6 SÜ D D EU TS C H E ZEITU N G M AGA ZI N
hre Frage hat mich so gerührt. Bitte
löschen Sie die Ansage nicht. Es ist
doch völlig egal, was andere denken.
Es ist doch viel wichtiger, wie es Ihnen
geht. Und wenn es Ihnen guttut, die Stim
me Ihrer Frau zu hören, dann ist das
Grund genug, niemals daran zu rühren,
oder jedenfalls nicht, solange das eben
so ist.
Es gibt keine Aufnahme der Stimme mei
ner Großmutter. Sie ist seit bald dreißig
Jahren tot. Manchmal weht mich eine
Erinnerung an, und ich weiß plötzlich
wieder ganz genau, wie sie klang, und
dann denke ich ganz schnell an etwas an
deres, aus Angst, wenn ich zu stark daran
festhalte, löst sie sich auf und wird für
immer verschwinden. Irgendwann mal
habe ich ein Interview mit dem Regisseur
George Tabori gemacht, der inzwischen
auch nicht mehr lebt. Er stammte aus
Budapest, wie meine Großmutter. Sein
Deutsch war perfekt, wie ihres, und hatte
den gleichen Akzent: leicht wiegend und
auf eine freundliche Weise ungeduldig,
wie Deutsch eben klingt, wenn man jedes
Wort auf der ersten Silbe betont. Und sie
hatten die gleiche Stimmlage: Bass. Wäh
rend des Gesprächs war es mir nicht auf
gefallen, denn mir saß ja ganz deutlich
George Tabori gegenüber mit seinem
schönen weißen Schnurrbart, aber als ich
später das Band abspielte, hörte ich sie
endlich wieder, nach so vielen Jahren, die
Stimme meiner Großmutter. Und auf
einmal war alles wieder da. Ihr Geruch
(»Jicky« von Guerlain und Zigaretten
rauch). Ihre eleganten langen Finger (eine
brennende Zigarette dazwischen). Ihr häu
figster Gesichtsausdruck (eine Mischung
aus unendlich gelangweilt und genervt).
Ich habe das Band aufbewahrt. Ganz
kostbar liegt es in einer Schublade, es ist
eine Minikassette, zu der ich leider kein
Abspielgerät mehr habe, heute ist ja alles
digital. Und trotzdem.
Löschen Sie die Ansage nicht.
Machen Sie eine Sicherheitskopie.
GUTE FRAGE
Fotos: dpa/picture alliance, ddp images; Illustration: Serge Bloch; alle Autoren-Illustrationen: Grafilu
»Meine Frau ist Anfang des Jahres verstorben. Auf unse-
rem Anrufbeantworter haben wir vor Längerem zusam-
men eine Ansage aufgenommen – im Stile von Teufelchen
und Engelchen. Ich verwende sie heute noch. Müsste ich
die Ansage nicht ändern? Sie erweckt doch den Eindruck,
als würde meine Frau noch leben. Mit dem Löschen der
Ansage geht andererseits die Stimme meiner Frau unwie-
derbringlich verloren. Sie ist mir aber wichtig.«
M A N F R E D Z. , F Ü R S T E N Z E L L
I
GEFÜHLTE WAHRHEIT
DER VERKEHRSMINISTER
UND ANDERE BRUCHPILOTEN
GEMISCHTES DOPPEL
von
PATRICK FISCHE R
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Baumkutter kaum Butter
DIE DREI GROSSEN LÜGEN
AUF DEM GARTENTRAMPOLIN
- »Ja, es springt immer nur einer.«
- »Nein, wir machen keine Saltos.«
- »Okay, den Ball lassen wir draußen.«
Welches Problem treibt Sie um? Schreiben Sie an
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JOHANNA ADORJÁN
Lothar
Matthäus
ANDREAS
SCHEUER
Tom-Tom-
Navi von
2005
Homer
Simpson
hat seinen
Karriere-
Höhepunkt
wohl hinter
sich
redet sich
regelmäßig
um Kopf
und Kragen
fährt den Karren
garantiert an die Wand