Süddeutsche Zeitung - 31.08.2019

(Tuis.) #1
von lea deuber

Hongkong– Zwei Organisatoren der Pro-
testmärsche wurden von Vermummten
mit Baseballschlägern und Messern atta-
ckiert. Versammlungen und Kundgebun-
gen wurden verboten. Drei Abgeordnete
der pro-demokratischen Bewegung sind
in Haft, mehrere Aktivisten waren es zwi-
schenzeitlich – darunter die prominentes-
ten Köpfe der Proteste: Joshua Wong,
Agnes Chow und Andy Chan. Und es wurde
mit dem Einmarsch der Volksbefreiungs-
armee gedroht. Das ist nicht etwa die Bi-
lanz der vergangenen Wochen oder Mona-
te in Hongkong – es ist die Bilanz der letz-
ten 48 Stunden.
Die Verhaftungen der Abgeordneten
und der drei bekannten Aktivisten wirken
wie eine neue Provokation in dem seit Mo-
naten schwelenden Konflikt. Die Nach-
richt kam nur einen Tag vor der ursprüng-

lich für diesen Samstag geplanten Demon-
stration, die nach einem Verbot der Polizei
von den Veranstaltern abgesagt wurde,
nun aber ohne Genehmigung doch stattfin-
den könnte. Auch wenn die Organisatoren
die Hongkonger aufriefen, sich an die Ent-
scheidung der Polizei zu halten und nicht
zu demonstrieren, kündigten viele Men-
schen am Freitag in sozialen Netzwerken
an, trotzdem am Samstag demonstrieren
zu wollen. Auch Isaac Cheng, Vizechef der
Bewegung Demosisto, rief die Bürger auf,
weiter auf die Straße zu gehen. Ursprüng-
lich war als Ziel für die Samstagsdemo das
Liaison Office in der Nähe des Hafens ge-
plant gewesen, die Vertretung der Zentral-
regierung in Hongkong. Diese war am Frei-
tag komplett verrammelt. Wo mögliche
Versammlungen und Protestzüge entlang-
führen könnten, war am Freitag noch un-
klar. Die Hongkonger Polizei erklärte aber
in einer Pressekonferenz, zunächst fried-

lich auf mögliche Demonstrationen reagie-
ren zu wollen.
Sollte sich die Lage allerdings verschär-
fen, hätten die in Hongkong stationierten
chinesischen Soldaten „keinen Anlass, un-
tätig zuzuschauen“, drohte die staatliche
China Dailyam Freitag. Die Anwesenheit
des Militärs sei „nicht rein symbolisch“ zu
verstehen. Eine Eskalation am Samstag
könnte auch die für kommende Woche ge-
plante Chinareise von Bundeskanzlerin
Angela Merkel infrage stellen.
In den vergangenen Wochen waren im-
mer wieder mehrere Hunderttausend Men-
schen den Aufrufen zu den Protestmär-
schen gefolgt. Auslöser der Massenprotes-
te vor zwei Monaten war ein umstrittenes
Auslieferungsgesetz mit China. Das hat
die Hongkonger Regierungschefin Carrie
Lam zwar auf Eis gelegt, den Demonstran-
ten geht das aber nicht weit genug. Sie wol-
len eine komplette Rücknahme des Geset-

zes, eine unabhängige Untersuchung der
Polizeigewalt, den Rücktritt von Carrie
Lam, ein Ende der politischen Verfolgung
von Aktivisten, die sich an den Protesten
beteiligt haben, sowie mehr demokrati-
sche Mitbestimmung in der Stadt.
Weiterhin gehen in der chinesischen
Sonderverwaltungszone jeden Tag Men-
schen auf die Straße. Am Mittwoch ver-
sammelten sich mehrere Zehntausend
Hongkonger friedlich im Protest gegen se-
xuelle Übergriffe von Polizisten gegen De-
monstrantinnen. Einige Stunden zuvor wa-
ren rund zweitausend Menschen gegen
die Gängelungen bei der Hongkonger Flug-
gesellschaft Cathay Pacific auf die Straße
gegangen, sie hatte Mitarbeiter aufgrund
von Veröffentlichungen in den sozialen
Medien zum Protest entlassen. Auch am
Donnerstag und Freitag kam es zu sponta-
nen und kleineren Versammlungen ver-
schiedener Gruppen.

Kritik gab es am Freitag vor allem an
den Verhaftungen der drei Abgeordneten
Jeremy Tam, Au Nok-hin und Cheng
Chung-tai und mehreren bekannten Akti-
visten. Darunter der ehemalige Studenten-
führer der Regenschirmbewegung Joshua
Wong. Dieser soll am frühen Freitagmor-
gen an einer Bahnstation in ein nicht ge-
kennzeichnetes Auto gezerrt und ins Poli-
zeiquartier gebracht worden sein. Wong
hatte erst im Sommer im Zusammenhang
mit den Protesten von damals für fünf Wo-
chen in Haft gesessen und sich erst später
der Protestbewegung angeschlossen. Vie-
le Aktivisten betonen, dass es bei diesen
Protesten keine Anführer gibt. Wong
nennt sich selbst auch nur einen Demons-
tranten unter vielen. Die Verhaftungen sei-
en der Versuch, in einer Bewegung, die be-
wusst keine Anführer bestimmt hat, Ein-
zelpersonen zum Sündenbock zu machen,

kritisierte er. Prominente Figuren einer
früheren Bewegung in den Fokus zu neh-
men, nannte Wong auf Twitter am Abend
„komplett verrückt“. Die Polizei teilte hin-
gegen mit, es gehe um seine Rolle bei
einem nicht genehmigten Protest im Juni
vor einer Polizeiwache. Der 22-Jährige
sollte eigentlich im kommenden Monat
ins Ausland reisen. Unter anderem nach
Deutschland, wo er sich mit Politikern ver-
schiedener Parteien treffen wollte. Auch
wenn Wong später wieder auf Kaution frei-
gelassen wurde, ist unklar, ob er die Reise
nun noch wird antreten können.
Neben Wong wurde seine Parteikolle-
gin Agnes Chow zunächst zuhause verhaf-
tet und später auf Kaution entlassen. Andy
Chan war bereits am Donnerstag verhaftet
worden. Er ist der Anführer der verbote-
nen National Party, die sich für die Unab-
hängigkeit der chinesischen Sonderver-
waltungszone einsetzt. Nach Polizeianga-
ben steht er im Verdacht, randaliert und
die Polizei angegriffen zu haben. Mehr als
900 Menschen wurden in den vergange-
nen Wochen bei Demonstrationen zumin-
dest verhaftet.
Die Nachrichtenagentur Reuters berich-
tete am Freitag außerdem, Peking soll Zu-
geständnisse der Hongkonger Regierungs-
chefin Carrie Lam an die Demonstranten
in der früheren britischen Kronkolonie ver-
hindert haben. Lam soll der Führung in Pe-
king einen entsprechenden Bericht vorge-
legt haben.  Seite 4

Tel Aviv– Israel hat sich zu einem unge-
wöhnlichen Schritt entschlossen: Die Ar-
mee veröffentlichte umfangreiches Mate-
rial. Es soll beweisen, dass die Schiitenmi-
liz Hisbollah mit Hilfe Irans Präzisionsra-
keten in Libanon herzustellen versucht.
Nach Angaben von Armeesprecher Jona-
than Conricus hätten Iran und Hisbollah
ihre Bemühungen in den vergangenen Mo-
naten vorangetrieben. Mit diesen Präzisi-
onsraketen könnten Ziele bis auf wenige
Meter Abweichung genau anvisiert wer-
den. Sie sind damit genauer als die bisher
verfügbaren Raketen der Hisbollah, deren
Bestand die israelische Armee auf rund
130 000 schätzt. Die Armee veröffentlich-
te außerdem die Namen von drei Mitglie-
dern der iranischen Revolutionsgarden
und eines Hisbollah-Kommandanten, die
für das Programm verantwortlich sein sol-
len.
Die israelische Armee begründete die-
se überraschende Informationsoffensive
damit, dass die libanesische Regierung
und die internationale Gemeinschaft auf-
gerüttelt werden sollten. Premierminister
Benjamin Netanjahu, der auch Verteidi-
gungsminister ist, richtete sich mit einer
Warnung an die arabischen Staaten: „Wir
werden nicht am Rande stehen und unse-
ren Gegnern erlauben, tödliche Waffen zu
erwerben, die gegen uns gerichtet werden
können. Diese Woche habe ich unseren
Gegnern schon gesagt, sie sollten mit ih-
ren Aktionen vorsichtig sein. Jetzt sage
ich ihnen: Passt auf!“ Die beiden letzten
Worte sprach er auf Arabisch aus.
Nach Einschätzung des israelischen Mi-
litäranalysten Roni Daniel ist dieses Pro-
gramm „ein potenzieller Casus belli“. Für
Assaf Orion vom Institut für nationale Si-
cherheitsstudien in Tel Aviv zeigt sich,
„dass Israel nicht einfach warten und zu-
schauen will, wie die Bedrohung wächst“.
In den vergangenen Tagen war Israels Ar-
mee von einem Schattenkrieg zu einer of-
fenen Konfrontation gewechselt und hat-
te Angriffe auf Iran und seine Verbünde-
ten in Syrien, in Libanon und im Irak
durchgeführt. Dass Israel neuerdings ein-
zelne Aktionen eingesteht, hat damit zu
tun, dass man sich auch von den USA im
Kampf gegen Iran alleingelassen fühlt. Ne-
tanjahu soll laut israelischen Medienbe-
richten „verzweifelt“ versucht haben, US-
Präsident Donald Trump telefonisch zu er-
reichen, um ihn von einem Treffen mit Re-
präsentanten Irans abzuhalten.
In den vergangenen Jahren hatte Israel
nach Angaben des früheren Generalstabs-
chefs Gadi Eisenkot Tausende iranische
Stellungen in Syrien angegriffen, ohne
dies einzugestehen. Nun hat Israels Ar-

mee das Netzwerk Irans in der gesamten
Region im Visier und weitet den Radius
aus.
Im Lichte der jüngsten Veröffentlichun-
gen dürften Meldungen stimmen, dass An-
fang der Woche Israel versucht haben soll,
mit Hilfe von Drohnen eine Anlage zur
Herstellung von Präzisionsraketen nahe
Beirut zu treffen. Zwei Drohnen waren ex-
plodiert, eine soll mit Sprengstoff geladen
gewesen sein. Libanons Armee eröffnete
das Feuer auf weitere Drohnen in ihrem
Luftraum. Libanons Präsident Michel
Aoun sah in dem Angriff eine „Kriegserklä-
rung“, Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah
schwor Rache.

Israels Armee nimmt diese Drohungen
ernst. Allen an der Grenze im Norden stati-
onierten Kampfsoldaten wurde unter-
sagt, an diesem Wochenende ihre Standor-
te zu verlassen. Israelische Armeefahrzeu-
ge sollen aus Furcht vor Angriffen von
Scharfschützen aus Libanon mit Attrap-
pen ausgestattet worden sein.
Der UN-Sicherheitsrat warnte in einer
Resolution in der Nacht zum Freitag vor
neuen Gewalteskalationen zwischen Isra-
el und Libanon. Verstöße gegen einen Waf-
fenstillstand könnten zu „einem neuen
Konflikt führen, den keine der Parteien
oder die Region sich leisten kann“. Das
Mandat der 10 500 Mitglieder starken UN-
Friedensmission im Süden Libanons bis
zum 31. August 2020 wurde einstimmig
verlängert.
Eskalieren könnte auch die Situation
im Gazastreifen. Dort sind Konflikte zwi-
schen der regierenden radikalislami-
schen Hamas und Salafisten ausgebro-
chen, die hinter dem tödlichen Anschlag
auf drei Polizisten am Mittwoch stecken
sollen. Nach Einschätzung von Sicher-
heitsexperten steigt der Druck auf die Ha-
mas, die Waffenruhe mit Israel aufzukün-
digen. alexandra föderl-schmid

Provokation nach Pekinger Art


Die Lage spitzt sich zu in Hongkong: Aktivisten des Protestes werden von der Polizei ins Auto gezerrt, andere
mit dem Messer attackiert. Und China droht, seine Soldaten würden im Zweifel nicht untätig bleiben

München –Nicht nur in Brasilien brennt
der Urwald, auch im Nachbarland Bolivi-
en haben gelegte Feuer gewaltige Mengen
Wald vernichtet. Sheyla Martínez, Koordi-
natorin eines Netzwerks von mehr als 40
regierungsunabhängigen Organisatio-
nen, schätzt, dass etwa eine Million Hekt-
ar Trockenwald abgebrannt sind. Sie sitzt
im Ascheregen von Santa Cruz de la Sier-
ra, einer Großstadt mit internationalem
Flughafen, wo mehrmals täglich das
LöschflugzeugSupertanquegefüllt wird,
eine umgebaute Boeing 747, die Bolivien
in den USA gechartert hat. Viel ausrichten
kann der Jumbo nicht. Die Brände, so sagt
Martínez, würden wohl erst aufhören,
wenn der ganze Wald weg sei.

Der Trockenwald des bolivianischen
Chaco und der Chiquitanía ist extrem an-
fällig für Feuer. „Die Bodenverhältnisse
sind einzigartig auf der Welt, viele Baum-
und Tierarten gibt es nur hier. Das alles
wiederherzustellen, wird 200 Jahre dau-
ern“, sagt Juvenal Bonilla, Präsident der
Agraringenieure von Santa Cruz, dem Ra-
diosender Fides. Die wenigen Feuerwehr-
leute in der entlegenen Gegend zwischen
Santa Cruz und brasilianischer Grenze
sind völlig überfordert, da bringt es auch
nichts, dass Präsident Evo Morales inzwi-
schen höchstpersönlich beim Löschen
hilft und sich ablichten lässt, wie er im wei-
ßen Hemd und mit Gasmaske auf die
Flammen eindrischt.
Die Regierung versuche, ihr Image auf-
zupolieren, sagt Sheyla Martínez. Sie und
viele Umweltschützer sind der Meinung,
die Regierung habe die Brände mitver-
schuldet. Ähnlich wie in Brasilien wurde
Brandrodung gefördert. Es gibt dort das
inzwischen berüchtigte Gesetz 741 und
das Dekret 3973, die „kontrolliertes Ab-
brennen“ von 50 Hektar Fläche autorisie-
ren. Die Regierung wollte damit Kleinbau-
ern helfen, Weideland zu schaffen.
Schließlich haben die Chinesen enormen
Hunger auf bolivianisches Rindfleisch,
neue Lieferabkommen mit Peking ver-
sprechen Einkommensquellen für die
Menschen im ärmsten Land Südameri-
kas, das auf Agrarexporte angewiesen ist.
Nun aber sind stattdessen viele Ein-
kommensquellen vernichtet, denn es
brennen nicht nur Wald und Wildtiere,
sondern auch vieles, was Indigene undco-
lonos, Kleinfarmer, angebaut haben. Die
Forstverwaltung Boliviens hat die Regie-

rung aufgefordert, die schädlichen Dekre-
te sofort zurückzunehmen.
Die NGO Cambio Climático y Justicia
ist durchs Land gereist und hat Menschen
interviewt, die auf der Facebookseite der
Organisation berichten, wie die Flammen
ihre Hütten, ihre Ernte, ihren Lebens-
raum vernichten. Viele klagen über Untä-
tigkeit der Regierung. Sheyla Martínez wi-
derspricht sarkastisch. „Doch, die Regie-
rung hat schon etwas getan, sie hat ges-
tern die ersten Tonnen Rindfleisch an Chi-
na übergeben“, sagt sie. Evo Morales hat
den Wahlkampf unterbrochen, er kandi-
diert für eine vierte Amtszeit, was nur
nach krasser Beugung der Verfassung
möglich war. Die Brände kommen ihm
gar nicht recht, denn die Kritik indigener
Gruppen an der rabiaten Entwicklungspo-
litik wächst. Morales verliert die Verbün-
deten, die ihn groß gemacht haben.
Inzwischen gefährden die Brände auch
den Fremdenverkehr, der immer wichti-
ger wurde für Bolivien. Martínez zeigt Bil-
der von dem Felsen Muela del Diablo, ei-
ner Touristenattraktion, deren Umge-
bung restlos abgebrannt ist. In der Chiqui-
tanía sind die weltberühmten hölzernen
Missionsstationen der Jesuiten, die soge-
nannten Reduktionen, nun umgeben von
einer grau-schwarzen Wüstenei.
Immerhin hat Bolivien ein Netz gut
funktionierender regierungsunabhängi-
ger Organisationen, die das Ihre tun, die
schlimmsten Folgen zu lindern. Überall

würden Spenden gesammelt, berichtet
Steffen Heinzelmann von Brot für die
Welt, der in der Stadt Cochabamba arbei-
tet. Dort sei es normal, dass es Monate
lang nicht regne. Aber dieses Jahr sei es be-
sonders extrem. Mindestens 38 000 Feu-
er wüteten nach Angaben des Direktors
der nationalen Wald- und Landbehörde,
Cliver Rocha, in Bolivien.
Doch was tun, um solche Katastrophen
künftig zu verhindern? Brasiliens Staats-
chef Jair Bolsonaro will sich mit den ande-
ren Ländern, zu denen Amazonien ge-
hört, am 6. September in der kolumbiani-
schen Stadt Leticia treffen, um eine Um-
welt- und Entwicklungsstrategie zu erar-
beiten. Dabei dürfte es auch darum ge-
hen, Einmischung von außen abzuweh-
ren. So sagte der Präsidentensohn und Ab-
geordnete Eduardo Bolsonaro über Zu-
schüsse für den Waldschutz aus Europa:
„Werden wir den Amazonasfonds anneh-
men und uns dafür prostituieren? Hier ist
Brasilien, hier haben wir das Sagen.“
Bundesentwicklungsminister Gerd
Müller mahnte in der Auseinanderset-
zung zur Mäßigung. „Druck erzeugt nur
Gegendruck“, sagte er derZeit.Müllerplä-
dierte dafür, an dem Freihandelsabkom-
men der EU mit dem südamerikanischen
Staatenbund Mercosur festzuhalten. Al-
lerdings sollten Importeure beispielswei-
se von Soja nachweisen müssen, dass für
den Anbau keine Waldflächen gerodet
würden.sebastian schoepp Seite 4

Beirut/Moskau– Türkische Sicherheits-
kräfte haben Aktivisten zufolge an ei-
nem Grenzübergang zu Syrien in Rich-
tung von Demonstranten geschossen
und Tränengas eingesetzt. Laut ihren
Angaben protestierten Hunderte Syrer
gegen Angriffe der syrischen Regierung
auf das letzte große Rebellengebiet im
Nordwesten. Dort verstärkte die Armee


mit russischer Hilfe kürzlich ihre Offen-
sive auf Idlib (FOTO: AFP). Dabei soll von
Samstagmorgen an eine Waffenruhe
gelten, wie das russische Verteidigungs-
ministerium am Freitag mitteilte. Sie sei
einseitig vom syrischen Militär ausgeru-
fen worden. Russland dränge die Rebel-
len, sich an die Feuerpause zu halten, so
die Agentur Interfax.dpa, reuters


Madrid/Rom– In der spanischen Exkla-
ve Ceuta haben am Freitag mehr als 150
Migranten den Grenzzaun von der ma-
rokkanischen Seite gestürmt. „Etwa 250
Migranten versuchten, den Zaun zu
überwinden, rund 155 haben es ge-
schafft“, sagte ein Regierungssprecher
in Ceuta. „So gewalttätig war das in der
Vergangenheit nicht.“ Mindestens sechs
Polizisten seien leicht verletzt worden,
ebenso einige der Migranten. Die spani-
schen Exklaven Ceuta und Melilla an
Marokkos Nordküste sind Anziehungs-
punkte für Afrikaner, die nach Europa
wollen. Die Gebiete sind von einem
sechs Meter hohen Zaun mit Stachel-
draht umgeben. Zuletzt drangen im
August 2018 knapp 120 Migranten, auf
spanischen Boden vor. Ein spanisches
Kriegsschiff setzte unterdessen 15 aus
dem Mittelmeer gerettete Flüchtlinge in
der Hafenstadt San Roque ab. Sie stam-
men vom RettungsschiffOpen Arms, das
in Italien nicht landen durfte. Insgesamt
hatten die Helfer mehr als 100 Menschen
aus dem Meer geholt, die auf fünf EU-
Länder verteilt wurden. In der Nacht zu
Freitag wurden 64 Migranten des italie-
nischen RettungsschiffsMare Joniovon
italienischen Helfern nach Lampedusa
gebracht. Frauen, Kranken und unbeglei-
teten Minderjährigen habe das Innenmi-
nisterium den Landgang gestattet, teilte
die Hilfsorganisation Mediterranea mit,
der das Schiff gehört. Nun sind noch 34
Migranten an Bord. reuters, kna


Hassan Nasrallah, Anführer der
Schiitenmiliz Hisbollah. FOTO: AFP

Unser Ruf nach Demokratie
wird nicht enden,
solange Xi Jinping,
Chef der KP Chinas,
weiterhin derartigen
Einfluss auf unsere Regierung
nehmen darf.“

Joshua Wong im „jetzt“-Interview

Konkrete Bedrohung


Israel enthülltRaketenpläne der Hisbollah-Miliz in Libanon


Bolivien in Flammen


Von der Regierung geförderte Feuerrodung vernichtet den einzigartigen Trockenwald


Bogotá –In Kolumbien bahnt sich eine
Konfrontation zwischen der Regierung
und einem Teil der aufgelösten Rebellen-
gruppe Farc an. Ein Tribunal ordnete die
Festnahme von vier Ex-Anführern der
Organisation an. Diese hatten angekün-
digt, drei Jahre nach dem Friedenspakt
mit der Regierung wieder zu den Waffen
zu greifen. Der konservative Präsident
Iván Duque sagte ihnen den Kampf an
und warf der venezolanischen Führung
vor, den Rebellen Unterschlupf zu ge-
währen. Die linke Guerillaorganisation
Farc hatte 2016 mit Duques Vorgänger
Juan Manuel Santos ein Abkommen
geschlossen, das einen Schlussstrich
unter den Kampf ziehen sollte. Nun
wirft der damalige Verhandlungsführer
der Farc, Iván Márquez, der Regierung
vor, das Abkommen zu brechen. dpa


Seoul– Nordkorea hat seine sozialisti-
sche Verfassung geändert, um Kim Jong-
uns herausragende Stellung als Staats-
führer zu festigen. Die Regelungen seien
der Obersten Volksversammlung, dem
machtlosen Parlament, zur Billigung
vorgelegt worden, meldeten Staatsmedi-
en am späten Donnerstagabend. Die
Änderungen betreffen Kims diktatori-
sche Machtfülle als Vorsitzender der
Kommission für Staatsangelegenheiten,
des höchsten Entscheidungsgremiums.
Medien in Südkorea sehen dahinter die
Absicht, Kims Autorität auf eine breitere
legale Basis zu stellen.dpa


Genf/Kampala– Die Zahl der Ebola-Er-
krankungen in der Demokratischen
Republik Kongo hat laut der Weltgesund-
heitsorganisation (WHO) die Marke von
3000 erreicht. Auch im Nachbarland
Uganda wurde am Freitag ein neuer Fall
des tödlichen Fiebers bestätigt. Ein aus
dem Kongo eingereistes neunjähriges
Mädchen werde auf der Intensivstation
in der Grenzstadt Bwera behandelt,
twitterte Ugandas Gesundheitsministe-
rin Jane Ruth Aceng. Mutter und Toch-
ter würden am Freitag in den Kongo
zurückgebracht. Vor zwei Monaten wa-
ren zwei an Ebola erkrankte Kongolesen
nach dem Grenzübertritt in Uganda
behandelt und später zurückgebracht
worden. WHO-Generaldirektor Tedros
Adhanom Ghebreyesus versprach, die
WHO werde weiter entschlossen gegen
den zweitgrößten Ebola-Ausbruch in der
Geschichte kämpfen. Seit August 2018
starben demnach rund 2000 Menschen
im Ostkongo an Ebola. Geimpft wurden
mehr als 200 000 Menschen.epd


Die Touristenattraktion ist
nun umgebenvon einer
grau-schwarzen Wüstenei

Die Hongkonger Aktivisten Joshua Wong und Agnes Chow, wie sie nach ihrer Verhaftung am Freitag einem Polizeiwagen entsteigen. FOTO:TYRONE SIU/REUTERS

DEFGH Nr. 201, Samstag/Sonntag, 31. August/1. September 2019 HF3 POLITIK 9


Auch im Pantanal-Schutzgebiet an der Grenze Boliviens zu Brasilien wüten Brän-
de. Naturschützer machen die Regierung verantwortlich. FOTO: PABLO COZZAGLIO/AFP

Waffenruhe in Syrien


Frieden in Gefahr


Noch mehr Macht für Kim


Grenzzaun gestürmt


3000 Ebola-Fälle im Kongo


AUSLAND

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