Süddeutsche Zeitung - 22.08.2019

(ff) #1
DonaldTrumphateinengroßenTeilsei-
nesLebensdurchauserfolgreichdamitver-
bracht,Grundstückezukaufenundzuver-
kaufen.InsofernistausseinerSichteine
gewisseIrritationschonverständlich.Dä-
nemarkzahltjedesJahrumdie700Millio-
nenDollaranSubventionenfürGrönland.
WennnunalsodieUSAdenDänenanbie-
ten,ihnendiesenelendenBrockenausEis
undSteinabzunehmen,der–wieTrump
festgestellthat–nur„großeVerlusteein-
bringt“,dannsolltemandochetwasFreu-
deerwartendürfen.Oderwenigstenshöfli-
chesInteresse.JedenfallskeineAbfuhr,
beiderWörterwie„absurd“fallen.

Das,sobeklagtesichTrumpamMitt-
woch,sei„widerwärtig“und„sarkastisch“
vonderdänischeMinisterpräsidentinMet-
teFrederiksengewesenundeineRespekt-
losigkeitgegenüberihmunddenUSA.Und
weilderImmobilienhändlerTrumpbelei-
digtist,sagtderUS-PräsidentTrumpdann
ebenseinenStaatsbesuchinKopenhagen
ab,auchwennerzudemnichtvonderRe-
gierungschefin,sondernvonderKönigin
eingeladenwordenwar.
Dasmageinundiplomatisches,gerade-
zubizarresVerhaltensein.Aberesist,zu-
mindestfürTrump’scheVerhältnisse,
docheineerklärbareReaktion.Trumpwoll-
teeinGeschäftmachen.Dasistgeplatzt.
Warumsollersichdannnochmitdenreni-
tentenGeschäftspartnerntreffen?
DabeiistdieursprünglicheIdee,Grön-
landaufdieeineoderandereArtengeran
dieUSAzubinden,janichtvölligverrückt.
DieriesigeInselistvonenormerstrategi-
scherBedeutung.EsistkeinZufall,dass
dieUSAdorteinengroßenundteurenLuft-
waffenstützpunktunterhalten.DieErder-
wärmunghatdieArktiszudemwirtschaft-
lichinteressantgemacht,unteranderem
fürChina.Berichtenzufolgemachtdasdas
Pentagonnervös.
WieTrumpgenauaufdieIdeegekom-
menist,dieUSAsolltenGrönlandkaufen,
istunklar.AngeblichgehteinerseinerVer-
bündetenimKongress,SenatorTomCot-
ton,seitlängererZeitmitderIdeehausie-
ren.AuchTrumpsPreisvorstellungensind
unbekannt.Medienberichtezufolgewollte
erKopenhagenvorallemmitdemAngebot
locken,dassdieUSAkünftigdiejährlich
700MillionenDollaranSubventionenfür
Grönlandbezahlen.UnderhatdenDänen
beiTwitterversprochen,nichtsoeinengol-
denenKasinoturmwieinLasVegasaufder
Inselzubauen. 



I


nZeitendesallgemeinenDurchein-
anderssindkühleKöpfeeineRarität,
aberaufEuropasKönigshäuserist
meistVerlass.EswarDänemarksKönigin
MargretheII,dieUS-PräsidentDonald
TrumpoffiziellzumgeplantenStaatsbe-
suchnachKopenhagenAnfangSeptember
eingeladenhatte,undeswarihrSprecher,
deramMittwochdenknappstenund
lakonischstenKommentarzudem
Trump’schenGrönland-Zirkusablieferte:
DieAbsage,hießesdaschlicht,sei„eine
Überraschung“.
DerChorderEmpörung,dersichaußer-
halbdesKönigshofserhob,warnichtso
gnädig.Zutiefstbeleidigendundrespekt-
losseiTrump,daswarendiehäufigsten
Kommentare,seinVerhaltendaseines
„verzogenenKindes“(soeinSprecherder
DänischenVolkspartei).Fassungslosigkeit
überall.„Ichkneifemichnochimmerin
denArm“,sagtederfrühereAußenminis-
terUffeEllemann-Jensen:„Istdaswirk-
lichwahr?“„Verrückt,verrückt“,hießesin
einemKommentarderZeitungBerlingske,
TrumphabedieTürzuseinem„engsten
VerbündetenDänemarkzugestoßen,ab-
gesperrtunddenSchlüsselweggeworfen“.
TatsächlichwarendieDänendenUSA
stetseinloyalerAlliiertergewesen,waren
andersalsetwadieDeutschenmitden
Amerikanern2003indenIrakkrieggezo-
gen.„UndalsBelohnungkassierenwirdie-
seOhrfeige“,schriebdieliberaleZeitung
PolitikeninihremLeitartikel.

DieÜberraschungunddasEntsetzen,
diesichinDänemarkschonimMorgen-
grauendesMittwochBahnbrachen,
hattenihreWurzelnnichtalleinindem
diplomatischenAffront,sondernauchin
derErkenntnis:DerMannmeintees
wirklichernst.Trumphattewirklichge-
glaubt,erkönnewieeinstinkolonialen
ZeitenmitdenDänenumGrönlandscha-
chern.DaswarsobiszumWochenende
nichtvölligklargewesen,bisdahinhatten
dänischeundgrönländischePolitikerihr
ErstaunennochimmerverpacktinUn-
glauben(„MusseinAprilscherzsein“)und

inKonditionalsätze:WennTrumpdas
wirklichernstmeine,dann,soderSpre-
cherderDänischenVolkspartei,seier„end-
gültigdurchgeknallt“.Einkleinwenig
diplomatischerdrücktedasdiedänische
MinisterpräsidentinMetteFrederiksen
amWochenendeaus:DerGedankesei„ab-
surd“,nichtzuletzt,weilDänemark
Grönlandgarnichtverkaufenkönne:

„GrönlandgehörtdenGrönländern.“Das
stimmtzumindestteilweise.
GrönlandistdiegrößteInselderWelt,
dienichtdenStatuseineseigenen
Kontinentsbesitzt.AufeinemGebietvier
MalsogroßwieFrankreichlebendabei
nurrund56000Menschen,90Prozent
gehörenzumVolkderInuit.Nachdem
dänischeWalfängerGrönlandzunehmend

alsBasisbenutzten,hattesichdasdänisch-
norwegischeKönigreichGrönlandim
18.Jahrhunderteinverleibt.Miteiner
Volksabstimmungerkämpftensichdie
Grönländer1979eineAutonomie,die
nocheinmalerweitertwurde.DieGrön-
länderregierensichininnenpolitischen
Angelegenheitenheuteselbst,Dänemark
aberistweiterfürdieVerteidigungspolitik
undfürdieAußenpolitikzuständig.
TatsächlichistTrumpnichtderersteUS-
Präsident,deraufdieIdeekommt,Grön-
landkaufenzuwollen:1867empfahlein
BerichtdesStateDepartmenterstmals
denKaufdesrohstoffreichenundstrate-
gischgelegenenGrönlands(imselbenJahr
kauftendieUSAAlaska).UndHarryTru-
manmachtedenDänengleichnachdem
ZweitenWeltkrieg1946danneinAngebot:
100MillionenDollarhätteseineRegie-
rungfürGrönlandbezahlt.DieDänenlehn-
tenempörtab.

DieAmerikanerhattenschondamals
handfesteInteressen.Grönlandliegtauf
halbemWegzwischenNordamerikaund
demeuropäischenKontinent.ImZweiten
WeltkriegwolltendieUSAeineBesetzung
GrönlandsdurchdeutscheTruppenverhin-
dern,spätersahensieinderInseleinen
wichtigenStützpunktimKaltenKriegmit
derSowjetunion.DieDänenverkauften
ihnendieInselzwarnicht,erlaubtenden
USAjedochdenBetriebeinerReihemilitä-
rischerAnlagen,oftgetarntalsWetter-
beobachtungsstationen.Inden1950er-Jah-
renerrichtetendieUS-StreitkräftedieLuft-
waffenbasisThule,dievieleJahrelangder
größteamerikanischeLuftwaffenstütz-
punktaußerhalbderVereinigtenStaaten
war.Erstinden90er-Jahrendesletzten
JahrhundertserfuhrendieDänen,dassdie
USAunterdemCodenamen„Iceworm“
auchgeplanthatten,imgrönländischen
Eis600InterkontinentalraketenmitAtom-
sprengköpfenzuversenken.DerPlan
wurdenieumgesetzt.DieUS-BasisThule
existiertbisheute,allerdingsvielkleiner
alszudenHochzeitendesKaltenKrieges.
HeuteisthierdernördlichstePunktdes
amerikanischenAbwehrschirmsfürballis-
tischeRaketen.

DassdiearktischeRegionundmitihr
GrönlandinWashingtonmiteinemMal
wiederinsZentrumderamerikanischen
Aufmerksamkeitrückt,liegtamKlima-
wandel.DasEisschmilzt–unddasbe-
deutetzweierlei:MiteinemMalwerden
bislangunerreichbareBodenschätzezu-
gänglich,imgrönländischenBodenliegen
großeVorkommenanKohle,Zink,Kupfer,
Gold.DieGrönländerfrohlockendarüber,
weilsiesichsomehrUnabhängigkeitvom
dänischenStaatversprechen,derbislang
einengroßenTeilihresHaushaltsalimen-
tiert.UndeswerdenneueSchifffahrts-
routenfrei,waswirtschaftlicheundmilitä-
rischeBegehrlichkeitenweckt.Dierussi-
scheMarineistzunehmendaktivinder
Arktis.Chinamöchteauchmitspielen.Mit
einemMaldrohtdieArktiszumneuen
SpielfeldundZankapfelderSupermächte
zuwerden–undGrönlandliegtmitten-
drin.Eine„kleineundschwachegrönländi-
scheNation“könneinZukunftdas„wich-
tigsteGliedfürdieerfolgreicheUmset-
zungderpolarenSeidenstraße“sein,heißt
esetwaineinemPapierchinesischerArk-
tisforscher.DaswollendieUSAverhin-
dern,unddieDänenebenso–undbislang
dachtensieinKopenhagen,manziehemit
WashingtonaneinemStrang.
Trumphatmitseiner„Farce“(soder
ehemaligeAußenministerMartinLide-
gaard)dieDänennungründlichvorden
Kopfgestoßen.Diesichtlichverärgerte
Ministerpräsidentinbetonteineiner
erstenReaktionamMittwochnachmittag
zwardiegemeinsamenInteressenundden
„gutenDialog“zwischenbeidenLändern
undsagte,dieEinladungzueinerstärke-
renstrategischenZusammenarbeitinder
Arktissei„nochoffen“.Kommentatoren
wiedieLeitartiklervonPolitikenforderten
allerdingsein„grundlegendesUmden-
ken“:ErstensmüsseDänemarkderArktis,
diedabeisei,sichinein„heißespolitisches
Schlachtfeld“zuverwandeln,mehrAuf-
merksamkeitwidmen.Undzweitensmüss-
tendieDänennunweitmehrGewichtals
bislangaufdieEuropäischeUnionlegen:
„MiteinemfestenAnkerinEuropakann
DänemarkdenSturmüberstehen.“

DieVereinigtenStaatenwärenohneZu-
käufe(undAnnexionennachgewonnenen
KriegengegenSpanienundMexiko)nie-
malssogroßwieheute.Schon1803ver-
doppeltendieUSAihrTerritoriumnahezu,
alssiedenFranzosendasLandzwischen
MississippiundRockyMountainsabkauf-
ten,dersogenannte„LouisianaPurchase“
fürschlappe15MillionenDollar,auchum-
gerechnetheutenureindreistelligerMilli-
onenbetrag.FürzehnMillionenschwatz-
tensiedenMexikanern1853einStück-
chenvomheutigenArizonaundNewMexi-
coab.7,2MillionenbekamendieRussen
1867fürAlaska,heutedermitAbstand
größteBundesstaat.MitdenDänen
habendieAmerikanerübrigensschonmal
einenDealgemacht:1917kauftensiedem
KönigreichdieVirginIslandsinderKaribik
ab–für25MillionenDollarinGold. RKL

Goldene Deals


HörenSiezudiesemThema
auchdenPodcast.
sz.de/nachrichtenpodcast

ChinasAvancenhaben
dasPentagonaufgeschreckt

2 HMG (^) THEMADESTAGES Donnerstag,22.August2019,Nr.193 DEFGH
SchonUS-Präsident
HarryTrumanmachtedenDänen
eineindeutigesAngebot
„Absurd“:DänemarksMinisterpräsidentinMetteFrederiksenistzutiefstverär-
gertüberUS-PräsidentDonaldTrump. FOTOS: KALNINS / REUTERS; KAMM / AFP
GRÖNLAND
ZUDÄNEMARK
ThuleAirBase
Nuuk
DÄNEMARK
KANADA
USA
EntfernungzudenUSA
ca.2000Kilometer
EntfernungzuDänemark
ca.2000Kilometer
SZ-Grafik
Kopenhagen
NewYork
Chicago
Eiskalt erwischt
OhneGrönland-KaufkeinStaatsbesuch–dieDänen
warenaufsovielÄrgermitdem
MannausdemWeißenHausnichtgefasst
„GrönlandgehörtdenGrönländern“:DänemarkhatimNamender56000InselbewohnerdasKaufangebotderUSAabgelehnt–EisbergvorderOstküsteGrönlandsbeiKulusuk. FOTO: FELIPE DANA / AP
Nur ein
bisschen bizarr
WarumTrumpaufdieIdeekam,
GeldfürGrönlandzubieten
DieUSAwollteneinmal
600Interkontinentalraketen
imEisstationieren
Trumpvs.DänemarkDieDänenwarendenUSAstetseinloyalerAlliierter,zogenetwaandersalsdieDeutschen
mitdenAmerikanern2003indenIrakkrieg.Sieglaubten,sichaufdenmächtigenVerbündetenverlassenzukönnen.Umsomehrsind
sienunempört,wieherablassendsiederUS-Präsidentbehandelt.DasbringtnichtnurdiePolitikerdesLandeszumNachdenken
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