von anna fischhaber
A
ls Inga Reber das erste Mal miss-
braucht wird, ist sie ein Kind, der Tä-
ter ihr Vater. Sie ist längst erwach-
sen, Mitte 40, als ihr wieder ein Mensch zu
nahekommt, dem sie zu diesem Zeitpunkt
blind vertraut. Inga Reber, die in Wahrheit
anders heißt, macht damals eine Psycho-
therapie. „Ich dachte, mich verletzt keiner
mehr. Und dann ging es so leicht“, sagt sie.
„Die Frau wusste, wo sie ansetzen muss,
um mich zu knacken.“ Die Frau ist ihre The-
rapeutin.
Inga Reber wirft ihr sexuellen, körperli-
chen und sozialen Missbrauch vor. In den
vergangenen Jahren hat die 52-Jährige vor
Gericht Geld erstritten, hat eine Therapie
von der Therapie gemacht. Dennoch lebt
sie in einem Zwiespalt: Am liebsten würde
sie alles vergessen, aber sie will auch, dass
es anderen Patienten nicht so ergeht. Und
so kämpft sie. Es ist ein mühsamer Kampf.
Wer sich falsch behandelt fühlt, tut sich
schwer in Deutschland. Zum einen gibt es
kaum Beratung, die Kammern vertreten
hauptsächlich die Interessen von Ärzten
und Therapeuten, die unabhängige Patien-
tenberatung interessiert sich mehr für kör-
perliche Schäden. Zum anderen dauert die
Bearbeitung von Beschwerden meist lang.
Für Patienten oft unerträglich lang. Immer
wieder wird in Frage gestellt, ob das, was
sie erlebt haben, glaubhaft ist.
Auch im Fall Inga Reber passiert jahre-
lang nichts, nun ermittelt die Staatsanwalt-
schaft in Landshut. Die zierliche Frau mit
dem mädchenhaften Gesicht und dem
dichten braunen Pony lächelt viel bei den
Treffen in Münchner Cafés. Das Lächeln
ist ihr Schutzschild. „Die Bilder sind sofort
wieder da, wenn ich erzähle“, sagt sie. Ne-
ben ihr sitzt ihr Freund, sie hat ihn mitge-
bracht, es fällt ihr schwer, Fremden zu ver-
trauen. Erzählen will sie ihre Geschichte
trotzdem.
Seit der Erfahrung mit dem Vater leidet
Inga Reber an einer Essstörung. Als die ei-
genen Kinder aus dem Haus sind, weist sie
sich selbst in eine Klinik ein. Sie will end-
lich gesund werden. Sie bleibt ein paar Mo-
nate, es läuft gut. Um zu Hause nicht rück-
fällig zu werden, sucht sie sich ärztliche Hil-
fe. Im Internet stößt sie auf L., Internistin
und Fachärztin für Psychotherapeutische
Medizin, Psychotherapie und Analyse, die
damals eine Praxis bei München betreibt.
„Für mich war das völliges Neuland“, er-
zählt Inga Reber. Deshalb wundert sie sich
nicht, als die Therapeutin sie in der zwei-
ten Stunde statt ins Behandlungszimmer
in ihre Privaträume nebenan bittet. Sie
nennt das heute: den Anfang vom Ende.
Es beginnt mit ein paar Gefallen, so er-
zählt es Inga Reber. „Könnten Sie bitte für
mich zur Post, zum Metzger gehen.“ Dann
habe ihr die Therapeutin angeboten, sich
nach der Stunde auf der Couch auszuru-
hen. Bald wartet sie nach der Therapie, bis
L. fertig ist mit der Arbeit, bekocht sie. Ir-
gendwann übernachtet sie das erste Mal,
„erst im Wohnzimmer, dann im Schlafzim-
mer. Morgens hat sie gesagt, ich hätte ge-
weint, sie hätte mich streicheln müssen.“
Schließlich, sagt Inga Reber, sei sie nicht
mehr nur Patientin gewesen, sondern
auch: Sekretärin, Haushaltshilfe, seeli-
scher Mülleimer, Bettgenossin. Für die
Frau, die ihre Sorgen anhören wollte.
All das würde im Gegensatz zur Absti-
nenzregel stehen, die es Therapeuten ver-
bietet, geschäftlichen, freundschaftlichen
oder sexuellen Nutzen aus der Beziehung
zum Patienten zu ziehen. Wegen des enor-
men Machtgefälles. Die Beziehung zwi-
schen Patient und Psychotherapeut sei ver-
gleichbar mit der zwischen Schüler und
Lehrer im Internat oder Sportler und Trai-
ner im Hochleistungssport, eine Abhängig-
keit, die Missbrauch erleichtere, sagt An-
drea Schleu. Die Ärztin ist Vorsitzende des
Ethikvereins, der von Juristen und Thera-
peuten getragen wird und als quasi einzige
Anlaufstelle in Deutschland für Patienten
gilt, die missbraucht wurden.
Wie oft derartiger Missbrauch vor-
kommt, ist seriös schwierig zu beziffern.
Die einzige Untersuchung ist ein For-
schungsgutachten im Auftrag des Famili-
enministeriums, allerdings von 1995. Dem-
nach gibt es etwa 600 Fälle von sexuellem
Missbrauch zwischen Therapeut und Pati-
ent im Jahr. Warum darüber kaum geredet
wird? „Psychische Erkrankungen sind in
der Gesellschaft ein Tabu. Die Leute schä-
men sich, wenn sie eine Psychotherapie
machen. Und wenn die schiefgeht, will erst
recht niemand darüber reden“, glaubt
Schleu.
Auch Inga Reber hat sich lange schwer-
getan. Fünf Jahre, 254 Therapiestunden
und 84 Übernachtungen habe ihr Martyri-
um gedauert. Das weiß sie genau, sie hat al-
les dokumentiert. Warum, kann sie nicht
mehr sagen, vielleicht wegen eines Ge-
fühls, dass etwas nicht stimmt. Natürlich
gab es Freunde, die nachfragten. Sie brach
den Kontakt ab, irgendwann gab es nur
noch die Therapeutin. „Ich habe mir im-
mer eine liebevolle Mutter gewünscht, die
mich vor meinem Vater schützt. Da hat sie
angesetzt.“ Am Anfang genießt Inga Reber
es, alle Selbstständigkeit abzugeben. Doch
bald sei die Beziehung gekippt, die Thera-
peutin habe sie ständig angefasst. Im sexu-
ellen Sinne. „Und wenn sie ausgetickt ist,
hat sie auf mich eingeschlagen“, sagt Re-
ber. „Verbal und mit Fäusten.“
Inga Reber hat noch Briefe der Thera-
peutin, Hotelrechnungen von gemeinsa-
men Übernachtungen – und zwei Ordner
voll mit Chatprotokollen, L. schrieb ihrer
Patientin demnach fast täglich. Mal
wünscht sie ihr um kurz nach Mitternacht
ein gutes neues Jahr, mal abends eine gute
Nacht, mal unterschreibt sie mit „Mama“
und nennt die Patientin „mein liebes Mäus-
chen“, bedankt sich, dass es so „nett und
kuschelig“ war. Bisweilen klingen die bei-
den wie Mutter und Tochter, dann wie ein
streitendes Paar. Obwohl L. Inga Reber bis
zum Schluss siezt, ist oft nicht klar, wer
Therapeutin, wer Patientin ist. „Also dann
bringe ich mich jetzt um. Dann sind Sie
mich los“, schreibt L. einmal gemäß der
Protokollsammlung. Ein anderes Mal: „Ich
bin auch ein Monster. Ich schäme mich,
dass ich so zu Ihnen war.“
Erst nach einem Gespräch mit dem
Ethikverein gelingt Inga Reber der Bruch.
Wenn sie vom Ende der Therapie erzählt,
wird die Frau, die bis dahin so viel gelä-
chelt hat, wütend. L. habe ihr damals eine
Postkarte geschrieben, die bei der Nachba-
rin im Briefkasten gelandet sei. Das wäre
ein Verstoß gegen die Schweigepflicht. Auf
dem oberbayerischen Land sorgt so etwas
für Gesprächsstoff.
Fragt man L. am Telefon nach der ehe-
maligen Patientin, beschreibt sie sich als ei-
ne „unbescholtene und sehr erfahrene The-
rapeutin“. Auf ihrer Homepage heißt es,
die Ärztin habe eine lange Ausbildung
durchlaufen. Als Therapeutin suche sie ge-
meinsam mit Patienten nach Lösungen.
Wie die aussehen, sagt sie nicht. Stattdes-
sen kommt bald Post vom Anwalt. Offen-
bar habe es sich Inga Reber „zur Lebensauf-
gabe gemacht“, die Therapeutin „zu ver-
nichten“, schreibt er. Er gehe davon aus,
dass sie an krankhaften Fantasien leide.
Auf die konkreten Vorwürfe will er ohne ei-
ne Entbindung seiner Mandantin von der
Schweigepflicht nicht antworten. Nicht un-
gewöhnlich, allerdings fordert er, dass die
Therapeutin nicht nur mit derSüddeut-
schen Zeitung, sondern auch mit Dritten
über das Krankheitsbild und die Geheim-
nisse, die die Patientin ihr anvertraut hat,
sprechen darf. Inga Reber will das nicht.
Zur gleichen Zeit gibt L. zahlreiche der
Vorwürfe vor der Münchner Arbeitsge-
meinschaft für Psychoanalyse (MAP) zu. In-
ga Reber hat sich bei der MAP, deren Mit-
glied L. damals noch ist, über die Metho-
den der Therapeutin beschwert. Im Dezem-
ber 2018 gibt es eine Anhörung. L. erklärt,
dass die Therapie in ihren Privaträumen
stattfand und Inga Reber bei ihr regelmä-
ßig übernachtet habe. Allerdings nicht in ei-
nem Bett, sie habe sich „erschöpft auf den
Boden gelegt“. Die sexuellen Übergriffe be-
stritt die Beschuldigte als einzigen der Vor-
würfe vehement, heißt es in der Aus-
schluss-Entscheidung der MAP, die derSZ
vorliegt. Inga Reber wird bescheinigt, die
Therapeutin habe ihr „massive, nachhalti-
ge psychische Schäden“ zugefügt.
Auch der zuständige Berufsverband, die
Deutsche Gesellschaft für Psychoanalyse,
Psychotherapie, Psychosomatik und Tie-
fenpsychologie (DGPT) schließt L. nach ei-
ner Beschwerde von Inga Reber aus. Zu kei-
ner Zeit habe eine fachgerechte Therapie
stattgefunden, stattdessen habe die Thera-
peutin sexuelle Grenzverletzungen began-
gen und die Patientin in mindestens zwei
Fällen körperlich angegriffen, ihre Schwei-
gepflicht verletzt und die Krankenkasse fi-
nanziell ausgenutzt, heißt es in einem Be-
schluss der DGPT.
Ein Erfolg für Inga Reber. Zufrieden ist
sie dennoch nicht. Zu lange habe sie auf die
Entscheidungen gewartet. Zudem behan-
delt L. nach wie vor Patienten. Zwar hat
auch der Ärztliche Kreis- und Bezirksver-
band München, der Rügen gegen Ärzte aus-
sprechen kann, inzwischen in dem Fall ent-
schieden. Aus Datenschutzgründen er-
fährt Inga Reber allerdings nicht, was be-
schlossen wurde. Die Regierung von Ober-
bayern, die für die Zulassung zuständig ist,
reagiert auf ihre Beschwerde zunächst gar
nicht. Auf Anfrage derSZheißt es zu-
nächst: Ein approbationsrechtliches Ein-
schreiten sei nicht angezeigt. Für Miss-
brauchshandlungen oder körperliche Über-
griffe gebe es keine stichhaltigen Beweise.
Rebers Freund stellt eine Dienstaufsichts-
beschwerde, schließlich schaltet die Regie-
rung die Staatsanwaltschaft ein – knapp
eineinhalb Jahre nach dem ersten Kontakt.
Inga Reber hat sich schon einmal ent-
schieden, gerichtlich gegen L. vorzugehen,
vor ein paar Jahren. Damals rät ihr Anwalt
zum Zivilverfahren, das schneller geht als
ein Strafprozess. Nach einigem hin und her
einigt man sich auf einen Vergleich und
40000 Euro, die die Therapeutin an ihre
ehemalige Patientin bezahlt. Extrem belas-
tend seien die Befragungen damals gewe-
sen, sagt Inga Reber. Deshalb verzichtet sie
danach auf eine Strafanzeige. Nun ermit-
telt die Staatsanwaltschaft doch. „Wann
mit einem Abschluss des Ermittlungsver-
fahrens gerechnet werden kann, ist zur
Zeit nicht absehbar“, heißt es in Landshut.
Falls es zum Strafprozess käme, was wä-
re das dann für Inga Reber? Ein Sieg? Im
Grunde schon, sagt sie, aber ganz sicher ist
sie nicht. Sie habe lange an Schlafstörun-
gen und Angstzuständen gelitten. Sie hat
Angst, vor Gericht könnte alles von vorne
losgehen.
Gespräche über das Wetter seien „die letz-
te Zuflucht der Fantasielosen“, urteilte Os-
car Wilde. Harsch, aber auf den ersten
Blick zutreffend. Wem gar nichts mehr
einfällt, sei es beim Bäcker oder bei der
Soiree, der kann ja wirklich notfalls im-
mer zu Phrasen greifen wie: „Mein Gott,
ist das heiß heute!“ oder „Hoffentlich
hört es irgendwann noch mal auf zu reg-
nen!“ Aber das Reden übers Wetter hat ei-
ne wichtige gesellschaftliche Funktion.
Die britische Sozialanthropologin Kate
Fox hat bei ihren Forschungen Hunderte
Wettergespräche belauscht und ver-
gleicht sie mit dem Lausen bei Primaten.
Sie seien eine Art Code, den wir entwi-
ckelt haben, um soziale Hemmungen zu
überwinden und miteinander in Kontakt
zu treten.
Wetter war für Small Talk so gut geeig-
net, weil es als ebenso universelles wie un-
verfängliches Thema galt. Es umgibt uns
ununterbrochen. Vieles hängt vom Wet-
ter ab – welche Kleider man trägt, worauf
man Appetit hat, wie man sich fühlt. Je-
der hat eine Meinung dazu, und sei sie
noch so banal. Und selbst, wenn man
nicht übereinstimmt, ist die Meinungs-
verschiedenheit so belanglos, dass dar-
aus nie ein wirklicher Konflikt entsteht.
Doch aus dem bisher so sicheren Bo-
den meteorologischer Plauderei wird
mehr und mehr schwieriges Gelände.
Während Wetter bisher als höhere Ge-
walt durchging, die zwar uns beeinfluss-
te, auf die wir umgekehrt aber keinerlei
Einfluss hatten, betrachten viele Men-
schen es mittlerweile vor allem als Sym-
ptom und Konsequenz menschlichen Ver-
haltens und menschlicher Gedankenlo-
sigkeit. Kurz: Bemerkungen übers Wet-
ter werden zunehmend gleichgesetzt mit
Stellungnahmen zum Klima, beziehungs-
weise zur menschengemachten Klima-
krise. Was gerade deshalb unverfänglich
schien, weil es der Sphäre purer Mei-
nungsäußerung zugerechnet werden
durfte, wird nun Teil eines fundamenta-
len Richtungsstreits zwischen Meinung
und wissenschaftlicher Erkenntnis.
Kaum sagt man: „Schön draußen“, schon
ist man in eine Diskussion über das Für
und Wider der „Fridays for Future“ ver-
strickt.
Oft ist der Konflikt nur implizit. Be-
schwert sich jemand über den Regen,
und ein anderer erwidert: „Sei doch froh,
ist dir mal aufgefallen, dass es in den Som-
mermonaten immer weniger regnet?“,
dann deutet so ein kleiner Austausch die
Möglichkeit tief greifender weltanschau-
licher Differenzen an. Manchmal wird es
offen konfrontativ. Wenn Schneemassen
ganze Wintersportregionen von der Au-
ßenwelt abschneiden, begegnet man ga-
rantiert einem Menschen, der sagt:
„Kann ja nicht weit her sein mit der Erder-
wärmung, wenn es so schneit.“ Soll man
mitlachen? Oder darauf hinweisen, dass
die direkte Gleichsetzung von Klima und
einzelnen Wetterphänomenen viele Vari-
ablen außer Acht lässt?
Auch wenn der Wetter-Small-Talk
sicher weiterlebt – sein politisches Ele-
ment wird das Thema nicht mehr los.
Aber das muss nichts Schlechtes sein. Im
Gegenteil, statt es als Zuflucht der Fanta-
sielosen zu schmähen, sollte man es als
Chance begreifen. In einer Zeit, in der es
einer Hälfte der Bevölkerung immer
schwerer fällt, sich in die Gedankenwelt
der anderen Hälfte hineinzuversetzen,
ist das Wetter womöglich der beste
Ansatzpunkt. Denn egal, was und wen
wir dafür verantwortlich machen, bei
40 Grad schwitzen wir weiterhin gemein-
sam, bei Frost frieren wir weiterhin ge-
meinsam, und wenn es regnet, werden
wir alle nass. In dieser Hinsicht bleibt das
Wetter also, was es immer war: ein Gleich-
macher. alexander menden
Wieder tödliche Schüsse in den USA – und
schon wieder trifft es Texas: Am Samstag-
nachmittag hat ein Mann in Odessa und
Midland aus einem Fahrzeug heraus gefeu-
ert und dabei sieben Menschen getötet
und mehr als 20 weitere verletzt.
Der Polizei zufolge hatte die Amokfahrt
gegen 16 Uhr (Ortszeit) bei einer routinemä-
ßigen Verkehrskontrolle begonnen. Beam-
te hätten den Fahrer anzuhalten versucht,
weil er vor dem Abbiegen nicht geblinkt ha-
be. Der Fahrer habe ein Gewehr auf das
Rückfenster gerichtet und mehrere Schüs-
se in Richtung des Streifenwagens abgege-
ben. Einer der beiden Polizisten im Auto
sei von den Schüssen getroffen worden. Da-
nach sei der Schütze weiter nach Odessa ge-
fahren, habe um sich geschossen, sein Au-
to abgestellt und einen Lieferwagen der
Post gekapert. Die zweieinhalbstündige
Amokfahrt endete nahe eines Kinokomple-
xes in Odessa, wo die Polizei den Schützen
stellte und erschoss.
Unter den Opfern sind nach Angaben
von Michael Gerk, Polizeichef von Odessa,
ein State Trooper – die lokale Behörde kon-
trolliert vor allem die Fernstraßen – sowie
Beamte der Polizei von Midland und Odes-
sa. Bei dem Verdächtigen handele es sich
um einen Mann Mitte 30. Zu seinem mögli-
chen Motiv machte Gerke keine Aussage.
In den USA, wo Waffen in der Regel sehr
leicht zu kaufen sind, werden immer
wieder Menschen an öffentlichen Orten
erschossen. Erst Anfang August hatten
zwei Schützen in El Paso, Texas, und in Day-
ton, Ohio, mit Sturmgewehren insgesamt
31 Menschen getötet. Das entfachte erneut
die Debatte um eine Reform des Waffen-
rechts. Auch nach der Tat in Odessa äußer-
ten sich Politiker dazu. Die politischen
Reaktionen verliefen ziemlich exakt ent-
lang der Parteilinien: Während viele Demo-
kraten ihre Mitleidsbekundungen mit der
Forderung nach einer Reform des Waffen-
rechts verknüpften, beschränkten sich re-
publikanische Politiker zumeist aufs Kon-
dolieren. „Genug. Wir müssen dieser Epi-
demie ein Ende setzen“, forderte der wohl
aussichtsreichste demokratische Präsi-
dentschaftsbewerber Joe Biden. Ähnliche
Worte wählte die parteiinterne Konkurren-
tin Kamala Harris: „Ich habe es satt. Ameri-
ka hat es satt. Wir müssen handeln.“ US-
Präsident Donald Trump twitterte, Justiz-
minister William Barr habe ihn über den
Vorfall informiert, die Bundespolizei FBI
sei eingeschaltet worden. Zur Tat selbst äu-
ßerte sich Trump zunächst nicht.sz
Der Missbrauch nach dem Missbrauch
Eigentlichsucht Inga Reber Hilfe. Aber ihre Therapeutin bringt sie in Abhängigkeit,
es soll zu körperlichen Übergriffen gekommen sein. Jetzt kämpft Reber dafür, dass es anderen Patienten nicht ebenso ergeht
Auch beim Sonnenbad unterm Regenbo-
gen kann das Plaudern über das Wetter
ungemütlich werden. FOTO: JANA BAUCH / DPA
ILLUSTRATION: STEFAN DIMITROV
Chatprotokollen zufolge
schrieb die Therapeutin ihrer
Patientin fast täglich
Falls es zum Strafprozess käme,
was wäre das dann
für die Patientin? Ein Sieg?
Schießerei in Texas
Ein Manntötet bei einer Amokfahrt sieben Menschen
Die politischen Reaktionen
verlaufen ziemlich exakt
entlang der Parteilinien
Washington/Miami– Der Hurrikan
Dorianhat am Sonntag die nördlichen
Bahamas erreicht. Die Behörden der
Inselgruppe mit knapp 400000 Einwoh-
nern riefen die Bürger auf, sich in Not-
unterkünfte und höherliegende Orte zu
begeben.Doriansollte ab dem Nachmit-
tag (Ortszeit) massive Regenfälle, Sturm-
fluten und zerstörerische Winde mit
sich bringen. Das Zentrum des Hurri-
kans bewegte sich nur langsam nach
Westen, weswegen es lange über den
Bahamas toben und schwere Schäden
anrichten könnte. Danach könnte der
Sturm einer für Florida günstigeren
Route folgen als bislang prognostiziert.
Meteorologen rechnen damit, dass der
Hurrikan am Montagabend oder Diens-
tag vor der US-Küste nach Norden ab-
drehen wird. dpa
Mannheim– Die Polizei sucht nach
Verantwortlichen, die ein Schwein mit
einer Schmähparole besprüht haben.
Dem Tier wurde mit schwarzer Farbe
„Lautern-Schweine gibt es auch in eu-
rer Stadt“ auf die Seite gekritzelt. Das
Tier sei völlig dehydriert am Freitagmor-
gen auf einem Sportplatz in Mannheim
gefunden worden, schrieb die Berufs-
tierrettung Rhein Neckar. Es wurde in
ein Tierheim gebracht und auf den
Namen „Lotta“ getauft. Es gehe ihm
bereits besser, teilte das Heim mit. Am
Sonntag spielte der 1. FC Kaiserslautern
gegen SV Waldhof Mannheim. dpa
Essen– Bei einem Auftritt der Rapper
Casper und Marteria am Essener Balde-
neysee sind am Samstagabend Bühnen-
teile ins Publikum gestürzt, 28 Men-
schen wurden dabei verletzt, zwei von
ihnen schwer. Laut Polizei ist kein Ver-
letzter mehr in Lebensgefahr. Eine LED-
Leinwand hatte sich während eines
Unwetters gelöst. Die genaue Ursache
war am Sonntag noch nicht klar. Das
Konzert wurde abgebrochen, das Gelän-
de evakuiert, die Konzertbesucher konn-
ten den Ort mit Shuttlebussen verlas-
sen. Die Rapper schrieben auf Insta-
gram: „Wir sind tief betroffen und wün-
schen allen Verletzten schnelle Gene-
sung, wir denken an euch!“dpa
Franziskus, 82, Papst, ist fast eine hal-
be Stunde in einem Aufzug stecken
geblieben. Darum konnte er das traditio-
nelle Angelusgebet am Sonntag in Rom
nur mit Verspätung beginnen. Der
Papst ist normalerweise äußerst pünkt-
lich, deshalb blickten einige Gläubige
auf dem Petersplatz nervös auf die Uhr,
als das katholische Kirchenoberhaupt
auf sich warten ließ. Die Feuerwehr
habe ihn nach 25 Minuten befreit, sagte
er. Grund für das Feststecken sei ein
„Spannungsabfall“ gewesen.
Heike Reichenwallner, 61, Merkel-Dar-
stellerin, interessiert sich für die Kartof-
felsuppe der Kanzlerin. Die Schauspiele-
rin ist kommenden Mittwoch im ZDF-
Dokudrama „Stunden der Entschei-
dung – Angela Merkel und die Flüchtlin-
ge“ zu sehen. Auf die Frage derNeuen
Osnabrücker Zeitung, was sie der Kanz-
lerin bei einem persönlichen Treffen
sagen würde, antwortete sie: „Ich wür-
de ihr zu ihrer Stär-
ke gratulieren, zu
ihrem Mut und auch
zu der Menschlich-
keit, die sie damals
gezeigt hat.“ Außer-
dem, so die Schau-
spielerin, würde sie
Merkel nach dem
Rezept ihrer angeb-
lich hervorragenden
Kartoffelsuppe
fragen.FOTO: ZDF/DPA
Sebastian Copeland, 55, Fotograf, Po-
larforscher und Cousin von US-Schau-
spieler Orlando Bloom, hat schlechte
Nachrichten für seinen Vetter. Blooms
Hündin Guera, um die Copeland sich
jahrelang kümmerte, ist am Wochenen-
de in München gestorben. Bloom hatte
das Tier bei Dreharbeiten in der mexika-
nischen Wüste entdeckt, es war an eine
Kaktee gekettet worden. Der Schauspie-
ler nahm die Hündin mit nach Holly-
wood, später zog Copeland mit ihr nach
München. Zu glamourösen Events reis-
te Guera aber immer wieder nach Holly-
wood. Bloom und seine Partnerin Katy
Perry nannten das Tier „unseren Star“.
Copeland sagte, Guera sei für ihn „das
Liebste im Leben gewesen“.
Juan Carlos, 81, spanischer Altkönig,
ist wieder im Takt. Er hat eine Woche
nach seiner Herzoperation das Kranken-
haus verlassen. Kardiologische Unter-
suchungen zeigten eine normale Herz-
frequenz, sagte eine Sprecherin der
Klinik am Samstag
in Madrid. Bei der
OP waren dem frühe-
ren Monarchen am
- August drei
Bypässe eingesetzt
worden. Bei der
Abfahrt scherzte
Juan Carlos und
betonte, dank der
„neuen Röhren“
gehe es ihm „fabel-
haft“.FOTO: DPA
In der zweiten Sitzung bittet
die Therapeutin in ihre
Privaträume nebenan
Heißes Thema
WarumSmall Talk über das Wetter seine Unschuld verloren hat
8 HBS (^) PANORAMA Montag,2. September 2019, Nr. 202 DEFGH
Ein Polizist bringt zwei Menschen in Si-
cherheit. FOTO:JACYLEWIS / AP
Hurrikan „Dorian“ vor Bahamas
Schwein besprüht
Verletzte bei Konzert
LEUTE
KURZ GEMELDET