Die Welt - 31.08.2019

(Martin Jones) #1

I


n den 80er-Jahren träumte der Jugendliche
Martin Krüger in Ost-Berlin von drei Din-
gen: den Wald zu retten. An Bäumen zu for-
schen. Und eine Töpferin zu heiraten. Zwei
dieser Wünsche sind in Erfüllung gegangen.
Krüger ist heute Landesförster im brandenbur-
gischen Oderberg. Wenn er durch sein 1300
Hektar großes Waldgebiet fährt, kommt er oft
an seinem Forschungswald vorbei. Wenn er
abends nach Hause kommt, schaut er als Erstes
zu seiner Frau ins Töpferatelier.

VON CARLA BAUM

Nur der erste Wunsch steht noch aus. Den
Wald hat Krüger auch nach 30 Berufsjahren
noch nicht retten können. Heute ist wieder von
einem „Waldsterben“ die Rede, wie damals in
den 80ern. „Der Wald ist sehr anpassungsfähig,
er wird überleben“, sagt Krüger zwar. Sorgen
macht er sich trotzdem. „Es kann sein, dass die
Waldbilder der Zukunft durch die Folgen des
Klimawandels nicht mehr viel mit unseren Vor-
stellungen zu tun haben werden.“
Der 51-Jährige sitzt in seinem dunkelblauen
Ford Focus. Er hat sich den Tag freigenommen
für eine Tour durch „seinen“ Wald. Er will zei-
gen, wo die Bäume leiden, welche Stellen ihn be-
sonders sorgen – und welche ihm Hoffnung be-
reiten. Der erste Stopp ist auf einem Waldweg
im Kiefernwald unweit der Hauptstraße, rund-
herum stehen große Nadelbäume in geraden
Reihen.
„Auf den ersten Blick sieht der Wald hier ge-
sund aus“, sagt er. „Hohe, gerade Kiefern, ein
paar Birken dazwischen. Doch wir sind schon in
der Kampfzone.“ Die Kiefernmonokulturen, die
hier seit dem 17. Jahrhundert angelegt wurden,
haben dem Boden viel Wasser entzogen und ihn
versanden lassen. Die Trockenheit der vergange-
nen zwei Sommer hat den Prozess beschleunigt.
„Das Ziel aller Forstwirte sind Mischwälder.
Man nutzt den schützenden Schirm der Altbäu-
me und versucht, neue Baumarten anzupflan-
zen.“ Doch wenn es kaum regnet, wie in den ver-
gangenen zwei Sommern, kämpfen die Jungbäu-
me ums Überleben. Die großen Kiefern trinken
ihnen das wenige Wasser weg. In diesem Teil
von Krügers Wald fielen in den vergangenen
Jahren nur 420 statt der üblichen 500 Milliliter
Regen pro Quadratmeter. Krüger stapft ein paar
Meter in den Wald hinein und deutet auf eine
winzige Eiche, die er selbst vor zwei Jahren ge-
pflanzt hat.
Der Baum ist keine 50 Zentimeter hoch, die
Blätter mit den eichentypischen Rundungen an
der Seite sind braun. „Die sind an den Tagen, an
denen es über 40 Grad heiß war, einfach ver-
brannt“, sagt Krüger und bricht die letzten
Überreste des toten Blattes ab. Den anderen Ei-
chen ringsherum geht es ähnlich, manche sind
schon ganz kahl. Vor Krügers Augen geht die
Hoffnung ein, aus dem Kiefernwald eines Tages
wieder einen lebendigen Mischwald zu machen.
„„„Trockene und heiße Jahre hatten wir immer“,Trockene und heiße Jahre hatten wir immer“,
sagt der Förster. „Aber zwei solcher Jahre in
Folge – das ist neu.“ Früher lernte er, junge
Bäume bewusst an Stellen zu pflanzen, auf die
auch mal ein Sonnenstrahl fiel, damit sie viel
Licht haben und schneller wachsen können.
„Heute müssen wir umdenken und schauen,
dass sie genug vor der krassen Sonneneinstrah-
lung geschützt sind.“
Er geht ein paar Meter weiter und deutet auf
eine Mäusefalle am Boden. „Die Mäuse machen
uns zusätzlich Probleme“, sagt er. „Sie knabbern
die Rinde der kleinen Bäume ab und lassen sie
praktisch schutzlos stehen.“ Mäuse gehören für
einen Förster zu den „bösen“ Tieren im Wald.
Die „guten“, das sind etwa Schreiadler und
Kleinspechte. Wenn Krüger sie sieht, weiß er,
dass sie genug Nistplätze und Rückzugsmöglich-
keiten finden, ein Zeichen für einen gesunden
Wald und eine gute Biodiversität. Über Rehe
freut er sich weniger. Sie sind die Feinde der
Jungbäume, weil sie ihre zarten Knospen abfres-
sen. Treibt der Baum daraufhin keine Blätter
aus, kann er nicht überleben.
Förster Krüger steigt wieder in sein blaues
Auto und fährt ein paar Hundert Meter weiter in
den Wald hinein, wo ein großes Gebiet von ei-
nem Zaun umgeben ist. „So halten wir die Rehe
von den Jungpflanzen fern“, sagt er. Der Unter-
schied ist deutlich: Außerhalb des Zauns wach-
sen bloß Kiefern, ein paar dünne Birken zwi-
schendrin. Innerhalb des Zauns wuchern mehre-
re Pflanzen durcheinander, einige der Bäume
sind schon drei, vier Meter hoch gewachsen.
„Bald können wir den Zaun abbauen“, sagt Krü-
ger zufrieden, „in dieser Größe kann das Wild
den Bäumen nicht mehr viel anhaben.“ Bei den
Spaziergängern allerdings seien die Zäune nicht
sehr beliebt: „Sie wollen ein natürliches Wald-
bild ohne sichtbare menschliche Einflüsse.“
Apropos Waldbild: Einigen Spaziergängern
seien auch abgestorbene und abgebrochene Bäu-
me im Wald ein Dorn im Auge, sagt der Förster.
In seinem Wald gibt es einige davon, sie sind
Spuren der schweren Herbststürme 2017. Krüger
plädiert für einen anderen Blick auf das Totholz.
Er stapft ein paar Meter weiter und zeigt auf ei-
nen abgestorbenen Birkenstamm. Am Boden des
Stumpfs hat sich eine grüne Flechte ausgebrei-
tet, das Holz wirkt morsch und löchrig. „Wenn
man als Waldbesitzer rein ökonomisch denkt, ist
dieser Stamm nichts mehr wert“, sagt Krüger.
„Man kann das Holz nicht mehr verkaufen. Aber
ökologisch ist es ein Schatz.“ Insekten bietet das
tote Holz einen Lebensraum, darüber freuen
sich etwa die Kleinspechte, die hier auf Nah-
rungssuche gehen.
Ganz und gar lebendig sieht hingegen die Bu-
che aus, die in der Nähe des toten Birkenstamms
wächst. Über und über ist sie mit Bucheckern
behangen. Doch obwohl sie einen so gesunden

Eindruck macht, bereitet sie Förster Krüger Sor-
gen. „Die übermäßige Samenproduktion ist ein
Zeichen, dass der Baum Stress hat“, sagt er. „Die
Pflanzen wollen sich schnell noch verjüngen, be-
vor sie vielleicht eingehen.“ Der Stress ist eine
Folge der trockenen und heißen Sommer. Das
Problem: Die Buche steckt all ihre Energie in die
Samenproduktion. „Wir wissen nicht, ob ihr die-
se Reservestoffe in den Folgejahren vielleicht
fehlen werden.“ Der Förster deutet auf die vie-
len Jungbuchen, die um den Mutterbaum herum
wachsen. „Ich würde so gerne mit dem Baum re-
den und sagen: Lass es, spar dir deine Energie,
du hast schon genug Nachkommen.“
Gegenüber der Buche ragt eine Kiefer in die
Höhe. Ihre Nadeln sind an einigen Stellen braun
angelaufen. „Der Diplodia-Pilz“, erklärt der
Förster. Dass er immer mehr braune Kiefernkro-
nen in seinem Wald sieht, deutet er als Zeichen
des Klimawandels. „Den Pilz gibt es schon im-
mer in Deutschland, aber er fühlt sich erst wohl,
wenn es sehr warme Winter gibt.“ Früher sei er
ihm bloß vereinzelt begegnet, nun könne er sich
immer mehr ausbreiten.
Der Förster will auch noch einen Waldab-
schnitt in seinem Gebiet zeigen, der ihm Hoff-
nung bereitet. Er steigt wieder ins Auto, diesmal
dauert die Fahrt länger. Von der Hauptstraße
geht es in einen rumpeligen Waldweg. Und
plötzlich, hinter einer Stromtrasse, fängt der
dichte Laubwald an. Verschiedene Grüntöne
empfangen den Besucher, das Sonnenlicht
kommt kaum durch die Laubdecke. „Wir haben
hier vorwiegend heimische Arten“, sagt Krüger
und zählt auf: Eiche, Buche, Bergahorn, Linde,
Birke.
Als er aussteigt, deutet er auf den Wegesrand.
Dort schwirrt eine Hummel um die violetten
Blüten einer Nessel. „Seit ich Imker bin, gehe ich
mit anderen Augen durch den Wald“, sagt der
Förster. „Ich schaue jetzt immer, ob auch etwas
blüht – für die Bienen.“ Nesseln siedeln sich
gern auf nährstoffarmen Böden an, die in bewirt-
schafteten Wäldern meist durch menschliche

Einflüsse entstehen. „Hier wurden wohl mal
Baumstämme entlanggezogen – das hat Schäden
am Waldboden hinterlassen, die aber wiederum
dafür gesorgt haben, dass ein Lebensraum für
die Nessel entstanden ist“, erklärt der Branden-
burger Förster.
Nach zwei trockenen Sommern und relativ
warmen Wintern: Welches Wetter wünscht sich
der Förster für die bevorstehende kalte Jahres-
zeit? Krüger lächelt und sagt: „Tja, so einfach ist
es nicht.“ Nach der Trockenphase bräuchten die
Bäume vor allem viel Niederschlag. Für den
Forstwirt, der Geld verdienen muss, wäre ein
feuchter Winter dagegen suboptimal: Das Holz
wird feucht, und feuchtes Holz kann man nicht
so gut verkaufen. „Minus zehn Grad und eine di-
cke Schneedecke“, so beschreibt Krüger den
idealen „Försterwinter“: „Dann sind die Bäume
in einer Art Winterschlaf, und das Holz wird
nicht angegriffen.“
Am Ende des Tages im Wald ist es Krüger
noch wichtig, etwas loszuwerden. Man solle bei
den nächsten Waldspaziergängen mal darauf
achten, ob man überhaupt noch auf einen Förs-
ter treffe. „Die staatlichen Betriebe haben mas-
siv Personal abgebaut“, sagt er. „Immer weniger
Förster sind für immer größere Gebiete zustän-
dig.“ Darunter leide vor allem die Waldpflege,
für die kaum noch Zeit sei. Auch Staatsbetriebe
seien zunehmend dazu angehalten, mit dem
Holzverkauf genug Rendite abzuwerfen. Aufträ-
ge wie das Pflanzen von Bäumen würden zuneh-
mend an Privatfirmen vergeben. „Und der
Pflanzfirma ist es doch egal, was in drei Jahren
aus den Jungpflanzen geworden ist.“ Krüger
glaubt, dass die Zukunft so aussehen wird: „Es
wird nur noch Naturschutzgebiete und Privat-
wälder geben. Totaler Ausverkauf des Waldes
auf der einen und null menschliche Einflüsse auf
der anderen Seite“, sagt er. Den Försterberuf, so
wie er ihn verstehe, mit dem klaren Auftrag der
Daseinsfürsorge, werde es dann nicht mehr ge-
ben. Seinem Sohn hat er davon abgeraten, in sei-
ne Fußstapfen zu folgen.

Woran


sehen


wir,


dass die


Bäume


leiden?


Deutsche Wälder ächzen unter


Trockenheit, Hitze und den Fehlern der


Vergangenheit. Förster Martin Krüger


zeigt, dass es dem Wald oft nicht so gut


geht, wie es auf den ersten Blick scheint


FFFörster Martin Krüger nimmt örster Martin Krüger nimmt
die Autorin mit in sein Waldgebiet
in Brandenburg (o.) – und zeigt
ihr junge Eichen, die unter
der Hitze des Sommers leiden

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ARLENE GAWRISCH / WELT

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31.08.19 Samstag, 31. August 2019DWBE-HP


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8 POLITIK DIE WELT SAMSTAG,31.AUGUST


A


ls Präsident des Verbands der Waldeigentü-
mer vertritt der Bundestagsabgeordnete
Hans-Georg von der Marwitz (CDU) die In-
teressen von rund zwei Millionen privaten Wald-
besitzern in Deutschland. Er selbst bewirtschaftet
110 Hektar Wald im Osten Brandenburgs.

VON CLAUDIA EHRENSTEIN

WELT:Herr von der Marwitz, wie geht es Ihrem
Wald?
HANS-GEORG VON DER MARWITZ:Die Lage ist
dramatisch. 120-jährige Eichen bekommen trotz
ihrer tiefen Wurzeln nicht genug Wasser und ster-
ben ab. Sogar die Kiefer, die eigentlich mit Tro-
ckenheit sehr gut zurechtkommt, ist bei mir ab-
gängig. Das ist nicht zu fassen. Bundesweit sind
mindestens 110.000 Hektar Wald verloren. Und es
werden bis Ende des Jahres mit Sicherheit noch
deutlich mehr werden. Sturmschäden, Trocken-
heit, Käferbefall – mit so einer Kalamität hat nie-
mand gerechnet.

Die für den Wald zuständige Bundesministerin
Julia Klöckner (CDU) hat ein Programm zur
Wiederaufforstung angekündigt. Gibt es über-
haupt genug Setzlinge?
Die Baumschulen versichern uns, sie verfügten
über eine Milliarde Setzlinge im Alter zwischen ein
und vier Jahren. Im Angebot haben sie 30 verschie-
dene Baumarten. Das müsste zunächst ausreichen.
Aber im Moment können wir wegen der Trocken-
heit gar nicht pflanzen.

Sind denn die richtigen Baumarten im Angebot?
Es ist schwer zu sagen, was die richtige Baumart
ist, weil wir ja nicht wissen, wie sich das Klima ent-
wickelt. Daher ist es sinnvoll, sich möglichst breit
aufzustellen und auch Gastbaumarten – also nicht
heimisches Pflanzenmaterial – wie etwa Douglasie,
Japanische Lärche oder Nordische Küstentanne in
die Bestände aufzunehmen.

Haben sich die Waldbesitzer nicht ausreichend
auf den Klimawandel vorbereitet?
Den Klimawandel haben wir alle verursacht, und
die Auswirkungen des Klimawandels treffen jetzt
den Wald. Deshalb muss die Gesellschaft auch da-
für sorgen, dass wir den Wald erhalten – gerade
jetzt, wo er als Senke für Kohlendioxid (CO 2 ) und
damit als Klimaschützer gebraucht wird. Die Bäu-
me, die jetzt sterben, haben unsere Großväter ge-
pflanzt, die vom Klimawandel noch nichts wissen
konnten. Fehler haben vor allem Bund und Länder
gemacht, weil sie im Wald auf breiter Front gespart
und forstliche Fachkompetenz abgebaut haben.

Sind die jährlichen Waldzustandsberichte der
Länder noch ein geeignetes Instrument, um in
einer so dramatischen Krise wie in diesem Jahr
schnelle Entscheidungen treffen zu können?
Was wir brauchen, ist ein modernes Monitoring
auf Basis von Satellitenüberwachung. Wir müssen
den aktuellen Zustand jederzeit per Knopfdruck
abrufen und sehen können, wo und wie der Wald
leidet und wie wir handeln müssen. Die techni-
schen Möglichkeiten gibt es längst. So aber hat es
fast ein halbes Jahr gedauert, bis wir aus den Län-
dern genaue Informationen über Schäden im Wald
erhalten haben.

Der Forstwirt Peter Wohlleben hat Bestseller
über Bäume geschrieben und rät nun, den Wald
sich selbst zu überlassen. Was halten Sie davon?
Es überrascht mich sehr, dass ein Fachmann so ei-
nen Vorschlag macht. Gerade mit Blick auf den Kli-
maschutz ist es wichtig, alte Bäume zu fällen und
den Wald regelmäßig zu verjüngen. Es sind vor al-
lem junge Bäume, die viel CO 2 speichern. Wir dür-
fen nicht vergessen, dass der Wald ein wichtiger
Wirtschaftsfaktor ist. Das Cluster Forst und Holz
hat einen Jahresumsatz von 180 Milliarden Euro
und kommt damit gleich hinter der Autoindustrie.

Und trotzdem brauchen die Waldbesitzer jetzt
finanzielle Unterstützung?
Wir müssen schnellstens rund 70 Millionen Fest-
meter Schadholz aus dem Wald holen und die Flä-
chen wieder aufforsten. Das allein kostet rund 2,
Milliarden Euro. Und dann haben die Waldbesitzer
noch nicht einen Cent verdient, weil die Stämme
uns nicht abgenommen werden. Die Holz- und Sä-
geindustrie will nicht nur Schadholz verarbeiten,
sondern verlangt auch Frischholz.

Was erwarten Sie vom nationalen Waldgipfel
der Bundesregierung Ende September?
Wir brauchen jetzt einen gesamtgesellschaftlichen
Pakt für den Wald. Dazu gehört eine Offensive für
Holz als klimafreundlichen Baustoff. Vor allem
aber muss die Forschung gefördert werden: Wir
brauchen an Trockenheit angepasste Baumarten.

Müssen Waldstandorte aufgegeben werden?
Es wird immer Wald geben, aber es ist die Frage,
ob wir noch den Wald haben werden, wie wir ihn
seit Jahrhunderten kennen. Es gibt auch im trocke-
nen Brandenburg auf leichten Standorten Natur-
verjüngung. Wenn es einmal regnet, sprießen Ei-
che, Kiefer, Birke, Ahorn und Esche – das Samen-
potenzial je Quadratmeter ist enorm. Vom Nieder-
schlag hängt es ab, ob sich die Bestände entwickeln
können. Aber es wird Gebiete geben, in denen
Waldflächen auf Dauer verbuschen.

„Es wird Waldflächen


geben, die auf


Dauer verbuschen“


Sturm, Dürre, Käfer: Waldbesitzer


hoffen jetzt auf Geld und Regen


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