Süddeutsche Zeitung - 31.08.2019

(Tuis.) #1
5687 32
3795846
34 67 89
4235 6978
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21 64573
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Jede Zahl von 1 bis 9 kommt pro Zeile und Spalte
höchstens einmalvor. Ununterbrochene Reihen
weißer Felder (Straßen) enthalten nur aufeinander-
folgende Zahlen, aber in beliebiger Reihenfolge.
Zahlen auf schwarzen Trennfeldern gehören zu
keiner Straße. © 2010 Syndicated Puzzles Inc.
 http://www.sz-shop.de/str8ts

87 12 45
98 63524
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5167423
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3
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LÖSUNGEN VOM FREITAG ...


... UND VOM WOCHENENDE


STR8TS: SO GEHT’S


Quartett leichtViermal Tau: aufmorgendlichem
Gras, alsSchiffsseil,alsgriechischer Buchstabe
und als Namensteil der KinderserienfigurPan Tau.
SchwerDasPeugeot-Logo findet man auf Pfeffer-
mühlen, dem ursprünglichen Produkt dieser Firma.
DiePistole des Räubers Hotzenplotzverschießt
Pfeffer, die anderen Bilder zeigten Hänsel und
Gretel vor demPfefferkuchenhausder Hexe
sowiePfeffersträucher.Aller Anfang„Wir reden
hier eigentlich von Peanuts“ (Hilmar Kopper)

von sofia glasl

D


er Sinn und Zweck des Ver-
steckspiels ist die Freude am
Gefundenwerden. Ebenso
verhält es sich mit Verkleidun-
gen: Wenn niemand errät,
wer sich hinter der Maske versteckt, ist
der Spaß dahin. Die Suchenden und Raten-
den werden zum Publikum und beklat-
schen das besonders ausgefuchste Ver-
steck oder die gelungene Maskerade. In
der Literatur sind Figuren wie Thomas
Chatterton, Thomas Pynchon und Elena
Ferrante viel diskutierte Persönlichkei-
ten. Kunstfiguren, Pseudonyme und das
Katz-und-Maus-Spiel mit der Öffentlich-
keit – falsche Identitäten sind eine gängi-
ge Inszenierungstechnik. Der Erfindungs-
reichtum der Finte ist hier ein wichtiges
wie subjektives Maß des Erfolgs.

Eine besonders schillernde Täuschung
widerfuhr der amerikanischen Literatur-
welt um die Jahrtausendwende, und die
ging, je nach Blickwinkel, gehörig schief –
oder war ein Meisterwerk der Perfor-
mancekunst. Der junge Schriftsteller JT
LeRoy legte 1999 seinen Debütroman „Sa-
rah“ vor – und löste bei Presse und Publi-
kum Jubelstürme damit aus. Das Buch
handelt von einem Jugendlichen, dessen
Mutter sich als Prostituierte in Trucker-
kneipen verdingt und der sich nun selbst
als „boy girl“ anbietet.
Der Verlag Bloomsbury bewarb den Ro-
man als autobiografisch gefärbt. Schnell
wurde daraus ein Kultbuch. Jeremiahs
Vergangenheit als Stricher und ehemali-
ger Drogenabhängiger in San Francisco
wurden mit ebenso viel Inbrunst gefeiert
wie auch sein Mut, all dies literarisch zu
verarbeiten. Das T seines Mittelnamens
steht für „Terminator“ und wurde ihm lie-
bevoll als exzentrischer Künstlername
ausgelegt. Die Trennlinie zwischen auto-
biografischem Roman und literarischen
Memoiren war von Beginn an unscharf.
Zudem kreierte LeRoys Scheu vor der
Öffentlichkeit eine beinahe mythologi-
sche Aura um diese kaum greifbare Figur.
Interviews gab er – mit schlecht imitier-
tem Südstaatendialekt – nur telefonisch,
selbst mit seinem Verlag kommunizierte
er nur per Fax und trat erst im Jahr 2001
an die Öffentlichkeit. Zu sehen gab es da al-
lerdings nicht sehr viel, denn er trug stets
eine lange blonde Perücke, eine dicke Son-

nenbrille und einen breitkrempigen Hut.
Die androgyne und scheue Person unter
dieser Maskerade bestätigte für viele Kriti-
ker und Leser die zerbrechliche Figur der
Erzählungen.
Jeder wollte dieses Phantom kennen,
ihm nahe sein – JT LeRoy war in der Welt
der Stars angekommen. Die Schauspiele-
rin Winona Ryder behauptete gar, ihn
schon vor Veröffentlichung seines ersten
Buches gekannt zu haben, und die Schau-
spielerin Asia Argento sicherte sich die
Filmrechte an seinem zweiten Buch „Jere-
miah“. Während der Dreharbeiten fing sie
obendrein ein Verhältnis mit ihm an, das
Argento öffentlich machte. So kam her-
aus, dass JT sich mittlerweile einer Ge-
schlechtsumwandlung unterzogen hatte.
Das erklärte auch die sehr weibliche Stim-

me der Telefoninterviews. Dass er oben-
drein angab, HIV-positiv zu sein, machte
ihn nahezu unantastbar für Kritiker.
Diese flüchtige Persona widersprach je-
doch auch der sehr einnehmenden Persön-
lichkeit der Telefoninterviews. Der Schrift-
steller Dennis Cooper führte eine Freund-
schaft mit dem jungen Mann – über Jahre
hinweg ausschließlich telefonisch. Als die
beiden sich zum ersten Mal persönlich tra-
fen, war er, wie er 2006 in einem Inter-
view verriet, mehr als irritiert von dem
wortkargen, sehr abweisenden Jungen,
der ihm gegenübertrat.
Betrachtet man rückblickend all die De-
tails und Ausformungen der Persona JT
LeRoy, wirken sie nicht nur eigentümlich
und bizarr, sondern offensichtlich zuge-
spitzt, und man wundert sich, weshalb nie-

mand früher nachgefragt hat, ob das alles
stimmen kann. Zwar entsponnen sich
früh Verschwörungstheorien, und doch
schien der gesamte Literaturzirkus diese
Farce gerne glauben zu wollen. JT funktio-
nierte als ideale Projektionsfläche.
Gerade weil die Kunst keine festen Re-
geln kennt, kommt es auch vor, dass eben
dieser Spaß am Versteckspiel in sein Ge-
genteil verkehrt wird. Das passiert immer
dann, wenn der schmale wie subjektive
Grat zwischen kunstvoller Inszenierung
und hinterlistigem Schwindel überschrit-
ten wird. Nach der Aufdeckung in derNew
York Times2006 war von Betrug die Rede,
von Ausbeutung der Lesergefühle. Denn
die Person, die als JT öffentlich auftrat,
war eine junge Frau namens Savannah
Knoop – die Schwägerin der Autorin Lau-
ra Albert. Albert hatte als Jugendliche un-
ter dem Decknamen Jeremiah bei ver-
schiedenen Suizid-Hotlines angerufen,
um über ihre von Missbrauch und Gewalt
geprägte Kindheit zu sprechen. Ihr Thera-
peut riet Albert nach einer Reihe von Ge-
sprächen, das Erlebte schriftlich zu verar-
beiten – der Grundstein für JT LeRoy war
gelegt und verselbständigte sich rasant
nach Veröffentlichung des ersten Ro-
mans. Albert gab die Telefoninterviews
und posierte neben Savannah als JTs Ma-
nagerin Speedy. Um sich von JTs Südstaa-
tenslang abzusetzen, sprach sie in dieser
Rolle mit einem breiten britischen Ak-
zent. Hatte Savannah bei öffentlichen Auf-
tritten Probleme, Fragen zu beantworten,
fiel Speedy ihr ins Wort und befeuerte da-
mit weiter JTs unnahbare Aura.

Laura Albert wurde nach der Enthül-
lung von der Produktionsfirma Antidote
International Films wegen Betrugs ver-
klagt und tatsächlich verurteilt, weil sie
als JT LeRoy Verträge unterzeichnet hatte.
Dieser extreme und verschachtelte Fall
zeigt, wie schwierig Autor und Werk, Per-
son und Persona manchmal zu trennen
sind. Und wie die aufrichtige Liebe der
Fans blind machen kann für die Wahrheit.
Alle ließen sich von dieser offensichtli-
chen Farce so lange bereitwillig täuschen,
bis sie mit der Nase darauf gestoßen und
somit lächerlich gemacht wurden. JT Le-
Roys zweites Buch jedenfalls, das im Deut-
schen den schlichten Titel „Jeremiah“
trägt, heißt im Original „The Heart is De-
ceitful Above All Things“. Das Herz ist vor
allem betrügerisch.

856379124
139425768
24786 1935
321746859
598132476
6745982 13
98325 7641
7659 14382
412683597

Die Fans waren so blind vor
Liebe, dasssie das
Offensichtliche nicht sahen

Ein Mann, eine Frau, ein Phantom? JT LeRoy scheute die Öffentlichkeit,
später erfuhrman dann auch, warum. FOTO: DPA/PA

DEM GEHEIMNIS AUF DER SPUR

Werk ohne Autor


Der SchriftstellerJT LeRoy war für kurze Zeit ein Shooting Star in der


Literaturszene. Dann stellte sich heraus, dass es ihn gar nicht gibt


48 RÄTSEL Samstag/Sonntag, 31.August/1. September 2019, Nr. 201 DEFGH


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823159674
597462183
958216437
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74592 1368
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STR8TSmittelschwer


FOTOS: IMAGO (5); YOUTUBE/EUROVISION; REO; MCA MUSIC/3P

SCHACH


Die Seele des Spiels

QUARTETT


Vier Bilder, eine Gemeinsamkeit – welche?

von oliver rezec

mittelschwer


schwer


SUDOKUschwer


SCHWEDENRÄTSELSachsen


a 8 7 6 5 4 3 2 1
bcdef gh

Position nach 42...Dxd4

Vachier-Lagrave – Rapport (Französisch)
Weiterhin in großartiger Form präsentier-
te sich der Franzose Maxime Vachier-La-
grave bei der vierten Etappe der Grand
Chess Tour in St. Louis. Nach seinem über-
zeugenden Sieg in Paris konnte er sich
auch hier den ersten Platz im Schnell-
schach mit Levon Aronian teilen, während
Weltmeister Carlsen nur im Mittelfeld lan-
dete. Beim spektakulären Finale der fol-
genden Partie holte er sich anscheinend In-
spiration bei seinem legendären Lands-
mann François-André Danican Philidor,
der schon um 1750 den berühmten und
später bei der Französischen Revolution
auch in die Realität gehobenen Satz postu-
lierte: „Der Bauer ist die Seele des Spiels!“
1.e4 e6 2.d4 d5 3.e5 c5 4.c3 Sc6 5.Sf3 Db6 6.a3
c4(dies führt zu einer verschachtelten Posi-
tion, in alle Figuren lange auf dem Brett
bleiben und sich die Pläne wie in Zeitlupe
entwickeln)7.Sbd2 Sa5 8.g3 Ld7 9.h4 0–0–0
10.Lh3 Kb8 11.0–0 h6 12.Te1 Se7 13.Tb1 Sc8
14.Sf1 Dc7 15.h5 Sb6 16.Le3 La4 17.De2 Le7
18.S3h2 Dd7 19.f4(Schwarz hat seine Figu-


ren optimal angeordnet, und Weiß fällt es
schwer, das prinzipielle f4-f5 durchzuset-
zen)19...g6 20.Lf2 Tdg8 21.Se3 Sc6 22.Kh1 Ld8
23.hxg6(besser gefällt 23.g4 nebst f4-f5)
23...fxg6 24.Dg4(trifft auf einen starken
Konter)24...Dh7 25.b3(sehr kreativ, mög-
lich war 25.Dxe6 Sxd4 26.cxd4 Ld7
27.Dd6+ Lc7 28.Db4 Lxh3 29.Shg4 Ld8)
25...cxb3 26.Dxe6 Sxd4 27.cxd4 Ld7 28.Dxd7
(ein mutiges Damenopfer, möglich war
28.Dd6+ Lc7 29.Dc5 Lxh3 30.Sxd5)
28...Sxd7 29.Txb3 Sb6 30.a4 Sxa4 31.Sxd5 g5
32.f5 g4 33.Lg2 Sb6 (nicht 33...Dxf5
34.Txb7+ Kxb7 35.Se7+)34.Se3 h5 35.f6(ei-
ne phantastische Phalanx im Geiste Phili-
dors!)35...h4 36.Kg1 Lc7 37.Tc1 Dd7 38.Td1
hxg3 39.Lxg3 Th3 40.Shf1 Th5 41.Tc3 Tc8
42.Tdc1 Dxd4 Diagramm 43.Txc7(dies ge-
winnt forciert) 43...Txc7 44.e6 Thc5
(44...Dxf6 45.Txc7 Ka8 46.e7 Th8
47.Lxb7+ Kb8 48.Td7+ Dd6 49.Lxd6 Matt)
45.Txc5 Dxc5 46.e7 Dh5 47.Sf5 Sc8 48.S1e3 Dg6
49.Sd5 Dxf5 50.Lxc7+(Schwarz gibt auf,
denn nach 50...Ka8 51.e8D ist es vorbei).
stefan kindermann

8


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2 3 5


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5 9 1 8


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8 4 6


7 6 5


7


4 8 2


ALLER ANFANG


„D·· S···· j···· O······


i·· e·· g····· P·········“


Wer aufräumt, muss verzichten,
erklärt Kurt Tucholsky. Wie lautet das Zitat?

Jeder wollte JT kennenlernen,
auch Stars wie Winona Ryder
suchten seine Nähe
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