Neue Zürcher Zeitung - 22.08.2019

(Greg DeLong) #1

26 PANORAMA Samstag, 24. August 2019


ZAHLENRÄTSEL NR. 195

SPIELREGELN «KRINGEL»:Die Ziffern 1
bis 7 sind so einzutragen, dass sie in jeder
Reihe einmal vorkommen. Zwischen zwei
Feldern gilt: Ausgefüllte r Kreis: Eine Zahl
ist das Doppelte der anderen. Leerer Kreis:
Eine Zahl ist um1 grösser alsdie andere.
Kein Kreis: Keine der beiden Eigensc haften
trifft zu.

Auflösung:
Zahlenräts el Nr. 194

Prinz Andrews delikate Fussmassage


Der Royal gerä t wegen seiner Kontakte zu Jeffrey Epstein in Erklärungsnot


ANDREAS ERNST

Neues Ungemach für das britische
Königshaus: Prinz Andrew soll im
Dezember 2010 im Haus des verstor-
benenFinanciersJeffrey Epstein von
einer jungenRussin eineFussmassage
erhalten haben und sich über die Prü-
derie der Nordeuropäer ausgelassen
haben. Epstein hatte sich am 10.Au-
gust in einer Zelle in NewYork das Le-
ben genommen. Ihm wurde vorgewor-
fen einen Prostitutionsring mit Minder-
jährigen für sich und seineFreunde be-
trieben zu haben. DerFall schlägt hohe
Wellen, weil Epstein guteKontaktezu
politischen und wirtschaftlichen Eliten
in den USA und darüber hinaus unter-
halten hatte.
Die neueste Enthüllung hat am Don-
nerstag der bekannte Publizist und
Internetforscher Evgeny Morozov in
der Zeitschrift«T he New Republic»
bekanntgemacht. Er hatte im Septem-
ber 2013 von seinem Literaturagenten
JohnBrockman folgende E-Mail erhal-
ten: «Als ich letztes Mal in Epsteins
Haus war (die grösste Privatresidenz in
NewYork City), traf ich ihn imTr ai-
ningsanzug zusammen mit einem Bri-
ten im Anzug und mit Hosenträgern. Sie
liessen sich eineFussmassage von zwei
gut gekleideten jungenRussinnen ge-
ben.» Der Brite namens Andy habe die
schwedische Anklagegegen denWiki-

pedia-GründerJulian Assange wegen
angeblicherVergewaltigungkommen-
tiert: Schweden sei eben nur zum Schein
liberal, ähnlich wie Nordengland. Der
eigentliche Unterschied bestehe zwi-
schen Nordeuropa und Südeuropa.In

Monaco zum Beispiel kümmere sich
niemand darum, was Prinz Albert an
seinenFeierabenden so treibe. «Wenn
ich das Gleiche mache, bekomme ich
grossen Ärger.»
Anfang Woche hatte sich Prinz
Andrew «entsetzt» gezeigt über die
Vorwürfe, die gegen Epstein imRaum
stehen.Aus dem Buckingham-Palast
hiess es,Andrew «bedaure dieAusbeu-
tung jedes Menschen, und derVorwurf,
erkönnte ein solchesVerhalten dulden,
daran teilnehmen oder dazu ermutigen,
sei abscheulich».
Auf einemVideo, das aus jenenTa-
gen im Dezember 2010 stammt, ist der

Prinz zu sehen, wie er an derTürevon
Epsteins Anwesen einerFrau zum Ab-
schied winkt.Wenig später musste er
wegen seiner Beziehung zu Epstein
das Amt als britischer Handelsgesand-
ter niederlegen. Eine Frau,Virginia
Roberts, beschuldigt ihn, er habe sie als
Minderjährige bei Epstein zum Sex ge-
zwungen. Diese Anschuldigungen,so
liess derPalast verlauten, seien «kate-
gorisch unwahr».
Der Literaturagent John Brock-
man ist eine schillerndeFigur. Er ver-
trittmit seinerFirma bekannteWissen-
schafter aus allen Sparten. Neben Moro-
zov etwa RichardDawkins oder Steven
Pinker.Brockman ist auch Gründer und
Präsident der Stiftung Edge. Ihr Zweck
ist es, Geld und Geist zusammenzubrin-
gen, indem sie denAustausch zwischen
Wissenschaftern,Künstlern undreichen
Gönnern fördert. Als begnadeter Netz-
werker schuf Brockman weitgespannte
Kontakte zwischen Superreichen und
Supergescheiten. Die einen, so Moro-
zov,hätten damit ihr DefizitanGeist
und Bildungkompensiert, die anderen
materiell profitiert.
DieserAustausch spielte sich jeweils
in einem luxuriösenRahmen ab:bei
Galadiners, aufKonferenzen an exklu-
siven Orten und auf Flügen in Privatjets.
SolcheTr effen, so Morozov, dienten vor
allem auch der «Massage der Egos» –
undnicht nurdieser, wiesich jetzt zeigt.

Geldtransporter


im Kanton Waadt


überfallen


Die Täter sind flüchtig


(sda)· Mit einer spektakulären Aktion
haben Räuber zwei Geldtransporter
im waadtländischenLaSarraz überfal-
len. Mit einem derFahrzeuge gelang
die Flucht. Alle am Überfall beteilig-
tenFahrzeuge wurden von den bewaff-
netenRäubern in Brand gesteckt. Der
Überfall ereignete sich in der Nacht auf
Freitag um 3 Uhr 10 auf derAusfahrt
derAutobahn 1, wie die Kantonspolizei
Waadt mitteilte. Die beidenTr anspor-
ter wurden von mehrerenWagen an der
Weiterfahrt gehindert. DemFahrer des
einen Lieferwagens gelang trotzdem die
Flucht mitseinemFahrzeug.


Serie von ähnlichenÜberfällen


DieKollegen im anderenTr ansporter
wurden von den Tätern mit vorgehal-
tenenWaffen vomTyp Kalaschnikow
zumAussteigen gezwungen und mit
Schlägen traktiert.LautPolizeianga-
ben mussten die Opfer medizinisch ver-
sorgt werden. DieRäuber behändigten
dieLadung und steckten anschliessend
alleFahrzeuge in Brand. Sie benützten
offenbar weitereAutos, diesieeben-
falls alle anzündeten zwischen den Ort-
schaftenDaillens undPenthaz.Wie viele
Täter undFahrzeuge am Überfall betei-
ligt waren,konnte vorerst nicht eruiert
werden. Ebenfalls noch unklar ist,was
dieBande genau erbeutet hat.
Die waadtländische Polizei nahm
in Zusammenarbeit mitPolizeien der
Nachbarkantone sowie der Eidgenös-
sischen Zollverwaltung dieFahndung
nach den Tätern auf. Sie sucht Zeugen.
Überfälleauf Geldtransporter häuf-
ten sich im KantonWaadt in der jünge-
ren Vergangenheit. Bereits EndeJuni
hatte es inMont-sur-Lausanne einen
Überfall auf einen gepanzerten Lie-
ferwagen gegeben. EinJahr zuvor war
es am gleichen Ort ebenfalls zu einem
Überfall gekommen.Dabei gelang es
den Dieben, einenTeil des transportier-
ten Geldes zu erbeuten. Insgesamt min-
destens sechsFahrzeuge steckten sie in
Brand, bevor sie die Flucht ergriffen.
Im April 20 18 war derLausanner
Vorort Le Mont Schauplatz eines Über-
falls auf einFahrzeug der gleichenTr ans-
portfirma. Die Täter hielten die Chauf-
feure mit gezückten Kalaschnikows in
Schach.


Gesetzesrevisiongefordert


Begleiter undPolizei forderten bereits
eine Anpassung der Gesetzgebung.
Sie verlangen, dass in der Nacht auch
schwere gepanzerteLastwagen als Geld-
transporter fahren dürfen. Der Bundes-
rat hat allerdings die Ablehnung der ent-
sprechenden Motion desWaadtländer
FDP-Nationalrates OlivierFeller bean-
tragt. DerRatwirdsich imkommenden
Jahr mit demVorstoss befassen.


Prinz Andrew
REUERS DukevonYork

Prinzessinnen? Viel zu langweilig!


Die Schweizer Schauspielerin Ines Torelli ist im Alter von 88 Jahren in Kanada gestorben


THOMAS RIBI

Was sie amliebsten gespielt habe?
Hexen natürlich, gab InesTorelli einmal
zu Protokoll. Und denRäuberToggel.
Den ebenso unbeschreiblichkomischen
wie kreuzdummenRäuber aus dem Kas-
perli-Theater, der mit seinemRäuber-
freundJoggel dieWelt unsicher machen
will, dabei aber bei fast allem scheitert,
was man halt so zustande bringen sollte,
wenn man ein ordentlicherRäuber sein
will.Da, sagteTorelli, habe sie so richtig
aus sich herausgehenkönnen.
Prinzessinnen spielen dagegen–das
sei doch viel zu langweilig.Wer Ines
Torelli einmal auf der Bühnesah, dem
musste man das nicht lange erklären.
Langeweile war etwas, wasInesTorelli
nicht leidenkonnte. Und aus sich her-
ausgehen, daskonnte sie besser als viele
andere. Nicht nur als Schauspielerin und
Kabarettistin,sondern auch als Sänge-
rin.1975 landetesieeinen der grössten
Schweizer Hits: «De Gigi vo Arosa»,
eine von Hans Gmür und MaxRüeger
bearbeitete Coverversion vonDalidas
«Gigi l’amoroso». Das schmalzig-ironi-
sche Lied vom Skilehrer, dem alleFrauen
zuFüssen liegen und der «im März pro
Stund es Härz» bricht, gehört noch heute
zum festen Bestand an Schweizer Songs.
Hans Gmür sei auf sie zugekommen
und habe sie gefragt, ob sie Lust hätte,
das Lied zu singen.Torelli hatte – ob-
wohl, sie hätte sich nie vorstellenkön-
nen, dass es so erfolgreich sein würde,
sagte sie später.

Eine Kämpferin


Vorgezeichnet warTorellisWeg zum
Theater nicht.1931 in St. Gallen geboren,
absolvierte sie zunächst eine Schneider-
lehre. Doch derWunsch, auf der Bühne
zu stehen,sass tief in der so tempera-
mentvollen wie begabtenFrau. Bei einer
Talentschau an einem Stadtfest wurde
derTheaterkomponist Hans Moeckel
auf sie aufmerksam. Als Mitte der fünf-
zigerJa hre im damals erfolgreichen Ca-
baretRüeblisaft eineVakanz entstand,
erinnerte man sich anTorellisAuftritt
und engagierte sie.
Von da wechselte sie bald zum Ca-
baretFédéral, das von MaxWerner
Lenz und Zarli Carigiet gegründet wor-
den war und seine Programme im Saal

desRestaurants «Hirschen» im Zürcher
Niederdorf spielte.Ab den sechzigerJah-
ren standTorelli, die nie eine Schauspiel-
schule besucht hatte, immer öfter auch
inTheaterstücken, Shows und Musicals
auf der Bühne. Und das bald nicht mehr
als Ines Stierli, wie sie bürgerlich geheis-
sen hatte, sondern als InesTorelli. Ihren
Nachnamen, den sie als zu wenig klin-

gend empfand, hatte sie frei ins Spani-
sche übertragen. «Der kleine Stier», das
passe gut zu ihrem Naturell, fand sie. Sie
sei schliesslich eine Kämpferin.
Eine Kämpferin, das war sie.Eine,
die feinfühlig und zugleich mit Schalk,
Humor und unendlicher Energie spielte
und sang. Und mehr als das: Sie verkör-
perte die Gören, die leichten Mädchen,

die Halbweltdamen und die leichtgläu-
bigen jungen Mädchen, diesie spielte,
stets authentisch und doch immer mit
ironischer Distanz. In die sechziger
Jahrefallen ihregrossenRollen, die von
den Granden des Schweizer Boulevard-
theaters geschrieben und produziert
wurden, von Hans Gmür, Karl Suter
und Hans Moeckel. Stücke wie «Bibi
Balù» und «Golden Girl» und vor allem
«Die kleine Niederdorfoper» wurden
im Zürcher Bernhard-Theater und im
Theater am Hechtplatz Hunderte Male
aufgeführt. Zusammen mitRuediWal-
ter, MargritRainer, Paul Bühlmann und
Inigo Gallo gehörte InesTorelli zum
Kern der SchweizerVolkstheaterszene.

Eine «Goldene» für Kasperli


Bereits in den fünfzigerJahren, im Ca-
baretRüeblisaft, hatte InesTorelli ihren
späteren Lebenspartner EdiBaurken-
nengelernt. Mit ihm zog sie sich Anfang
der neunzigerJahrenach NovaScotiain
Kanada zurück,wo sie eine zweite Hei-
mat fand, die sie bis zu ihremTod nicht
mehr verlassen sollte.
In der Abgeschiedenheit ihres Hauses
mit Blick aufdas Meer kümmerte sie sich
um ihreTiere, darunter mehrere Katzen
und eineWaschbärenfamilie.Die Hek-
tik und denTr ubel desTheaterlebens
vermisse sie nicht,sagte sie vor wenigen
Jahren einemJournalisten.Abernach
demTheater amHechtplatz habe sie
gelegentlich schon Heimweh.Das sei so
etwas wie ihr zweites Zuhause gewesen.
Auch als sie sich vom Showbusiness
zurückgezogen hatte,blieb InesTorelli
in der Schweiz präsent.Und das auch für
eine junge Generation, die sie selber nie
auf der Bühne oder amFernsehen ge-
sehen hatte:in über zwanzig Kasperli-
Hörspielen, die sie seit Endeder sech-
zigerJahre zusammen mitJörgSchnei-
der undPaul Bühlmann aufgenommen
hatte. Über eine MillionTonträger ver-
kauften sich davon und brachten ihr
eine Goldene Schallplatteein.
Ihre Stimme istallen vertraut, die
die Abenteuer desTeufels Luuspelz, des
Giizgnäppers und von Zeuslikennen und
zu schätzen wissen. Und sich halb tot-
lachenkönnen über die Hexe Nörgeligäx
oder, eben, denRäuberToggel. Am Mitt-
woch istInesTorelli in ihrerWahlheimat
Kanada 88-jährig gestorben.

Ines Torelli bei einer ShowimTheater am Hechtplatz, aufgenommen 1977. KEYSTONE

Frankreich leitet Vorermittlungen ein


(dpa)· DiePariser Staatsanwaltschaft hat
imFall EpsteinVorermittlungen einge-
leitet.Dabei gehe es unter anderem um
Vorwürfe derVergewaltigung,derVer-
gewaltigung von Minderjährigen jün-
ger und älter als 15 Jahre und der krimi-
nellenVerschwörung zur Begehung von
St raftaten, wie derPariser Chefermitt-
lerRémy Heitz amFreitag mitteilte.
Die Untersuchungen richtetensichauf
mögliche Straftaten, die auf französi-
schem Staatsgebiet begangen wurden,
sowieVergehen, bei denen Opfer oder
Täter französische Staatsbürger seien.

Die Entscheidung, Vorermittlungen
einzuleiten, basiere auf Informationen,
die direkt an Staatsanwälte übermittelt
worden seien, und einemAustausch mit
amerikanischen Behörden.
AnfangAugust hatte das franzö-
sische Nachrichtenmagazin «L’Obs»
einen offenen Brief der Kinderschutz-
organisation «Innocence inDanger»
an diePariser Staatsanwaltschaft ver-
öffentlicht. Die Organisation erklärte
unter Berufung auf das FBI, dass fran-
zösische Staatsbürger in denFall ver-
wickelt seien.
Free download pdf