Die Welt - 27.08.2019

(Michael S) #1

S


ie heißen Fuhrmannstrunk
und Erntebier oder auch
Prinz Albert Pils und Anno


  1. Insgesamt neun Spe-
    zialitäten stehen derzeit auf
    der Sommer-Karte der kleinen Hand-
    werksbrauerei Grosch aus Rödental in
    der Nähe von Coburg in Oberfranken.
    Kleine Texte beschreiben die Biere, ei-
    nes zum Beispiel als mahagonifarbenen,
    seidig glänzenden Trunk mit Röstaro-
    men von Kaffee und Karamell, dezen-
    tem Hopfenaroma und cremigem
    Schaum oder ein anderes als goldgelb
    prickelnd mit feinherben Aromen und
    hopfenbitterer Note im Abgang. Doch
    über die mittlerweile gut 500-jährige
    Braukunst im Hause Grosch wird dieser
    Tage nicht geredet, wenn es um das
    kleine Familienunternehmen geht. Im
    Fokus steht Grosch-Chef Christof Pilar-
    zyk derzeit wegen etwas ganz anderem:
    dem Pfand für Kiste und Flaschen.


VON CARSTEN DIERIG

Neun Euro kassiert die fränkische
Brauerei ab sofort pro Kiste – das ist
fast dreimal so viel wie die bisherigen
3,10 Euro. „Jemand musste ja anfan-
gen“, begründet Pilarzyk lapidar. Und
tatsächlich ist Grosch mit diesem
Schritt nicht alleine. Auch andere Bier-
hersteller, vor allem kleine Regional-
brauer in Bayern, haben die Pfandsätze
zuletzt erhöht. Der Grund: Die Betriebe
verlieren viel Geld, weil die Kästen nur
noch spärlich zurückgebracht werden.

„Manche Leute bauen aus leeren Kästen
die abenteuerlichsten Dinge, wie zum
Beispiel Bars oder Couchtische“, heißt
es zum Beispiel bei Maisel’s. Die Brauer
müssen deswegen regelmäßig Nach-
schub kaufen.
Bei Insellösungen wie im Fall Grosch
soll es aber nicht bleiben – zumindest
nach Ansicht des Verbands Private
Brauereien Deutschland. Die Interes-
senvertretung von insgesamt 800 Bier-
herstellern fordert eine bundesweite
Pfanderhöhung für Bierkästen von ak-
tuell 1,50 Euro auf mindestens fünf Eu-
ro, zuzüglich Flaschenpfand. Auch, weil
die Materialkosten deutlich gestiegen
sind. „Das Pfand wurde bestimmt seit
40 Jahren nicht mehr erhöht“, sagt Ge-
schäftsführer Roland Demleitner.
Offene Türen rennt der Verband mit
seinen Forderungen aber nicht überall
ein. Vor allem der Handel lehnt eine
Pfanderhöhung ab. Aber auch der Deut-
sche Brauer-Bund (DBB), der als Dach-
verband der Bier-Branche neben den
kleinen Herstellern auch die Groß-
brauereien vertritt, zeigt sich skeptisch.
„Wir stehen einer Diskussion zu diesem
Thema offen gegenüber“, heißt es zwar.
Eine verbandsinterne Arbeitsgruppe
samt entsprechendem Prüfauftrag zum
Thema Pfanderhöhung sei auch längst
eingerichtet, sogar schon vor der öf-
fentlichen Forderung. „Festzustellen ist
aber, dass die Situation im Mehrweg-Be-
reich äußerst komplex ist und es mit Si-
cherheit keine einfachen Antworten
und keine einfachen Lösungen gibt.“

Es geht um viel Geld. Schätzungen
zufolge sind derzeit rund 200 Millionen
Bierkästen im Umlauf. Ausgegeben wur-
den sie zu einem Pfandsatz von 1,50 Eu-
ro. Sollte es tatsächlich zu einer Erhö-
hung kommen, zu welchem Zeitpunkt
auch immer, sind die Kästen plötzlich
deutlich mehr wert. „Wer aber zahlt die
Differenz?“, fragt der Brauer-Bund. Die
nämlich liegt bei immerhin 700 Millio-
nen Euro, jedenfalls bei einer Pfander-
höhung von 1,50 auf fünf Euro pro Rah-
men. Ein Ausweg könnte die Kennzeich-
nung neu ausgegebener Kisten oder gar
ein komplett neues Design sein, um Wa-
re mit altem und neuem Pfandsatz un-
terscheiden zu können. „Dieses Szena-
rio stellt die Branche aber vor immense

Probleme“, heißt es beim Brauer-Bund
mit Verweis auf erste Analysen. „So-
wohl eine Umrüstung der Rücknahme-
automaten als auch eine Anbringung
von Aufklebern an den Kästen sind für
Brauereien in jedem Fall äußerst kost-
spielig und zeitaufwändig.“
Aber auch der Handel winkt ab. Es sei
zwar nachvollziehbar, dass Brauereien
darüber nachdächten, wie sie mehr Kis-
ten und Flaschen zurückbekämen, sagt
Kai Falk, Geschäftsführer des Handels-
verbands Deutschland (HDE), gegen-
über WELT. „Dabei muss aber aufge-
passt werden, dass der Verbraucher
nicht verunsichert und überfordert
wird.“ Und zwar auch finanziell. Denn
bei einer deutlichen Pfanderhöhung
entstehe schnell „ein Preisbild, das den
ein oder anderen Kaufimpuls zum Erlie-
gen bringt“. Und gerade beim Bier ist
der Preis eines der wichtigsten Kauf-
kriterien. Nicht ohne Grund bieten Su-
permärkte jede Woche Markenbiere
zum Aktionspreis an: Im Lebensmittel-
einzelhandel würden zwei von drei Käs-
ten als Angebotsware gekauft, sagen die
Marktforscher der GfK-Gruppe. „Wenn
eine Kiste Bier zuzüglich Pfand plötz-
lich 20 bis 25 Euro oder sogar noch
mehr kostet, selbst im Angebot, ist das
dem Geschäft eher abträglich“, prog-
nostiziert Falk.
Dass der Pfandbetrag später wieder
zurückgezahlt wird, spiele dabei keine
Rolle. „Erstmal wird ein Signal gesetzt.“
In einigen Medien werden die Pfandfor-
derungen bereits mit einer Preisexplo-

sion beim Bier gleichgestellt. „Psycho-
logisch kommt das einer Bierpreiserhö-
hung gleich“, erklärt ein hochrangiger
Manager aus der Branche. Das aber sei
gefährlich, vor allem nach dem schwa-
chen ersten Halbjahr mit fast drei Pro-
zent weniger Absatz hierzulande.
Alarm schlägt auch der Bundesver-
band des Deutschen Getränkefachgroß-
handels (BV-GFGH). „Wir müssen uns
ganz grundsätzlich Gedanken machen
über das Mehrwegsystem in Deutsch-
land“, sagt Geschäftsführer Dirk Reins-
berg. Das Thema Pfand sei dabei nur ein
kleines Detail. „Die Brauer müssen sich
die Frage stellen, warum es deutlich län-
ger dauert, bis Flaschen und Kisten bei
ihnen ankommen.“ Reinsberg spielt da-
bei auf die zunehmende Individualisie-
rung der vergangenen Jahre an. „Man-
che Bierflaschen können wegen Reliefs,
Prägungen und speziellen Formen nur
von einer Brauerei genutzt werden.
Dass es dann länger dauert, bis genug
Leergut für einen Lkw-Transport ge-
sammelt ist, darf niemanden überra-
schen.“ Noch dazu hätten sich die Kon-
sumgewohnheiten verändert. „Es dau-
ert heute schlicht länger, bis ein Kasten
Bier leer getrunken ist“, so Reinsberg.
Daran würden auch höhere Pfandsätze
nichts ändern.
Reinsberg bereitet jedoch weniger ein
steigendes Depotgeld für die Kisten Sor-
ge als vielmehr eine Erhöhung des Pfla-
schenpfands. Auch das ist mittlerweile
im Gespräch. Statt acht Cent für eine
klassische Bierflasche und 15 Cent für ei-
ne Bügelflasche, soll der Verbraucher
deutlich mehr hinlegen. Das aber hält
Reinsberg für gefährlich. „Bei einem Fla-
schenpfand von über 30 Cent ist man
jenseits des Beschaffungspreises für Fla-
schen“, erklärt er. „Die Brauer könnten
dann nur noch Neuware einsetzen und
sich die Strom- und Wasserkosten für
die Reinigung der Flaschen sparen.“ An-
dere Experten wiederum warnen vor ei-
ner Angleichung der Pfandsätze von
Mehrweg und Einweg. „Es gibt diese
Unterschiede ganz bewusst, damit der
Verbraucher die Systeme besser diffe-
renzieren kann“, sagt Ulrich Biene von
der Großbrauerei Veltins.
Das Familienunternehmen aus dem
Sauerland lehnt wie auch andere Bran-
chenriesen eine pauschale Erhöhung
der Pfandsätze ab. „Wir können gerne
darüber diskutieren, dafür brauchen wir
aber detaillierte und belastbare Zah-
len“, sagt Biene. „Wir können nicht er-
kennen, dass der Verbraucher Zuhause
Leergut hortet und daraus Möbel baut.
Wir jedenfalls kriegen unsere Kisten zu-
rück.“ Ähnliche Aussagen kommen auch

Wir jedenfalls kriegen unsere Kisten zu-
rück.“ Ähnliche Aussagen kommen auch

Wir jedenfalls kriegen unsere Kisten zu-


von Krombacher, der meistverkauften
Biermarke in Deutschland. „Das Thema
steht bei uns nicht oben auf der Agen-
da“, heißt es. Das Signal aus Bayern ha-
be man wahrgenommen. „Für uns ist
aber wichtig, dass es eine Branchenlö-
sung gibt.“
Damit droht nun eine Zersplitterung
der Pfandsätze. Denn die Kisten sind
Eigentum der Brauereien. Die jeweilige
Pfandhöhe können die Hersteller selbst
festlegen. Und etliche Anbieter aus
Bayern scheinen fest entschlossen.
„Wenn es bis zum nächsten Frühjahr
keine Einigung gibt, werden 40 Brauer
im Freistaat das Pfand auf leere Bierkis-
ten von März 2020 an aus sechs Euro
erhöhen“, kündigt Georg Rittmayer an,
der Präsident des Verbands Private
Brauereien Bayern. „Wir wollen eine
bundesweite Lösung. Aber vielleicht
geht es nur mit Druck.“ In den kom-
menden Wochen wird sich entscheiden,
wer sich durchsetzen kann: die vielen
kleinen Brauereien in Deutschland oder
die wenigen großen.

Mehrweg dominiert den Bierverkauf


Quelle: IRI, Statista

Absatzverteilung in Deutschland nach Gebindearten, ���� in Prozent


Mehrweg

PET

Dose

Partydose

Fass

Einweg

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Kampf um den KASTEN


Kleine Brauereien in


Bayern wollen das


Pfand für Bierkisten


erhöhen, weil sie die


immer seltener


zurückbekommen.


Der Einzelhandel


jedoch ist skeptisch



  • und die Konzerne


sind es auch


PICTURE ALLIANCE / IMAGEBROKER

/ JOCHEN TACK

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27.08.19 Dienstag, 27. August 2019DWBE-HP



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12 WIRTSCHAFT *DIE WELT DIENSTAG,27.AUGUST


S


ie ist vielleicht nicht so kultig wie
die klassische Coca-Cola-Fla-
sche, aber in Deutschland ähn-
lich allgegenwärtig: Die Perlenflasche
fürs Mineralwasser. So gut wie jeder
Verbraucher hat die Mehrwegflasche
mit der markanten Taille und den 230
charakteristischen Perlen auf der Ober-
fläche, die an Kohlensäure erinnern sol-
len, schon in der Hand gehabt. Denn in
ihr wird ein Großteil des Sprudels und
der Limonaden in Deutschland verkauft


  • und das schon seit fast 50 Jahren.
    Doch ausgerechnet zum Jubiläum be-
    kommt die Design-Ikone immer mehr
    Konkurrenz.


VON ERICH REIMANN

Der offizielle Geburtstag der Perlen-
flasche war der 28. August 1969, wie die
Genossenschaft Deutscher Brunnen
(GDB) berichtet. Damals beschlossen
142 Vertreter der Mineralbrunnenbran-
che in Bonn, die vom Designer Günter

Kupetz entworfene neue Flasche als ge-
meinsame Poolflasche einzuführen. Die
neue „Brunneneinheitsflasche“ sollte
eine moderne Alternative zu den da-
mals noch am Markt verbreiteten 300
verschiedenen Flaschentypen sein und
helfen, die Leergutsortierung in den
Griff zu bekommen.
Und das klappte erstaunlich gut. Al-
lein der Klassiker, die 0,7-Liter-Glas-
Perlenflasche, wird derzeit von rund
200 Mineralbrunnen-Unternehmen
eingesetzt. Und schon seit 1996 gibt es
die Perlenflasche zusätzlich in einer
Kunststoffversion als PET-Mehrwegfla-
sche. Insgesamt wurden bis heute rund
5,5 Milliarden Perlenflaschen herge-
stellt. Aufrecht aufeinandergestapelt
würden sie nach Berechnungen des
GDB bis zum Mond reichen – und noch
ein gutes Stück darüber hinaus.
Für Olaf Tschimpke, den Präsidenten
des Naturschutzbundes Deutschland
(Nabu), ist die in den späten 60er-Jah-
ren entworfene Flasche allerdings viel

mehr als ein erfolgreicher Designklassi-
ker. „Die Perlenflasche ist ein Symbol
dafür, wie Wirtschaftlichkeit und Um-
weltfreundlichkeit zusammengedacht
werden können“, meint er.
Denn die Perlenflasche ist auch um-
weltfreundlich. Da die meisten Brunnen
dieselbe Flasche verwenden, muss das
Leergut nicht durch ganz Deutschland
transportiert werden, sondern kann
zum nächstgelegenen Mineralbrunnen
gebracht werden. Das verkürzt die
Transportwege erheblich. Denn die
Glasflaschen werden bis zu 50-mal, die
aus PET bis zu 25 Mal wiederbefüllt. Mit
4,5 Milliarden Füllungen im Jahr sind
die Perlenflaschen aus Glas und PET
laut GDB „das größte zusammenge-
schlossene Mehrwegsystem am deut-
schen Markt“.
Der Designer der Perlenflasche, Gün-
ter Kupetz, zeigte sich auch Jahrzehnte
nach seinem großen Wurf überzeugt
von der Qualität der Flaschengestal-
tung. „Ich halte den Entwurf für zeitlos

und würde sagen, das man ihn eigent-
lich nicht verbessern kann“, urteilte er
noch 2015 im Gespräch mit der „Frank-
furter Allgemeinen Zeitung“.
Tatsächlich erhielt die Flache 1982
den Bundespreis „Gute Form“. Und erst
im Februar wurde sie in der Kategorie
Classics mit dem German Design Award
in Gold ausgezeichnet. Die Perlenfla-
sche gehöre zu den „weltweit erfolg-

reichsten Glasverpackungen“ und stehe
„seit 50 Jahren synonym für Mineral-
wasser in Deutschland“, hieß es in der
Laudatio. Sie sei den Bundesbürgern
vertraut, wie kaum ein anderes Desig-
nobjekt: „ein absoluter Klassiker von
zeitloser Eleganz“.
Doch ganz spurlos ist die Zeit auch an
der Perlenflasche nicht vorbeigegangen.
Inzwischen ist in der Branche hier und
da der Ruf nach einer moderneren und
vielleicht auch wertiger anmutenden
Flasche laut geworden. Für Perlenfla-
schen-Müde brachte die Genossen-
schaft Deutscher Brunnen 2017 eine
neue, zusätzliche Flaschenfamilie auf
den Markt, die mit ihrer klaren Form
eher dem Zeitgeist entspricht – mit den
prosaischen Namen N1, N2 und N3. Die
neuen Pool-Flaschen werden bereits
von 14 Marken genutzt und mehr wollen
folgen. Doch auch die neuen Flaschen
verbeugen sich vor dem Design-Klassi-
ker aus den 60er-Jahren. Am unteren
Rand ziert auch sie ein Perlendesign.

Andere Mineralbrunnen wie Gerol-
steiner und Adelholzener setzen lieber
auf individuelle Flaschenformen als auf
die Poolflaschen des GDB – wohl auch
aus Marketinggründen. Aldelholzener
etwa hat 2018 aufgehört, die Perlenfla-
schen zu verwenden. Gerolsteiner ist
gerade dabei, sein Angebot Schritt für
Schritt auf individuelle Flaschen umzu-
stellen. Auch bei Mineralwasser sei die
Präsentation in den vergangenen Jah-
ren immer wichtiger geworden, berich-
ten Branchenkenner.
Für einen Abgesang auf die Perlenfla-
sche wäre es aber wohl doch zu früh.
Wegen ihrer Wirtschaftlichkeit, aber
auch wegen ihres Bekanntheitsgrades.
Schließlich ergab eine repräsentative
Umfrage von TNS Emnid, dass 97 Pro-
zent der Verbraucher in Deutschland
die Perlenflasche mit Mineralwasser
verbinden. Und das gilt nicht nur für die
Senioren, sondern genauso für jüngere
Verbraucher im Alter zwischen 16 und
30 Jahren. dpa

Deutschlands bekannteste Mineralwasserflasche wird 50


Für Designer ist sie ein „absoluter Klassiker von zeitloser Eleganz“. Manche Hersteller stellen jedoch langsam auf individuellere Formen um


Die 0,7-Liter-Glas-Perlenflasche wird
von rund 200 Unternehmen eingesetzt

DPA

/KARL-JOSEF HILDENBRAND

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