Die Welt Kompakt - 27.08.2019

(Nora) #1

SPORT DIE WELIE WELIE WELTKOMPAKTTKOMPAKT DIENSTAG,27.AUGUST2019 SEITE 28


FUSSBALL

Dutt mit gesalzener
Mitteilung entlassen

Der VfL Bochum hat Trainer
Robin Dutt mit sofortiger Wir-
kung beurlaubt. Dutt hatte nach
dem 3:3 gegen Wiesbaden am
Samstag selbst Fragen nach
seiner Zukunft und sein Amt
quasi zur Verfügung gestellt.
Zwei Tage später nahm der Klub
das Angebot an. Und zwar mit
einer nicht nur selten ausführ-
lichen, sondern auch gesalzenen
Pressemitteilung. Dutt sei ge-
laden gewesen „seine Sichtweise
und Beweggründe für die aus
Vereinsperspektive von ihm
geäußerten Rücktrittsgedanken
anzuhören.“ Doch Dutt hatte
offenbar kein Interesse mehr an
einer Aufarbeitung oder wei-
teren Zusammenarbeit. Zitat
VfL Bochum: „Für dieses Treffen
am Montagvormittag stand er
nicht zur Verfügung.“

Frankfurt verpflichtet
Stürmer Dost
Der Transfer von Stürmer Bas
Dost zu Eintracht Frankfurt ist
perfekt. Der 30 Jahre alte Nie-
derländer kommt von Sporting
Lissabon. Dost spielte bereits
von 2012 bis 2016 für den VfL
Wolfsburg in der Bundesliga. Er
soll etwa zehn Millionen Euro
Ablöse kosten.

HOCKEY

Bundestrainer Kermas
steht vor dem Aus

Nach dem enttäuschenden Ab-
schneiden der deutschen Män-
ner bei der EM in Belgien berät
der Deutsche Hockey-Bund
(DHB) über die Zukunft von
Bundestrainer Stefan Kermas.
„Wir stellen uns der Trainer-
frage“, sagte DHB-Sportdirektor
Heino Knuf. Kermas und sein
Team hatten die angestrebte
EM-Medaille mit Platz vier wie
2017 verfehlt.

TENNIS

Becker möchte Trainer
von Kyrgios werden

Boris Becker kann sich vor-
stellen, Australiens „Bad Boy“
Nick Kyrgios (24) zu trainieren.
„Ich würde ihn gern coachen. Er
ist ein Spieler, der eigentlich
uncoachbar ist – das fände ich so
geil“, sagte der 51-Jährige vor
dem Auftakt der US Open bei
Eurosport. Kyrgios hatte sich
vor zwei Wochen erneut von
seiner schlechten Seite gezeigt:
Er spuckte in Richtung Stuhl-
schiedsrichter, zerstörte zwei
Schläger und bewarf Zuschauer
mit seinen Schuhen. Er bekam
daraufhin eine Geldstrafe von
101.000 Euro aufgebrummt.

KOMPAKT


D


asSpiel war 58 Minu-
ten alt, als der Fall ei-
ne neue Dimension
erreichte. Daniel Gor-
don hatte Bakery Jatta am Spiel-
feldrand mit einem üblen Body-
check gefoult und für sein Verge-
hen die Gelbe Karte erhalten.
Während der Abwehrchef des
Karlsruher SC in Richtung eige-
ner Strafraum davontrottete, er-
klang von den Tribünen laut und
deutlich die Forderung eines
harten Kerns der heimischen
Fans in Richtung des Opfers:
„Steh auf, du Sau!“

VON JENS BIERSCHWALE, MARTIN
SONNLEITNER UND LUTZ WÖCKENER

Das war ein Novum. Seit drei
Wochen muss Jatta zwar mit
dem Umstand klarkommen, dass
Zweifel an seiner Identität beste-
hen. Doch bislang gab es nur Ein-
sprüche von den Klubs gegen die
Spielwertung und keine Bot-
schaft der gegnerischen Anhän-
ger gegen ihn persönlich. Bis zum
Spiel am frühen Sonntagnach-

mittag in Karlsruhe. Dort pfiffen
nicht gerade wenige Anhänger
den Profi des Hamburger SV bei
jeder Ballberührung aus und ge-
stalteten schließlich mit den ge-
brüllten Hasstiraden einen neu-
en Tiefpunkt in der Causa. Das
Schlimmste für den Spieler und
den Klub: Längst ist nicht klar,
wann der Fall zu einem Ab-
schluss kommen kann.
Der Gambier Jatta war 2015 als
Flüchtling nach Deutschland ge-
kommen und hatte zunächst in
Bothel, in der Nähe von Bremen,
eine neue Heimat gefunden. Vom
Bremer Migrationsamt wurden
seine vorgelegten Dokumente
geprüft, er erhielt eine Aufent-
haltsgenehmigung. 2016 nahm
ihn der HSV unter Vertrag. An-
fang August berichtete „Sport-
Bild“ dann über Zweifel an der
Identität Jattas. Möglicherweise
könne es sich um den rund zwei-
einhalb Jahre älteren Profifuß-
baller Bakary Daffeh handeln,
hieß es. Vielleicht habe sich Jatta
bei seiner Einreise bewusst jün-
ger gemacht, um als minderjähri-

ger Flüchtling ein leichteres
Asylverfahren zu erhalten. Der
Deutsche Fußball-Bund (DFB)
sowie das Bezirksamt Hamburg-
Mitte untersuchen nun die Be-
rechtigung von Spielerlaubnis
und Aufenthaltsgenehmigung.
Bis Freitag muss sich Jatta beim
Hamburger Bezirksamt äußern.
Beim DFB hat er in einer Anhö-
rung am 15. August seine Sicht
der Dinge geschildert.
In seinem Klub genießt der Au-
ßenstürmer nach wie vor Rü-
ckendeckung. „Baka hat alle Do-
kumente vorgelegt, und sie sind

rechtsgültig. Wenn wir dem Staat
und den deutschen Behörden
nicht mehr vertrauen können,
dann können wir nach Hause ge-
hen“, sagte HSV-Trainer Dieter
Hecking nach dem 4:2 (2:0) sei-
nes Klubs in Karlsruhe.
Ob die Einschätzung des Trai-
ners zutrifft, wird sich in den
kommenden Wochen zeigen.
Denn nach Meinung von Dr. An-
ton Nachreiner könnte der Fall
Jatta noch lange den deutschen
Fußball und seine Justiziare be-
schäftigen. „Ich bin seit zwölf
Jahren Kontrollausschussvorsit-

DPA

/ANDREAS ARNOLD

„Im Fall


Jatta


betreten wir


Neuland“


Verbale und juristische Proteste gegen


den aus Gambia geflüchteten


HSV-Profi mehren sich. Die


Unsicherheit ist groß – auch beim DFB


N


och vor einem Jahr wur-
de Rory McIlroy neben
Golf-Superstar Tiger
Woods auf der letzten Runde im
East Lake Golf Club zum Statis-
ten degradiert. Fanmassen ver-
folgten das Topduo damals bis
zum 18. Grün, stürmten die Bah-
nen und feierten das erfolgrei-
che Woods-Comeback frene-
tisch mit „Tiger“-Sprechchören.
McIlroy stand im Schatten,
spielte schwach. Nun genoss der
Nordire sichtlich die alleinige
Aufmerksamkeit: Zum zweiten
Mal gewann der 30-Jährige am
Sonntag (Ortszeit) in Atlanta
das Finale der PGA-Tour und
strich mit 15 Millionen US-Dol-

lar mehr Einzelpreisgeld ein als
je ein Golfer zuvor.
„Es ist unglaublich, wie sich
die Dinge in einem Jahr ändern
können. Ich habe diesen Spa-
ziergang letztes Jahr nie so ge-
nossen wie alle anderen. Da habe
ich schrecklich gespielt“, sagte
ein glücklicher McIlroy, der be-
reits 2016 die Tour Champion-
ship gewonnen hatte. „Es ist
wirklich cool, meinen Namen
zum zweiten Mal auf dieser Tro-
phäe zu sehen. Jedes Mal, wenn
man etwas macht, was nur Tiger
gelungen ist, dann hat man et-
was richtig gemacht.“
Superstar Tiger Woods war
bisher der einzige Spieler, der die

FedExCup-Wertung (2007 und
2009) zweimal gewinnen konnte.
Der 15-malige Major-Champion
aus Kalifornien hatte sich in die-
sem Jahr jedoch gar nicht für das
Finale der besten 30 Golfer der
US-Tour qualifiziert, und McIl-
roy nutzte die Gunst der Stunde.
Während er 2018 noch von der
Woods-Begeisterung wie ge-
lähmt schien, spielte er nun eine
starke 66er-Schlussrunde und
setzte sich mit vier Schlägen
Vorsprung vor dem US-Profi
Xander Schauffele durch. Den
dritten Rang teilten sich mit
fünf Schlägen Rückstand Justin
Thomas und Brooks Koepka aus
den USA. Durch seinen überle-

genen Triumph beim Saisonab-
schluss verbesserte sich McIlroy
in der Weltrangliste auf den
zweiten Platz hinter Koepka.
„Ich wollte einfach das niedrigs-
te Ergebnis der Woche erzielen.
Das war eine großartige Saison“,
sagte McIlroy, der wegen des
neuen Formats des Tour-Finales
am Donnerstag sogar mit fünf
Schlägen Rückstand zu Justin
Thomas gestartet war.
Der Sieg in Atlanta ist auch ein
wenig Genugtuung für eine der
bittersten Niederlagen, die McIl-
roy erst vor wenigen Wochen er-
lebt hatte. Erstmals nach 68 Jah-
ren waren die British Open in
seiner Heimat Nordirland ausge-

Rory McIlroy knackt den ganz großen Jackpot


Nordirlands Golfstar gewinnt das finanziell lukrative Play-off-Finale und kassiert die Rekordsumme

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