Handelsblatt - 28.09.2019

(Axel Boer) #1

Bulle & Bär


Schwere


Zeiten für


Börsengänge


E


s ist eine wirklich schlechte Nach-
richt. Zwar ist schon klar gewesen,
dass sich Deutschland auf dem Weg
in die Rezession befindet. Und ein weite-
res Absinken des Bruttoinlandsprodukts,
also der im Inland erzeugten Güter und
Dienstleistungen, im dritten Quartal wird
wohl auch nicht zu verhindern sein. Doch
das Minus bei den Exporten schmerzt be-
sonders und scheint langsam, aber sicher
auf die Binnenkonjunktur abzufärben.
Das ist kein gutes Zeichen für ein ordentli-
ches zweites Halbjahr für Börsengänge.
Ohnehin drängt sich der Eindruck auf,
dass mehr Unternehmen von der Börse
genommen werden als neue hinzukom-
men. Nach dem Großeinstieg des Finanz-
investors KKR beim Medienhaus Springer
kann der Abgang vom Parkett auch schon
bald kommen. Aus dem Index für mittel-
große Unternehmen, MDax, ist der Kon-
zern wegen zu wenig frei handelbarer Ak-
tien schon herausgeflogen.
Das Gegenteil, also einen Börsengang,
plant das Software-Unternehmen Team-
viewer, das zum Private-Equity-Haus Per-
mira gehört. Es könnte ein großer Börsen-
gang werden, der hier auf den Frankfurter
Handelsplatz zukommt. Zu jedem Preis
wird der Finanzinvestor die Firma aus
dem schwäbischen Göppingen allerdings
nicht an der Börse listen. Die Zeiten sind
vorbei, in denen Portfoliounternehmen
nach drei bis fünf Jahren auf jeden Fall
verkauft oder an die Börse gebracht wer-
den mussten, koste es, was es wolle. Bei
Bedarf kann Permira Teamviewer durch-
aus noch zwei Jahre im Portfolio halten
und weiterentwickeln.
Ob es so weit kommt, wird nicht nur
vom Konjunkturverlauf in Deutschland
abhängen. Teamviewer ist inzwischen
auch stark im Ausland unterwegs und hat
sich vorgenommen, gerade in Asien stark
zu wachsen. Das kann das Unternehmen
aber auch aus eigener Kraft stemmen. Das
Geld aus dem Börsengang ist für Permira
gedacht. Die Emission würde den Weg für
weitere Kandidaten öffnen, wenn US-Prä-
sident Donald Trump mitspielt. Zuletzt
hat er sich im Handelsstreit mit China und
auch Europa wieder versöhnlicher gege-
ben. Doch darauf ist kein Verlass. Schon
der nächste Tweet aus dem Weißen Haus
kann die Märkte wieder belasten. Dann
wird es schwer für Börsengänge wie
Teamviewer.

Der tägliche Kommentar
des Handelsblatts analysiert
die Entwicklung
an den Finanzmärkten.
Von Robert Landgraf

attraktiv, so Foster: „Wir gehen bei Gold und Gold-
aktien für die Dauer dieser Zinssenkungsrunde von
einer guten Wertentwicklung aus.“
Goldminenaktien bieten einen natürlichen Hebel
um den Faktor zwei bis 2,5 auf den Goldpreis. Das
bedeutet, dass sich Goldminenaktien im Einklang
mit dem Edelmetall nach oben oder unten bewe-
gen, der Wert allerdings doppelt so stark schwankt.
Der Grund dafür: Für Goldminenkonzerne bedeu-
tet ein steigender Preis automatisch mehr Gewinn,
da der Umsatz bei gleichbleibenden Kosten an-
steigt. Steigt der Goldpreis etwa von 1300 auf 1400
Dollar, wächst der Kassenbestand der großen Gold-
konzerne um rund 40 Prozent, hat der Fondsan-
bieter Van Eck berechnet. Die Gesamtkosten für
die Förderung von einer Unze Gold liegen dagegen
zwischen 900 und 1100 Dollar pro Unze.

Sinkende Energiekosten
Bei einem Goldpreis von 1500 Dollar sind die Mi-
nenkonzerne daher hochprofitabel. Hinzu kommt:
Der schwächelnde Ölpreis senkt die Energiekosten.
Australische und kanadische Minenkonzerne pro-
fitieren zudem von der relativen Schwäche ihrer
Währungen gegenüber dem US-Dollar. Denn die
Lohnkosten fallen in der Heimatwährung an, wäh-
rend die Einnahmen Greenbacks in die Kasse spü-
len. Zwar sind die Bewertungen der weltweit größ-
ten Minenkonzerne hoch, Übertreibungen sind je-
doch nicht zu sehen. Die Branchenriesen Barrick,
Newcrest und Newmont Goldcorp haben die
durchschnittlichen Kursziele der vom Finanzdienst
Bloomberg befragten Analysten ausgeschöpft oder
übertroffen. Doch das Verhältnis von Aktienkurs zu
Kassenbestand liegt zwischen zehn und zwölf (sie-
he Grafik). Fondsmanager Foster zufolge entspricht
das etwa dem historischen Durchschnitt. Auf dem
Höhepunkt der Gold-Rally im Jahr 2011 lag das Ver-
hältnis um die 20. Größter Ausreißer ist die Franco
Nevada Corp – doch das Unternehmen ist kein Mi-
nenkonzern im klassischen Sinn. Franco Nevada
agiert als Beteiligungsgesellschaft und sichert sich
Lizenzeinnahmen, sogenannte Royalties, von viel-
versprechenden Minenprojekten.
DJE-Manager Breintner erklärt die Zurückhal-
tung vieler Investoren mit der wenig ruhmvollen
Historie der Minenaktien: „Viele Investoren haben
sich in der Vergangenheit die Finger verbrannt. Sie
wollen erst mal sehen, dass die Industrie liefert,
bevor sie zurückkehren.“ Doch der Ausblick ist aus
seiner Sicht gut: „Die Dividenden im Sektor stei-
gen.“ Viele Unternehmen hätten mit einem Gold-
preis von 1200 Dollar pro Unze kalkuliert. Daher
fließt derzeit viel mehr Geld in die Kassen als ur-
sprünglich veranschlagt. „Die Minenkonzerne wer-
den sicherlich einen Teil ihrer Gewinne an die Ak-
tionäre ausschütten. Ein deutlicher Anstieg der Di-
videnden ist jedoch noch nicht eingepreist“, ist er
überzeugt. Goldfondsmanager Martin Siegel vom
Vermögensverwalter Stabilitas warnt jedoch, dass
die Minen Ausschüttungen schnell stoppen könn-
ten, wenn der Goldpreis einbricht.
Doch bislang ist die Stimmung der Branche glän-
zend. Das liegt auch an Fusionsfantasien. Nach
dem Mega-Merger zwischen Newmont und Gold-
corp zu Jahresbeginn blieb es zuletzt ruhig. Doch
Foster ist überzeugt: „Wenn die Bewertungen wei-
ter steigen, dürfte es auch wieder mehr Bewegung
bei Fusionen und Übernahmen geben.“ Besonders
kleinere Produzenten und Entwickler, deren Pro-
jekte weit vorangeschritten sind, könnten in den
Fokus der großen Minenbetreiber rücken. Der Zu-
kauf von vielversprechenden Minenprojekten ist
für sie die einfachste Möglichkeit, die Produktion
stabil zu halten. Foster nennt etwa die kanadischen
Unternehmen Sabina Gold and Osisko Mining als
Übernahmekandidaten.
Wer das Risiko scheut, in Einzelaktien zu inves-
tieren, kann auch über Indexfonds in die Minen-
branche investieren. Die drei größten ETFs sind
dem Vergleichsportal JustETF zufolge der iShares
Gold Producers UCITS ETF (WKN: A1JKQJ), der
ComStage NYSE Arca Gold Bugs UCITS ETF (WKN:
ETF091) und der VanEck Vectors Gold Miners
UCITS ETF (WKN: A12CCL). Wer in noch riskantere
Junior-Produzenten investieren will, ist mit einem
aktiven Goldfonds am besten bedient.

Alfredo Caliz/VISUM

Viele


Investoren


haben sich


in der Ver-


gangenheit


die Finger


verbrannt.


Stefan Breintner
DJE Kapital

Hohe Kurse, moderate Bewertungen


Aktienkurs in US-Dollar


Barrick Gold


Börsenwert


Analystenziel2


Kurs-Cashflow-
Verhältnis

Goldminenaktien im Vergleich


19,42 US$


18,70 US$


12,8


33,7 Mrd. US$


Börsenwert


Analystenziel2


Kurs-Cashflow-
Verhältnis

44,45 US$


10,8


32,3 Mrd. US$


Börsenwert


Analystenziel2


Kurs-Cashflow-
Verhältnis

30,04 A$


12,4


27,3 Mrd. A$


Börsenwert


Analystenziel2


Kurs-Cashflow-
Verhältnis

126,19 kan$


36,9


24,0 Mrd. kan$


Börsenwert


Analystenziel2


Kurs-Cashflow-
Verhältnis

82,57 kan$


26,4


19,6 Mrd. kan$


HANDELSBLATT



  1. Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV): Cashflow je Aktie im Ver-
    hältnis zum Aktienkurs – je niedriger das KCV, umso günstiger
    die Aktie; 2) Durchschnittliches Kursziel der Analysten auf Sicht
    von 12 Monaten


1.1.2018 27.8.2019


Quelle: Bloomberg

20


16


12


8

Aktienkurs in US-Dollar


Newmont
Goldcorp

39,97 US$


1.1.2018 2 7.8.2019


42


37


32


27


Aktienkurs in Australischen Dollar


Newcrest Mining


35,51 A$


1.1.2018 2 7.8.2019


40


32


24


16


Aktienkurs in Kanadischen Dollar


Franco Nevada Corp.


129 ,00 kan$


1.1.2018 2 7.8.2019


130


11

90

70

Aktienkurs in Kanadischen Dollar


Agnico Eagle Mines


82,79 kan$


1.1.2018 2 7.8.2019


8


70


40


Private Geldanlage


MITTWOCH, 28. AUGUST 2019, NR. 165


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