Psychologie Heute - 09.2019

(coco) #1
Viele Studien zeigen, dass es
Menschen leichterfällt, sich auf
eine Sache zu konzentrieren,
wenn weniger Dinge um sie
herumliegen, die sie an unerle-
digte Aufgaben erinnern und
dadurch ablenken können. Den
Schreibtisch zu ordnen rentiert
sich also.

KONZENTRATION


Als die Forscherin NiCole Keith
bei fast 1000 Amerikanern
untersuchte, wann sie sich
bewegen, stellte sich heraus:
vor allem bei der Hausarbeit.

Ein aufgeräumtes Zuhause wirkt auf
unser Wohlbefinden. Frauen, die ihre
Wohnung als ordentlich beschrieben,
zeigten ein gesünderes Kortisollevel und
weniger depressive Stimmung als solche, die
sie als chaotisch wahrnahmen.

ENTSPANNUNG


WOHLFÜHLWISCHEN?


Aufräumen und Putzen werden im Internet öŠentlich zelebriert.
Warum konnte Hausarbeit so attraktiv werden?

FITNESS


Die Psychologin Kathleen Vohs
glaubt zu wissen, warum viele
Menschen Ordnung als angenehm
empfinden. Sie lässt uns im
Gewohnten, Traditionellen bleiben.
Dabei bietet auch eine chaotische
Umgebung Vorteile: In Vohs
Experimenten hatten die Ver-
suchspersonen dort neuere
und kreativere Ideen.

KONVENTION


Die Quellen zu dieser Studiengrafik finden Sie unter psychologie-heute.de/literatur. Illustration: Anton Hallmann/Sepia. Text: Anne Kratzer


Viele Ratgeber empfehlen, Achtsamkeit
im Alltag zu leben, denn leichte
wiederholendeTätigkeiten wirken
meditativ. Und eigentlich wäre Putzen
ohne Handschuhe am schönsten, man
käme in direkten Hautkontakt und in
ein sinnliches Erleben. Leider schaden
viele Putzmittel der Haut.

IM TUN VERSINKEN


In einer Studie machten
Biologen einem Teil ihrer
Versuchspersonen Angst und
beobachteten, wie diese
putzten: mit Handbewegun-
gen, die sie öfter wiederhol-
ten als Probanden, die nicht
gestresst worden waren.
Stereotype Handlungen und
Rituale scheinen uns also zu
beruhigen.

BESÄNFTIGUNG


Speziell in der deutschen
Tradition des Pietismus habe
Schmutz viel mit Scham zu
tun, meint die Philosophin
Nicole Karafyllis. Schmutz
werde mit dem Körper
assoziiert, und der gelte
im Christentum als sündig,
folglich schambehaftet.
Mit dem Dreck könnten
wir also immer auch ein
wenig Scham wegputzen.

REUE

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