Psychologie Heute - 09.2019

(coco) #1

TITEL


Herr Wiltschko, was ist Focusing?
Focusing ist eine psychologische Methode, um zu
sich selbst zu finden und neue Lösungsschritte ent-
stehen zu lassen. Es ist ein ideales Werkzeug in all
jenen Situationen, in denen man feststeckt und ein
kreativer Vorwärtsschritt erforderlich wäre. Solche
Situationen sind in der Psychotherapie oder im Coa-
ching besonders relevant, aber sie spielen natürlich
auch in Paarbeziehungen oder im Management und
in gesellschaftlichen und politischen Prozessen die
alles entscheidende Rolle.
Die Methode entstand, als ihr Begründer, der
aus Wien stammende Philosoph und Psychothe-


rapeut Eugene T. Gendlin, in den 1960ern unter-
suchte, warum manchen Patienten in Therapien
geholfen werden konnte und anderen nicht ...
Ja. Gendlin wollte seine bahnbrechenden philoso-
phischen Untersuchungen über die Wechselwirkung
zwischen Erleben und Sprache in der Praxis testen,
und daher arbeitete er einige Jahre eng mit Carl
Rogers am Counseling Center der Universität von Chi-
cago zusammen. Dort ging er unter anderem der
Frage nach, ob sich ein Kriterium finden ließe, mit
dem man schon zu Beginn einer Psychotherapie das
Ausmaß ihres Erfolges vorhersagen könnte. Es stell-
te sich heraus, dass weder die angewandte therapeu-

„Etwas, was Sie schon spüren,


aber noch nicht sagen können“


Konzentration einmal anders: Statt auf eine Tätigkeit oder die Umwelt konzentriert man sich
beim Focusing auf sich selbst. Das soll dazu dienen, neue Ideen zu finden – Intuitionen, die
man noch nicht benennen kann, aber schon in sich trägt
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