Bild - 31.08.2019

(vip2019) #1

SPORTSPORT



  1. August 201931. August 201931. August 2019


SEITE 9


Mega-Gehälter ein Problem für die Bayern?


Robert Lewandowski hat sei-
nen Vertrag beim FC Bayern bis
2023 verlängert. Für den Klub
und die gesamte Bundesliga ist
dies eine tolle Nachricht!
Lewandowski selbst betont im-
mer wieder, dass die Transfer-
Politik der Bayern (vor allem die
Ausleihe von Super-Star Coutinho)
jetzt genau die Perspektive bie-
ten würde, die ihm diesen Schritt
leicht gemacht hätte. Das Ziel sei
natürlich der Gewinn der Cham-
pions League.
Vorbei also die Zeiten, als der
Pole unzufrieden wirkte und öf-
fentlich mit einem Wechsel zu
Real Madrid liebäugelte (oder

besser: drohte).
Trotzdem sollten
diejenigen, die ihn
jetzt schon als In-
karnation der Mia-
san-mia-Philosophie
feiern, bedenken: Ro-
bert Lewandowski ist
sehr wohl dafür be-
kannt, auch seine perkannt, auch seine perkannt, auch seine per--
sönlichen Interessen
knallhart durchzudrü-
cken. Und wie immer
im hochklassigen Pro-
fi-Fußball geht es an diesem Punkt
in erster Linie ums Geld.
Coutinho kam mit einem un-
widersprochenen Gehalt von

rund 13 Millionen Eu-
ro netto nach Mün-
chen. Netto bedeutet,
dass der Arbeitgeber
in Deutschland dann
wahrscheinlich mehr
als 20 Millionen brut-
to zahlen muss. Bran-
chen-Kenner gehen
davon aus, dass auch
das Gehalt von Le-
wandowski nach der
Vertragsverlängerung
deshalb jetzt die
20-Millionen-Schallmauer durch-
brechen oder zumindest ankrat-
zen könnte.
Solche Summen sind in der

Bundesliga noch nie bezahlt
worden. Können die Mega-Ge-
hälter also ein Problem für den
Mannschafts-Frieden in Mün-
chen werden?
Zu anderen Zeiten sicher! Vor
allem dann, wenn es bei den Su-
per-Stars mal nicht laufen sollte.
Aber wer soll bei Bayern im Mo-
ment aufmupfen?
Hummels ist weg. Andere Welt-
meister wie Boateng und Müller
sind durch den Rauswurf aus der
Nationalelf geschwächt und auch
nicht in Top-Form. Wie sich 80-Mil-
lionen-Einkauf Hernández einfü-
gen wird, weiß man noch nicht.
Kimmich oder Alaba? Eher auch

nicht. Der einzige, der nachdenknicht. Der einzige, der nachdenknicht. Der einzige, der nachdenk--
lich sein dürfte, ist sicher Manu-
el Neuer, der Kapitän.
Und Lewandowski ist sehr
viel Geld ganz sicher wert. 292
Bundesligaspiele – 207 Tore!
80 Champions-League-Spiele –
53 Tore. Das erinnert sogar fast
schon an die legendäre Torma-
schine Gerd Müller.
Im völligen Irrsinn der 100-Mil-
lionen-plus-Ablösesummen
wirkt Lewandowski im inter-
nationalen Fußball inzwischen
wie ein Baum, der alle Stürme
übersteht. Als Weltstar hat er in
seiner gesamten Karriere gera-
de mal etwas mehr als lächerli-

che fünf Millionen Euro an Trans-
fersummen bewegt. 395000 bei
zwei Wechseln in Polen, 4,
Millionen, als er von Posen zum
BVB ging. Nach München kam
er 2014 ablösefrei.
Coutinho übrigens hat bei sei-
nem Wechsel von Liverpool nach
Barcelona 145 Millionen Euro ge-
kostet und hat sich nicht durch-
gesetzt. Wie auch Neymar (
Millionen) in Paris. Oder Dembé-
lé (125 Millionen) in Barcelona.
Die Beweispflicht, ob die MeDie Beweispflicht, ob die Me-
ga-Gehälter gerechtfertigt sind ga-Gehälter gerechtfertigt sind
oder nicht, liegt in München desoder nicht, liegt in München des-
halb eindeutig eher bei Coutinhalb eindeutig eher bei Coutin-
ho als bei Robert Lewandowski!

NACHGEHAKTVON ALFRED
DRAXLER

HappyHappy


Hoeneß!Hoeneß!


Happy


Hoeneß!


HappyHappy


Hoeneß!


Happy


Entspannter Abgang des Bayern-Präsidenten



  • nur einmal blitzte Abteilung Attacke auf


Von MORITZ LEIHKAMM und
PHILIPP KESSLER

Ein Mann ruht in sich selbst.
Ganz anders als am 19. Ok-
tober 2018 bei der legendären tober 2018 bei der legendären
Rundumschlag-Pressekonferenz Rundumschlag-Pressekonferenz
wirkte Uli Hoeneß (67) gestern wirkte Uli Hoeneß (67) gestern
bei seinem
Abschieds-
Auftritt ent-
spannt, spannt,
milde, gemilde, ge-
lassen.
40 Jahre
und 198 Ta-
ge nach sei-
nem Amtsantritt als Manager (1.
Mai 1979) verlässt „Mister FC Bay-
ern“ am 15. November offensicht-
lich als glücklicher Mensch die
Bühne.
Happy Hoeneß!Happy Hoeneß!
Hoeneß: „Es gibt so viele Poli-
tiker oder Wirtschaftsführer,
die ganz groß waren und
dann abgeschlach-
tet wurden. Ich woll-
te durchs offene Tor
gehen, durchs gro-
ße Tor gehen, das
selbst entscheiden.“
Als er um 12.32 Uhr
das Wort ergreift, wirkt das Wort ergreift, wirkt
er noch angespannt. er noch angespannt.
Aber mit jedem Satz Aber mit jedem Satz
fällt Ballast ab.
Hoeneß plaudert sogar über
seine Nächte: „Ich schlafe sel-
ten 7 oder 8 Stunden durch. Son-
dern eher 3, 4 und dann wieder


  1. Wobei ich interessanterweise
    seit einigen Wochen 7 Stunden
    am Stück schlafe, bis ich auf die
    Toilette muss...“


bDIE ROLLE DER FAMILIE!
Hoeneß: „Meine Familie, spe-
ziell meine Frau, hat natürlich
schon relativ lange mich immer
wieder beim Frühstück daran erwieder beim Frühstück daran erwieder beim Frühstück daran er--
innert, dass sie auch mal mehr
Rechte haben wollte und Zeit mit
mir verbringen wollte. Meine Frau
konnte es
bis gestern
nicht glau-
ben. Sie
dachte, er
wird schon
einen Weg
finden...“
Ver-
ständlich! Wie Susi Hoeneß (seit
46 Jahren verheiratet) ging es
vielen anderen auch. BVB-Boss
Hans-Joachim Watzke sagte vor
vier Tagen bei Sky noch, er glau-
be noch nicht ganz an Hoeneß‘
Rückzug.
Tatsache ist: Er tritt als
Präsident und Aufsichts-
rats-Chef zurück, bleibt
aber „einfaches“ Mit-
glied im Aufsichtsrat.
b DAS VERHÄLT

glied im Aufsichtsrat.
DAS VERHÄLT

glied im Aufsichtsrat.


  • NIS ZU KARL-HEINZ
    RUMMENIGGE(63)!
    Bayern-Aufsichts-
    rat Edmund Stoiber
    (77) sprach zuletzt
    von „Zwistigkeiten“
    mit Rummenigge.
    Hoeneß: „Er hat sich wohl bezogen
    auf eine Diskussion im Aufsichts-
    rat, in der wir Ende des letzten
    Jahres in der Trainerfrage unterJahres in der Trainerfrage unterJahres in der Trainerfrage unter--
    schiedliche Auffassungen vertre-
    ten haben. Aber Sie glauben doch
    nicht, dass ich wegen einem Streit
    ein solches Amt aufgebe.“


Was er meint: Eine Sit-
zung im Dezember, als
Trainer Niko Kovac (47)
wackelte und Hoeneß
wohl seine Entlassung
verhinderte.
bSEIN WUNSCH-
NACHFOLGER HER-
BERT HAINER (65)!
Der Ex-Adidas-Chef
wird den Mitgliedern am


  1. November vorgeschlagen.
    Hoeneß: „Ich halte Herbert Hai-
    ner für einen, der für diese Po-
    sition absolut perfekt geschaf-
    fen ist. Einer, der Adidas führen
    kann, der kann auch den FC Bay-
    ern führen.“ Da Hainer auch als
    DFB-Präsident im Gespräch war,
    wollte Hoeneß schneller sein.
    Das ist gelungen.
    bDER ZUKÜNFTIGE VOR


Das ist gelungen.
DER ZUKÜNFTIGE VOR

Das ist gelungen.


  • STANDS-BOSS OLIVER KAHN
    (50)!
    Der Ex-Kapitän steigt ab 1. Ja-
    nuar als Vorstand ein, hat einen
    Fünfjahresvertrag unterschrieben.
    Ende 2021 soll er Rummenigge
    als Vorstandsvorsitzenden ablö-
    sen. Hoeneß:
    „Wir brau-
    chen in der
    Führungspo-
    sition jeman-
    den, der
    selbst Fuß-
    ballspieler
    war. Aber
    einer ohne
    Hirn würde dir auch nichts nut-
    zen.“
    Überraschend: Seine inzwi-
    schen starken Auftritte als ZDF-
    Experte haben die Entscheidung
    beeinflusst.


bDIE
ZUKUNFT
VON HA-
SAN SALIHA-
MIDZIC (42)!
Der Sportdirektor hat immer
betont, dass er nicht unter ei-
nem anderen Sportvorstand
arbeiten würde.
Hoeneß: „Im Verein wird er
sehr positiv gesehen. Sein Versehr positiv gesehen. Sein Versehr positiv gesehen. Sein Ver--
trag läuft am 30. Juni aus. Bis
zur Hauptversammlung wird es
auch noch eine Aufsichtsratssit-
zung geben. Da wird darüber
gesprochen, ob er zum Sport-
vorstand wird oder nicht.“
Auffällig: Schon bei der Auf-
sichtsratssitzung am Donners-
tag war Salihamidzic dabei.
Hoeneß weiter: „Er hat einen
schweren Stand. Das ist ein-
fach un-
gerecht.
Er ist lei-
der einer, der einer,
der im
Internet
viel unterviel unterviel unter--
wegs ist.wegs ist.
Wenn er
es weniger wäre – wie ich –,
wäre er weniger unruhig.“
b SEINE ABRECHNUNG MIT
DEM INTERNET!
Hoeneß: „Die Öffentlichkeits-
arbeit ist zunehmend ein rie-

siges Problem geworden, vor
allem das Internet, wo irgend-
welche Leute, die keine Ahnung
haben, ihren Senf loswerden
können, und du kannst nichts
dagegen machen, vor allem
ich nicht,
weil ich
noch nie
in mei-
nem Le-
ben ins
Internet
geschaut
habe.“
Hoeneß
meidet das Internet tatsächlich, meidet das Internet tatsächlich,
hatte nach BILD-Informationen
nie einen Computer. Mails an nie einen Computer. Mails an
seine elektronische Bayseine elektronische Bay-
ern-Adresse landen
automatisch bei sei-
ner Sekretärin. The-
men aus dem Netz,
über die Hoeneß
informiert sein will,
druckt sie ihm aus.
b LEROY SANÉ (23)
UND DIE BAYERN!
Der Transfer des
ManCity-Stars war
fast klar, scheiter-
te nur durch eine
Verletzung (Kreuz-
bandanriss).
Als Hoeneß über die nötigen
Kompetenzen des Vorstands-

vorsitzenden sprach, erwähn-
te er plötzlich Sané: „Wenn du
mit einem Franck Ribéry, Jos-
hua Kimmich, Robert Lewan-
dowski oder Leroy Sané disku-
tierst – dann ist es gut, wenn
die dir ab-
nehmen,
wie du ei-
nen Ball
stoppst.“
Hoeneß
bestätig-
te, dass er
mit Sané
gespro-
chen hat, um ihn von einem
Wechsel zu überzeugen.
Happy Hoeneß.
Nur einmal raunzt er
einen Reporter an,
weil der fragt, ob
die Kahn-Persona-
lie ein Alleingang
von ihm sei: „Sie
implizieren mit Ih-
rer Frage, dass
unser Aufsichtsrat
nichts zu sagen hat.
Machen Sie sich
nicht lächerlich!“
Da blitzte die „Ab-
teilung Attacke“
noch mal durch...
Schlusswort
Hoeneß:„Von mir wird schon
noch etwas zu hören sein.“

„Meine Frau konnte


es bis gestern


nicht glauben“
„Wir brauchen in der

Führung jemanden,


der selbst gespielt hat“


Überraschung nach der
Pressekonferenz: Karl-
Heinz Rummenigge (63)
überreicht Uli Hoeneß (67)
ein Geschenk für 45 ge-
meinsame Jahre beim FC
Bayern. Eine Foto-Colla-
ge plus Trikot mit der Rü-
ckennummer 11. Das trug
Rummenigge 1979, im
ersten Manager-Jahr von
Hoeneß.

Kalle schenkte


Uli sein Trikot


Fotos: BERND FEIL/M.I.S., CHRISTIAN KOLBERT/KOLBERT-PRESS, ALEXANDRA BEIER/GETTY IMAGES, MATTHIAS HANGST/BONGARTS, MARTIN RICKETT/DPA

Allianz Arena, 12.32 Uhr:
Uli Hoeneß auf seiner
Darum-kandidiere-ich-nicht-
mehr-Pressekonferenz,
die 40 Minuten dauert.
„Mr. FC Bayern“ wirkt
gelöst und zufrieden.
Von 2009 bis 2014 und
von 2016 bis 2019 war er
Präsident. Jetzt zieht er
sich zurück, bleibt
nur einfaches Mitglied
im Aufsichtsrat

Seit 1973 ist Hoeneß
mit seiner Susi verheiratet.
Sie haben zwei Kinder
(Florian und Sabine)

Bald-Boss Oliver Kahn
bestritt zwischen 1994 und
2008 632 Pflichtspiele
für die Bayern

Auch sein Name fiel in der
Pressekonferenz: Leroy Sané

„Ich habe noch nie


in meinem Leben ins


Internet geschaut“


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