Neue Zürcher Zeitung - 29.08.2019

(Martin Jones) #1

Donnerstag, 29. August 2019 SPORT43


QUELLE:IAAF NZZ Visuals/efl.


Fünf Höhepunkte von Weltklasse Zürich 2019


Stabhochsprung Männer

Diamond-League-Final vom 29. August im Stadion Letzigrund
Die Saisonbesten der Diamond-League-Finalisten–und die Schweizer


18.50 Uhr 1500 Meter Frauen 400 Meter Hürden Frauen 100 Meter Männer 5000 Meter Männer

In Metern In Minuten In Sekunden In Sekunden In Minuten


20.48 Uhr 21.02 Uhr 21.13 Uhr 21.21 Uhr

SamKendricccks,USA

Piotr Lisek, PPPolen

AAArmand Duppplantis, Schwwweden

Christopher Nilsen, USA

TTThiago Braz, Brasilien

Dominik Albeeerto, Schweiz

Weltrekord:
Sergei Bubka, Ukraine, 1994

JJJahresweltbbbestleistung:
Sam Kendricccks, USA

4,5 5,0 5,5 6,0 51,550,5 52,5 53,5 54,5 55,5

Dalilah MMMuhammmmad, USA

Sydney MMMcLaughlin, USA

Ashley SSSpencer, UUUSA

Shamier Little, USSSA

Zuzana HHHejnova, Tschechiiien

Lea Spruuunger, Schhhweiz

Weltrekord:
Dalilah Muhammad, USA, 2019

Jahreswwweltbestleeeistung:
Dalilah MMMuhammmmad, USA

6,06 52,20

52,88

53,11

53,73

54,11

55,24

52,20

52,20

6,02

6,00

5,95

5,92

5,21

6,14

6,06

Sifan Hassaaan, Niederlande

Genzebe Dibaba, Äthiooopien

Gudaf Tsegggay, Äthiopiiien

Rababe Araaafi, Marokkooo

AAAxumawit Embaye, Ättthiopien

Delia Sclabbbas, Schweiiiz

Weltrekord:
Genzebe Dibaba, Äthioppien, 2015

Jahresweltttbestleistunnng:
Sifan Hassaaan, Niederlande

3:00 3:20 3:40 4:00

3:55,30

3:55,47

3:57,40

3:58,84

3:59,02

4:12,37

3:50,07

3:55,30

NNNoah Lyles, USA

JJJustin Gatlin, USA

AAAkani Simbine, Südaaafrika

ZZZharnel Hughes, Grooossbritannien

YYYohan Blake, Jamaiccca

AAAlex Wilson, Schweeeiz

Weltrekord:
Usain Bolt, Jamaica, 2009

JJJahresweltbestleistuuung:
CCChristian Coleman, UUUSA

Jahresweltbbbestleistunggg:
Telahun Haiiile Bekele, ÄÄÄthiopien

8910

9,86

9,87

9,93

9,95

9,96

10,08

9,58

9,81

Telahun Haiiile Bekele, ÄÄÄthiopien

Selemon Baaarega, Äthiopppien

Hagos Gebrrrhiwet, Äthiooopien

Birhanu Baleeew, Bahrain

Abadi Hadisss,Äthiopien

Julien Wanddders, Schweeeiz

Weltrekord:
Kenenisa Bekele, Äthiopien, 2004

12:52,98

12:53,04

12:54,92

12:56,26

12:56,48

13:13,84

12:37,35

12:52,98

1110 12 13 14

Mit Kendricks, Lisek und Duplantis überquer-
ten in dieser Saison schon drei Springer die
6Meter.Jedes Mal machten diese drei in der
DiamondLeague auch den Sieger unter sich
aus. DerWeltmeisterKendricks gewann die
ersten drei Meetings, der Europameister und
Youngster Duplantis das dritte und Lisek die
letzten zwei. Und:Was ist mit Lavillenie?
Kommt der Olympiasieger im Hinblick auf die
WM noch rechtzeitig inForm? Der Meetingre-
kord aus demJahr 1996 steht bei 5,95 m.


Muhammad und McLaughlin siegten je zwei-
mal, Little und Clayton je einmal – doch die
schnellsten Zeiten wurden an den US-Trials
gelaufen. Mit 52,20verbesserte Muhammad
den 2003 gelaufenenWeltrekord derRussin
Petschonkina. Und auch McLaughlin blieb in
52,88 unter 53 Sekunden. Die Europameiste-
rin Sprungerkommt nach Anlaufschwierigkei-
ten rechtzeitig auf die WM inForm. Im Hinter-
kopf hat sie noch immerProttis Schweizer Ur-
alt-Rekordvon 54,25.

Lyles, der über 200min Lausanne undParis
schon zweivon Bolts Meetingrekordenver-
bessert hat, trifft auf denWeltmeister Gatlin
und den Altmeister Blake.Auch Simbine ge-
wann diese Saison schon einen Sprint der
DiamondLeague. So ausgeglichenwar das
Feld über100mnoch selten. Hochspannung
ist garantiert.Fünf der acht Sprinter blieben
2019 schon unter10 Sekunden. Das ist auch
derTraum von Wilson, der dank einerWildcard
im illustren Final mitsprinten darf.

Unglaublich, aberwahr: Acht Läuferinnen des
Finalfelds sind 2019 schon unter vier Minuten
geblieben. Noch nicht dazu gehört Klosterhal-
fen, die deutsche Newcomerin aus dem Ore-
gon-Project, die nach dem Meilensieg in Bir-
mingham aber mit zu denFavoritinnen zählt.
Hassan, ebenfalls im Oregon-Project, ist mit
3:55,30 dieJahresschnellste,vor Dibaba, die
zwei Meetings gewann und kaum langsamer
war. Eine perfekteLehrstunde für dieJunio-
ren-Europameisterin Sclabas.

Es ist der letzte 5000-m-Final imRahmen der
DiamondLeague, in Zukunft wird nur noch
über 3000 m gelaufen. Die ÄthiopierBekele,
mit 12:52,98Jahresbester,Barega undKejel-
cha ge wannen bisher alle 5000er, der Olym-
piasieger Gebrhiwet hat entsprechend eine
Rechnung offen. Da bleibt denKenyanern und
Ingebrigtsen kaum mehr als dieRolle eines
Spielverderbers.Wandersversucht sich an
Ryffels SchweizerRekord von 13:07,54, gelau-
fen im Olympiafinal1984. cid.

Rory-Mania

Der Golfprofi Rory McIlroy will am European Masters in Crans-Montana «eine Arbeit beenden»


STEFAN OSWALT, CRANS-MONTANA


Alle wollenRory sehen. Als bekannt-
wurde, dass der nordirischeWeltklasse-
golferRory McIlroy am European Mas-
ters abschlagen wird, nahm derVorver-
kauf ungeahnteAusmasse an. Doppelt
so viele Karten wie sonst wurden im
Vorfeld abgesetzt. «Eine solche Anzie-
hungskraft hatnur McIlroy–er ist ein
Ausnahmesportler wie imTennisFede-
rer oder Nadal», sagt derTurnierdirektor
Yves Mittaz über den Prominentesten
im Starterfeld. EineVerdoppelung der
Zuschauerzahlen – 55 000 an vierTa -
gen ist derRekord–erwartet er trotz-
dem nicht. Aber 25 Prozentkönnten es
werden.Dank anderen Spitzenspielern
in früheren Zeiten seien es vielleicht
5Prozent mehr gewesen.
Der Besuch des momentan wohl bes-
ten und prominentesten Golfprofis der
Welt hinterlässt schon jetzt Spuren: Die
Hotels auf derWalliser Sonnenterrasse
sind besser gebucht denn je (und nicht
billiger), dieRestaurants ebenso, und
schonam Mittwocham ProAm, der
Aufwärmrunde imTeam mit Amateu-
ren,begleiteten soviele Zuschauer den
Flight des 30-Jährigen wie sonst denjeni-
gen derFührenden amTurnier-Finaltag.


Dankder US PGATour


McIlroy ist – wie der Spanier Sergio Gar-
cia oder der EngländerTommy Fleet-
wood, weitereAushängeschilder des
20 19er-Turniers – Botschafter desTitel-
sponsors Omega, mit dessenVertrag das
St artgeld des Nordiren wohl zumindest
teilweise abgegolten ist. Garcia ist sogar
Besitzer einer Immobilie in Crans und
öfter zum Entspannen imWallis. «McIl-
roy nicht», sagt Mittaz, «noch nicht.»
Möglich gemacht hat den Start McIlroys
nicht zuletzt der neueTerminkalender
der amerikanischen PGATour.Deren
Saisonfinale wurde vom September in
die vorletzteAugustwoche vorverlegt,


wodurch die besten Europäer für den
altenKontinent frei wurden. Der Sie-
ger am letzten Sonntag:Rory McIlroy,
der in Atlanta das finaleTurnier und die
Jahreswertung, denFedex-Cup, gewann,
was ihm den netten Sparbatzen von 15
Millionen Dollar eintrug. EinRekord
für die nicht gerade knausrige Sport-
art Golf.
Und nun der abrupteWechsel.In
Crans sind bis am Sonntag einRed Ja-
cket (alsPendant zum GreenJacket des
Masters) und 450 000 Dollar Preisgeld

für den Sieger zu gewinnen. Doch der
Mann des attraktiven Offensiv-Golfens
geniesst andereKontraste.«Die frische
Luft und die Bergkulisse» etwa; oder
dass er zuFuss vom Hotel aufs erste
Teegehenkann. Bis jetztoffenbar ohne
Belästigungen durchPassanten –ge-
mäss Mittaz aber ist McIlroy der ein-
zige Spieler, für den er einen Bodyguard
organisieren musste.Dass Ehefrau und
Schwiegereltern dabei sind, ist für die
Nummer 3 derWeltrangliste eine auch
nicht alltägliche Annehmlichkeit. Die

Familie entdeckte bereits dieWalliser
Gletscher, er versucht, denJetlag zu ver-
dauen. Am ersten Morgen in Crans sei
er erwacht und «habe nicht gewusst, wo
ich bin. Normalerweise nicht die ideale
Vorbereitung auf einTurnier», räumt er
ein. Noch eine gute Nacht, dann sei er
hoffentlich wieder bei Kräften. Er ver-
neint aber auch nicht, dass sich nach
einerWoche, in der es um Millionen
ging, «das Energielevel nichtmehr auf
demMaximum befindet»,zumal er in
AtlantaamSchlusstag einenRückstand

aufholen musste.«Ich möchte auch
dieseWoche einfach gut Golf spielen»,
sagte er. Das tönt nicht nach einem,der
fest an den14.Titel auf der europäi-
schenTour glaubt.
25 Turniersiege sind es bis jetzt insge-
samt, darunter vier Major-Titel. Die zu
gewinnen, sei ihm am wichtigsten, sagt
McIlroy,aber die Qualität einer Saison
könne nicht von vier Anlässen innert
vier Monaten abhängen, sonst müsste
er 20 19 nach nur einerTop-Ten-Platzie-
rung in den Majors als misslungen ab-
tun. Die 15 Millionen Dollar von Atlanta
haben dieVerhältnisse zurechtgerückt,
aber McIlroys Ziele bleibenrealistisch:
Als Nummer 3 derWeltrangliste wolle
er in den nächstenWochen denRück-
stand auf die Nummer 1, den Amerika-
ner BrooksKoepka,verringern.

Der vergebeneTitel von 2008


In Cransgeht es ihmaber noch um
etwas anderes. Er habe «gute, aber auch
weniger gute Erinnerungen» an seine
ersten dreiAuftritte imWallis, sagt der
viermalige Major-Sieger.Die schlech-
ten sind die intensivsten, diejenigen an
seine Premiere,auch wenn er da die
bisher beste Klassierung errang. 2008
war es,als der nordirischeTeenager mit
einem SchlagVorsprung in denFinal-
tag startete und mit einemPar auf der
Schlussbahn den erstenTurniersieg der
Karriere hätte feiernkönnen. Es kam
aber anders, er musste ins Play-off und
verlor denTitel an denFranzosenJean-
François Lucquin – ein aus anderthalb
Metern verschobener Putt entschied im
Finale gegen ihn. «Ich muss nochmals zu
euchkommen»,habe ihm McIlroy mehr-
fach gesagt, erzählt derTurnierdirek-
tor Mittaz, «weil ich meine Arbeit noch
nicht erledigt habe.» Ob er dasWerk
die nächstenTage vollenden kann oder
nicht:Rory McIlroy macht das Euro-
pean Masters 20 19 so oder so zu einem
speziellenJahrgang.

Prominenz imWallis: Rory McIlroy (links) mit dem Sängerund SchauspielerJustin Timberlake. ALEXANDRA WEY / KEYSTONE
Free download pdf