Psychologie Heute - 09.2019

(coco) #1

Verschleierter Blick


Logische Argumente sollten in politischen Debatten zentral sein.
Leider schwächelt unser logisches Denken aber gerade dann,
wenn es um Politik geht. Dies bestätigten US-Forscher in drei
Studien.
In einer Erhebung sollten rund 900 Teilnehmer angeben, wie
liberal oder konservativ sie waren, und diverse Aussagen zu
verschiedenen politischen Themen darauf hin bewerten, ob sie
rein logisch korrekt waren, unabhängig von der politischen Hal-
tung in dem Argument. Dafür wurden ihnen Syllogismen vor-
gelegt. Ein Beispiel: „Alle gefährlichen Drogen sollten illegal
sein. Marihuana ist eine gefährliche Droge. Deshalb sollte sie
illegal sein.“ Diese Syllogismen gab es in diversen Kombinatio-
nen: Entweder ergaben die Schlüsse logisch Sinn oder nicht,
entweder waren sie liberal oder konservativ gefärbt.
Das Ergebnis: Die politische Haltung verschleierte den Blick
auf die Logik. Je konservativer die Teilnehmer, desto seltener
hielten sie liberale Aussagen für schlüssig und desto häufiger
werteten sie konservative Inhalte eher als stichhaltig, unabhän-
gig davon, ob sie das wirklich waren. Auch bei Liberalen fand
sich dieses Muster. Die Voreingenommenheit entdeckten die
Forscher zudem bei einer Stichprobe mit mehr als 1100 Proban-
den und sogar dann, wenn die Studienteilnehmer vorher geübt
hatten, wie Syllogismen auf ihre Korrektheit geprüft werden.
JANA HAUSCHILD


Anup Gampa u. a.: (Ideo)Logical Reasoning: Ideology impairs sound
reasoning. Social Psychological and Personality Science, 2019. DOI:
10.1177/


Mikropausen: ein Blick aus dem Fenster,


eine Atemübung, eine Tasse Kaffee holen.


Wir nehmen sie uns, aber nicht, weil wir


sie brauchen, um uns kurz zu erholen,


fanden Forscher bei einer Tagebuchstudie


mit 120 Teilnehmern heraus. Sondern


meist nach einer unangenehmen Aufgabe,


um uns zu belohnen.


DOI: 10.1037/str


Ob sich Leis-
tungssportler fürs
Doping entscheiden,
hängt am stärksten davon
ab, ob sie es moralisch vor
sich rechtfertigen können.
Dies zeigte eine Befragung von
1500 Fußballern aus drei Län-
dern, die knapp unter dem
Profilevel spielten. Einfluss
hatten dabei auch die Trainer:
Bestraften sie Fehler oder wid-
meten sie sich nur den Besten,
stieg die Wahrscheinlichkeit
des Dopings bei anderen an.

DOI: 10.1016/j.psychsport.2019.04.
Free download pdf