Die Welt Kompakt - 27.08.2019

(Nora) #1

DIE WELIE WELIE WELTKOMPAKTTKOMPAKT DIENSTAG,27.AUGUST2019 SPORT 29


zender des DFB, aber so etwas
haben wir noch nicht gehabt“,
sagt Nachreiner im WELT-Ge-
spräch. „Wir betreten hier Neu-
land.“ Das Sportgericht des DFB
beabsichtigte, noch im Septem-
ber das Einspruchsverfahren des


  1. FC Nürnberg gegen die Wer-
    tung des zweiten Saisonspiels
    (4:0 für den HSV) zu Ende zu
    bringen. „Dann müssen wir se-


hen, ob das Auswirkungen auf
andere Einspruchsverfahren
hat“, so Nachreiner.
Neben Nürnberg haben auch
der VfL Bochum und seit Montag
auch der Karlsruher SC Ein-
spruch gegen die Wertung ihrer
Punktspiele gegen den HSV ein-
gelegt. „Aus meiner Sicht ist
nicht klar, ob eine abschließende
Entscheidung ergehen kann oder
ob man nicht sagen muss, das
Verfahren muss man doch wieder
aussetzen, bis etwa die Auslän-
derbehörde zu einem definitiven
Ergebnis kommt, meinte Nach-

reiner. „Der Fall Jatta könnte sich
zu einer unendlichen Geschichte
entwickeln. Denn es könnte sein,
dass man jetzt eine Entscheidung
trifft, die in einem halben Jahr
revidiert werden müsste. Das wä-
re für die Tabellensituation und
den sportlichen Wettkampf na-
türlich eine Katastrophe.“
Das ist in den Augen des Jus-
tiziars aber nicht das einzige
Problem: „Zudem müsste noch
die Frage geklärt werden, ob der
HSV fahrlässig gehandelt hat,
weil er den Spieler weiter einge-
setzt hat in dem Wissen, dass
VVVerdachtsmomente an dererdachtsmomente an der
Identität geäußert worden
sind“, erklärte Nachreiner.
Heißt: Möglicherweise wäre der
HSV gut beraten gewesen, Jatta
nach den ersten Berichten zu-
nächst nicht mehr spielen zu
lassen – was andererseits be-
deutet hätte, dass sich der Klub
den Einsatz eines Spielers von
medialer Berichterstattung dik-
tieren lässt. Diesem Vorwurf
wollte und will man sich bei den
Hanseaten nicht aussetzen.
Schon so schlägt der Fall auch
unter Medienschaffenden hohe
Wellen. Nach der Partie am
Sonntag im Wildparkstadion
kam es zu verbalen Scharmüt-
zeln zwischen Journalisten aus
Hamburg und Karlsruhe. Ein lo-
kaler Reporter soll zudem vorher
die Pfiffe der KSC-Fans
gegen Jatta von der
Pressetribüne aus
begleitet haben.
Dankbar haben
sie deshalb beim
HSV registriert,
dass es auch ande-
re Reaktionen auf
Spieleinsätze des
unfreiwillig in den
Fokus gerückten
Profis gibt. Der loka-
le Konkurrent St.
Pauli etwa hat angekün-
digt, auch im Falle einer
Derbyniederlage oder eines
-remis am 16. Septem-
ber keinen Einspruch
gegen die Wertung
des Spiels einlegen

zu wollen. „Ein großes Kompli-
ment an den FC St. Pauli, wie
sich der ganze Klub durch Ewald
Lienen und auch Oke Göttlich
positioniert hat“, sagte HSV-
Sportvorstand Jonas Boldt auf
WELT-Nachfrage. „St. Pauli ist
unser Stadtrivale. Aber in Ham-
burg erkennt man, worum es
wirklich geht.“ Boldt erhofft sich
vom Verhalten des Nachbarn
Signalwirkung. Sein Wunsch:
„Ich würde mich generell freuen,
wenn man sich in ganz Deutsch-
land in diesem Fall etwas deutli-
cher positionieren würde.“
Ob der Solidaritätsgedanke
aber tatsächlich derart ausge-
prägt ist, bleibt zweifelhaft. Der
KSC etwa setzte seinen Ein-
spruch gegen den Rat der eige-
nen Supporter durch. „In jedem
normalen Fall wird der Gegner
Protest einlegen, wenn er mit-
bekommen hat, dass ein Spieler
eingesetzt wurde, der keine
Spielberechtigung hatte. Das
ist ein ganz normaler Vorgang“,
sagte Karlsruhes Präsident In-
go Wellenreuther. In Bochum
und Nürnberg beriefen sich die
VVVerantwortlichen darauf, dasserantwortlichen darauf, dass
man zum Wohle des eigenen
Klubs derartige Maßnahmen er-
greifen müsse.
Das nimmt allerdings die be-
troffenen Vereine nicht aus der
VVVerantwortung. So muss der 1.erantwortung. So muss der 1.
FC Nürnberg als erster Klub,
der Protest eingelegt hat, an
möglichen Untersuchungen
mitwirken. „Nürnberg ist als
protestierender Klub in
der Beweispflicht. Der
VVVerein muss beweisen,erein muss beweisen,
dass der Herr Jatta
nicht der Jatta ist“,
erklärte DFB-Kon-
trollausschussvor-
sitzender Nachrei-
ner. „Ich kann kei-
ne Prognose abgeben,
in welche Richtung
das läuft.“

Bakery Jatta (2. v. l.) mit einer
HSV-Delegation um Klubchef
Bernd Hoffmann (l.) vor seiner
Anhörung beim DFB

D


ie ehemaligen DFB-Prä-
sidenten Wolfgang
Niersbach und Theo
Zwanziger müssen sich wegen
der „Sommermärchen“-Affäre
nun doch vor einem Gericht in
Deutschland verantworten. Das
Oberlandesgericht (OLG) Frank-
furt am Main ließ die Anklage we-
gen des Verdachts der Steuerhin-
terziehung zu. Auch der frühere
DFB-Generalsekretär Horst R.
Schmidt und der ehemalige Fifa-
Generalsekretär Urs Linsi gehö-
ren zu den Beschuldigten. Das
OLG will, dass der gesamte Fall
der WM 2006 in einem öffentli-
chen Prozess erörtert wird. Da-
mit überstimmte das OLG eine
Entscheidung des Landesge-
richts Frankfurt am Main.
AAAus dem Beschluss des OLG,us dem Beschluss des OLG,
der WELT vorliegt, geht hervor,
dass sich nach Ansicht der Ju-
risten auf Basis der bisherigen
Ermittlungen und der Stellung-
nahmen der Verteidigung und
Staatsanwaltschaft nicht klären
lässt, was wirklich im Zusam-
menhang mit der WM 2006 ge-
schehen ist.
Franz Beckenbauer soll im
Jahr 2005 privat einen Kredit
beim früheren Adidas-Chef Ro-
bert Louis-Dreyfus aufgenom-
men haben. Diesen Kredit soll
das WM-Organisationskomitee
(OK) zurückgezahlt haben, ge-
tarnt als Beitrag zu einer Gala
des Fußballweltverbands Fifa,
die es nie gab. Anschließend
machten die OK-Bosse eine
Zahlung über umgerechnet 6,7
Millionen Euro als Betriebsaus-
gabe geltend.
Demnach soll Zwanziger
schon im Frühjahr 2005 be-
wusst geworden sein, dass die
Millionen-Rückzahlung des OK
im Zusammenhang mit dem
Kredit von Louis-Dreyfus ste-
hen müsste. Dennoch hätte er
keine Richtigstellung der Bu-
chung veranlasst. Zwanziger be-
streitet diese Darstellung.
Das OLG geht auch davon aus,
dass Niersbach viel früher von
diesen Vorgängen wusste, als er
lange angegeben hatte. Nämlich
schon 2004 – und nicht erst


  1. Beweise dafür, dass Be-
    ckenbauer illegale Bezahlungen
    bekommen hat, sieht das Ge-
    richt dagegen nicht.
    Die Beschuldigten weisen
    bisher alle Vorwürfe zurück. Ih-
    nen könnten langjährige Haft-
    strafen drohen. Anfang des Mo-
    nats waren die „Sommermär-
    chen“-Macher schon von der
    Schweizer Bundesanwaltschaft
    wegen der Millionenzahlungen
    rund um die Fußball-WM 2006
    angeklagt worden.
    TIM RÖHN, ANNELIE NAUMANN


Deutsche


Anklage in der


WM-Affäre 2006


Zwanziger und
Niersbach müssen sich
verantworten

tragen worden. Doch McIlroy
hielt dem Druck und den immen-
sen Erwartungen nicht stand und
brach schon auf der ersten Bahn
ein. Auf einem Par vier notierte
er nach üblen Fehlschlägen eine
Acht und war damit quasi schon
aus dem Rennen, nach zwei Ta-
gen scheiterte er trotz einer star-
ken zweiten Runde am Cut und
konnte die beiden Finalrunden
nicht mehr spielen. „Ich wünsch-
te, ich hätte weiter spielen kön-
nen“, sagte McIlroy, dass die
Open in Portrush ausgetragen
worden seien, hätte ihm „die

Welt“ bedeutet. Er hoffe, in sei-
ner Karriere noch einmal in
Nordirland bei diesem Major an-
treten zu können.
Sollte dies überhaupt noch
einmal der Fall sein, dürften bis
dahin jedoch etliche Jahre ver-
gehen. Insofern gilt es für McIl-
roy, kurzfristigere Ziele anzuvi-
sieren: Der viermalige Major-
Sieger aus Holywood will im
nächsten Jahr endlich das pres-
tigeträchtige Masters in Augusta
gewinnen – sein letztes fehlen-
des Major. Dann wäre McIlroys
sogenannter Karriere-Grand-
Slam perfekt, und er hätte in ei-
ner weiteren Kategorie mit
WWWoods gleichgezogen.oods gleichgezogen. dpa/SUF

Historisch: Rory McIlroy, der Pokal
AFP und 15 Millionen Dollar Prämie

/KEVIN C. COX

von 15 Millionen Dollar


KKKaum zu stoppen:aum zu stoppen:
Jatta beim 4:2-Sieg
in Karlsruhe
GETTY IMAGESETTY IMAGES/C. KASPAR-BARTKE
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