Psychologie Heute - 09.2019

(coco) #1

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Konstruktive Empörung
(Gabriele Heise schrieb einen
offenen Brief an ihre Yogagruppe.
„Ach, Gabriele, geh auf deine Matte!“
Heft 5/2019)
Eine politische Glosse in der Psychologie
Heute – wie erfrischend! Wie oft empfeh-
le ich Patientinnen und Patienten Yoga,
Achtsamkeit und Entspannungstraining.
Und wie oft denke ich, dass mehr indivi-
duelles Engagement in unserer Gesell-
schaft genauso nötig wäre für die seelische
Balance. Enttäuschung über Parteien,
Skepsis gegenüber Medien und Ohn-
macht angesichts übermächtiger Weltkri-
sen – alles verständlich. Der alleinige
Rückzug in die Innerlichkeit ist für mich
aber gefährliche Verleugnung und Selbst-
bezogenheit. Er überlässt inhumanen,
rassistischen oder narzisstischen Ideolo-
gen und Verschwörungstheoretikern den
öffentlichen Raum. Fridays for Future ist
für mich konstruktive Empörung, die den
Weg nach vorn weist und auf uns selbst.
Achtsam sein und ins Handeln kommen,
so könnte es gehen. Dr. Klaus Thomsen,
psychotherapeutische Praxis, Flensburg

Atmen heilt!
(Anke Nolte widmete sich in unserer Titelge-
schichte der Kraft des Atmens. „Zeit zum
Durchatmen!“ Heft 4/2019)
Mit großem Interesse habe ich Ihren Ar-
tikel gelesen. Sie sprechen sehr ausführlich
über Yoga, Pranayama, die Atemschulen
Richter und Middendorf, über psycholo-
gische und weitere neue therapeutische
Ansätze, was ich aber in Ihrem Artikel
leider gänzlich vermisse, ist die Felden-
kraismethode, die Sie mit keinem Wort
erwähnen.

Die Einheit von Seele, Körper und Geist,
das Vorhandensein einer „Muskulatur der
Seele“ und die Beeinf lussung des Gehirns
durch bestimmte Bewegungsabläufe, all
dies und vieles mehr beinhaltet Felden-
krais. Die von Ihnen bezüglich des Atmens
erwähnten Möglichkeiten – wie abwech-
selndes Atmen durch ein Nasenloch (Wech-
selatmung), Atemschaukel und Atempha-
sen – gibt es auch dort, ja sogar die Vier-
teiligkeit des Atems (Ein – Pause – Aus –
Pause). Ein Ziel ist, durch verbal ange leitete
Übungen für alle vier Phasen in einen
mehr oder weniger gleichen Rhythmus zu

kommen. Rhythmisches Atmen in diver-
sen Körperstellungen und das Hineinat-
men in Körperbereiche gibt es nicht nur
im Yoga, sondern auch im Feldenkrais.
Rosa Schlatter, Feldenkraislehrerin, per E-Mail

Kohlendioxid ist kein gasförmiges Abfall-
produkt! Genug Kohlendioxid im Körper
verhilft zu besserer Sauerstoffaufnahme
und -verteilung und es erfüllt im mensch-
lichen Körper eine Reihe lebenswichtiger
Funktionen, darunter:
Regulierung des überlebenswichtigen
Gleichgewichts des Säure-Basen-Haus-
halts, Abgabe von Sauerstoff aus dem Blut,
damit er den Zellen zur Verfügung steht,
Dehnung der glatten Muskulatur in den
Wänden der Atemwege und Blutgefäße,
Weitung der Bronchien, Entspannung der
Skelettmuskulatur, Hemmung der freien
Radikalen, die durch ein Zuviel an Sau-
erstoff entstehen können. Atmen wir über
längere Zeit zu schnell oder zu tief, bei-
spielsweise in Zeiten mit hohem Stresser-
leben, Angst oder aus Gewohnheit, ent-
steht ein Mangel an CO 2 in den Zellen, im
Blut und in den Lungen – mit negativen
Folgen für die Gesundheit. Gesund atmen
bedeutet daher ein leichtes, sanftes, lang-
sames Atmen mit angemessener Atemluft
pro Atemzug und einem tiefen Atmen im
Sinne einer feinen Abdominalbewegung,
die durch das freie Schwingen des Zwerch-
fells, unseres Hauptatemmuskels, entsteht.
Brigitte Ruff,
Präsidentin Verein Buteyko-Schweiz, Zürich Die Redaktion behält es sich vor, Leserbriefe zu kürzen

„Wie oft empfehle ich Patientinnen und Patienten Yoga, Achtsamkeit und
Entspannungstraining. Und wie oft denke ich, dass mehr individuelles Engagement
in unserer Gesellschaft genauso nötig wäre für die seelische Balance“
Dr. Klaus Thomsen, psychotherapeutische Praxis, Flensburg
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