Die Welt - 31.08.2019

(Martin Jones) #1

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31.08.19 Samstag, 31. August 2019DWBE-HP


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6 POLITIK *DIE WELT SAMSTAG,31.AUGUST


B


unte Seidenkleider, Turn-
schuhe – Margrethe Vesta-
ger fällt auf, und das ist Ab-
sicht. Die dänische EU-
Wettbewerbskommissarin
gilt als Ausnahmeerscheinung in Brüs-
sel. Zum Einen, weil sie sich unerschro-
cken mit den großen US-Tech-Konzer-
nen wie Google, Apple und Facebook
anlegt. Aber Vestager sorgt auch für
Aufsehen, weil sie wegen ihrer Outfits
nicht zu übersehen ist. „Früher sahen
Frauen in der Politik aus wie verkleidete
Männer“, sagt die liberale Politikerin.
Warum die Optik mindestens so wichtig
ist wie der Inhalt, erklärt die Dänin im
Gespräch.

VON SILKE MÜLHERR UND ULF POSCHARDT

WELT:Durch Europa verlaufen tiefe
Gräben. Wie will die nächste EU-
Kommission auf dieser Basis erfolg-
reich sein?
MARGRETHE VESTAGER:Die Verwer-
fungen innerhalb der EU haben sich im
Laufe der Jahre vertieft und das ist eine
bedauerliche Entwicklung. Aber ich
warne davor, mit dem Finger auf die
Osteuropäer zu zeigen und ihnen vor-
zuwerfen, sie verhielten sich unsolida-
risch, undankbar oder gar undemokra-
tisch. Der erste Fehler ist, Osteuropa als
einen monolithischen Block zu betrach-
ten. Polen unterscheidet sich stark von
Ungarn, auch die Slowakei und Tsche-
chien weichen voneinander ab im Hin-
blick auf ihre politische Mentalität, die
historischen Erfahrungen oder die wirt-
schaftliche Lage. Ich gebe ehrlich zu,
dass auch ich in diesem Zusammenhang
einen entscheidenden Fehler gemacht
habe. Als der Eiserne Vorhang fiel,
nahm ich einfach an, dass die ehemali-
gen Ostblockstaaten irgendwann
zwangsläufig werden würden wie wir.
Aber stattdessen haben sie sich durch
die Wende verändert und wir natürlich
auch. Über diese Entwicklungen haben
wir zu wenig gesprochen.

Ist die EU nach wie vor ein Klub mit
erst- und zweitklassigen Mitgliedern?
Das sollte nicht sein. Aber ich nehme
zur Kenntnis, dass viele Ost- und Mit-
teleuropäer das Gefühl haben, nicht so
richtig dazuzugehören. Und ich finde,
darüber sollten wir nicht einfach hin-
weggehen, sondern uns darum bemü-
hen, die Gräben zu überwinden. Sonst
ist es ein bisschen so, als ob dein Freund
bei dir in die Wohnung eingezogen ist
und 15 Jahre später darf er noch immer
nicht mitentscheiden, wo die Möbel
und die Stereoanlage stehen.

Schlagen Sie also vor, dass die EU-
Kommission künftig konzilianter sein
sollte, wenn fragwürdige Reformen
den Rechtsstaat untergraben?
Alle EU-Mitgliedstaaten, egal ob Ost-,
Süd- oder Nordeuropäer, sollten die
Standards erfüllen, zu denen sie sich
beim EU-Beitritt verpflichtet haben.
Und wenn der Verdacht besteht, dass in
einem Mitgliedsstaat gegen die Rechts-
staatlichkeit verstoßen wird, müssen
die entsprechenden Verfahren anlaufen.
Gleichzeitig dürfen wir auch nicht den
Fehler machen, uns auf einige Wenige
zu konzentrieren und zum Beispiel Mit-
gliedsstaaten aus dem Osten an den
Pranger zu stellen, während fragwürdi-
ge Entwicklungen in anderen Staaten
womöglich übersehen werden. Außer-
dem sollten wir anerkennen, dass es
kein europäisches Standardverfahren
gibt, wie zum Beispiel Richter ernannt
werden.

Ursula von der Leyen hat verspro-
chen, die Hälfte ihrer Kommission
mit Frauen zu besetzen. Sollte sie da-
ran festhalten, auch wenn die EU-Re-
gierungen sich diesem Anspruch
nicht verpflichtet fühlen?
Ursula von der Leyen muss und wird ihr
Versprechen einhalten, die Hälfte der
Kommission weiblich zu besetzen. Die
Krisen und Probleme stürzen mit Licht-
geschwindigkeit über uns herein, unse-
re Lösungen aber dauern. Die Zusam-
mensetzung der Kommission ist darum
ein wichtiges Signal, um gleich von An-
fang an den Wandel hin zum Positiven
zu demonstrieren.

Warum braucht es dafür 50 Prozent
weibliche Kollegen?
Wenn die Hälfte der Kommissare aus
Frauen besteht, sorgt schon dieser Um-
stand allein dafür, dass die Politik an-
ders aussieht und anders wahrgenom-
men wird. Aber es geht dabei nicht nur
um die Optik. Einförmigkeit in den Bio-
grafien sorgt auch für Einförmigkeit im
Denken. Ich verspreche mir von einer
ausgewogenen Kommission auch facet-
tenreichere Debatten. Je unterschiedli-
cher die Lebenswirklichkeiten der Ent-
scheidungsträger sind, desto besser ist
unser Gespür dafür, was die Menschen
in Europa umtreibt.

Das beantwortet die Frage nach dem
Warum. Aber wie soll Ursula von der
Leyen eine paritätisch besetzte Kom-
mission aufstellen, wenn die Regie-
rungen sie nicht genug unterstützen?
Niemand hat behauptet, dass es einfach
wird. Aber wir sind auf einem guten Weg

und ich bin fest davon überzeugt, dass
Ursula von der Leyen ihr Ziel erreichen
wird. Ich kannte sie vorher nicht, aber
habe sie und ihre Fähigkeiten in der kur-
zen Zeit sehr zu schätzen gelernt.

Welche Rolle in der Kommission wür-
den Sie am liebsten übernehmen?
Darüber entscheidet Ursula von der
Leyen. Mein einziger Wunsch ist ein
Portfolio, in dem ich etwas bewegen
kann. Es ist klar, was die großen The-
men der nächsten fünf Jahre sein wer-
den: Wie gehen wir mit dem Wandel
um, den die Digitalisierung verursacht?
Da hinken wir in Europa deutlich hin-
terher. Wie schaffen wir es, dem Klima-
wandel zu begegnen, ohne unseren
Wohlstand zu gefährden? Und wie sor-
gen wir dafür, dass die Europäische Uni-
on nicht weiter auseinanderdriftet? Alle
drei Bereiche sind spannend und wür-
den mich darum reizen.

Was muss Europa tun, um den An-
schluss an die digitale Revolution
nicht vollends zu verpassen?
Unser Blick auf die digitale Welt hat
sich stark verändert. Zunächst gab es ei-
ne große, fast kindliche Begeisterung
für soziale Netzwerke, freien Datenaus-
tausch und die neuen Möglichkeiten der
Kommunikation. Diese Begeisterung ist
einer gewissen Ernüchterung ange-
sichts der Schattenseiten gewichen. In-
zwischen wollen die Leute genauer wis-
sen, was mit ihren Daten passiert und
wer darüber entscheidet, welche Infor-
mationen wir zu sehen bekommen. Es
ist Aufgabe der Politik, sicherzustellen,
dass Angebote und Dienstleistungen im
Internet transparent sind und uns nut-
zen – und nicht die Grundlagen unseres
Miteinanders zerstören.

Mehr Regulierung also?
In meiner Zeit als Wettbewerbs-
kommissarin habe ich gelernt, dass wir
die bestehenden Regeln so energisch
wie möglich anwenden müssen, um un-
sere Interessen zu verteidigen. Im Digi-
talsektor teilen sich wenige Unterneh-
men enorme Macht untereinander auf.
Sie entscheiden in sehr kleinem Kreis
darüber, wer im Internet erfolgreich
sein darf und wer nicht. Gleichzeitig
müssen wir aufpassen, dass wir nicht
durch zu strenge Regeln Innovation
und Chancen behindern. Unternehmen
sollen Daten erheben dürfen, damit sie
ihre Algorithmen und dadurch ihre An-
gebote für uns Kunden verbessern kön-
nen. Aber wir müssen verhindern, dass
sie ihre aus den Daten gewonnene
Macht dazu verwenden, uns zu manipu-

lieren. Dazu gehört natürlich auch, dass
die Kunden sich wie mündige Bürger
verhalten, Geschäftsbedingungen lesen
und nicht fahrlässig sensible Informa-
tionen preisgeben.

Tech-Giganten wie Facebook, Ama-
zon oder Google verdienen enorm
viel Geld, zahlen aber kaum Steuern
in Europa. Wird sich das ändern?
Es muss sich etwas ändern. Es kann
nicht sein, dass Facebook und Co. von
unserer steuergeldfinanzierten Infra-
struktur profitieren, aber keinen ent-
sprechenden Beitrag in Europa leisten.
Von der französischen Entscheidung,
Digitalsteuern zu erheben, geht ein
wichtiger Impuls aus. Sie erhöht den
Druck, dass wir zu einer globalen Lö-
sung der Frage kommen. Unsere Unter-
nehmenssteuergesetzgebung ist 100
Jahre alt, es ist Zeit, sie anzupassen an
die Welt von heute.

Diese Einsichten sind nicht ganz neu,
warum passiert trotzdem seit so lan-
ger Zeit nichts?
Eine große Herausforderung dabei ist
das Tempo der Veränderungen. Wie ge-
staltet man Regeln für etwas, das zum
Zeitpunkt, wenn die Gesetze gültig wer-
den, schon längst eine ganze andere
Form oder eine andere Funktionsweise
hat? Gesetzgebungsverfahren in Europa
dauern einige Jahre. Wenn wir den An-
spruch haben, einen umfassenden An-
satz zu finden, werden wir immer zu
spät sein. Wir sollten also im Zweifel In-
strumente wählen, über die wir schon
jetzt verfügen. Das regelt dann viel-
leicht nicht das große Ganze, aber sorgt
immerhin für Zwischenergebnisse.

Frustriert es Sie manchmal, dass in ei-
ner Demokratie alles so lang dauert?
Ich bin ein ungeduldiger Mensch und
mir geht immer alles zu langsam. Aber
wir sollten nicht vergessen, was es heißt
in Europa zu leben. Es ist ein hohes Gut,
dass unsere Entscheidungsprozesse
hier möglichst transparent sind und
sich viele Interessensgruppen einbrin-
gen können. Auch wenn Peking es
schafft, gigantische Projekte in enor-
mem Tempo aus dem Boden zu stamp-
fen, sollten wir es den Chinesen über-
lassen, chinesisch zu sein. Ich wünschte
mir allerdings manchmal, wir Europäer
würden uns weniger mit Bedenken auf-
halten und etwas mehr Risiko wagen.
Wenn Europa seine Relevanz behalten
will, müssen wir das Tempo erhöhen.
Und zwar bald, denn uns läuft im globa-
len Wettbewerb mit China und den USA
die Zeit davon.

MARTIN U. K. LENGEMANN/WELT

„Wir dürfen die


Osteuropäer


nicht an den


Pranger stellen“


Dänemarks EU-Kommissarin


Margrethe Vestager will verhindern, dass sich


die Gräben innerhalb Europas weiter vertiefen.


Eine ehrliche Debatte über Fehleinschätzungen


des Westens sei dafür ein erster Schritt


S


elbst wenn im afghanischen Polit-
basar wieder einmal Gerüchte kur-
sieren, dass die USA und die Tali-
ban am kommenden Wochenende nun
wirklich ein Abkommen unterzeichnen
wollen, sollte man sich nicht täuschen
lassen: Selbst wenn es dazu kommt – ein
Friedensabkommen ist das noch nicht,
und bis zum Frieden in Afghanistan ist es
noch ein langer steiniger Weg.

VON THOMAS RUTTIG

Die USA und ihre Bündnispartner wa-
ren nach den New Yorker Anschlägen
vom 11. September 2001 in Afghanistan
einmarschiert, weil die Terrorgruppe al-
Qaida die Angriffe von dort aus geplant
hatte – unter dem Schutz des islamisti-
schen Taliban-Regimes. Zwar beendete
die US-geführte Intervention die Regie-
rung der Islamisten, doch weder die in-
ternationalen Truppen, die seither im
Land stationiert sind, noch die afghani-
sche Armee, die sie aufbauen halfen,
konnten die Taliban je ganz besiegen. Die
afghanischen Regierungen, die unter
dem Schutz der internationalen Truppen
gewählt wurden, konnten sich nie im
ganzen Land durchsetzen. Mittlerweile
kontrollieren die Taliban wieder weite
Teile Afghanistans.
Immer wieder gab es Verhandlungen
zwischen den Aufständischen und den
USA. Doch die Taliban lehnten Gesprä-
che mit den gewählten afghanischen Re-
gierungen stets ab, weil jene nach Dar-
stellung der Islamisten kein legitimes
Verhandlungsmandat für das afghani-
sche Volk besäßen. Doch eine umfassen-
de Lösung für Afghanistans Zukunft
können Washington und die Taliban
kaum allein aushandeln. Dafür müssten
die verschiedenen politischen Kräfte des
Landes, einschließlich der Regierung von
Präsident Aschraf Ghani, einbezogen
werden. Und ob es so weit kommt, ist
wieder einmal völlig unklar.
An den neun Verhandlungsrunden, die
seit Oktober 2018 in Katars Hauptstadt
Doha stattgefunden haben, waren die af-
ggghanische Regierung und andere Vertre-hanische Regierung und andere Vertre-
ter der afghanischen Politik nicht betei-
ligt. Doch in dem Abkommen, das dabei
zzzwischen Taliban und USA offenbar aus-wischen Taliban und USA offenbar aus-
gehandelt wurde, sollen weitere, nämlich
„intraafghanische Verhandlungen“ fest-
geschrieben sein. Weitere Gerüchte besa-
gen, dass diese Gespräche bald beginnen
könnten, wahrscheinlich in Oslo.
Das Abkommen zwi-
schen den USA und den
Taliban wird ansonsten
zunächst nur zwei Fragen
regeln. Erstens soll es ei-
nen Zeitplan für den Ab-
zug der noch gut 15.
US- und weiteren 8500
aaausländischen Soldatenusländischen Soldaten
aaaus Afghanistan festle-us Afghanistan festle-
gen; knapp 1500 davon
gehören zur Bundeswehr.
Im Gegenzug sollen die
Taliban in der von ihnen
kontrollierten Landes-
hälfte dafür sorgen, dass
Gruppen wie al-Qaida
oder der Islamische Staat (IS) diese Ge-
biete nicht wieder zur Ausgangsbasis für
Terroranschläge machen.
Ursprünglich gab es zwei weitere
Punkte, die Teil des Abkommens sein
sollten: Die Regierung in Kabul sollte im
Lauf der Verhandlungen als gleichbe-
rechtigte Partei an den Tisch kommen,
und eine landesweite Waffenruhe sollte
als Rahmen für innerafghanische Ge-
spräche in Kraft treten. Nach der Vor-
stellung des US-Sonderbotschafters für
Frieden in Afghanistan Zalmay Khalil-
zad, selbst afghanischer Herkunft, soll-
ten diese vier Verhandlungspunkte als
Paket behandelt werden. „Nichts ist ver-
einbart, solange nicht alles vereinbart
ist“, sagte er immer wieder.
AAAls ihm die Taliban die Paketlösungls ihm die Taliban die Paketlösung
verweigerten, knickte Khalilzad ein und
entwickelte die neue Formel eines soge-
nannten inklusiven Verhandlungsteams.
Dazu sollen Ghanis Regierung, die Op-
position und Vertreter der Zivilgesell-
schaft gehören. Damit wird die interna-
tional anerkannte Regierung jedoch zu
einer Fraktion unter anderen herabge-
stuft, was bei ihr als Demütigung ankam.
Kabul beharrt nun umso stärker darauf,
die für den 28. September terminierte af-
ggghanische Präsidentenwahl durchzuzie-hanische Präsidentenwahl durchzuzie-
hen, die ihre Position wieder stärken
soll, selbst auf die Gefahr hin, dass die
Taliban mit Gewalt gegen Wähler und
WWWahlhelfer vorgehen. Das könnte dieahlhelfer vorgehen. Das könnte die
Fronten zwischen den Gesprächspartei-
en weiter verhärten.
KKKhalilzads undurchsichtige Verhand-
lungsstrategie hat noch für weitere Wi-
dersprüche gesorgt. So sollen die auslän-

dischen Truppen binnen der nächsten 15
Monate abziehen, also rechtzeitig für den
nächsten amerikanischen Wahlkampf,
der im November 2020 gipfelt. Präsident
Donald Trump will zeigen können, dass
er sein Wahlversprechen, den Militärein-
satz in Afghanistan zu beenden, wahr ge-
macht hat. Zugleich hat Khalilzad den Af-
ggghanen aber versprochen, dass der Trup-hanen aber versprochen, dass der Trup-
penabzug „bedingungsabhängig“ vonstat-
ten gehen soll. Soll heißen, bis zu seinem
AAAbschluss muss es wenigstens deutlichebschluss muss es wenigstens deutliche
AAAussichten auf einen innerafghanischenussichten auf einen innerafghanischen
Frieden geben. Dem entsprach Trump am
Donnerstag mit der Ankündigung, auch
nach Unterzeichnung des Deals mit den
Taliban, also während der innerafghani-
schen Gespräche, würden 8600 US-Sol-
daten in Afghanistan bleiben.
Die innerafghanischen Verhandlun-
gen aber werden angesichts der komple-
xen Problemlage nach 40 Jahren Krieg,
einer fragmentierten politischen Land-
schaft mit hochgerüsteten Auständi-
schen kaum binnen weniger Monate ab-
geschlossen werden können. Niemand
kann die Hand dafür ins Feuer legen,
dass sie überhaupt positiv ausgehen. Die
afghanischen Fraktionen, verteilt auf
Ghanis Regierungslager und die Opposi-
tion, sind dafür bekannt, dass sie eher
nicht zur Machtteilung neigen.
Präsident Ghani und sein Regierungs-
chef Abdullah konnten nach deftig ma-
nipulierten Wahlen 2014 überhaupt nur
durch Intervention aus Washington zu
einer Nationalen Einheitsregierung be-
wegt werden. Hinterher beschäftigten
sich beide Lager vor allem mit der Auf-
teilung lukrativer Ämter mit Zugang zur
Wirtschaftsressource Nummer eins, der
Milliardenauslandshilfe, anstatt sich um
die realen Probleme zu kümmern. Ne-
ben dem lang ersehnten Friedensschluss
wäre das vor allem die prekäre soziale
Lage der Afghanen, die zu 54 Prozent
unter der Armutsgrenze leben und zu 60
Prozent nahe einer Hungernot – beides
Höchstwerte seit 2001.
Eine weitere Belastung der US-Taliban-
VVVerhandlungen stellt Präsident Donalderhandlungen stellt Präsident Donald
Trumps neueste Idee dar, eine „signifi-
kante Geheimdienstkomponente“ in Af-
ggghanistan zu belassen, die gegen eventu-hanistan zu belassen, die gegen eventu-
ell doch wieder aktiv werdende Terroris-
ten vorgehen könne. Das hat bei den Tali-
ban, gelinde gesagt, für Irritationen ge-
sorgt und womöglich einen Abkommens-
schluss Anfang August verhindert. Die
Taliban beharren darauf, dass „kein einzi-
ger“ ausländischer
Soldat in Afghanistan
bleiben dürfe.
Zugleich wird auch
bezweifelt, ob die Tali-
ban ihre Zusage im
AAAbkommen einhaltenbkommen einhalten
können, dass von ih-
rem Territorium kein
Terror mehr ausgehen
werde. Zwar bekämp-
fffen sie den Konkur-en sie den Konkur-
renten IS vehement,
aaaber bei al-Qaida istber bei al-Qaida ist
die Sache weniger
klar. Die Taliban wol-
len sich bisher nicht
öffentlich von dem früheren Verbündeten
distanzieren, denn damit würden sie wo-
möglich Spenden aus dem islamischen
AAAusland sowie die Unterstützung einigerusland sowie die Unterstützung einiger
ihrer Frontkämpfer riskieren.
Für die Afghanen und besonders die
AAAfghaninnen ist die unklare Haltung derfghaninnen ist die unklare Haltung der
Taliban zu Demokratie, Wahlen und Men-
schenrechten das größere Problem. Die
Kämpfer haben sich nie offen zu einer Be-
teiligung als Partei unter Parteien in einer
pluralistischen Wahldemokratie nach
dem Prinzip „eine Person, eine Stimme“


  • also auch für Frauen – bekannt. Es gibt
    Anzeichen, dass sie ein System bevorzu-
    gen, das zwar Wahlen, ein Parlament und
    sogar das aktive und passive Frauen-
    wahlrecht kennt (außer für die Ämter des
    Staatsoberhaupts und des Obersten Rich-
    ters), über denen aber ein Rat von Islam-
    gelehrten wacht – dem Iran nicht unähn-
    lich. Für die Afghaninnen und Afghanen,
    die jetzt 18 Jahre einer wenn auch sehr
    unvollkommenen Demokratie erlebt ha-
    ben, ist das keine Option. Das sind die
    Themen, an denen innerafghanische Ge-
    spräche scheitern können.
    Die Taliban haben Zugeständnisse he-
    rausgeschlagen, ohne selbst welche zu
    machen. Voraussetzung für einen tat-
    sächlichen Frieden wäre, dass alle Betei-
    ligten, einschließlich der Frauenverbän-
    de, die Zeit bekommen, sich auf eine trag-
    fffähige politische Nachkriegsordnung zuähige politische Nachkriegsordnung zu
    verständigen. Ob diese Zeit überhaupt
    zur Verfügung steht, weiß nur der Einzel-
    entscheider im Weißen Haus.
    Der Autor ist Ko-Direktor des Think-
    tanks Afghanistan Analysts Network
    (((Kabul/Berlin).Kabul/Berlin).


AAAbkommen ohne Friedenbkommen ohne Frieden


Washington und die Taliban stehen kurz vor einer


Einigung. Doch sie birgt neue Risiken für Afghanistan


NICHTS IST


VEREINBART,


BEVOR ALLES


VEREINBART IST


ZALMAY KHALILZAD,
US-Unterhändler

,,

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