Neue Zürcher Zeitung - 29.08.2019

(Martin Jones) #1

2INTERNATIONAL Donnerstag, 29. August 2019


Am 10.August patrouillierten die Separatisten noch in der Hafenstadt. F. SALMAN / REUTERS

Regierungstruppen wieder in Aden


(dpa)·Jemens Regierungstruppen sind
rund dreiWochen nach einer schweren
Niederlageim Süd en des Bürgerkriegs-
landeswiederindiestrategischwichtige
HafenstadtAdenvorgedrungen.Siehät-
ten dieVororte erreicht und den inter-
nationalen Flughafen von Separatisten
zurückgewonnen,hiess es am Mittwoch
aus Sicherheitskreisen. Die Separatis-
ten hätten sich nach Kämpfen erge-
ben.AuchderInformationsministerder
international anerkanntenRegierung,
Muammar al-Irjani, verkündete auf
Twitter , dieArmee sei auf das Gelände
des Flughafens vorgedrungen. Bereits
zuvor hatten dieTruppen die benach-
barte Provinzhauptstadt Zinjibar nach
heftigen Kämpfen erobert.

Die Separatisten des südlichen Über-
gangsrats(STC)hattenMittedesMonats
zentralePosten inAden besetzt, dar-
unter den Präsidentenpalast. Sie rück-
tenauchinumliegendeGebietevor.Der
STCstrebtdieAbspaltungSüdjemensan.
VorderVereinigung1990bestandJemen
aus zwei Staaten mitAden als Haupt-
stadtdesSüdstaates.DerVormarschder
STC-Truppen sorgte für starke Span-
nungen zwischen den beiden verbünde-
ten Golfstaaten Saudiarabien undVer-
einigteArabischeEmirate(VAE).Wäh-
rend Riad die internationaleRegierung
unterstützt,förderndieVAEdieSepara-
tisten im Süden desLandes. Die beiden
GolfstaatenkämpfeninJemeneigentlich
gemeinsamgegendieHuthi-Rebellen.

EU will über
Bootsflüchtlinge sprechen

(dpa)·Im Ringen umRegeln zur Um-
verteilungvonBootsflüchtlingenkönnte
es Mitte SeptemberFortschritte geben.

IN KÜRZE


Juso-Chef verzichtet auf


Kandidatur für SPD-Vorsitz


(dpa)·Der Juso-ChefKevin Kühnert
verzichtet auf eine Kandidatur für den
Vorsitz der deutschen Sozialdemokra-
ten. DerVorsitzende der SPD-Jugend-
organisation sagte dem «Spiegel» am
Mittwoch: «Ich trete nicht an.» Seine
Absage erklärte er mit persönlichen
und innerparteilichen Gründen: «Kan-
didieren sollte man nur mit der klaren
Überzeugung, das Amt im Erfolgsfall
auch mit allerKonsequenz ausfüllen zu
wollenund zu können.»Jeder Mensch
müsse für sich selbst bewerten, was er
leisten könne. Auch die Kandidatur
von Vizekanzler Olaf Scholz habe eine
Rolle gespielt, sagteKühnert demnach.
SeineSorgeseigewesen,dassdieSPDin
einen«Arena-Wahlkampf»geredetwor-
den wäre. «Das ist fürAussenstehende
interessant, schadet aber der SPD, weil
es emotional weiterspaltet.»


Mindestens 26 Tote bei
Angriff auf Bar in Mexi ko
(dpa)·Ein Brandanschlag auf eineTa-
ble-Dance-Bar hat im Osten Mexikos
mindestens 26 Menschen dasLebenge-
kostet. Beim Angriff in der Hafenstadt
Coatzacoalcos im GliedstaatVeracruz
amDienstagabend(Ortszeit)wurdenzu-
dem 13 Menschen verletzt,wie die dor-
tige Staatsanwaltschaft am Mittwoch
mitteilte .Mexikos Präsident Andrés
ManuelLópezObradorsprachaufeiner
Pressekonferenzvoneinemkriminellen
AktunterBandendesorganisiertenVer-
brechens.Esmüsseauchgeprüftwerden,
obeseineZusammenarbeitzwischender
örtlichenStaatsanwaltschaftundKrimi-
nellengebe,sagteer .Demnachwareiner
der mutmasslichen Täter imJuli fest-
genommen, dann aber von der Staats-
anwaltschaft freigelassen worden.Als
wahrscheinliches Motiv derTatnannte
derGouverneurvonVeracruzdenDro-
genhandel.DemnachhabeeineGruppe
erreichen wollen, dass dieBar Caballo
Blanco alsVerkaufsort für Drogenge-
nutztw erde ,sagteGarcía.

Prorussischer Journalist
in der Ukraine freigelassen
(dpa)·Ein ukrainisches Gericht hat den
ukrainisch-russischenJournalisten Kirill
Wyschinski aus der Untersuchungshaft
entlassen. Er wird des Hochverrats ver-
dächtigt. Der 52-Jährige verpflichtete
sich zur weiterenTeilnahme amlaufen-
den Prozess, wie lokale Medien am Mitt-
woch berichteten.InRussland wurde die
Freilassung begrüsst.Wyschinski ist Lei-
ter des Ukraine-Büros einer staatlichen
russischenNachrichtenagentur.Erwarim
Mai20 18vomukrainischenGeheimdienst
festgenommen worden. Der Doppelbür-
gersollinseinenArtikelnversuchthaben,
dierussischeAnnexionderSchwarzmeer-
HalbinselKrim2014zurechtfertigen.

Migr anten von
sinkendem Boot gerettet
(apa/dpa)· Etwa hundert Migranten sind
vomprivatenitalienischenRettungsschiff
«Mare Jonio» gerettet worden.Das von
derHilfsorganisation«Mediterranea»be-
trie beneSchi ffnahmdieSchiffbrüchigen
amMittwochvormittagvoneinemsinken-
den Schlauchboot an Bord.Unter ihnen
befindensichachtschwangereFrauenund
28 Minderjährige, wie die Organisation
mitteilte. Nach Angaben Überlebender

AUFGEFALLEN


Madrider Wolkenkratzer


erlebt ein Happy End


Ute Müller Madrid·EswareinstdasStatussymboldesFranco-
Regimes: das Edificio España im Herzen von Madrid. Der
DiktatorFranciscoFranco höchstpersönlich weihte1953 den
Bauein.DasSpanien der Nachkriegszeit,so seine Botschaft,
ist nicht mehr dasArmenhaus Europas, sondern eine aufstre-
bende Nation.Tatsächlich war das 118 Meter hohe Gebäude
amEndederPrachtstrasseGranViadamalsderhöchsteWol-
kenkratzerdesaltenKontinent s.Biszu3500Menschenkamen
täglichdurchseinezahlreichenDrehtüren.Dochleiderkonnte
sichauchdieserWolkenkratzerdenWirrenderZeitnichtent-
ziehen und wurde ein Opfer der schweren Immobilienkrise,
dieSpaniennachderJahrtausendwendeheimsuchte.DerVer-
fallbegann,nachdemdasHotel 2006geschlossenwordenwar.
Mit Zäunen und zugemauerten Eingängen sorgte man dafür,
dass sichkeine Obdachlosen einnistenkonnten.
ImJahr20 14erwarb derchinesischeMultimilliardärWang
Jianlin denBau. Er wollte ihm einen chinesischen Anstrich
verpassen,das Hotel entkernen,Stein für Stein abtragen und
nur die Vorderfront wieder aufbauen.Nach einer kontrollier-
tenDemontagesolltenLuxusapartments,Lädenundeinedles
Hotelentstehen.DiedamaligeBürgermeisterinManuelaCar-
menamisstrautedemgeplantenAbrissdesdenkmalgeschütz-
tenGebäudesundlegteeinVetoein. WütendtratderChinese
vom Kaufvertrag zurück.
NachzweiweiterenJahrendesStillstandserwarbdiebalea-
rische Hotelkette Riu das Hotel, tausend Arbeiter schufteten
rund um die Uhr. Das Ergebnis wurde jetzt präsentiert: ein
Viersternehotel mit 585 Zimmern.Auch der Denkmalschutz
wurde respektiert.DieMadridersindfrohundstehengemein-
sammitdenTouristenvordenAufzügenan,um vom26 .Stock
ausdenBlicküberihreStadtzugeniessen.«VoreinpaarJahren
befürchteten wir, dass hier eineArt Chinatown entsteht», sagt
ein85-jährigerMadrilene,derschonbeidererstenEinweihung
dabei war. Er machtkein Hehl daraus, dass er eine spanische
HotelgruppealsEigentümerinbevorzugt.DasEdificioEspaña
seiebeneineeindeutigsp anischeAngelegenheit.

Geri cht überprüft Verlust
von Kaschmir-Sonderstatus

(dpa)·Indiens oberstes Gericht will
im Oktober prüfen, ob die Aberken-
nung des Sonderstatus der indischen
Kaschmir-Region im August verfas-
sungsgemäss war. Das teilte das Ge-
richt am Mittwoch mit. Mehrere Men-
schen – unter ihnenPolitiker undAkti-
visten – hatten Anträge zur Überprü-
fung derRechtmässigkeit eingereicht.
Das Gericht in Delhi forderte die
Regierung auch auf, zu Eingaben zur
Einschränkung der Kommunikation
und der Arbeit vonJournalisten in der
Himalaya-Region Stellung zu nehmen.
IndiensRegierung hatte dem Glied-
staat Jammu und KaschmirAnfangAu-
gust seinen teilautonomen Status ent-
zogen. Der Status sicherte der Hima-
laya-RegioneineeigeneVerfassungund
weitgehende politischeRechte zu.

Milliardenhilfen
für Braunkohleausstieg
(dpa)·DiedeutscheRegierunghatMil-
liardenhilfen für die vomKohleausstieg
betroffenen Bundesländer beschlossen.
Einen entsprechendenGesetzentwurf
verabschiedete das Kabinett am Mitt-
woch wenigeTage vor denLandtags-
wahlen in Sachsen und Brandenburg.
In Deutschland wird noch ein knap-
pes Viertel des Stroms aus derreich-
lich vorhandenen heimischen Braun-
kohle erzeugt.Wegen der schlechten
KlimabilanzwilldieRegierungbis
schrittweise aus derKohleverstromung
aussteigen. In Kraft treten soll das Ge-
setz zu den Strukturhilfen, wenn auch
das Gesetz zumkonkretenAusstieg aus
der Kohle verkündet ist.

Mutmassl icherAngriff
von IS -Ableger in Nigeria

(dpa)·In Nigeria haben mutmassliche
Kämpfer einerTerrorgruppe elf Men-
schen getötet. Bei den Opfern handle
es sich umBauarbeiter, die am Diens-
tag in dem OrtWajirko im nordöst-
lichen GliedstaatBorn o Leitungenver-
legt hätten, sagte am Mittwoch Ishaku
Usman,ein Mitglied einer örtlichen
zivilen Miliz, die das Militär im Kampf
gegen Terrorgruppen unterstützt.Für
denAngriff machteer Kämpfervon IS-
WAP ve rantwortlich,dem westafrika-
nischen Ableger des Islamischen Staa-
tes und einer Splittergruppe von Boko
Haram. Ein Mitarbeiter einer Gesund-
heitseinrichtung bestätigte, dass elf Lei-
chen sowie drei Verletzte in die Klinik
eingeliefertworden seien.Boko Haram
terrorisiert seitJahren die Bevölkerung
im Nordosten Nigerias und in angren-
zenden Staaten.

ertrankensechsMigranten.Die«MareJo-
nio» war vergangeneWoche wieder los-
gefahren.Das Schiff unter italienischer
FlaggewarimMaivondensizilianischen
Justizbehörden beschlagnahmt worden.
DeritalienischeInnenministerverhängte
routinemässig einLandeverbot.

DiemaltesischeRegierungludDeutsch-
landundandereStaatenfürden19.Sep-
tember zu einem EU-Sondertreffen zur
Seenot rett ung ein, wie die Deutsche
Presse-Agentur aus EU-Kreisen erfuhr.
Am Mittwoch waren zwei privateRet-
tungsschiffe mit rund zweihundert ge-
rett eten Migranten an Bord im Mittel-
meer unterwegs. Unter ihnen ist auch
die deutsche«Eleonore». Die Über-
gangsregelung soll verhindern, dass Ita-
lien und Malta Schiffen wie diesen die
Einfahrt in ihre Häfen untersagen.

Gerard Dou, Detail au s«DerGeigenspieler»,
©LIECHTENSTEIN.ThePrincel yCollections ,Vaduz–Vienna

lgt.ch/values

«D ie LGThilftuns, meh raus

unserem Talentzu mache n.»

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