Psychologie Heute - 09.2019

(coco) #1

Die Freiheit ohne Auto


Wer kein Auto mehr besitzt, verändert seine Vorstellungen von
Freiheit, Sicherheit und Status. Dies stellten Forscher in 20 Tie-
feninterviews mit Menschen fest, die ihr Auto freiwillig und
ohne finanziellen Druck abgeschafft hatten. Alle Befragten leb-
ten in größeren Städten in Brasilien. Bei allen war der Entschei-
dung ein längerer Prozess vorausgegangen.
Ohne ihr Auto erlebten die Befragten eine neue Freiheit: Sie
mussten nicht mehr über Parkplatzsuche, Reparaturen oder In-
spektionen nachdenken und standen nicht mehr im Stau. Ei-
nige Befragte, die ehemals ein Auto angeschafft hatten, um ih-
ren Status zu demonstrieren, wandelten dieses Prestige für sich
um: Sie sahen sich ohne ihr Fahrzeug als urbane Trendsetter
und umweltbewusste Pioniere.
Auch das Sicherheitsgefühl änderte sich: Unabhängig davon,
ob sie sich im eigenen Wagen sicher gefühlt oder häufig beim
Fahren vor Unfällen Angst gehabt hatten, berichteten alle Be-
fragten, sich ohne eigenes Auto weniger verwundbar zu fühlen.
Und das selbst dann, wenn sie nach dem Verkauf ihres eigenen
Wagens häufig Uber-Taxis, also wieder Pkw nutzten. Einige
Befragte stiegen auf Bus und Bahn um und berichteten, sie blick-
ten jetzt anders auf ihre Mitmenschen: „Es hat mich humaner
gemacht“, erklärte ein Teilnehmer. SAC

Fabio Shimabukuro Sandes u. a.: I do not own a car any more: An analysis
of possessions’ disposal and changes in consumers’ identities. International
Journal of Consumer Studies, 2019. DOI: 10.1111/ijcs.

Eine gute Idee erkennen wir


an. Aber die Arbeit, die damit


einhergeht, eine Idee umzu-


setzen, bewerten wir höher –


wegen der Anstrengung, die dafür erforder-


lich ist. Dies allerdings nur, solange ein


Projekt auch erfolgreich ist, zeigten Forscher


in sieben Studien. Scheiterte ein Projekt,


gaben die Teilnehmer dem Ideengeber den


Hauptteil der Schuld daran.


DOI: 10.1037/xge


Ein um
höheres Trennungsrisiko als
Gleichaltrige haben junge Män-
ner, die beim Übergang von
Ausbildung oder Studium in den
Beruf Schwierigkeiten haben.
Ausgewertet wurden Daten von
mehr als 1500 Männern und
Frauen. Für das Trennungsrisiko
gleichaltriger Frauen spielte es
dagegen keine Rolle, ob sie
diesen Übergang problemlos
meisterten oder nicht.

DOI: 10.1080/13676261.2018.

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