfner hält, befinden sich nun mehr
als 90 Prozent der Aktien in Festbesitz. Da-
mit disqualifiziert sich die Aktiengesell-
schaft für die Auswahlindizes der Deut-
schen Börse und wird von Donnerstag an
nicht mehr im M-Dax notiert sein. Wie die
Deutsche Börse am Montagabend mitteil-
te, wird der IT-DienstleisterCancomaus
München den Platz im M-Dax einnehmen.
Für Cancom rückt der Essener Immobilien-
konzernInstonein den S-Dax nach.
„E-Sport“ ist kein Sport
D
ie Deutsche Börse hat ein Pro-
blem. Ihr Leitindex Dax sieht alt
aus. In der Wertentwicklung hinkt er an-
deren Börsenbarometern wie dem ame-
rikanischen S&P-500 oder dem Techno-
logieindex Nasdaq weit hinterher. Auch
die Zusammensetzung ist alles andere
als modern. Der Stahlkoloss Thyssen-
Krupp steht vor dem Abstieg. Die Com-
merzbank hat es letztes Jahr erwischt.
Doch mit der Deutschen Bank, der Luft-
hansa und BMW, Daimler und VW
schleppt der Index noch viel Ballast mit
sich, den derzeit kein Fondsmanager
gerne anfasst. Dafür kann die Deutsche
Börse wenig. Sie hat mit einer Indexre-
form versucht, den Dax für die Techno-
logiewerte aus dem Tec-Dax leichter er-
reichbar zu machen. Doch schon da-
mals war klar, dass der Tec-Dax nur
Schmalbrüstiges zu bieten hat und ein
Vergleich mit den amerikanischen Tech-
nologiegiganten ein trauriges Bild er-
gibt. Die Deutsche Börse ist darauf an-
gewiesen, dass die deutsche Wirtschaft
aus sich heraus zukunftsträchtige Unter-
nehmen hervorbringt, die den Weg an
die Börse suchen. Verläuft das so schlep-
pend wie in den vergangenen Jahren,
sind die Anleger in anderen Aktienindi-
zes besser aufgehoben – selbst der
M-Dax scheint moderner.
Ein Dax von gestern
Von Daniel Mohr
W
ennman glaubt, man habe schon al-
les gehört, kommt noch immer eine
Meldung heraus, die man doch noch nie
gehört hat. So wurde nun bekannt, dass
Mitarbeiter in einem ukrainischen Atom-
kraftwerk angefangen haben sollen, Bit-
coin herzustellen. Nun ermittelt sogar der
ukrainische Inlandsgeheimdienst SBU. Er
untersucht, ob sich möglicherweise exter-
ne Angreifer Zugriff auf das Atomkraft-
werk verschaffen konnten. Das berichtet
ZDnet. Was ist passiert?
In den vergangenen Jahren haben soge-
nannte Digitalwährungen für Aufsehen ge-
sorgt. Sie sind eigentlich zum Bezahlen ge-
dacht, doch waren sie zuletzt eher ein Gut
für Zocker, da die Transaktionen zu teuer
und langwierig waren sowie die Kurs-
schwankungen zu stark. Für Zocker sind
sie allerdings ideal, da die Preise lange
Zeit nur eine Richtung kannten: nach
oben. Um die Netzwerke für Digitalwäh-
rungen zu betreiben, ist eine ganze Menge
Strom erforderlich – aktuell verbraucht es
im Jahr mehr als 73 Terrawattstunden, das
ist in etwa so viel, wie Österreich an Strom
konsumiert.
Deswegen stehen die Rechenzentren,
die Bitcoin herstellen, größtenteils in Län-
dern, in denen der Strom billig ist, etwa in
China. Diese sogenannten Miner halten
das Netzwerk am Laufen. Und hier
schließt sich der Kreis zur Ukraine. Was
liegt näher, als direkt dort den Strom abzu-
zapfen, wo er produziert wird?
Am 10. Juli beschlagnahmten nun der
SBU in der Nähe von Yuzhnoukrainsk im
zweitgrößten Kernkraftwerk der Ukraine
mehrere Rechner. Mit diesen „Mining-
Computern“, die mutmaßlich Tag und
Nacht liefen, werden Bitcoin durch die Be-
rechnung komplexer mathematischer For-
meln hergestellt. Das kritische daran: Es
reicht nicht nur, Computer hinzustellen,
sondern sie müssen auch mit dem Internet
verbunden sein. Und hier wird es wieder-
um kritisch. Denn Atomkraftwerke sind
im Normalfall nicht mit dem Internet ver-
bunden, damit sie eben nicht Ziel von Ha-
ckern werden können, die Furchtbares an-
richten können. Doch von solchen Fällen
gibt es immer wieder welche. In einem rus-
sischen Atomforschungszentrum haben
mehrere Wissenschaftler ebenfalls ver-
sucht, Bitcoin zu minen. Sie wurden eben-
falls entdeckt, als sie einen Rechner ihres
streng geheimen Forschungslabors an das
Internet anschlossen.
Auch in Deutschland gibt es immer wie-
der Fälle, die aber eher zum Schmunzeln
einladen. Im Vogtland sollen sechs Be-
schuldigte ebenfalls ein Rechenzentrum
betrieben haben. Es stand in den Räumen
der früheren PGH Elektro, einer Produk-
tionsgenossenschaft des Handwerks. Un-
ter solchen Genossenschaften wurden frü-
her Handwerker mehr oder weniger mit
Zwang zusammengeschlossen. Und eben
in solchen Räumlichkeiten wurde ein Re-
chenzentrum betrieben. Die 49 Rechner –
davon 30 mit Spezialhardware, 80 Grafik-
karten, zahlreiche Kabel – liefen mutmaß-
lich Tag und Nacht. Das Problem daran:
Sie taten es illegal. Da der Strom in
Deutschland vergleichsweise teuer ist,
lässt sich so ein Rechenzentrum in
Deutschland eigentlich nicht wirtschaft-
lich betreiben. Doch der Strom wurde ille-
gal unter Umgehung eines Zählers abge-
zapft, der Schaden beläuft sich auf 220 000
Euro. Die Anlage verbrauchte nach Anga-
ben der Staatsanwaltschaft Zwickau so
viel Strom wie 30 normale Haushalte. Das
fiel auf. Die Beschuldigten müssen sich
nun wegen des Straftatbestandes der Ent-
ziehung elektrischer Energie verantwor-
ten. Er sieht eine Freiheitsstrafe von bis zu
fünf Jahren vor. FRANZ NESTLER
Angezapft – Bitcoin aus dem Atomkraftwerk
Inder Ukraine wurden illegal Digitalwährungen erzeugt / Der Inlandsgeheimdienst ermittelt
Der Aufstieg des
Wohnungskonzerns in
die erste Börsenliga
könnte wieder scheitern.
Derzeit ist MTU der
erste Anwärter auf die
Thyssen-Nachfolge.
pik.FRANKFURT, 27. August. Die gro-
ßen deutschen Personenversicherer las-
sen keine Gelegenheit zur Leistungs-
schau aus. Denn Lebens- und Krankenver-
sicherungen gleichen einem Langstre-
ckenrennen, bei dem es sich lohnt, Zwi-
schenzeiten miteinander zu vergleichen
und damit die Kunden zu beeindrucken.
Die Allianz Private Krankenversicherung
zum Beispiel veröffentlicht nun eine Mel-
dung, die ihren Kunden gefallen wird:
122 Millionen Euro werden ihnen über
Beitragsrückerstattungen zurückgegeben.
Wer im vergangenen Jahr keine Leistung
in Anspruch genommen hat, erhält zwi-
schen 30 und 50 Prozent seiner Beiträge
zurück – oft sind das Zahlungen von mehr
als 1000 Euro.
Auch der Marktführer Debeka ist groß-
zügig: Der Koblenzer Versicherer schüttet
sogar 275 Millionen Euro an seine Kun-
den aus, die keine Leistungen in An-
spruch genommen haben. Die Debeka
hat als Beamtenversicherer allerdings
auch einen deutlich größeren Kunden-
stamm. Die Vertragsinhaber sollten zu ei-
nem verantwortungsvollen und kosten-
sparenden Handeln ermutigt werden,
lässt der größte deutsche Krankenversi-
cherer wissen. „Zahlen Versicherte kleine-
re Rechnungen aus eigener Tasche,
kommt das sowohl den Betroffenen als
auch dem Versicherungskollektiv zugu-
te“, sagt Thomas Brahm, der Vorstands-
vorsitzende der Debeka. Im Regelfall er-
stattet das Unternehmen bis zu drei Mo-
natsbeiträge. In der Vergangenheit, als es
dem Versicherer finanziell noch besser
ging, waren es auch schon bis zu vier Mo-
natsbeiträge. Der Rückgang könnte auch
damit zu tun haben, dass die Debeka eine
digitale Leistungs-App eingeführt hat,
mit der Kunden Rechnungen einscannen
und direkt einreichen können. Früher
wurden sie oft gesammelt an den Versi-
cherer gegeben. Der zweitgrößte Markt-
teilnehmer, die DKV (Ergo), schüttet 154
Millionen Euro aus.
Die Ankündigungen dienen auch der
Differenzierung im Wettbewerb, denn
wie viel sie zurückerstatten können,
hängt von der finanziellen Ausstattung
der Versicherer ab. In der Niedrigzinspha-
se fiel es den meisten schwer, ertragreich
zu wirtschaften. Insofern ist es eine pro-
grammatische Aussage, wenn Allianz-
PKV-Vorstand Jan Esser sagt: „Von unse-
rer Finanzstärke profitieren unsere Kun-
den direkt.“ Eine Aufstellung des Bran-
chendienstes KVpro über Tarife für einen
35 Jahre alten Mann zeigt, dass einige
Krankenversicherer (Central, Münchener
Verein und das Start-up Ottonova) gar kei-
ne Beitragsrückerstattungen gewähren.
An Versicherte ab dem vierten Beitrags-
jahr zahlen Allianz, Continentale, Go-
thaer, Deutscher Ring und Debeka am
meisten aus.
„Die Beitragsrückerstattung ist ein Er-
gebnis guten Wirtschaftens“, sagt Gerd
Güssler, Geschäftsführer von KVpro. Mit
Kapitalanlageerträgen können die Versi-
cherer Beitragsanpassungen mindern,
Leistungen verbessern und dauerhaft aus-
finanzieren oder eine Beitragsrückerstat-
tung gewähren. All dies funktioniert aber
nur, wenn die Unternehmen genug einge-
nommen haben, um die Rückstellungen
für die Beitragsrückerstattung zu befül-
len. Der Vorstand kann dann darüber ent-
scheiden, wie er diese Mittel verwendet.
Doch es wäre falsch, die Leistungsstär-
ke eines Versicherers allein an der Fähig-
keit zu bemessen, Beiträge an Kunden zu-
rückzuerstatten. „Die beitragsstabilsten
Versicherer geben oft weniger zurück“,
hat Güssler beobachtet. Bei ihnen ver-
bleibt das eingezahlte Geld im Versicher-
tenkollektiv, und es bauen sich damit zu-
sätzliche Alterungsrückstellungen auf.
„Die private Krankenversicherung ist wie
der Zehnkampf der Olympischen Spiele“,
sagt Güssler. „Ein erfolgreicher Versiche-
rer kann alles ganz gut, aber nichts exzel-
lent.“ Weder der preisgünstigste noch der
mit den besten Kapitalanlageergebnissen
könne garantieren, nach einem langen
Versichertenleben der beste Anbieter ge-
wesen zu sein. Aber auch über gute Zwi-
schenzeiten kann man sich ja freuen.
sibi.FRANKFURT, 27. August. Die
letzte Sparkasse in Bayern schafft das
unentgeltliche Online-Girokonto ab.
Entsprechende Berichte der Unterneh-
mensberatung Barkow und der Zei-
tung „Fränkischer Tag“ hat die Sparkas-
se am Dienstag bestätigt. Der Vor-
standsvorsitzende der Stadt- und Kreis-
Sparkasse Erlangen-Höchstadt-Herzo-
genaurach, Johannes von Hebel, zeigte
sich stolz darauf, am längsten unter
den Instituten im Freistaat durchgehal-
ten zu haben. Aber zum 1. Januar wer-
de damit Schluss sein. Die Sparkasse
begründete die geschäftspolitische Ent-
scheidung mit der Zinspolitik der Euro-
päischen Zentralbank (EZB) und
schloss sich der Kritik von Sparkassen-
verbandspräsident Helmut Schleweis
an den Negativzinsen der Notenbank
für Bankeinlagen an. Künftig sollen
Privatkunden bei der Sparkasse für die
Kontoführung eine monatliche Konto-
führungsgebühr von 3,95 Euro zahlen;
bislang war das Online-Girokonto un-
entgeltlich, für das „klassische“, in der
Filiale geführte Girokonto wurde ein
Entgelt von 1,95 Euro im Monat erho-
ben. Beim Filial-Girokonto fallen zu-
dem weitere Entgelte für bestimmte
Buchungsposten an.
Die Internetplattform Biallo führt in
einem Vergleich von Girokonten noch
40 Banken und Sparkassen in Deutsch-
land an, die noch kostenlose Girokon-
ten anbieten, darunter viele Direktban-
ken und – bislang noch – als einzige
Sparkasse die in Erlangen.
Auch über die Commerzbank hatte
es zuletzt Spekulationen gegeben, das
kostenlose Girokonto könnte abge-
schafft werden. Ein Sprecher sagte
dazu am Dienstag: „Es gibt aktuell kei-
ne Planung, das kostenlose Girokonto
abzuschaffen.“ Schon in der Vergan-
genheit hatte die Commerzbank aller-
dings den Umfang der Leistungen, die
dort unentgeltlich eingeschlossen sind,
zum Teil etwas reduziert. Auch eine
Reihe von Sparda-Banken hatten,
gleichsam in einem Bruch ihrer Traditi-
on, nach und nach Kontoführungsge-
bühren für ihr Girokonto eingeführt.
Deutsche Wohnen stolpert auf der Zielgeraden zum Dax
Krankenversicherer erstatten ihren Kunden Millionen
Allianz, Debeka und einige andere profitieren von ihrer stabilen Bilanz / Doch nicht alle Anbieter schütten aus
Letzte Sparkasse
in Bayern gibt
Gratiskonto auf
MTU
1) Veränderung gegenüber dem 27.8.2018. 2) Im Tagesverlauf.
Aktienkurs in Euro
12,8 Mrd.€
Aktueller Börsenwert
+ 26 %1)
Quelle: Bloomber g /Fotos dpa, Reuters, Imago / F.A.Z.-Grafik Brocker
27.8.2018 27.8.20192)
Thyssen-Krupp
Aktienkurs in Euro
6,6 Mrd.€
Aktueller Börsenwert
- 48 %1)
27.8.2018 27.8.20192)
Deutsche Wohnen
Aktienkurs in Euro
10,5 Mrd.€
Aktueller Börsenwert
- 32 %1)
27.8.2018 27.8.20192)
7
10
13
16
19
22
25
26
30
34
38
42
46
120
140
160
180
200
220
240