Die Welt - 27.08.2019

(Michael S) #1

D


as Spiel war 58 Minuten
alt, als der Fall eine neue
Dimension erreichte. Da-
niel Gordon hatte Bakery
Jatta am Spielfeldrand
mit einem üblen Bodycheck gefoult und
für sein Vergehen die Gelbe Karte erhal-
ten. Während der Abwehrchef des
Karlsruher SC in Richtung eigener
Strafraum davontrottete, erklang von
den Tribünen laut und deutlich die For-
derung eines harten Kerns der heimi-
schen Fans in Richtung des Opfers:
„Steh auf, du Sau!“

VON JENS BIERSCHWALE, MARTIN
SONNLEITNER UND LUTZ WÖCKENER

Das war ein Novum. Seit drei Wochen
muss Jatta zwar mit dem Umstand klar-
kommen, dass Zweifel an seiner Identi-
tät bestehen. Doch bislang gab es nur
Einsprüche von den Klubs gegen die
Spielwertung und keine Botschaft der
gegnerischen Anhänger gegen ihn per-
sönlich. Bis zum Spiel am frühen Sonn-
tagnachmittag in Karlsruhe. Dort pfif-
fen nicht gerade wenige Anhänger den
Profi des Hamburger SV bei jeder Ball-
berührung aus und gestalteten schließ-
lich mit den gebrüllten Hasstiraden ei-
nen neuen Tiefpunkt in der Causa. Das
Schlimmste für den Spieler und den
Klub: Längst ist nicht klar, wann der Fall
zu einem Abschluss kommen kann.
Der Gambier Jatta war 2015 als
Flüchtling nach Deutschland gekom-
men und hatte zunächst in Bothel, in
der Nähe von Bremen, eine neue Hei-
mat gefunden. Vom Bremer Migrations-
amt wurden seine vorgelegten Doku-

mente geprüft, er erhielt eine Aufent-
haltsgenehmigung. 2016 nahm ihn der
HSV unter Vertrag. Anfang August be-
richtete „Sport-Bild“ dann über Zweifel
an der Identität Jattas. Möglicherweise
könne es sich um den rund zweieinhalb
Jahre älteren Profifußballer Bakary Daf-
feh handeln, hieß es. Vielleicht habe
sich Jatta bei seiner Einreise bewusst
jünger gemacht, um als minderjähriger
Flüchtling ein leichteres Asylverfahren
zu erhalten. Der Deutsche Fußball-
Bund (DFB) sowie das Bezirksamt Ham-
burg-Mitte untersuchen nun die Be-
rechtigung von Spielerlaubnis und Auf-
enthaltsgenehmigung. Bis Freitag muss
sich Jatta beim Hamburger Bezirksamt
äußern. Beim DFB hat er in einer Anhö-
rung am 15. August seine Sicht der Dinge
geschildert.
In seinem Klub genießt der Außen-
stürmer nach wie vor Rückendeckung.
„Baka hat alle Dokumente vorgelegt,
und sie sind rechtsgültig. Wenn wir dem
Staat und den deutschen Behörden
nicht mehr vertrauen können, dann
können wir nach Hause gehen“, sagte

HSV-Trainer Dieter Hecking nach dem
4:2 (2:0) seines Klubs in Karlsruhe.
Ob die Einschätzung des Trainers zu-
trifft, wird sich in den kommenden Wo-
chen zeigen. Denn nach Meinung von
Dr. Anton Nachreiner könnte der Fall
Jatta noch lange den deutschen Fußball
und seine Justiziare beschäftigen. „Ich
bin seit zwölf Jahren Kontrollaus-
schussvorsitzender des DFB, aber so et-
was haben wir noch nicht gehabt“, sagt
Nachreiner im WELT-Gespräch. „Wir
betreten hier Neuland.“ Das Sportge-
richt des DFB beabsichtigte, noch im
September das Einspruchsverfahren
des 1. FC Nürnberg gegen die Wertung
des zweiten Saisonspiels (4:0 für den
HSV) zu Ende zu bringen. „Dann müs-
sen wir sehen, ob das Auswirkungen auf
andere Einspruchsverfahren hat“, so
Nachreiner.
Neben Nürnberg haben auch der VfL
Bochum und seit Montag auch der Karls-
ruher SC Einspruch gegen die Wertung
ihrer Punktspiele gegen den HSV einge-
legt. „Aus meiner Sicht ist nicht klar, ob
eine abschließende Entscheidung erge-

hen kann oder ob man nicht sagen muss,
das Verfahren muss man doch wieder
aussetzen, bis etwa die Ausländerbehör-
de zu einem definitiven Ergebnis
kommt, meinte Nachrei-
ner. „Der Fall Jatta
könnte sich zu einer
unendlichen Ge-
schichte entwickeln.
Denn es könnte
sein, dass man jetzt
eine Entscheidung
trifft, die in einem
halben Jahr revi-
diert werden müss-
te. Das wäre für die
Tabellensituation
und den sportlichen
Wettkampf natürlich
eine Katastrophe.“

Das ist in den Augen des Justiziars
aber nicht das einzige Problem: „Zudem
müsste noch die Frage geklärt werden,
ob der HSV fahrlässig gehandelt hat,
weil er den Spieler weiter eingesetzt hat
in dem Wissen, dass Verdachtsmomen-
te an der Identität geäußert worden
sind“, erklärte Nachreiner. Heißt: Mög-
licherweise wäre der HSV gut beraten
gewesen, Jatta nach den ersten Berich-
ten zunächst nicht mehr spielen zu las-
sen – was andererseits bedeutet hätte,
dass sich der Klub den Einsatz eines
Spielers von medialer Berichterstattung
diktieren lässt. Diesem Vorwurf wollte
und will man sich bei den Hanseaten
nicht aussetzen.
Schon so schlägt der Fall auch unter
Medienschaffenden hohe Wellen. Nach
der Partie am Sonntag im Wildparksta-
dion kam es zu verbalen Scharmützeln
zwischen Journalisten aus Hamburg
und Karlsruhe. Ein lokaler Reporter soll
zudem vorher die Pfiffe der KSC-Fans
gegen Jatta von der Pressetribüne aus
begleitet haben.
Dankbar haben sie deshalb beim HSV
registriert, dass es auch andere Reak-
tionen auf Spieleinsätze des unfreiwil-
lig in den Fokus gerückten Profis gibt.
Der lokale Konkurrent St. Pauli etwa
hat angekündigt, auch im Falle einer
Derbyniederlage oder eines -remis am


  1. September keinen Einspruch gegen
    die Wertung des Spiels einlegen zu wol-
    len. „Ein großes Kompliment an den FC
    St. Pauli, wie sich der ganze Klub durch
    Ewald Lienen und auch Oke Göttlich
    positioniert hat“, sagte HSV-Sportvor-
    stand Jonas Boldt auf WELT-Nachfra-
    ge. „St. Pauli ist unser Stadtrivale. Aber
    in Hamburg erkennt man, worum es
    wirklich geht.“ Boldt erhofft sich vom
    Verhalten des Nachbarn Signalwirkung.
    Sein Wunsch: „Ich würde mich generell
    freuen, wenn man sich in ganz
    Deutschland in diesem Fall etwas deut-
    licher positionieren würde.“
    Ob der Solidaritätsgedanke aber tat-
    sächlich derart ausgeprägt ist, bleibt
    zweifelhaft. Der KSC etwa setzte sei-
    nen Einspruch gegen den Rat der eige-
    nen Supporter durch. „In jedem nor-
    malen Fall wird der Gegner Protest
    einlegen, wenn er mitbekommen hat,
    dass ein Spieler eingesetzt wurde, der
    keine Spielberechtigung hatte. Das ist
    ein ganz normaler Vorgang“, sagte
    Karlsruhes Präsident Ingo Wellenreut-
    her. In Bochum und Nürnberg beriefen
    sich die Verantwortlichen darauf,
    dass man zum Wohle des eigenen
    Klubs derartige Maßnahmen er-
    greifen müsse.
    Das nimmt allerdings die be-
    troffenen Vereine nicht aus der
    Verantwortung. So muss der 1.
    FC Nürnberg als erster Klub,
    der Protest eingelegt hat, an
    möglichen Untersuchungen mitwir-
    ken. „Nürnberg ist als protestie-
    render Klub in der Beweispflicht.
    Der Verein muss beweisen, dass
    der Herr Jatta nicht der Jatta ist“,
    erklärte DFB-Kontrollausschussvor-
    sitzender Nachreiner. „Ich kann keine
    Prognose abgeben, in welche
    Richtung das läuft.“


Bakery Jatta (2.
vvv. l.) mit einer. l.) mit einer
HSV-Delegation
um Klubchef
Bernd Hoff-
mann (l.) vor
seiner
Anhörung
beim DFB

DPA

/ANDREAS ARNOLD;

BONGARTS/GETTY IMAGES

/CHRISTIAN KASPAR-BARTKE

„Im Fall Jatta


betreten wir Neuland“


Verbale und juristische Proteste gegen den aus Gambia geflüchteten


HSV-Profi mehren sich. Die Unsicherheit ist groß – auch beim DFB


KKKaum zu stoppen:aum zu stoppen:
Jatta beim 4:2-Sieg
in Karlsruhe

18


27.08.19 Dienstag, 27. August 2019DWBE-HP



  • Zeit:----Zeit:Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Zeit:-Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Zeit:-Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: ---Zeit:---Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe:
    Belichter: Farbe:Belichter: Farbe:Belichter:


DWBE-HP


DW_DirDW_DirDW_Dir/DW/DW/DW/DW/DWBE-HP/DWBE-HP
27.08.1927.08.1927.08.19/1/1/1/1/Spo1E/Spo1E CGAERTNE 5% 25% 50% 75% 95%

18 SPORT DIE WELT DIENSTAG,27.AUGUST


D


ie ehemaligen DFB-Präsidenten
Wolfgang Niersbach und Theo
Zwanziger müssen sich wegen
der „Sommermärchen“-Affäre nun doch
vor einem Gericht in Deutschland ver-
antworten. Das Oberlandesgericht
(OLG) Frankfurt am Main ließ die An-
klage wegen des Verdachts der Steuer-
hinterziehung zu. Auch der frühere
DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt
und der ehemalige Fifa-Generalsekretär
Urs Linsi gehören zu den Beschuldig-
ten. Das OLG will, dass der gesamte Fall
der WM 2006 in einem öffentlichen
Prozess erörtert wird. Damit über-
stimmte das OLG eine Entscheidung
des Landesgerichts Frankfurt am Main.
Aus dem Beschluss des OLG, der
WELT vorliegt, geht hervor, dass sich
nach Ansicht der Juristen auf Basis der
bisherigen Ermittlungen und der Stel-
lungnahmen der Verteidigung und
Staatsanwaltschaft nicht klären lässt,
was wirklich im Zusammenhang mit der
WM 2006 geschehen ist.
Franz Beckenbauer soll im Jahr 2005
privat einen Kredit beim früheren Adi-
das-Chef Robert Louis-Dreyfus aufge-
nommen haben. Diesen Kredit soll das
WM-Organisationskomitee (OK) zu-
rückgezahlt haben, getarnt als Beitrag
zu einer Gala des Fußballweltverbands
Fifa, die es nie gab. Anschließend mach-
ten die OK-Bosse eine Zahlung über
umgerechnet 6,7 Millionen Euro als Be-
triebsausgabe geltend.
Demnach soll Zwanziger schon im
Frühjahr 2005 bewusst geworden sein,
dass die Millionen-Rückzahlung des OK
im Zusammenhang mit dem Kredit von
Louis-Dreyfus stehen müsste. Dennoch
hätte er keine Richtigstellung der Bu-
chung veranlasst. Zwanziger bestreitet
diese Darstellung.
Das OLG geht auch davon aus, dass
Niersbach viel früher von diesen Vor-
gängen wusste, als er lange angegeben
hatte. Nämlich schon 2004 – und nicht
erst 2015. Beweise dafür, dass Becken-
bauer illegale Bezahlungen bekommen
hat, sieht das Gericht dagegen nicht.
Die Beschuldigten weisen bisher alle
Vorwürfe zurück. Ihnen könnten lang-
jährige Haftstrafen drohen.
TIM RÖHN, ANNELIE NAUMANN

Deutsche


Anklage in der


WWWM-Affäre 2006M-Affäre 2006


Zwanziger und Niersbach


müssen sich verantworten


JUBEL DES TAGES


Antoine Griezmann
hat den FC Barcelona
mit einem Traum-
einstand im Camp
Nou zum ersten Sai-
sonsieg geschossen.
Beim 5:2 (1:1) gegen
Betis Sevilla erzielte
der 120 Millionen Euro
teure Zugang zwei
Tore. Dies bejubelte
er mit Konfetti, das
er bei einem Ordner
deponiert hatte.

GRAFIK DES TAGES


Spielername
ToreToreTore
Saison(Verein)

Die besten Torjäger


Anzahl der Treffer nach zwei Ligaspielen


�. Gerd Müller
����/��(Bayern)

Quelle: Opta

(Bayern)


�. Robert Lewandowski
����/��

(Bayern)


�. Roy Makaay
����/��

(Bochum)


�. Thomas Christiansen
����/��

Kleine statistische
Spielerei. Bayerns
Robert Lewandowski
traf bei seinem ach-
ten Einsatz in Folge
gegen Schalke (elf
Tore) – so eine Serie
hat er aktuell auch
gegen Wolfsburg (
Tore). Nur Klaus
Fischer hatte in der
Bundesliga-Historie
eine längere Torserie
gegen ein Team (neun
Spiele gegen Stutt-
gart, zehn Treffer).

FUSSBALL


Dutt mit gesalzener


Mitteilung entlassen


Der VfL Bochum hat Trainer Robin
Dutt mit sofortiger Wirkung beurlaubt.
Dutt hatte nach dem 3:3 gegen Wiesba-
den am Samstag selbst Fragen nach
seiner Zukunft gestellt und sein Amt
quasi zur Verfügung gestellt. Zwei Tage
später nahm der Klub das Angebot an.
Und zwar mit einer nicht nur selten
ausführlichen, sondern auch gesalze-
nen Pressemitteilung. Dutt sei geladen
gewesen „seine Sichtweise und Beweg-
gründe für die aus Vereinsperspektive
von ihm geäußerten Rücktrittsgedan-
ken anzuhören“. Doch Dutt hatte of-
fenbar kein Interesse mehr an einer
Aufarbeitung oder weiteren Zusam-
menarbeit. Zitat VfL Bochum: „Für
dieses Treffen am Montagvormittag
stand er nicht zur Verfügung.“

Frankfurt verpflichtet


Stürmer Dost


Der Transfer von Stürmer Bas Dost zu
Eintracht Frankfurt ist perfekt. Der 30
Jahre alte Niederländer kommt von
Sporting Lissabon. Dost spielte bereits
von 2012 bis 2016 für den VfL Wolfs-
burg in der Bundesliga. Er soll etwa
zehn Millionen Euro Ablöse kosten.

HOCKEY


Bundestrainer Kermas


steht vor dem Aus


Nach dem enttäuschenden Abschneiden
der deutschen Männer bei der EM in
Belgien berät der Deutsche Hockey-
Bund (DHB) über die Zukunft von Bun-
destrainer Stefan Kermas. „Wir stellen
uns der Trainerfrage“, sagte DHB-Sport-
direktor Heino Knuf. Kermas und sein
Team hatten die angestrebte EM-Me-
daille mit Platz vier wie 2017 verfehlt.

KOMPAKT


N


och vor einem Jahr wurde Rory
McIlroy neben Golf-Superstar
Tiger Woods auf der letzten
Runde im East Lake Golf Club zum Sta-
tisten degradiert. Fanmassen verfolgten
das Topduo damals bis zum 18. Grün,
stürmten die Bahnen und feierten das
erfolgreiche Woods-Comeback frene-
tisch mit „Tiger“-Sprechchören. McIl-
roy stand im Schatten, spielte schwach.
Nun genoss der Nordire sichtlich die al-
leinige Aufmerksamkeit: Zum zweiten
Mal gewann der 30-Jährige am Sonntag
(Ortszeit) in Atlanta das Finale der
PGA-Tour und strich mit 15 Millionen
US-Dollar mehr Einzelpreisgeld ein als
je ein Golfer zuvor.
„Es ist unglaublich, wie sich die Din-
ge in einem Jahr ändern können. Ich ha-
be diesen Spaziergang letztes Jahr nie
so genossen wie alle anderen. Da
habe ich schrecklich gespielt“, sag-
te ein glücklicher McIlroy, der be-
reits 2016 die Tour Championship
gewonnen hatte. „Es ist wirklich
cool, meinen Namen zum zweiten
Mal auf dieser Trophäe zu sehen.
Jedes Mal, wenn man etwas
macht, was nur Tiger gelungen ist,
dann hat man etwas richtig ge-
macht.“
Superstar Tiger Woods war bis-
her der einzige Spieler, der die
FedExCup-Wertung (2007 und
2009) zweimal gewinnen konnte.
Der 15-malige Major-Champion
aus Kalifornien hatte sich in die-
sem Jahr jedoch gar nicht für das

Finale der besten 30 Golfer der US-Tour
qualifiziert, und McIlroy nutzte die
Gunst der Stunde.
WWWährend er 2018 noch von derährend er 2018 noch von der
WWWoods-Begeisterung wie gelähmtoods-Begeisterung wie gelähmt
schien, spielte er nun eine starke 66er-
Schlussrunde und setzte sich mit vier
Schlägen Vorsprung vor dem US-Profi
Xander Schauffele durch. Den dritten
Rang teilten sich mit fünf Schlägen
Rückstand Justin Thomas und Brooks
Koepka aus den USA. Durch seinen
überlegenen Triumph beim Saisonab-
schluss verbesserte sich McIlroy in der
WWWeltrangliste auf den zweiten Platzeltrangliste auf den zweiten Platz
hinter Koepka. „Ich wollte einfach das
niedrigste Ergebnis der Woche erzie-
len. Das war eine großartige Saison“,
sagte McIlroy, der wegen des neuen
Formats des Tour-Finales am Don-

nerstag sogar mit fünf Schlägen Rück-
stand zu Justin Thomas gestartet war.
Der Sieg in Atlanta ist auch ein wenig
Genugtuung für eine der bittersten Nie-
derlagen, die McIlroy erst vor wenigen
Wochen erlebt hatte. Erstmals nach 68
Jahren waren die British Open in seiner
Heimat Nordirland ausgetragen wor-
den. Doch McIlroy hielt dem Druck und
den immensen Erwartungen nicht stand
und brach schon auf der ersten Bahn ein.
Auf einem Par vier notierte er nach
üblen Fehlschlägen eine Acht und war
damit quasi schon aus dem Rennen,
nach zwei Tagen scheiterte er trotz ei-
ner starken zweiten Runde am Cut und
konnte die beiden Finalrunden nicht
mehr spielen. „Ich wünschte, ich hätte
weiter spielen können“, sagte McIlroy,
dass die Open in Portrush ausgetragen
worden seien, hätte ihm „die Welt“
bedeutet. Er hoffe, in seiner Karrie-
re noch einmal in Nordirland bei
diesem Major antreten zu können.
Sollte dies überhaupt noch ein-
mal der Fall sein, dürften bis dahin
jedoch etliche Jahre vergehen. In-
sofern gilt es für McIlroy, kurzfris-
tigere Ziele anzuvisieren: Der vier-
malige Major-Sieger aus Holywood
will im nächsten Jahr endlich das
prestigeträchtige Masters in Au-
gusta gewinnen – sein letztes feh-
lendes Major. Dann wäre McIlroys
sogenannter Karriere-Grand-Slam
perfekt, und er hätte in einer wei-
teren Kategorie mit Woods gleich-
gezogen. dpa/SUF

McIlroy knackt den Jackpot


Nordirlands Golfstar gewinnt das Play-off-Finale und kassiert 15 Millionen Dollar


111 5 Millionen Euro auf einen Streich? Da staunt5 Millionen Euro auf einen Streich? Da staunt
selbst ein Weltklasse-Golfer nicht schlecht

INSTAGRAM/@PGATOUR

/

© WELTN24 GmbH. Alle Rechte vorbehalten - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exclusiv über https://www.axelspringer-syndication.de/angebot/lizenzierung DIE WELT -2019-08-27-ab-22 5818efdff3829038c3266808ad75aa

RELEASED BY "What's News" vk.com/wsnws TELEGRAM: t.me/whatsnws

Free download pdf