Der Spiegel - 24.08.2019

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Thriller


Keiner traut keinem


 Allzeit bedrohliche Atmosphäre ist
alles, und Action findet nur im Ausnahme-
fall statt in dem Spionagethriller »Die
Agentin«, der die Schauspielerin Diane
Kruger in der Charakterrolle einer
Geheimdienstlerin mit rätselhaften Idea-
len zeigt. Der Regisseur Yuval Adler
schildert nach der Romanvorlage eines
ehemaligen israelischen Chefspions
das komplizierte Geschäft einer jungen
Agentin. Rachel (Kruger) lässt sich


für den Mossad rekrutieren und wird
nach vielen Prüfungen nach Teheran
geschickt, sie liefert einen geliebten
Verdächtigen ans Messer und zweifelt

mehr und mehr am Sinn ihrer Arbeit.
Der Brite Martin Freeman verkörpert mit
wunderbar zerknittertem Gesicht
den Führungsoffizier und Vertrauten
einer Frau, die von Kruger ohne
allen James-Bond-Glamour als zuneh-
mend erschöpfte Kriegerin gespielt
wird.
Den Job der Geheimdienste führt
dieser Film als absurden Zirkus vor, in
dem prinzipiell niemand niemandem
vertraut – wodurch nicht nur die Heldin
in tödliche Gefahr gerät, sondern auch
ihr väterlicher Freund. HÖB

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Kultur


Animation

Toy Story aus Zirndorf


Nimm das, Lego! »Playmobil: Der Film« greift mit Schwert und rosa Schulranzen an.

 Es ist der Traum jedes Kindes: größer zu sein, bestim -
men zu dürfen. Besonders einfach lassen sich solche Macht -
fantasien umsetzen mit den kleinen Figuren von Lego (4 Zen-
timeter) oder Playmobil (7,5 Zentimeter). Seit Jahrzehnten
konkurrieren die beiden Spielzeughersteller um die Gunst
der Kleinen und die Spendierfreude der Großen. Die Strate-
gen von Lego waren dabei oft raffinierter und wagemutiger
als die Traditionalisten von Playmobil aus Zirndorf bei
Nürnberg, auch durch ihre Zusammenarbeit mit Hollywood.
Höhepunkt des Marketings war der Kinofilm »The Lego
Movie« (2014), der Spielzeugwerbung mit Selbstironie
verband.

Jetzt zieht Playmobil nach. Für das Animationsspektakel
»Playmobil: Der Film« wurde ein ehe maliger Disney-Mann
als Regisseur verpflichtet, bekannte Schauspieler wie Matthi-
as Schweighöfer und Christian Ulmen leihen den Männchen
ihre Stimmen (Kinostart: 29. August). Im Film werden zwei
Waisenkinder, Bruder und Schwester, in Playmobil-Figuren
verwandelt und in eine Playmobil-Welt versetzt, bevölkert
von vielen Gestalten aus dem Produktkatalog – Wikingern,
Rittern und einem Agenten im weißen Porsche. Die Inszenie-
rung ist rasant, die Gags dagegen sind eher lahm, aber poli-
tisch korrekt: Die Heldin trägt zwar in einer Szene einen rosa
Schulranzen – zum Ausgleich aber auch ein Schwert. MWO

»Auschwitz ist auch nicht gerade von einer NGO befreit worden.« ‣S. 110

DER SPIEGEL Nr. 35 / 24. 8. 2019

CONCORDE FILMVERLEIH
Szene aus »Playmobil: Der Film«

WELTKINO
Freeman, Kruger
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