Neue Zürcher Zeitung - 22.08.2019

(Greg DeLong) #1

18 ZÜRICH UNDREGION Samsta g, 24. August 2019


Elektro-Revolution auf dem Wasser


Ein Westschweizer Verein bietet am Zürcher Seefeldquai Testfahrten für emissionsf reie Schiffe an


ALOIS FEUSI


Im Strassenverkehr ist der Elektro-An-
trieb inzwischenrecht gut etabliert.Auf
den Schweizer Gewässern jedoch findet
man – anders etwa als in Österreich und
Deutschland – noch kaum elektrisch an-
getriebeneFreizeitboote. Dabei ist die
Technologie inzwischen so weit ausge-
reift, dass die Energiewende auch hier in
Angriff genommen werden kann.
Diese Botschaft will die imFrühling
diesesJahres in Genf gegründeteSwiss
Association for Zero Emission Boats
unter die Leute bringen. Deshalb lädt
derVerein, dem rund 50 ehrenamtlich
tätige Mitglieder ausWissenschaft,Tech-
nik, Industrie, Verkehrswesen und priva-
ter Schifffahrt angehören, dieseWoche
Interessierte zu Probefahrten auf elek-
trischen Schiffen ein.
Am Mittwoch und Donnerstag gon-
delten und flitzten Elektro-Boote mit
neugierigenWassersportfreunden über
das Genfer Seebecken; amFreitag und
Samstag ist dasZürcher Publikum an der
Reihe. Drei Schiffe von Herstellern aus
dreiLändern wurden amFreitagbei der
BootsvermietungRytz + Kreuzer gewas-
sert: zwei Prototypen aus Istres bei Mar-
seille und aus Monaco sowie ein serien-
reifes Modell aus der Slowakei.


Spassmobilund mehr


Das zweiplätzige slowakische Spassfahr-
zeug ist ein vollelektrischer Hybrid, der
einerseits an einenJetski und anderer-
seits an einTr agflügelboot erinnert und
mit beachtlichemTempo fastlautlos
über dasWasser sirrt.Rund 35 000 Fran-
ken kostet der Flitzer, den nachAussa-
gen desKonstrukteurs auch ungeübte
Fahrer innerhalb weniger Minuten in
den Griff kriegen sollen.
Seit 2012 hätten er und sein 25-köpfi-
gesTeam an dem Quadrofoil gearbeitet,
berichtet der Chef des kleinen Unter-
nehmens aus Slovenska Bistrica. Inzwi-
schen habe seineFirma 20 Stück ausge-
liefert, 135 seien verbindlich bestellt und
anbezahlt, und einige tausend weitere
potenzielleKunden hättenbereits ihr In-
teresse angemeldet. «Die Leute stehen
drauf», stellt der Mann zufrieden fest.
Wer das schmucke weisseWasser-
fahrzeug mit beachtlicher Höchst-
geschwindigkeit von 21 Knoten oder
knapp 40 km/h und praktisch ohne Bug-
und Heckwelle über den See sausen
sieht, kann die Begeisterung sehr wohl
nachvollziehen. Der Quadrofoil gebe
fastkeine Energie insWasser ab, erklärt
der slowakische Unternehmer.
Nachdem man dieTücken derKon-
struktion derTr agflügel mit dem zwei-
plätzigen Modell in jahrelangerTest-
arbeit gemeistert habe, entwickle man


nun ein vierplätziges Modell mit ge-
schlossener Kabine, fährt derMann fort.
Dieseskönne dann auch fürTr ansporte
eingesetzt werden, dennmanwolle mehr
als bloss nur ein Spassmobil verkaufen.
Dieser Anspruch ist ganz im Sinne
von Sue Putallaz, GenferWirtschafts-
beraterin und ehemalige Politikerin
der Grünliberalen sowie Gründungs-
präsidentin desVereins Zero Emission
Boat. Sie betont, dass emissionsfreie,
elektrisch angetriebeneSchiffe auch in
Naturschutzgebieten eingesetzt werden
können, ohne dieTierwelt mit Motoren-
lärm zu erschrecken. Dies deckt sich mit
der Philosophie vonRaphaël Domjan,
dem Gründungspaten derVereinigung.
DerWestschweizer Elektroingenieur,
Pilot und Naturschützer und seine Crew
hatten von Oktober 2010 bis Mai 2012
mit dem solar angetriebenen 95-Ton-
nen-Katamaran MS«Tûranor Planet-
Solar» den Globus umrundetund da-
mit ein starkes Zeichen für die Nutzung
der Photovoltaik in derkommerziellen
Schifffahrt gesetzt.
Ausschliesslich mit Sonnenenergie
fahrendekommerzielle Schiffe gibt es
allerdings nach wie vor nur wenige. Ein
Pionierprojekt ist der Solar-Katama-
ran «MobiCat» mit Platz für150 Perso-
nen, der 20 01 imVorfeld der Expo 02

auf dem Bielersee in Betrieb genommen
wurde und den die dortige Schifffahrts-
gesellschaft nach wie vor betreibt.
Stark auf demVormarsch sind aller-
dings teilelektrische Schiffe. So fährt das
moderne MS«Diamant» auf demVier-
waldstättersee mit einem dieselelektri-
schen Antrieb; das heisst,Dieselgenera-
toren erzeugen den Strom für die elek-
trischen Schiffsmotoren. DiesesSystem
ist bei Hochseeschiffen im Einsatz.
Immer mehr Schiffe sind inzwischen
auch mit Hybridantrieben mit zusätz-
lichenBatterien an Bord unterwegs.
Diese können zugeschaltet werden,
wenn die Leistung kurzfristig erhöht
werden muss, und siekönnen überschüs-
sige Energie aus dem Dieselgenerator
aufnehmen.Bereits sind etliche Bin-
nenschiffe sowieFähren mit vollelektri-
schem Antrieb unterwegs.Weil sie kür-
zere Strecken fahren, brauchen sie weni-
ger leistungsstarke und damit weniger
schwereBatterien. Die erste elektrische
Autofähre im Liniendienst ging 20 15 in
Norwegen in Betrieb. Im Schiff und an
den beiden Häfen sindBatterien instal-
liert. Bei jedem Stopp werden die Akku-
mulatoren derFähre kurz aufgeladen.
Über Nacht bleiben sie am Strom.
Ebenfalls in Norwegen soll in der
ersten Hälfte deskommendenJahres

die«Yara Birkeland» in Betrieb gestellt
werden, ein gut 70 Meter langerFrach-
ter mit Kapazität für 120 Container. Ein
grosses Schiff ist das noch nicht, aber es
soll nach einer zweijährigenTestphase
das erste Schiff sein, das autonom zwi-
schen einerDüngerfabrik und zwei
Häfen pendeln wird.

Luxusaus Bio-Anbau


Auf diesem technischen Stand sind die
drei Boote auf dem Zürichsee nicht.Aber
man kann drei unterschiedliche Muster
testen. Neben dem Sportflitzer aus Slo-
wenien gibt es das knuffigeFreizeitboot
SunWave eines Herstellers, der auch
die Flugzeugindustrie mitFertigkompo-
nenten beliefert. Rund 80 000 Franken
kostet dieses südfranzösische Schiff.
Das schicke, nostalgisch gestylte
LuxusbootLanévaaus Monaco schliess-
lich bewegt sich preislich jenseits der
Möglichkeiten des durchschnittlichen
Freizeitkapitäns.An Bord findetsich
kein einziges Plastikteil. BeimBau wur-
den Materialien aus biologischem Anbau
eingesetzt, bevorzugt dabei Leinen und
Kork, und in seiner stärksten Motorisie-
rung bringt der elektrische Kraftprotz
satte 40 KnotenaufsWasser.Der Spass
kostet allerdings rund 40 0000 Franken.

DasvollelektrischeTragflügelboot Quadrofoil flitzt fast lautlos übersWasser. KARIN HOFER /NZZ

VERWALTUNGSGERICHT

Streit um Pavillon


von Le Corbusier


geht weiter


Heidi Weber un terliegt mit ihrer
Klage gege n die Stadt Zürich

JOHANNA WEDL

Es ist ein einzigartigesBaudenkmal,und
seit diesemFrühjahr ist es nach vielen
Jahrzehnten wieder öffentlich zugäng-
lich.Für fünf MillionenFranken hat die
Stadt Zürich denPavillon Le Corbu-
sier im Seefeld saniert. Bloss, ein Happy
End hat die Geschichte mit der Eröff-
nung noch nicht gefunden.
Nun ist HeidiWeber, Bauherrin des
Pavillons und Initiantin des Centre Le
Corbusier,mit einer Klage gegen die
Stadt Zürich vorVerwaltungsgericht
unterlegen.Das Gericht weist die Klage
ab,wie dem am Donnerstag publizier-
ten Entscheid zu entnehmen ist.Ver-
schiedene Schreiben, darunter mehrere
E-Mails und ein Brief, stelltenkeine ver-
traglicheVereinbarung dar, so begrün-
dete das Gericht seinen Entscheid.

Seniorin reisst Möbel heraus


Um den Beschluss zu verstehen, muss
man dieVorgeschichtekennen.Im Mai
1963 schlossenWeber und die Stadt
Zürich einenBaurechtsvertrag ab. Die
Stadt stellte dem Architekten Le Corbu-
sier einLandstück an besterLage an der
Höschgasse beim Zürichhorn zurVer-
fügung,Weber sorgte nach dem über-
raschendenTod Le Corbusiers für die
Fertigstellung desPavillons – auf eigene
Rechnung.So weit dieFakten.Zum end-
gültigen Bruch zwischen denParteien
kam es im Mai 2014. Damals lief der 50
Jahre gültigeBaurechtsvertrag aus.
Weber wollte, dass die Stadt denBau
für die künftige Nutzung in eine öffent-
lichrechtliche Stiftung überführt.Zudem
forderte sie,derPavillon müsse auch
nach ihr benannt werden, nicht nur nach
seinem geistigenVater. Weiter dürften
dort nurVeranstaltungen durchgeführt
werden, die einen Bezug hätten zu den
Werken vonLeCorbusier, verlangte
die damals fast 90Jahre alteDame. Die
Stadt Zürich wollte davon jedoch nichts
wissen. Sie übergab das Haus zum Be-
trieb ans Museum für Gestaltung und
nannte es schlichtweg «Pavillon Le Cor-
busier». Weber ihrerseits zügelte ab,was
nicht niet- und nagelfest war.

FolgenloseAbsichtserklärung


Mit ihrer Klage wollteWeber ihrenWil-
len durchsetzen. Eine Absichtserklä-
rung, diezwischen der Stadt undWeber
ausgetauscht worden war, sei aberkein
rechtlich bindenderVertrag, betonte das
Verwaltungsgericht. Obwohl Stadtpräsi-
dentin Corine Mauch in ihrem Brief ge-
wisse Handlungen inAussicht gestellt
habe, sei die Stadt zu nichts verpflich-
tet gewesen. «Im Übrigen darf als all-
gemein bekannt vorausgesetzt werden,
dass solcheFragen im schweizerischen
Politsystem nicht durch die Präsiden-
tin einer Exekutivbehörde entschieden
werdenkönnen», hielt das Gericht fest.
Auchkönne aus einer E-Mail-Korre-
spondenzkein verwaltungsrechtlicher
Vertrag geformt werden. Ein solcher
könne nur in schriftlicherForm abge-
schlossen werden, eine vorgängigeKor-
respondenz sei nicht ausreichend.Keine
Partei, auchWeber nicht, habe sich zu
bestimmten Handlungen verpflichtet.
Es gebe weder einen Anspruch auf die
Gründung einer Stiftung noch einen auf
die Namensnennung und auchkeine
Auflagen für die Gebäudenutzung,
schlussfolgerte das Gericht.
Das Verwaltungsgericht hatte sich
vor zweiJahren bereits mit demFall be-
fasst, sich damals allerdings für nicht zu-
ständig befunden.Weber zog den Ent-
scheid weiter vor Bundesgericht. Die-
ses wies dasVerwaltungsgericht an, die
Angelegenheit inhaltlich zu beurtei-
len, was nun geschehen ist.Weber kann
das Urteil vor Bundesgericht anfechten.
Eine zweite Klage ist in einem anderen
Verfahren noch hängig.

Urteil VK.2018.00 004; 24.7.19,nicht rechts-
kräftig.

PAROLENSPIEGEL


Kanton Zürich


Steuervorlage 17
DerKanton befindet am1. Septem-
ber darüber, wie er dieFirmensteuer-
reform umsetzt. Die Steuervorlage 17
umfasst eine leichte Gewinnsteuer-
senkung von 8 auf 7 Prozent, neue und
höhere Steuerabzüge für Unterneh-
men (fürForschungs- und Entwick-
lungskosten) sowieZahlungen des Kan-
tons an die Gemeinden, mit denen sie
ihre Steuerausfälle teilweise ausglei-
chenkönnen. Bürgerliche und Mit-
te-Politiker, Wirtschaftsverbände,Ge-
meinden und Städte sind für dieVor-
lage. Sie sicheredenWirtschaftsstand-
ort und halte Zürichkonkurrenzfähig.
Linke und Gewerkschaften bekämp-
fen dieVorlage.Es fehle ein sozialer
Ausgleich, zudemreize der Kanton die
neuen Abzugsmöglichkeiten zu sehr
aus. Die NZZ unterstützt dieVorlage.

Ja SVP, FDP, GLP, EVP, CVP, EDU, Handelskammer,
Gewerbeverband, Gemeindepräsidentenverband
Nein SP, GP, AL, Gewerkschaftsbund

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