Frankfurter Allgemeine Zeitung - 28.09.2019

(Tina Sui) #1

SEITE 28·MITTWOCH, 28. AUGUST 2019·NR. 199 Sport FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG


M


itgutgemeinten und guten Rat-
schlägen umzugehen ist nicht
immer ganz einfach. Und diese Sache
wird ganz bestimmt nicht leichter,
wenn das in der Öffentlichkeit statt-
findet. Angelique Kerber hätte sich
schon dauerhaft die Ohren zuhalten
müssen, um die sehr deutlichen Mei-
nungen der Chefstrategen des deut-
schen Tennis zu überhören, zumal
die beiden als Kommentatoren und
Meinungsmacher eines Fernsehsen-
ders auch eine Form von Aufmerk-
samkeit generieren, die ihr mit eini-
ger Sicherheit nicht gut gefällt. So-
wohl Barbara Rittner als auch Boris
Becker empfehlen Kerber mit Nach-
druck, die Suche nach einem neuen
Coach zu beschleunigen. Sie spielt
den Ball zurück und sagt, sie werde
ihr eigenes Tempo bei der Suche ge-
hen und sei nicht bereit, sich zusätzli-
chen Druck machen zu lassen.
Was ein cleverer Spielplan – mit
der Hilfe eines guten Coaches erstellt


  • bewirken kann, das hatte man in
    der Partie gegen die Französin Kristi-
    na Mladenovic gesehen. Rittner war
    danach der Meinung, mit einem
    Coach auf der Bank hätte sie dieses
    Spiel nicht verloren. Kerber wider-
    sprach und sagte, das sei sicher nicht
    der Grund gewesen. Vor ein paar Wo-
    chen in Wimbledon hatte sie mit Rai-
    ner Schüttler noch einen Coach –
    und sie verlor trotzdem in der zwei-
    ten Runde.
    Es muss der Richtige sein, und es
    ist schon außerhalb der mehr als
    zehn Monate währenden Tennis-Sai-
    son nicht leicht, diesen Richtigen zu
    finden. Noch schwerer wird es, wenn
    im aktuellen Geschäft alle guten Leu-
    te anderweitig engagiert sind. Dass
    es im Nachhinein betrachtet ein Feh-
    ler war, sich vom Belgier Wim Fis-
    sette zu trennen, mit dem sie im ver-
    gangenen Jahr in Wimbledon ge-
    wann, weiß sie inzwischen vielleicht
    selbst. Fissette war ein Mann der kla-
    ren Worte und festen Vorstellungen,
    auch was die Höhe des Gehaltes an-
    betrifft. Aber mit diesen Vorstellun-
    gen mochte sie sich irgendwann nicht
    mehr auseinandersetzen. Die Frage
    ist: Braucht sie jemanden, der sie aus
    ihrer Komfortzone holt und fordert,
    oder braucht sie jemanden mit per-
    sönlicherem Umgangston wie einst
    Torben Beltz, mit dem sie vor drei
    Jahren eine unglaubliche Saison spiel-
    te?
    Ob es eine Idee wäre, noch einen
    Versuch mit diesem Mann zu wagen,
    der sie so lange und so gut kennt wie
    kein anderer? Eine Idee wäre es si-
    cher, nur hat Beltz einen Job – er trai-
    niert die Konkurrentin Donna Vekić.
    Und wenn man die beiden bei der Ar-
    beit sieht, dann hat man den Ein-
    druck, es gehe ihnen gut. Heute je-
    manden zu verpflichten heißt ja
    nicht, dass die Sache morgen gleich
    funktioniert. Ja, sie braucht einen
    neuen Coach. Aber vier Wochen
    mehr bei der Suche zu investieren ist
    sicher kein schlechter Plan. Und mal
    ganz abgesehen davon, ist es ja auch
    ihre Sache.


Keine Sache


desTempos


Von Doris Henkel


Handball, Klub-WM in Dammam/Saudi-Ara-
bien, Qualifikation für das Viertelfinale: Syd-
ney University HC – THW Kiel 27:41, Al Mud-
har HC – New York City THC 33:13.


Tennis, Grand Slam, ATP-Tour, US Open in
New York (57,239 Mio. US-Dollar), Herren, Ein-
zel, 1. Runde: Struff (Warstein) – Ruud (Nor-
wegen) 6:4, 6:4, 6:2, Verdasco (Spanien) –
Kamke (Lübeck) 6:3, 3:6, 6:1, 6:2, Köpfer (Do-
naueschingen) – Munar (Spanien) 6:4, 7:6
(7:2), 5:7, 7:5, Federer (Schweiz) – Nagal (In-
dien) 4:6, 6:1, 6:2, 6:4, Nishikori (Japan) – Trun-
gelliti (Argentinien) 6:1, 4:1 Aufgabe,
Rubljow (Russland) – Tsitsipas (Griechen-
land) 6:4, 6:7 (5:7), 7:6 (9:7), 7:5, Kukuschkin
(Kasachstan) – Bautista Agut (Spanien) 3:6,
6:1, 6:4, 3:6, 6:3, Isner (USA) – Garcia-Lopez
(Spanien) 6:3, 6:4, 6:4, Cilic (Kroatien) – Klizan
(Slowakei) 6:3, 6:2, 7:6 (8:6);.


Damen, Einzel, 1. Runde: Petkovic (Darm-
stadt) – Buzarnescu (Rumänien) 6:3, 6:4, Gör-
ges (Bad Oldesloe) – Wichljanzewa (Russ-
land) 1:6, 6:1, 7:6 (7:1), Kanepi (Estland) – Ma-
ria (Bad Saulgau) 5:7, 7:6 (7:4), 6:3; Siege-
mund (Metzingen) – Frech (Polen) 5:7, 6:3,
6:4, Kvitova (Tschechien) – Allertova (Tsche-
chien) 6:2, 6:4, Bencic (Schweiz) – Minella (Lu-
xemburg) 6:3, 6:2, Riske (USA) – Muguruza
(Spanien) 2:6, 6:1, 6:3, Ostapenko (Lettland) –
Krunic (Serbien) 6:3, 7:6 (9:7) Barty (Australi-
en) – Dijas (Kasachstan) 1:6, 6:3, 6:2, Osaka (Ja-
pan) – Blinkowa (Russland) 6:4, 6:7 (5:7), 6:2,
Pliskova (Tschechien) – Martincova (Tsche-
chien) 7:6, 7:6, S.Williams (USA) – Scharapo-
wa (Russland) 6:1, 6:1.


Volleyball, EM der Frauen, Gruppe A in Anka-
ra/Türkei: Finnland – Frankreich 3:1, Griechen-
land – Bulgarien 0:3. – Gruppe B in Lodz/Po-
len: Portugal – Belgien 1:3. – Gruppe C in
Budapest/Ungarn: Niederlande – Estland 3:0.



  • Gruppe D in Bratislava/Slowakei: Spanien –
    Schweiz 3:2, Deutschland – Slowakei 3:1
    (25:22, 26:28, 25:18, 25:21).


V


or ein paar Wochen hatte An-
gelique Kerber auf der On-
line-Plattform Instagram ein
Foto gepostet – oder posten
lassen – , auf dem sie lächelnd
in einen blau-weißen Himmel blickte. Im
längeren Text dazu hieß es, diese Zeit des
Jahres fühle sich im Vergleich zum Jahr
vorher sehr anders an, aber sie sei immer
noch Teil derselben Reise. Es habe stets
Wechsel in ihrer Karriere gegeben, Dre-
hungen und Wendungen, doch das akzep-
tiere sie als Teil ihrer Geschichte als Ath-
letin. „Und mehr noch: Ich habe gelernt,
damit umzugehen und das alles als Her-
ausforderung auf dem weiteren Weg an-
zunehmen.“
Dieser Tage in New York hätte man
meinen können, sie habe den kleinen
Text auswendig gelernt; Teile davon trug
sie vor dem Spiel der ersten Runde vor
und Teile danach, nach der Niederlage in
drei Sätzen gegen die Französin Kristina
Mladenovic. Ein Ergebnis, das die Bilanz
im Kleinen wie im Großen nicht allzu
gut aussehen ließ. In der kleinen Wer-
tung steht in drei Versuchen seit Anfang
Juli kein Sieg mehr, in der großen mit der
Bilanz bei den Grand-Slam-Turnieren
dieses Jahres sieht es so aus: Zwei Nieder-
lagen in Runde eins, in Paris und bei den
US Open, ein gewonnenes Spiel in Wim-
bledon und als Maximum drei in Mel-
bourne – das hatte sie sich zu Beginn des
Jahres mit einiger Garantie anders vorge-
stellt.
Und es ist wirklich verblüffend, wie
deutlich sich der Zweijahres-Rhythmus
wiederholt. Einem großartigen Jahr folg-

te jeweils ein herber Rückschlag; das
Muster von 2016/17 ist 2018/19 klar wie-
der zu erkennen. Die Bilanzen der Jahre
17 und 19 sind fast deckungsgleich; im
ersten Fall hatte sie nach den US Open
von 43 Spielen 25 gewonnen, diesmal
sind es 26 von 43. Fast
so, als gebe der Stand
der Sterne in den
schwachen ungeraden
Jahren einfach keine
besseren Impulse her.
Und die Sache wird ir-
gendwie noch kurio-
ser, wenn man ihre
Antwort nach der Nie-
derlage in der ersten
Runde der US Open
vor zwei Jahren mit je-
ner nach der Niederla-
ge gegen Mladenovic
vergleicht. „Ich brau-
che einfach mehr Mat-
ches“, sagte sie vor
zwei Jahren, diesmal
meinte sie: „Ein, zwei
Matches haben mir be-
stimmt gefehlt.“
Es ist nicht leicht,
diese Verlustrechnung
auszugleichen; in Pha-
sen wie diesen wird je-
der kleine Zweifel zum großen, in vielen
Momenten verlässt einen der Mut, weil
sich das Gedächtnis nicht in einer positi-
ven Bibliothek bedienen kann, sondern
Beispiele der letzten Fehler offeriert.
Das Gewicht auf den Schultern wiegt mit
jeder Niederlage ein wenig mehr. Die Fra-

ge ist, was passieren muss, um vielleicht
noch in diesem Jahr oder spätestens im
nächsten wieder mit mehr Zuversicht zu
spielen und in entscheidenden Momen-
ten nicht drei Schritte zurückzugehen,
wie sie es im dritten Satz bei der Niederla-
ge gegen Kristina Mla-
denovic tat. Wäre es
hilfreich, möglichst
bald wieder einen Trai-
ner an ihrer Seite zu ha-
ben? Vermutlich
schon. Seit ihrer Tren-
nung von Rainer
Schüttler Mitte Juli ist
diese Position in ihrem
Team vakant, und es
gibt Fachleute, die das
für keine gute Sache
halten. Boris Becker
kommentierte in Euro-
sport: „Was ich in Wim-
bledon gesehen habe
und die Wochen da-
nach ohne Trainer und
Erfolge, bereitet mir
Sorgen. So macht es
keinen Spaß und kei-
nen Sinn. Das bringt
ihr, uns und ihren
Sponsoren nichts,
wenn sie so weiter-
macht. Da muss jetzt mal eine Entschei-
dung kommen, in welche Richtung die
Reise geht.“ Und auch Barbara Rittner,
die Chefin des deutschen Frauentennis,
die in New York wieder für den Sender ar-
beitet, meldet Bedenken an. „So wie ich
Angie kenne, ist sie niemand, der eine

längere Zeit alleine sein sollte. Sie ist auf
jeden Fall jemand, der Führung braucht,
denn sie ist ein Mensch, der trotz der Er-
folge immer wieder zweifelt, sich hinter-
fragt, sich unwohl fühlt und alleine fast
ein bisschen depressiv oder traurig wird.
Ich glaube, sie braucht einfach jeman-
den, der ihr Mut macht und sie bestärkt,
aggressiv zu spielen. Und wenn nicht
bald jemand an ihrer Seite ist, dann habe
ich kein gutes Gefühl.“
Wie Kerber darauf reagiert? Das sehe
sie nicht so, sagt sie. „Warum ich verlo-
ren habe ist nicht, weil ich keinen Coach
habe, da bin ich ganz sicher. Ich werde
mir auch weiterhin Zeit nehmen für die
Suche und werde mir nicht von jeman-
dem Druck machen lassen.“ Sie werde
sich ganz sicher weiter Zeit lassen, bevor
sie eine Entscheidung darüber fälle, wie
es weitergehen solle. Und mit wem. Und
ab wann.
Vor zwei Jahren in New York hatte sie
zwar noch einen Coach, Torben Beltz,
mit dem sie die großen Erfolge anno
2016 errungen hatte, aber es hatte sich
damals schon angedeutet, dass die Be-
ziehung nicht mehr lange währen würde;
zwei Monate später wurde die Trennung
vollzogen. Auf Beltz folgte der Belgier
Wim Fissette, mit dem sie 2018 in
Wimbledon gewann, doch die Chemie
zwischen beiden stimmte bald danach
nicht mehr. Im Oktober endete das Kapi-
tel, ein paar Wochen danach übernahm
Rainer Schüttler, und nach sieben Mona-
ten war auch diese Zeit vorbei. Weiß-
blau ist der Himmel jedenfalls im Mo-
ment nicht.

FRANKFURT. „Ich bin nur ein kleines
Mädchen aus einer kleinen Stadt“, trällert
Sandi Morris sanft und mit heller Stimme.
Doch gleich darauf trumpft die singende
Sportlerin auf, beschreibt schon ihre ers-
ten Gehversuche auf dem Sportplatz als
großartige Erfahrung: „Ich fühlte mich
wie ein Champion.“ Und egal, wie ihre
weitere Karriere noch verlaufen sollte, die
Erinnerung daran werde bleiben: „I keep
it like a souvenir.“
Sandi Morris, 27 Jahre alte Stabhoch-
springerin mit einem gewissen Show-
talent, stammt aus Downers Grove, einem
50 000-Einwohner-Städtchen nahe Chica-
go im Staate Illinois. Ihre Leidenschaft ist
die Musik, ihre Profession die Leichtathle-
tik. Beim Diamond-League-Finale in Zü-
rich in dieser Woche verbindet die Multi-
begabte ihre beiden Talente miteinander
vor großem Publikum. Dort wird sie ge-
meinsam mit der populären Schweizer
Band Baba Shrimps und ihrem amerikani-
schen Leichtathletik-Kollegen Noah Lyles
auftreten – mit dem gemeinsamen Song
„Souvenir“. Der sechs- bis siebenminütige
Auftritt von Baba Shrimps featuring Sandi
Morris & Noah Lyles soll Abschluss und
Höhepunkt der Schlussfeier sein, aber
möglicherweise auch eine Generalprobe.
Denn noch überlegen die drei Musiker der
Zürcher Band um Leadsänger Adrian Küb-
ler und die beiden Sportler, ob sie ihr ge-
meinsames Werk nicht auch bei der Welt-
meisterschaft in Doha Anfang Oktober
präsentieren sollten.
Lampenfieber scheint Sandi Morris je-
denfalls nicht zu kennen. Als Stabhoch-
springerin ist die charismatische Amerika-
nerin, die stets ein grellbuntes Band als
Markenzeichen im blonden Haar trägt,
längst zu einem Champion avanciert. Die
27-Jährige wurde im vergangenen Jahr
Hallenweltmeisterin, sie gewann zuvor Sil-

ber bei Olympia 2016 und der Freiluft-
WM 2017, und sie ist vor allem die einzige
Frau neben der Russin Jelena Isinbajewa,
die im Freien die magische Grenze von
fünf Metern übersprungen hat. Gelungen
war ihr das beim Diamond-League-Finale
in Brüssel 2016. „Ich bin das glücklichste
Mädchen der Welt“, jubilierte sie danach.
Und überraschte die Öffentlichkeit, als sie
auf der Pressekonferenz nicht einfach nur
Fragen beantwortete, sondern auch ein
Liedchen anstimmte, a cappella und glo-
ckenrein. Die Gitarre, zu der sie normaler-
weise ihre Songs komponiert, hatte sie ge-
rade nicht zur Hand. Die Wahrscheinlich-
keit, dass die 1,73 Meter große Amerikane-

rin in dieser Woche einen größeren Kreis
an Zuhörern becircen wird, ist groß, und
das sogar doppelt. Denn in Zürich tritt sie
zweimal auf. Vor der Schlussfeier des Mee-
tings im legendären Letzigrund am Don-
nerstagabend gilt ihre Konzentration dem
ausgelagerten Stabhochspringen im
Hauptbahnhof, bei dem es an diesem Mitt-
wochabend (18.30 Uhr) zwar nicht um
den Jackpot der Diamond League geht
(um den springen die Frauen kommende
Woche in Brüssel), bei dem der Publikums-
liebling aber zu den Favoritinnen zählt
und natürlich gewinnen will.
Als multitalentierter Siegertyp kann
auch Noah Lyles aus Florida bezeichnet

werden, der beim Showact den gesang-
lichen Konterpart für Sandi Morris geben
wird. Der 21-Jährige hat sich als Rapper
schon einen Namen gemacht und liebt die
etwas härteren Töne. In erster Linie gilt er
aber als Shootingstar der amerikanischen
Sprinter-Szene. Lyles wird als zukünftiger
„schnellster Mann der Welt“ gehandelt,
und zumindest auf der 200-Meter-Strecke
ist er es aktuell auch schon: 19,50 Sekun-
den lief der eher schmächtige, nur 70 Kilo-
gramm schwere und 1,80 Meter große Ju-
nior jüngst beim Meeting in Lausanne.
Mit dieser Glanzzeit schob sich Lyles auf
Rang vier der „ewigen“ Bestenliste hinter
den Jamaikanern Usain Bolt und Yohan
Blake sowie seinem großen Landsmann
Michael Johnson. Und auch über 100 Me-
ter (Bestzeit: 9,86 Sekunden) wäre er ein
Goldkandidat für die WM in Doha, hätte
er sich nicht entschieden, dort nur die län-
gere Sprintstrecke anzugehen.
Bei „Weltklasse Zürich“ am Donnerstag
startet er freilich über 100 Meter, und das
Programm für ihn ist an diesem Abend als
durchaus sportlich zu bezeichnen: Zwi-
schen Zielsprint und musikalischem Auf-
tritt bei der Schlussfeier liegt laut Zeitplan
genau eine Stunde – Pressegespräche und
Doping-Kontrolle inklusive. Doch der
Doppelstart bringt eben auch doppelte
Freude. „Es ist cool, Teil dieses Projekts zu
sein“, schwärmte Sandi Morris schon vor
der Show. Ebenso wie Noah Lyles hatte
sie einen Tag im Tonstudio mit den Profi-
Musikern verbracht, um den Song aufzu-
nehmen. „Es hat großen Spaß gemacht“,
sagt Lyles, der überzeugt ist, dass der Song
„in den Köpfen vieler Leute hängen blei-
ben wird.“ Das „Souvenir“ als Ohrwurm –
es würde zur Story passen, denn der Song
handelt davon, sich wertvolle Erinnerun-
gen an seine Leidenschaften zu bewahren,
auch wenn man mal nicht auf der Sieger-
seite steht. ACHIM DREIS

NEW YORK (dpa). In einem Nerven-
spiel hat Julia Görges nach dem frühen
Aus von Angelique Kerber die nächste
deutsche Tennis-Enttäuschung bei den
US Open gerade noch abgewendet. Ei-
nen Tag nach der Auftaktniederlage
der früheren Wimbledonsiegerin
kämpfte sich die zweitbeste deutsche
Spielerin nach Abwehr eines Match-
balls zu einem 1:6, 6:1, 7:6 (7:1) gegen
die Russin Natalia Wichljanzewa. Die
Chance auf den Einzug in die dritte
Runde erspielte sich auch Andrea Pet-
kovic. Mit einem kleinen Tänzchen be-
jubelte sie ihr souveränes 6:3 und 6:4
gegen die Rumänin Mihaela Buzarnes-
cu. Die 31 Jahre alte Darmstädterin er-
reichte erstmals seit 2016 wieder die
zweite Runde in Flushing Meadows.
„Ich bin wirklich zufrieden“, sagte die
Deutsche, „es war einfach ein super
Match und hat Spaß gemacht.“ Auf Pet-
kovic wartet nun mit der zweimaligen
Wimbledonsiegerin Petra Kvitova
(Tschechien) allerdings eine schwere
Gegnerin. Ebenfalls in die zweite Run-
de zog Jan-Lennard Struff ein, der den
Norweger Casper Ruud (Norwegen)
6:4, 6:4 und 6:2 besiegte
Große Probleme hatte überra-
schend JuliaGörges, die sich im ersten
Satz einen Fehlstart leistete und zu-
nächst überhaupt nicht zu ihrem Spiel
fand, dann aber den zweiten Durch-
gang eindeutig dominierte. Mit einem
Doppelfehler ermöglichte sie ihrer an
Position 98 der Weltrangliste plazier-
ten Gegnerin im dritten Satz einen
Matchball, den sie dann mit einer risi-
koreichen Rückhand nervenstark ab-
wehrte. „Ich hätte es nicht unbedingt
so eng machen müssen“, sagte sie er-
leichtert. „Am Ende hat sich die Erfah-
rung ausgezahlt.“
Mit Zuversicht hatte Görges trotz we-
nig erfolgreichen Wochen auf das vier-
te und letzte Grand-Slam-Turnier der
Saison geblickt. „Die Matches, die ich
verloren habe, hatten hohes Niveau“,
sagte die Fed-Cup-Spielerin. „Wenn
ich dieses Niveau konstant beibehalte,
werde ich auch meine Matches gewin-
nen.“ Am Donnerstag hat sie gegen die
Amerikanerin Francesca Di Lorenzo
gute Chancen auf den Einzug in die
dritte Runde.
Tatjana Maria hat dagegen ihre Erst-
rundenpartie verloren. Die 32 Jahre
alte Mutter aus Bad Saulgau unterlag
der Estin Kaia Kanepi 7:5, 6:7 (4:7),
3:6, konnte dabei im zweiten Satz drei
Matchbälle nicht nutzen. Qualifikant
Tobias Kamke schied ebenfalls in der
ersten Runde aus. Der 33 Jahre alte Lü-
becker verlor gegen den Spanier Fer-
nando Verdasco 3:6, 6:3, 1:6, und 2:6.


Fast wie ein


Naturgesetz


LINZ(sid).Der Deutschland-Achter
hat den ersten Härtetest bei der WM in
Linz mit Bravour bestanden. Das
Flaggschiff des Deutschen Ruderver-
bandes (DRV) kam im Vorlauf zu ei-
nem Start-Ziel-Sieg vor dem WM-Zwei-
ten Australien und zog ins Finale am
Sonntag ein. Zehn Minuten später ließ
Großbritannien indes eine deutliche
Warnung folgen. Der Olympiasieger,
der das deutsche Team im Juli geschla-
gen hatte, war im zweiten Vorlauf deut-
lich schneller als der DRV-Achter. Zei-
ten aus unterschiedlichen Läufen sind
zwar kaum zu vergleichen, der Auftritt
der Briten beeindruckte dennoch. Das
deutsche Team ist gewarnt. Beim Welt-
cup in Rotterdam hatte der Achter ge-
gen Großbritannien die erste Finalnie-
derlage seit den Olympischen Spielen
2016 hinnehmen müssen.

EUROSPORT1: 12 Uhr: Judo, Weltmeisterschaf-
ten in Tokio, vierter Tag. 15 Uhr: Rad, Spanien-
Rundfahrt, fünfte Etappe von L’ Eliana nach Ob-
servatorio Astrofísico de Javalambre. 18.05 Uhr:
Tennis, US Open in New York, dritter Tag.
SPORT1: 17.25 Uhr und 19.55 Uhr: Volleyball, Eu-
ropameisterschaft der Frauen, Gruppe D in Brati-
slava/Slowakei: Russland – Spanien und
Deutschland – Weißrussland. 22 Uhr: Baseball,
MLB, Regular Season: Milwaukee Brewers – St.
Louis Cardinals.

Ergebnisse


Zürcher Souvenir


Stabhochspringerin Sandi Morris und Sprinter Noah Lyles wollen im Letzigrund auch musikalisch glänzen


Achter besteht


denHärtetest


Sport live im Fernsehen


Petkovic


in Runde zwei


Auch Julia Görges und


Jan-Lennard Struff weiter


Angelique Kerber und der Zweijahres-Rhythmus:


Einverblüffendes Muster abseits der Trainerfrage


durchzieht die Karriere der deutschen


Tennisspielerin, die bei den US Open scheitert.


Von Doris Henkel, New York


In Phasen wie diesen wird jeder kleine Zweifel zum großen: Angelique Kerber scheitert bei den US Open in der ersten Runde. Fotos AFP, EPA


Kerber und die Coach-Suche


Showtime: DieSchweizer Band Baba Shrimps featuring Sandi Morris & Noah Lyles
(auf dem Sofa) Foto Moritz Hager

Andrea Petkovic Foto EPA

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