Neue Zürcher Zeitung - 29.08.2019

(Martin Jones) #1

22 PANORAMA Donnerstag, 29. August 2019


ZAHLENRÄTSEL NR. 199

SPIELREGELN «GEBIETSSUMME»:Die
Ziffern 1 bis 7 sind s o einzutragen, dass sie
in je der Zeile und jeder Spalte einmalvor-
kommen. Die kleinen Zahlen in den umran-
deten Gebieten geben die Summe im
jeweiligen Gebiet an. Innerhalb eines Ge-
biets können Ziffern mehrfach vorkommen.

Auflösung:
Zahlenrätsel Nr. 198

Epstein-Opfer sagen aus

MutmasslicheMissbrauchsopfer fordern Verfolgung der Mittäter – und Prinz Andrew gerä t unter Druck


MANUELA NYFFENEGGER

Eine derFrauen war ein angehendes
Model, bevor ihre Karriereträume an
den traumatischenVorfällen zerbrachen.
Eine andere beschrieb, wie sie wegen
ihrer Erlebnisse bis heute Mühe mit Be-
ziehungen habe. Die beiden gehörten zu
einer Gruppe von 23Frauen,die in einem
vollen Saal des Bundesgerichts in Man-
hattan am Dienstag schilderten, wie sie
vom amerikanischen MultimillionärJef-
frey Epstein sexuell missbraucht worden
waren – und wie er sie mit Macht und
Geld zum Schweigen gebracht hatte. 16
sagten persönlich aus, die anderen liessen
sich von ihren Anwälten vertreten.

«Epsteinist ein Feigling»


Ein Stuhl war indessen leer geblieben:
Epstein hatte sicham 10.August in sei-
ner Gefängniszelle erhängt, wie die Ge-
richtsmediziner feststellten.Viele der an-
wesendenFrauenhatten sich gewünscht,
ihremPeiniger vor Gericht gegenüberzu-
treten.NunsahensiesichumdieMöglich-
keit gebracht,dass der Investmentbanker
für seineTaten bestraft würde. «Epstein
ist einFeigling», sagte deshalb Courtney
Wild, eine derFrauen.

Mit derAnhörung am Dienstag wollte
der Richter Richard Berman den mut-
masslichen Missbrauchsopfern die Ge-
legenheit geben, über ihr Leid zu spre-
chen, weil es nun nie zu einem Prozess
gegen Epsteinkommen wird. Und die
FrauennutztendieMöglichkeit.Sieschil-
derten in der Anhörung oft unterTränen
ihr Leid, das sich inVariationen zu wie-
derholen schien. «Heute stehen wir zu-
sammen»,betontedieSchauspielerinAn-
ouskaDeGeorgiou.«Ichwerdenichtwei-
tereinOpferseinundnichteinenTaglän-
ger schweigen.»
ChauntaeDavies schilderte vor Ge-
richt, dass sie sich in einem Spital zwei
Wochen lang übergeben habe, nachdem
sie von Epstein vergewaltigt worden sei.
Der Investment-Millionär habe «krank-
haft»jungeFrauenmissbraucht.Einewei-
tere Frau sagte, sie sei Epsteins «Sklavin»
gewesen. «Ich habe mich machtlos und
beschämtgefühlt.»Epsteinhabegedroht,
sie zu töten.
WieschwierigesfürbetroffeneFrauen
gewesen sein muss, gegen Epsteinanzu-
kommen, offenbarte die Schilderung
zweier Schwestern. AnnieFarmer er-
zählte, wie ihre Schwester Maria schon
vor vielenJahren versucht habe, Epstein
anzuzeigen. Sie habe1996 damit ihre

Sicherheit riskiert, aber niemand habe
reagiert.Es gehe ihnen beiden sehr nahe,
dass Epstein auch danach noch so viel
Schaden angerichtet habe.
EpsteinsOpferappelliertenmitNach-
druckan dieJustiz, mögliche Mittäter zu
verfolgen. «Bitte, bitte , bitte , bringen Sie
zu Ende, was Sie begonnen haben», sagte
SarahRansome. «Er hat nicht allein ge-
handelt.» Epstein habe vielmehr einen
inte rnationalen Ring vonFrauenhänd-
lern geführt.

Von Prinz Andrew vergewaltigt?


Eine derFrauen,Virginia Giuffre, hatte
Epstein und seine mutmassliche Gehil-
fin Ghislaine Maxwell bereits 2011 in der
Zeitung «Daily Mail» beschuldigt, sie zu
Sex mitReichen und Mächtigen gezwun-
gen zu haben. Sie sei damals17 Jahre alt
gewesen.Daraufhin hatte Maxwell sie
wiederholt als Lügnerin bezeichnet, wor-
auf Giuffre diese 2015 wegenVerleum-
dung angeklagt hatte. Die Dokumente
jenes Gerichtsverfahrens waren lange
unterVerschluss und wurden erst kürz-
lichnacheinerKlagedes«MiamiHerald»
und anderer Medien freigegeben.
ImProzesshatteGiuffrelautdemPro-
tokoll ausgesagt, sie sei zu Sex mit einer

grossenAnzahlvon Männerngezwungen
worden.Und sie nannte auch Namen.Zu
den Beschuldigten gehörten der frühere
GouverneurvonNewMexico,derehema-
lige Senator George Mitchell, der Hotel-
magnatTom Pritzker und Prinz Andrew
sowieeinweitererungenannterPrinzund
ein «bekannter Premierminister».
Nach der Anhörung wiederholte die
heute 35-jährigeVirginia Giuffre am
Dienstag gegenüber der BBC denVor-
wurf, als 17-Jährige zu Sex mit dem briti-
schen Prinzen Andrew, dem Herzog von
York, gezwungen worden zu sein. Der
Prinz wisse genau,was er getan habe,
sagte Giuffre. «Ich hoffe, er machtrei-
nen Tisch und sagt aus.» Dieser hatte in
der Vergangenheit wiederholtVorwürfe
im Zusammenhang mit Epstein zurück-
gewiesen, dessen Gast er mehrmals ge-
wesen war.
DerInvestmentbankerwarschon 2008
wegen der Prostitution jungerFrauen zu
13MonatenGefängnisverurteiltworden.
Nach einer erneutenFestnahme wurde
der 66-Jährige am 10.August totin seiner
NewYorkerGefängniszelleaufgefunden.
Bei einerVerurteilung hätten dem Multi-
millionär,der guteKontakte zu zahlrei-
chenPolitikern und Prominenten hatte,
bis zu 45Jahre Haft gedroht.

Grosser Empfan g für Greta Thunberg


Siebzehn Segelboote begrüssen die Klimaaktivistin in New York


mak./(dpa)· DieVereinten Nationen
haben die schwedischeKli maaktivis-
tin GretaThunberg in NewYork von 17
SegelbooteninEmpfangnehmenlassen.
Ein jedes stehe für eines der Uno-Nach-
haltigkeitsziele(Sustainable Develop-
ment Goals) und sei mit einem entspre-
chendenSymbolaufdemSegelvers ehen,
teilte die Uno mit.Die Boote erwarteten
am Mittwoch dieRennjacht «Malizia»
mitThunberganBordbeiderVerrazano-
Brücke, welche die Meerenge zwischen
Staten Island und Brooklyn überspannt.

Aufwendige Reise übers Meer


Bei den Nachhaltigkeitszielen han-
delt es sich umVorsätze derVereinten
Nationen und ihrer Mitgliedsstaaten.
Neben dem verstärktenKampfgegen
den Klimawandel geht es um Ziele wie
jene, dass kein Mensch mehr in Armut
leben oder Hunger leiden darf, dass der
Zugang zu Bildungs- und Gesundheits-
einrichtungen verbessert werden muss.
Die Ziele sollen bis 2030 erreicht wer-

den. Die Staats-und Regierungschefs
wollen am Uno-Hauptsitz am 21.Sep-
tember eine Zwischenbilanz des Er-
reichten ziehen. Bis dann hatThunberg
einigeTage frei.
Die 16-jährige Schwedin hatte sich
am 14.August im englischen Plymouth
aufdieReiseüberdenAtlantikgemacht,
weil sie am anstehenden Uno-Klimagip-
fel in NewYork und im Dezember an
der Weltklimakonferenz in Chile teil-
nehmen will.Thunberg verzichtet auf
Flugreisen, weil dabei klimaschädliche
Treibhausgase ausgestossen werden.
Deshalbreiste sie an Bord einer Hoch-
see-Segeljacht über den Atlantik.
Allerdings ist dieseVariante nicht
ohneWidersprüche. Thunbergs Segel-
reise ist unter dem Strich schädlicher
für die Umwelt, als es ein Flug gewesen
wäre. Wie die deutscheTageszeitung
«TAZ» berichtete,werden fünf Crew-
Mitglieder nach NewYork geflogen,
um mit derJacht zurück nach Europa
zu segeln. Der Skipper Boris Herrmann
werde derweil zurückfliegen.

Damit GretaThunberg und ihr Vater
CO 2 -neutral nach NewYork zur Uno-
Klimakonferenzreisenkonnten, sind
also sechs Interkontinentalflüge nötig.
Wären Thunberg und ihrVater beide
Wege geflogen,wären nur vier Flüge zu-
sammengekommen.Aber es geht offen-
bar um dieVerbreitung der Botschaft,
dass es Alternativen zum Fliegen gibt.

Auszeit vonder Schule


DiejungeSchwedinhattesichvoreinem
Jahr vor denReichstag in Stockholm ge-
setzt und einen beherzteren Einsatz für
dasKlimagefordert.Ausihremzunächst
einsamen «Schulstreik fürs Klima» hat
sichdieinternationaleBewegungFridays
for Future entwickelt.Auf der anderen
Seite des Ozeans willThunberg ihren
Kampf gegen die Klimakrise auf eine
neue Ebene heben.Das dürfte in den
USA eine echte Herausforderung wer-
den: DerkohlefreundlichePräsident
DonaldTrump hat dasPariser Klima-
abkommen bekanntlich gekündigt.

Mit derJachtüberden Atlantik: Greta Thunberg erreicht NewYork. CRAIG RUTTLE/AP

Der Artenschutz


wird verstärkt


Beschränkung des Handels mit


Giraffen und exotischen Haustieren


(sda/dpa)· Der Handel mitDutzenden
von bedrohtenTier- und Pflanzenarten
soll schärfer überwacht werden.Das
haben die 183 Unterzeichnerstaaten
des Abkommens über den internatio-
nalen Handel mit gefährdeten Arten
freilebenderTiere und Pflanzen (Cites)
an einer Sitzung in Genf beschlossen.
Das sogenannteWashingtoner Arten-
schutzabkommen schützt mehr als
5000 Tier- und rund 30000 Pflanzen-
arten, entweder über völlige Handels-
verbote (durchAuflistung in Anhang



  1. oder durch die Überwachung der
    Arten, damit ihr Überleben durch die
    kommerzielle Nutzung nicht gefährdet
    wird (Anhang 2). Die wichtigsten Ent-
    scheidungen:


„Elefanten:Die vonSambia, Bots-
wana, Namibia und Simbabwe bean-
tragteAufweichung des seit fast 30Jah-
ren verbotenen Elfenbeinhandels wurde
abgelehnt. Denn nach Schätzungen der
Weltnaturschutzunion (IUCN) ist die
Zahl Afrikanischer Elefanten seit 1980
von 1,3 Millionen auf 415000 gesunken.


„Mammut:Die ausgestorbeneTier-
gattungkommt nicht auf die Cites-Liste.
Dies hatte Israel angesichts desAuftau-
chens von immer mehr Mammut-Stoss-
zähnen aufgrund derPolarschmelze be-
antragt mit dem Argument, Schmuggler
könnten illegal beschafftes Elfenbein
von Elefanten als Mammut-Stosszähne
ausgeben, die nichtreguliert sind.


„Nashörner:Das seit mehr als 40Jah-
ren geltendeVerbot, Handel mit dem
Horn des Breitmaulnashorns zu betrei-
ben, wird nicht aufgeweicht. Eswatini
(ehemalsSwasiland) hatte beantragt,
seineLagerbestände verkaufen und das
nachwachsende Horn seiner 66 Nas-
hörnerkommerziell nutzen zu dürfen.


„Giraffen:Derinternationale Handel
mit Fleisch,Leder undJagdtrophäen
von Giraffen sowie dieVerschiffung der
Tiere an Zoosund Zirkusse werden erst-
malsreguliert. Der Handel ist künftig
nur noch möglich, wenn das Exportland
nachweist, dass der Giraffenbestand da-
durch nicht gefährdet wird. Dieser ist
nach Schätzungen in den letzten drei
Jahrzehnten um bis zu 40 Prozent auf
100000Tierezurückgegangen.


„Exotische Haustiere:Der Handel
mit diversen Arten von Geckos, Spin-
nen und anderen exotischen Kleintieren,
die in Europa gern als Haustieregehal-
ten werden, wird überwacht oder ver-
boten.Viele dieserTiere sind in ihren
Heimatländern vom Aussterben be-
droht, aber der Handel war bis anhin
kaumreguliert. Nun sind viele Arten in
Anhang 1 mit einem völligenVerkaufs-
verbot oderin Anhang2 mit überwach-
tem Handel gelistet.


Keine Angst


vorKatzenhaaren


Zürcher Impfstoff gege n Allergien


nyf./(sda)· EineForschungsgruppe am
Universitätsspital Zürich hat nach eige-
nen Angaben einen Impfstoff gegen
Katzenhaar-Allergienentwic kelt,der
den Tieren und nicht den Menschen
verabreicht wird. Er gilt als sicher und
soll demnächst auf den Marktkommen.
Die Allergologen und Immunologen
um ProfessorThomasKündig am Uni-
spital Zürich hatten bereits 2013 eine
Methode entwickelt, mit der Katzen
gegen daskörpereigene ProteinFeld1
geimpft werdenkönnen. Die Gruppe
hat in der Zwischenzeit nachgewiesen,
dass der entwickelte Impfstoff für die
Katzen sicher ist.
Bei der Methode werden die Katzen
gegen ein bestimmtes Allergen geimpft.
Die Allergene imTier werden dann
durch Antikörper gebunden. Ursache
einer Katzenhaar-Allergie beim Men-
schen ist laut denForschern einkör-
pereigenes Protein der Katze, es sind
nicht die Katzenhaare selbst.Das P ro-
tein komme vor allem im Speichel der
Katzen vor und gehe auf dasFell über,
wenn dieTiere sich putzten. Der Impf-
stoff wurde an siebzigTieren getestet.
Symptome bei betroffenen Menschen
seien dadurch verringert worden.Aus-
serdem hätten die Besitzer ihre Katzen
mehr gestreichelt.

Sintflutartiger


Regen in Japan


Ganze Landstricheunter Wasser


nyf./bso./(dpa)· Die heftigstenRegen-
fälle seit fünfzigJahren haben im Süd-
westenJapans für starke Überschwem-
mungen gesorgt.Mehr als 700000Men-
schen in den betroffenen Provinzen
Saga,Fukuoka und Nagasaki wurden
aufgefordert, sich in Sicherheit zu brin-
gen. Für fast eine Million weitere Men-
schen wurde eine Evakuierungsempfeh-
lung ausgesprochen.Die Behörden spra-
chen von beispiellosen Niederschlägen
und bestätigtenden Todvon zweiPer-
sonen.Das japanischeFernsehen zeigte
Bildervon Autos, die bis zumDach im
schlammigenWasser standen. Stellen-
weise gingen Erdrutsche nieder, Flüsse
traten über die Ufer und überschwemm-
ten Agrarflächen.
Free download pdf