Psychologie Heute - 09.2019

(coco) #1
REDAKTION:
THOMAS SAUM-ALDEHOFF

Bastele dir einen Partner


Stellen Sie sich vor, Sie könnten sich Ihren Traum-
partner körperlich nach Katalog zusammenstellen



  • wie viel Wert würden Sie dabei auf das Gesicht und
    wie viel auf den Körper legen? Mit dieser Frage brach-
    ten die Forscherinnen Carin Perilloux und Jaime
    Cloud ihre knapp 260 amerikanischen Probandinnen
    und Probanden zum Träumen. Die heterosexuell
    orientierten Teilnehmer im Alter zwischen 20 und
    75 Jahren durften gleich zwei optimale Partner für
    sich entwerfen: einmal für eine Affäre und einmal
    für eine auf Dauer angelegte Beziehung.
    Auf Modelgesichter und Athletenkörper mussten
    sie allerdings verzichten, denn sie mussten beim Mo-
    dellieren des Idealliebsten mit ihrem Budget haus-
    halten: Ihnen stand nur eine begrenzte Anzahl von
    Punkten zur Verfügung, die sie auf zehn körperliche
    Attribute verteilen durften. Manche mussten dabei
    sparsamer sein als andere, denn die Versuchsleite-
    rinnen teilten ihre Probanden in zwei Klassen auf:
    Die „reichen“ hatten jeweils 70, die „armen“ nur 30
    Punkte auf ihrem Konto.
    Das Resultat: „Sowohl Frauen als auch Männer
    zogen ein attraktives Gesicht einem attraktiven Kör-
    per vor – egal ob es um eine kurze oder langfristige


Beziehung ging“, berichten die Forscherinnen. Mit
einer Ausnahme: Sobald Männer nur über eine knap-
pe Punktekasse verfügten, also wenig Optionen beim
Modellieren ihrer Idealfrau hatten, setzten sie bei
der Wahl einer Kurzzeitgeliebten (nicht aber einer
Lebenspartnerin) hauptsächlich auf einen attrakti-
ven Körper.
Perilloux und Cloud erklären das evolutionsbio-
logisch. Laut dieser These setzen Männer – einem
archaischen Programm folgend – bei einem Techtel-
mechtel ohne Bindungsabsicht eher auf runde Hüf-
ten als auf runde Augen, also auf Merkmale, die Re-
produktionserfolg versprechen. Übrigens zeichnete
sich auch bei den weiblichen Probanden mit geringem
Punktebudget eine Tendenz zugunsten eines statt-
lichen Männerkörpers zulasten des Gesichts ab – al-
lerdings deutlich geringer. Vielleicht deshalb, weil
Frauen subtilere Hinweise nutzen, so die Forsche-
rinnen: „Frühere Studien haben gezeigt, dass Frauen
vom Gesicht eines Mannes zutreffende Rückschlüs-
se auf dessen Fruchtbarkeit ziehen können.“
ANNA GIELAS

DOI: 10.1007/s40806-019-00187-z

Männer achten
bei der Wahl
einer Partnerin
vor allem auf
das eine: ein
schönes Gesicht!
Umgekehrt gilt
das auch
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