Süddeutsche Zeitung - 22.08.2019

(ff) #1
Siewarda,alsamSonntagmehralseine
MillionHongkongeraufdieStraßenge-
gangensind,siewarda,alsdiePolizeimit
Tränengasversuchte,denProtestzuersti-
cken,undsiewarauchamHongkonger
Flughafen,vergangeneWoche,alsDe-
monstrantendenBetriebfürzweiTage
lahmlegten.SiestandinderAnkunftshal-
leundfilmtedenProtestfürihremehrals
230000FollowerbeiTwitter:DeniseHo,
42,Sängerin,Aktivistin,isteinesderweni-
genprominentenGesichterderHongkon-
gerDemokratiebewegung,diesichan-
sonstendadurchauszeichnet,geradekei-
neAnführerundOrganisatorenzuhaben.
„Bewater“,seiwieWasser,sobeschrei-
bensichdieDemonstrantenselbst.Und
socharakterisiertederinHongkong
außerordentlichverehrteKampfkünstler
BruceLeeeinmalseineKung-Fu-Tech-
nik:„SeiohneForm,seiohneSchatten,
seiwieWasser.“Jedereinzelneeinwinzi-
gerTropfen,ansichunbedeutend,zusam-
menabereinemächtigeWelle,diealles
überrollt.AuchDeniseHoistnuneiner
dieserTropfen,vielleichtderschillernste.
1977inHongkonggeboren,zogsieals
ElfjährigemitihrenElternnachMontre-
al.DieFamiliewarTeildererstenAuswan-
derergeneration,dennzeitgleichverhan-
deltediebritischeRegierungmitderFüh-
runginPekingübereineRückgabeHong-
kongs.KanadawardamalsZufluchtsort
fürvieleHongkonger.IndengroßenStäd-
tengabesChinatowns,vorallemaber
bestanddieAussicht,rascheinenkanadi-
schenPasszuerhalten,dieLebensversi-
cherungfüralljene,diefürchteten,dass
sichChinaHongkongeinverleibt.
EswarauchdieZeit,alsderCantopop
entstand.EinCrossoverausRock,traditio-
nellerchinesischerMusikundPop,gesun-

genaufKantonesisch,demHongkonger
Dialekt–einErfolgüberallinAsien.Im
fernenMontrealhörteDeniseHodieMu-
sik:„DaswarmeineVerbindungzuHong-
kong,auchwennichweitwegwar.“
Mit19Jahrenkehrtesiezurück,nahm
aneinemTalentwettbewerbteil,gewann
undwurdebaldzueinerdergefragtesten
Cantopop-Sängerinnen,mitTausenden
FansinChina.GanzeHallenfülltesie
dort.SienahmsogareinAlbumaufHoch-
chinesischauf.Alssiesich2012alsles-
bischoutete,kamdasinderprüdenVolks-
republiknichtgutan,zurPersonanongra-
tawurdesiejedocherstzweiJahrespäter.

2014nahmsieanderRegenschirm-Re-
volutionteil.MitStudentenundSchülern
besetztesieHauptverkehrsstraßeninder
HongkongerInnenstadtundforderte
freieWahlen.PromptwurdenihrePlatten-
verträgegekündigt,ihreLiedernicht
mehrimRadiogespielt,siedarfseitdem
nichtmehrinChinaauftreten.Auchin
Hongkongwirdeszunehmendschwerer
fürsie.2016sagtediefranzösischeKosme-
tikmarkeLancômeeinKonzertmitihrab
–aufDruckausPeking.„Oftwirdmirdie
Fragegestellt:Bereustdues,deineStim-
meerhobenzuhaben?UnddieAntwort
lautetnatürlichnein“,sagtDeniseHo.
AnfangJulireistesieunerschrocken
nachGenfzurSitzungdesMenschen-
rechtsratsderVereintenNationen.Eine
MinuteRedezeitbekamsie;siehielt
Pekingvor,sichanEntführungenzu
beteiligen,Aktivistenzuinhaftierenund
dasWahlrechteinzuschränken.ZweiMal
wurdesieunterbrochenvonderchinesi-
schenDelegation–mitAnträgenzurGe-
schäftsordnung.SiehabeChinaverleum-
det,beklagtensichdiePekingerVertreter
inGenf.Ausfallendundbeleidigendsei
siegewesen.
VielleichtsolltendieDiplomatenein-
malinschinesischeInternetschauen.In
densonstsostrengzensiertensozialen
MedienwirdDeniseHogejagt.„Sieistso
hässlich,sienimmtwohlDrogen“,
schreibtjemandbeimKurznachrichten-
dienstWeibo.Einanderersekundiert:
„WeilinChinaniemandihreSongshört,
verdientsiekeinGeld,alsokannsieihr
MutterlandnurfürausländischesGeld
verkaufen.SehteuchihrenLebensstilan,
halbMensch,halbGeist,sieisteinnutz-
losesMiststück.“DeniseHohatgelernt,
damitzuleben. 

HERAUSGEGEBENVOMSÜDDEUTSCHENVERLAG
VERTRETENDURCHDENHERAUSGEBERRAT
CHEFREDAKTEURE:
KurtKister,WolfgangKrach
MITGLIEDDERCHEFREDAKTION,DIGITALES:
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ZamdorferStraße40,81677München



D


ieMigrantenaufderOpenArms
durfteninzwischenanLandge-
hen,dieMenschenaufderOcean
Vikingjedochmüssenweiterdaraufwar-
ten,einenHafenansteuernzukönnen.
BeideFällezeigendeutlich,dasseseine
nachhaltigeLösungbrauchtfürjeneMi-
granten,dieaufdemMittelmeerausSee-
notgerettetwerden.Aberwernacheiner
schnellenLösungruft,wirdenttäuscht.
Dennmanmussunterscheidenzwischen
dem,waswünschenswertwäre–und
dem,wasrealistischist.
Wünschenswertistfürviele,dasssich
alleEU-StaatenanderVerteilungderMi-
grantenbeteiligen,obsienunübersMeer
kommenoderaufdemLandweg.Andere
LänderwollenimIdealfallabergarkeine
illegaleMigrationindieEU.Realistisch
istwederdaseinenochdasandere:ein
EndederillegalenZuwanderungnicht,
weilmanimMeerkeineMauererrichten
kann.DaszeigennichtnurdieMenschen,
dieaufderOceanVikingaufeinenHafen
warten,sondernauchjeneMigranten,de-
renBooteseetüchtigsind,unddieesoh-
neHilfe–undohnewürdelosesPolitthea-
ter–andieUferderEUschaffen.Aber
auchdieBeteiligungalleranderVertei-
lungderMigrantenistnichtrealistisch,
weilStaatenwieetwaUngarnnuneinmal
nichtmitmachenwollen.Siezuüberstim-
men,hieße,eineweitereSpaltungderEU
zuriskieren.
Auchwennesbanalklingt:Esgibtkei-
neeinfacheAntwort.DerKnotenkann
nichtzerschlagenundauchnichtent-
wirrtwerden.DenEU-Ländernbleibt
nur,jedeneinzelnenFadensachtezube-
arbeiten.FürdiekünftigeEU-Kommissi-
onwirddaseinederwichtigstenAufga-
benwerden.Nichtetwa,weildieZahlder
Ankommendensohochwäre–dasistsie
nicht:2015kamenmehralseineMillion
MenschenüberdasMittelmeer.

sindesbisherkeine50000gewesen.Ur-
sulavonderLeyenmusssichdesThemas
trotzdemannehmen,wennsiedieEUpoli-
tischbeisammenhaltenwill.
DasInstrumentariumdafüristbe-
kannt:DieEUmussdieHerkunftsländer
nochvielstärkeralsbisherunterstützen,
damitdieMenschenkeinenGrundhaben
aufzubrechen.Jene,dieankommen,aber
keineBleibeperspektivehaben,müssen
zügigzurückgebrachtwerden.Dieliby-
schenLager,indenenschrecklicheZu-
ständeherrschenundindenendiese
Menschenbisheroftlanden,müsseneva-
kuiertwerdendurchVereinbarungenmit
internationalenOrganisationenundan-
derenafrikanischenLändern.Esmüsste

mehrlegaleMöglichkeitengeben,indie
EUeinzuwandern,dennauchdasverrin-
gertdieZahlillegalerEinreisen.Und
schließlichsolltedieKommissionden
VorschlagdesParlamentszudensoge-
nanntenhumanitärenVisaprüfen,mit
denenMigrantenlegalindieEUeinrei-
senkönnten,umhierumAsylzubitten.
DamitkönntevonderLeyenauchbewei-
sen,dassesihrernstistmitihrerAnkün-
digung,demParlamenteinDe-facto-In-
itiativrechteinzuräumen.
KeinedieserMaßnahmengreiftvon
heuteaufmorgen,dieMenschenaufder
OceanVikingmüssenaberjetztanLand
gebrachtwerden.NunsinddieMitglied-
staatenamZug,diebeieinemTreffenim
SeptembereineLösungfindenwollen.
SiesolltenihreBereitschaft,Migranten
aufzunehmen,nichtlängerdavonabhän-
gigmachen,obgenugandereLänderbe-
reitsind,dasselbezutun.UndItalienund
MaltasindnichtdieeinzigenEU-Staaten
mitHäfenamMittelmeer.



V


erbotesindinderDNAvonCSU-Po-
litikerneigentlichnichtvorgese-
hen.Alles,aberbittekeineZwänge,
sohörtmanesimmerausBayern,etwa
beimKlimaschutz;Verbotsparteien,das
sindstetsdieanderen.Umsoerstaunli-
cheristjetztdieForderungvonCSU-Chef
MarkusSöder,negativeZinsenaufSpar-
guthabenbiszu100000Eurozuverbie-
ten.NochbizarreristdieBegründung:Ne-
gativzinsenentsprächennichtderdeut-
schenFinanzkultur.ManmüssedenDeut-
schendasSparenerhalten.Esklingt,als
seiendeutscheSparerwiedieBienen,für
diesichSöderseiteinigerZeiteinsetzt,ei-
nevomAussterbenbedrohteSpezies,die
eszurettengelte.
SödersForderungnachZinsenvom
AmtkommtdaherwiepopulistischerKla-
mauk.ImluftleerenRaumallerdings
stehtsienicht.EsistfürdeutscheSparer
zumProblemgeworden,dasseskaum
nochZinsengibt.ZumProblemdeshalb,
weilvieleBürgerihreAltersvorsorgeüber
JahreansparenoderweilsiefürAnschaf-
fungenGeldzurückgelegthabenundfür
dieAusbildungihrerKinder.Diesetraditi-
onellenSparplänefunktionierennicht
mehr,unddiegesamtwirtschaftlicheLa-
gemachtwenigHoffnung,dasssichdasin
absehbarerZeitändernwird.ImGegen-
teil,dieerstenBankeninDeutschland
kündigenan,fürgroßeSparguthabenne-
gativeZinsenzuverlangen.DerKunde
mussfürsGeldeinlagernzahlen.Kein
Wunder,dasstraditionelleSparerglau-
ben,dieWeltsteheKopf.
Bedauerlichist,dassSödersVorstoß
nichtdazubeiträgt,siewiederaufdieBei-
nezustellen.Wennmanbedenkt,dass
derbayerischeMinisterpräsidentzuvorFi-
nanzministerimFreiststaatwarundsich
mitGeld-undZinspolitikauskennen
müsste,kannmanüberdieChuzpenur
staunen.DenktmanseineIdeezuEnde,

müsstedieBundesregierungdenBanken
verbieten,negativeZinsenanihreKun-
denweiterzugeben.UndwennderStaat
schoneingreift,warumsollteernicht
gleicheinenZinssatzvorschreiben,um
diedreiProzent,damitnachAbzugderIn-
flationwasübrigbleibt?Söderwürdezum
HeldenderSpareraufsteigen,javielleicht
sogarzumpotenziellenKandidatender
UnionfürdienächsteKanzlerschaft.

Allerdingsistbeidesähnlichunwahr-
scheinlich:SödersUmzuginsKanzleramt
undstaatlichverordneteZinsen.Gefähr-
lichaberist,dassSöderdieBürgerglau-
benmacht,dassPolitikjenseitsaller
marktwirtschaftlichenMechanismendie
Zinsenfestlegenkann.Nein,daskannsie
nicht.Und,zweiterFehler,erlässtdieBür-
gerglauben,dassGeldpolitikeinenationa-
leAngelegenheitist.Nein,dasistsienicht.
DeutschlandgehörtzudenEurostaa-
ten,dieihreGeldpolitikzentralbetreiben.
DieEuropäischeZentralbankhatbeiih-
renZinsentscheidungendieEuro-Zone
imBlick–nichteinzelneLänder.DasPro-
blemist,dassdieStaatenderWährungsge-
meinschaftwirtschaftlichweitauseinan-
derliegen–unddieniedrigenZinsender
darausresultierendeKompromisssind.
NunisteinZinsverbotkeineLösung.
DasProblemzuignorierenaberauch
nicht.WarumalsolädtderCSU-Chef
nichtklugeÖkonomenein,umAlternati-
venzuprüfen?EtwaeinenStaatsfonds.
EinzahlenkönntenalleSparer,derStaat
würdedaswegenderniedrigenSchuldzin-
seneingesparteGeldteilweisezuschie-
ßen,dasGanzemüssteordentlichgeman-
agtwerden.DieIdeeistnichtneu,Staaten
wieNorwegenpraktizierensie.Warum
nichtendlichauchDeutschland?

A


lsHöhepunkteineranAbsurditä-
tenreichenPräsidentschaftkönnte
DonaldTrumpsAusfluginsLänder-
immobiliengeschäftindieGeschichteein-
gehen.SelbstTrumpkannnichtglauben,
dass2019Territoriengehandeltwerden
wiezuKolonialzeiten.Wasalsoreitetdie-
senMann,jenseitsderempörendenVer-
achtung,dieermitseinenGrönland-Plä-
nengegenüberDänemarkzeigt?
Naheliegendist,dassdemUS-Präsiden-
tendieReisereizuvielwirdunderseinen
bevorstehendenEuropa-Tripverkürzen
will.DieReisehättemehralseineWoche
Zeitverschlungen,wäreer,wiegeplant,
auchnachDänemarkgefahren.Soeinen
Besuchhättemanabereleganterabsagen

können.ÜberhauptscheinenEuropauner-
freulicheTagebevorzustehen.DieVorbe-
reitungzumG-7-GipfelinFrankreichge-
rätzurKatastrophe,weilsichdieUS-Re-
gierungaufkeineAgendaeinlässt.
HinteralldemlauertdieeigentlicheSor-
geTrumps:EinJahrvorderWahlwendet
sichdieStimmungindenUSAgegenihn.
DieWirtschaftsindikatorendeutendar-
aufhin,dasserpünktlichzumWahltag
dieverbrannteErnteseinerPräsident-
schaftpräsentierenmuss.DerPräsident
brauchtalsoeinenKonflikt,einenSchuldi-
gen,umvonseinerverkorkstenPräsident-
schaftabzulenken.Heutewaresdas
kleineDänemark.MorgenkönntedieEU
dransein. 
 

O


bwohldasUrteilimfernenAustrali-
enfiel,betrifftesdochdieKatholi-
scheKircheinderganzenWelt.Im-
merhinwarKardinalGeorgePelleinerih-
rerganzMächtigen,vonPapstFranziskus
zumFinanzchefdesVatikanberufen.Nun
stelltaucheinaustralischesBerufungsge-
richtfest,dassdieserKirchenfürstseine
MachtalsErzbischofvonMelbournemiss-
brauchthat,umzwei13JahrealteKinder
sexuellzunötigenundeinesvonihnenzu
vergewaltigen.DerRichterspruchistein
DesasterfürPell,derweiterseineGefäng-
nisstrafeabsitzenmuss,sowiefürden
PapstunddieganzeKirchenhierarchie.
FürdievielenOpfer,dieweltweitvon
kirchlichenWürdenträgernmissbraucht

wurden,istesdagegeneineGenugtuung.
Esbedeutetnämlich:EndlichwerdenTä-
terinSoutanezurRechenschaftgezogen,
selbstwennsieinihrerMachtunberühr-
barerschienenundwiePellsogarehemali-
gePremierministeralsCharakterbürgen
aufbietenkönnen.Langegenughatdas
gedauert.
VorallemaberbeweistdasUrteil:Die
solangevertuschtenVerbrechenlassen
sichnurdannerfolgreichaufklären,wenn
staatlicheErmittlersichdarumbemühen.
DassdiekatholischeKircheallerortseige-
neAufklärungskommissioneneinsetzt,
istzwarschön,gutundnötig.Aberes
reichthaltnicht.AustralienzeigtderWelt:
HiermussderStaatran. 

W


erCannabisaufRezeptbe-
kommt,mussWaffenbesitzkar-
teundJagdscheinabgeben.Das
gehtauseinemUrteildesBayerischenVer-
waltungsgerichtshofshervor.Wereiner
Neonazi-Kameradschaftwiedem„Freien
WiderstandKassel“angehörtunddenBe-
hördenalsrechtsextremerAgitatorim
NetzundbeigewaltsamenDemosbe-
kanntist,derdarfseineWaffenbesitzkar-
tenebstMunitionsberechtigunghinge-
genbehalten.DasgehtauseinemUrteil
desVerwaltungsgerichtsKasselhervor.
DasWaffenrechtinDeutschlandistein
Witz.DasWaffengesetzbeinhaltetnurei-
newindelweicheKlausel,umExtremis-
tenvonSchützenvereinenfernzuhalten.

DieKlauselsagt:WerfünfJahrelangnicht
mehrdenVerfassungsschutzbeschäftigt,
istsaubergenug.Waidmannsheil!So
konnte,wiesichjetztherausstellt,sogar
dermutmaßlicheKomplizeimMordfall
WalterLübcke,einervom„FreienWider-
standKassel“,anSchießwerkzeugkom-
men.ImSchützenclub1952Sandershau-
sensaßersogarimVorstand.Dasistein
VersagenderSicherheitsbehördeninHes-
sen.AberaucheinerGesetzgebung,die
laschistbiszurLächerlichkeit.
SchützenvereinesagenindieserDis-
kussionstets:Vertrautuns!Wirhaben
selbsteinInteresse,dieschwarzenSchafe
auszuschließen.JedesGegenbeispielistei-
neszuviel. 

I


taliendurchlebt,malwieder,schick-
salsschwereStunden,undesist
schwierigzuentscheiden,welche
vonzweischlechtenAlternativen
demLandeherzuwünschenist:die
FortsetzungderLegislaturperiodemitei-
nerneuenRegierungausdenbislangver-
feindetenParteienderFünfSterneund
derSozialdemokraten.OderNeuwahlen
indiesemHerbst,ausdenenhöchstwahr-
scheinlicheinenationalpopulistische
RechtsaußenregierungunterFührung
desLega-ChefsMatteoSalvinihervorge-
henwürde.BeideOptionenwerdenItalien
keineRuhebringen,sondernneueEr-
schütterungen.UndwennItalienwankt,
bebtEuropa.
Optioneinsklingtzunächstverhei-
ßungsvoll:Diepolitischirrlichternden,eli-
tenfeindlichenFünfSternelösensichaus
ihremPaktmitderrechtsradikalenLega
undbildenmitdenSozialdemokratenein
BündnisderlinkenMitte.DieseRegie-
rungsetztdanneineangemesseneVertre-
tungItaliensinderkünftigenEU-Kom-
missiondurch.Siebereiteteinrealisti-
schesHaushaltsgesetzfür2020vor,das
diegefährlichhoheVerschuldungdesLan-
desinRechnungstellt.Undsienimmtden
Reformkurswiederauf,dendiesozialde-
mokratischgeführtenRegierungenin
Romvon2013bis2018verfolgthatten.

Dennohneeinelange,beharrlicheRe-
formarbeit,dievomSteuersystemund
demArbeitsmarktüberdieöffentliche
VerwaltungundJustizbishinzuSchule,
UniversitätundForschungallesüberar-
beitetundaufdenStandeinesmodernen,
europäischenLandesbringt,kanndasKri-
senlandnichtgenesen.
DasProblemistnur:DieFünfSterne
undderihnennahestehendePremiermi-
nisterGiuseppeContehabenindernun
gescheitertenKoalitionmitderLegaein
miserablesBildabgegeben.Obwohlsie
dernachWählerstimmenstärkerePart-
nersind,ließensiesichvonLega-ChefSal-
vinidominieren.Sietrugendessenrassis-
tische,nationalistische,europafeindliche
Ausfälleweitgehendwiderstandslosmit.
SiehalfenSalvinidabei,Italiennachund
nachumzustürzen.
AusdemeinstigenSehnsuchtslandder
Humanisten,auseinemüberzeugtenMit-
gliedderEU,ausdemgastfreundlichen,
großzügigen,kulturreichen,austausch-
freudigenZentrumdermediterranen
WeltisteininerheblichenTeilenfremden-
feindlichesItaliengeworden,dassichnati-
onalistischenTräumereienhingibt,Euro-

paschmäht,mitdemautoritärenRuss-
landWladimirPutinsflirtetundimVer-
dachtsteht,sichbeieinemattraktivenAn-
gebotauchandastotalitäreChinazuver-
kaufen.
NatürlichhatSalvinidieseEntwick-
lungnichtalleinvollbracht.Vielesindmit
schulddaran,aucheuropäischePolitiker
undBürger,dienichtgenugEinfühlungs-
vermögenfürdieProblemederItaliener
mitderdesaströsenArbeitslosigkeitin
Süditalienoderdenvielenanlandenden
Bootsflüchtlingenaufbrachten.DieEnt-
fremdungderItalienervonEuropahatei-
nelängereVorgeschichte.AberSalvini
wirktedannalsBrandbeschleuniger,der
mitpausenloserHetzedasSchlechteste
ausvielenBürgernherauskitzelte:Hass,
Neid,Gier,Vorurteile,Erbarmungslosig-
keit.UndnunsollendieSozialdemokra-
tenmitSalvinisbisherigenHilfstruppen
namensFünfSterneeineganzanderePoli-
tikmachen?Dasistschwervorstellbar.
AlsoNeuwahlen,wiesieSalvinisovehe-
mentfordert?Dannwürdederbisher
schonstarkeMannderRegierungzum
übermächtigenManndesLandes.Ein
Mann,derseineLega-Parteinachdem
PrinzipBefehlundGehorsamführt.Der
damitdroht,seineAnhängeraufdieStra-
ßenzurufen,wennihmdieanderenPar-
teienvorgezogeneNeuwahlenverwei-
gern.DerseinenWählerndasBlauevom
Himmelherunterverspricht,unddemes
offensichtlichegalist,wennerseinLand
finanziellundwirtschaftlichruiniert.Ein
Mannschließlich,derinseinemzumPer-
sonenkultneigendenStilundinseinerras-
sistisch-nationalistisch-autoritärenPoli-
tikErinnerungenandenFaschismus
weckt.
DiesemManndürfendieFünfSterne
unddieSozialdemokratenItaliennicht
einfachausliefern.DieItalienerhabendas
derzeitigeParlamentfreigewählt,dessen
Legislaturperiodeläuftregulärbiszum
Frühjahr2023.Esistvölliglegitimundde-
mokratisch,wennsichindiesemParla-
mentnuneineneueRegierungsmehrheit
ohnedieLegaformiert.DieseChancegilt
es,trotzallerBedenken,zunutzen.
Unddann?WirdSalvinibehaupten,er
seivoneinerPalastintrigegestürztwor-
den?SeineGegnerhättendasVolkbetro-
gen?Womöglichkommterdamitdurch
undfährt2023mitseinerLegaeinenErd-
rutschsiegein.Abervielleichtgelingtesei-
nerneuenRegierungausSozialdemokra-
tenundFünfSternen,mitverständnisvol-
lerBegleitungdurchdieEU,dochnoch,ei-
neMehrheitderItalienervomSinneiner
langfristigen,anstrengendenaberheilsa-
menReformpolitikzuüberzeugen.Zuge-
geben,dieWahrscheinlichkeitdafüristge-
ring.DochmehrHoffnungfürItalien,für
Europa,wärederzeitvermessen.

Infektionskrankheitenha-
benstetseinebiologischeUr-
sache.Unddochhandeltes
sichbeivieleneherumsozia-
leSeuchen.Soistesauchmit
derMalaria.Sieendetnichtunbedingt
tödlich,sondernwirdmeistzueiner
chronischenErkrankung,hervorgerufen
durchmikroskopischkleineParasiten.
SievermehrensichaufkomplizierteWei-
seerstinMücken,dannimMenschen,wo
sieLeberzellenundroteBlutkörperchen
zerstören–umübersBlutwiederaufMü-
ckenübertragenzuwerden.Einewirksa-
meImpfungexistiertnicht.EsgibtMedi-
kamente,dochentwickelnvieleErreger
Resistenzen.DerSchutzvorMücken
durchpräparierteBettnetzeundeinekon-
sequenteVersorgungvonErkranktenin
Malariagebietensinddaherdiebesten
Mittel,umdieKrankheiteinzudämmen.
DaskannjedochnurinLänderngelin-
gen,diepolitischstabilsindundeinintak-
tesGesundheitssystemhaben.InBurun-
diistdasnichtderFall.DasLandwar
2017dasdrittärmstederWelt,derRegie-
rungwerdenMenschenrechtsverletzun-
genvorgeworfen,esgibtkeinePresse-
oderMeinungsfreiheit,stattdessenaber
Korruption.IndiesemJahrsindbereits
sechsvonknappelfMillionenMenschen
inBurundianMalariaerkrankt.DerGe-
sundheitsministererkenntjedochkeine
EpidemieundschreibtdieZunahmeder
FälledemKlimawandelzu.


4 HF3 (^) MEINUNG Donnerstag, 22. August 2019, Nr. 193 DEFGH
FOTO: FABRICE COFFRINI/AFP
SEENOTRETTUNG
DieUferderEU
GELDPOLITIK
WasderStaatvermag
DONALD TRUMP
SchuldundBühne
KATHOLISCHE KIRCHE
Kardinalverbrechen
WAFFENRECHT
PistolenfürNeonazis



 :

ITALIEN
EndstationSehnsucht

 
AKTUELLESLEXIKON
Malaria
PROFIL
Denise
Ho
Hongkonger
Sängerin,
inChinageächtet
KeineMaßnahmewirdsofort
greifen,die„OceanViking“
brauchtaberjetzteinenHafen
DieRegierungkannkeine
Negativzinsenverbieten–ein
Staatsfondsaberwärehilfreich
EineguteLösungfürdasLand
istnichtabsehbar.Dochallesist
besseralsdieHerrschaftSalvinis
RELEASED
Witz.DasWaffengesetzbeinhaltetnurei-
RELEASED
Witz.DasWaffengesetzbeinhaltetnurei-
newindelweicheKlausel,umExtremis-
RELEASED
newindelweicheKlausel,umExtremis-
tenvonSchützenvereinenfernzuhalten.
RELEASED
tenvonSchützenvereinenfernzuhalten.
BY
DasWaffenrechtinDeutschlandistein
BY
DasWaffenrechtinDeutschlandistein
Witz.DasWaffengesetzbeinhaltetnurei-
BY
Witz.DasWaffengesetzbeinhaltetnurei-
newindelweicheKlausel,umExtremis-newindelweicheKlausel,umExtremis-BY
"What's
tenebstMunitionsberechtigunghinge-
"What's
tenebstMunitionsberechtigunghinge-
genbehalten.DasgehtauseinemUrteil
"What's
genbehalten.DasgehtauseinemUrteil
desVerwaltungsgerichtsKasselhervor.
"What's
desVerwaltungsgerichtsKasselhervor.
DasWaffenrechtinDeutschlandisteinDasWaffenrechtinDeutschlandistein"What's
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hördenalsrechtsextremerAgitatorim
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NetzundbeigewaltsamenDemosbe-
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kanntist,derdarfseineWaffenbesitzkar-
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kanntist,derdarfseineWaffenbesitzkar-
tenebstMunitionsberechtigunghinge-tenebstMunitionsberechtigunghinge-News"
VK.COM/WSNWS
tenebstMunitionsberechtigunghinge-
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tenebstMunitionsberechtigunghinge-
genbehalten.DasgehtauseinemUrteil
VK.COM/WSNWS
genbehalten.DasgehtauseinemUrteil
desVerwaltungsgerichtsKasselhervor.
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DasWaffenrechtinDeutschlandistein
VK.COM/WSNWS
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Witz.DasWaffengesetzbeinhaltetnurei-
VK.COM/WSNWS
Witz.DasWaffengesetzbeinhaltetnurei-
newindelweicheKlausel,umExtremis-
VK.COM/WSNWS
newindelweicheKlausel,umExtremis-
tenvonSchützenvereinenfernzuhalten.
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t.me/whatsnws
kanntist,derdarfseineWaffenbesitzkar-
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tenebstMunitionsberechtigunghinge-
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genbehalten.DasgehtauseinemUrteil
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Witz.DasWaffengesetzbeinhaltetnurei-
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newindelweicheKlausel,umExtremis-
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