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Louise Porsche
(1904–1999)
Bis 1972 Chefin der
Porsche Holding Salzburg
Rechtsanwalt, Werkleiter VW,
Chef der Porsche Holding
Anton Piëch
(1894–1953)
Ernst Piëch
(1929)
Ehemals Chef
Porsche Holding
Elisabeth
Nordhoff
Louise
Daxer-Piëch
(1932–2006)
Josef
Ahorner
Ferdinand
Piëch
(1937-2019)
Ursula
Plasser
Hans Michel
Piëch
(1942)
Ferdinand
Alexander
„F. A.“
Porsche
(1935–2012)
Gerhard
Anton
Porsche
(1938)
Hans-Peter
Porsche
(1940)
Claudia
Hübner
Frühere Ehen:
Karin Händler,
Susanne
Bresser
Wolfgang
Porsche
(1943)
Charlotte
Florian
Sebastian
Julia
Kuhn-Piëch
(1981)
Stefan
Claudia
Melanie
Helene
Sophie
Louise
Kiesling
(1957)
Josef
Michael
Ahorner
Markus Sixtus
Florina Louise
Arianne
Corinna
Desirée
Jasmin
Ferdinand „Nando“
Ferdinand
Anton
Caroline
Valentin
Gregor
1 weiteres Kind
Mark Philipp
Kai Alexander
Ferdinand
Oliver
(1961)
Hans
Geraldine
Diana
Peter
Daniell
(1973)
Christian
Stephanie
Ferdinand R. W.
Felix Alexander
Ferdinand „Ferry“ Porsche
(1909–1998)
Gründer des
Sportwagenbauers
Dorothea Reitz
(1911–1985)
Ferdinand Porsche
(1875–1951)
Begründer der Dynastie,
Konstrukteur von Käfer u. Co.
- Generation
3. Generation - Generation
- Generation
Aloisia Kaes
verheiratet mit (1878–1959)
Der Porsche-Clan
HANDELSBLATT
Frühere Ehen/
Beziehungen:
Corina v. Planta,
Herma Hutter,
Marlene Porsche
Mit dem
Porsche 917 im
Rennsport:
Piëch (oben r.)
fachsimpelt 1969
mit Porsche-Mana-
gern in Hocken-
heim und beob-
achtet den Sieg bei
den 1 000 Kilome-
tern von Zeltweg
(unten ganz links).
Rainer Schlegelmilch/Getty Images
Lernen vom
legendären
Onkel: Der junge
Ferdinand Piëch
mit Ferry Porsche.
PR
Piëch war stets freundschaftlich und inspirierend.
Für seine Unterstützung war und bin ich ihm sehr
dankbar.“ Mit großer Bestürzung hätten er und sei-
ne Frau die Nachricht von seinem Tode erfahren.
Es kann festgehalten werden: Sein Großvater
Ferdinand Porsche hat mit dem Käfer die Basis von
Volkswagen geschaffen. Ferdinand Piëch wieder-
um hat den modernen Konzern von heute maß-
geblich geprägt und beeinflusst.
Vieles, was bei dem Autohersteller heute eine
Selbstverständlichkeit ist, geht auf die Arbeit von
Piëch zurück. Unter seiner Führung wurden bei
Audi etwa der Fünf-Zylinder-Motor, außerdem der
Diesel mit Direkteinspritzung und der Quattro-All-
radantrieb eingeführt. Dass Audi den Aufstieg zur
Premiummarke und einen tiefgreifenden Image-
wandel geschafft hat, dafür darf sich die Ingolstäd-
ter Volkswagen-Tochter bei Ferdinand Piëch be-
danken. Bei dem Mann, der als begnadeter Techni-
ker galt.
Piëch sorgte dafür, dass der Autohersteller aus
der niedersächsischen Provinz zum Weltkonzern
aufstieg. Ein Unternehmen, das heute auf einen
Jahresumsatz von 235 Milliarden Euro kommt und
mehr als 650 000 Beschäftigte hat. Mit knapp elf
Millionen im Jahr produzierten Fahrzeugen hat
Volkswagen den japanischen Konkurrenten Toyota
überholt und ist zum weltgrößten Automobilher-
steller aufgestiegen.
Ferdinand Piëch war der Treiber, der den Auf-
stieg der tschechischen Tochter Skoda wesentlich
vorantrieb. Piëch war es, der die prestigeträchtigen
Automarken Bentley und Bugatti kaufte. Volkswa-
gen hat dadurch heute im Luxussegment viel zu
bieten. Er war es auch, der die Lastwagenhersteller
MAN und Scania in den Konzern hineinholte. Zu-
vor pflegten die Lkws bei Volkswagen nur ein
Schattendasein. So sorgte Piëch mit seinen Zukäu-
fen dafür, dass der Konzern heute bei den Lastwa-
gen zu den ganz Großen in der Branche gehört.
MAN und Scania wurden später unter dem Dach
von Traton verschmolzen, erst vor wenigen Wo-
chen ist die Lkw-Holding an die Börse gegangen.
Berühmt war der Techniker Piëch für seine De-
tailversessenheit. Alles am Auto musste passen,
korrekt montiert und verarbeitet sein. Besonde-
res Augenmerk legte er auf die Fugen im Auto-
bau, die sogenannten Spaltmaße. Der Abstand
von Tür und Motorhaube zum Karosserie-Rah-
men musste immer gleich sein, für
Piëch („Fugen-Ferdi“) war das der
Maßstab wahrer Qualität im Auto.
Besonders die Marke Volkswagen
bekam dadurch höhere Imagewerte,
die Autos aus Wolfsburg hatten im
Vergleich zu den Modellen anderer
Massenhersteller wie Renault und
Fiat einen klaren Vorteil.
Das Lebenswerk des langjährigen
Volkswagen-Chefs ist also – was Autos
und Umsätze angeht – beeindru-
ckend und respekteinflößend. Es hät-
te genügend Gründe gegeben, im
Frieden bei Volkswagen und bei Por-
sche auszuscheiden.
Nach dem Rückzug wurde es still
um Ferdinand Piëch. Manchmal
machte er sich einen Spaß und fuhr
bei einer Veranstaltung vor seinen
Familienmitgliedern im Maybach aus
einem Konkurrenzkonzern vor –
ganz nach dem Motto: Das sind Au-
tos, die wirklich Spitze sind. Der gro-
ße Alte von VW liebte Symbolpolitik.
Im Großen und Ganzen aber führ-
te er mit seiner Frau Ursula das Le-
ben eines reisenden Rentners. Sie
hatte– wie einst zuvor nur Mutter
Louise – das Privileg, anderer Mei-
nung sein und ihn auch korrigieren
zu dürfen. Vom Anwesen am Stadtrand von Salz-
burg brach Ferdinand Piëch gelegentlich zu Stipp-
visiten auf den Automessen auf. Aber er eilte dort
nicht mehr im Tross der Familie zu den Ständen
des Mehrmarkenkonzerns, er kam an den Publi-
kumstagen. Sein Interesse galt dem Produkt, dem
Automobil. Das war der Spiegel seiner Möglichkei-
ten, seiner Talente.
Eine seiner letzten öffentlichen Äußerungen da-
tiert aus dem April 2017. Da riet er
per „Automobilwoche“ den VW-Mit-
arbeitern: „Bitte vergessen Sie die
Kunden nicht, sie sind für die Exis-
tenz des Unternehmens am wichtigs-
ten.“ Das sollte heißen: Sie sind
wichtiger als Machtspiele im Ma-
nagement.
Einen letzten Coup landete er im
Frühjahr in Genf: Ferdinand Piëch
erwarb ein Sondermodell der VW-
Edelmarke Bugatti. Mit elf Millionen
Euro ist der „La Voiture Noire“ der
teuerste Neuwagen der Welt. Piëch
lockte weniger der Rekordpreis als
vielmehr die Technologie. Dem Ver-
nehmen nach soll er noch wenige
Tage vor dem Tod eine Ausfahrt mit
dem Bugatti gemacht haben.
Das Leben einer Sphinx
Zeit seines Lebens war Ferdinand
Piëch ein Mensch, der Rätsel aufgab.
Selbst ihm freundlich gesinnte Weg-
gefährten erlebten ihn als Sphinx –
wie jene mystische Gestalt aus dem
alten Ägypten, die als undurchschau-
bar gilt. Ein bleibendes Rätsel ist sein
Wissen um die „Dieselaffäre“. Der
Skandal um manipulierte Abgaswer-
te bei Dieselautos hat den Konzern
bislang 30 Milliarden Euro gekostet. Heute ist klar,
dass Piëch zumindest schon im Frühjahr 2015 von
der Dieselaffäre gewusst haben musste, wie seine
Aussage vor der Staatsanwaltschaft Braunschweig
belegt. Er selbst machte dazu konkrete Angaben: imago
Ferdinand Piëch
gehörte zu den
weltweit
bedeutendsten
Unternehmens -
führern
unserer Zeit.
Gerhard Schröder
Ex-Bundeskanzler
Rainer Schlegelmilch/Getty Images
Familienunternehmen des Tages
MITTWOCH, 28. AUGUST 2019, NR. 165
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