National Geographic Germany - 09.2019

(Ann) #1

Permafrostboden bedeckt auf der Nordhalbkugel


der Erde eine Fläche von 23 Millionen Quadrat-


kilometern. In vielen arktischen Regionen voll-


zieht sich nun ein Prozess, der auf das Klima


zurückwirkt: Der Permafrost verändert sich


schneller, als Forscher es vorhergesagt haben.


Die Erosion an den Ufern von Duvanny Yar mag


seit Langem im Gang sein – aber wie der Boden


taut und absackt, lässt sich hier besonders gut


beobachten: Überreste uralten Lebens kommen


ans Licht – und mit ihnen wird Kohlenstoff frei-


gesetzt, der jahrtausendelang in der gefrorenen


Erde eingeschlossen war. Gelangt er als Methan
oder Kohlendioxid in großer Menge in die Atmo-
sphäre, verschärft das den Klimawandel.
Kaum jemand versteht diese Gefahr so gut wie
Sergej Zimow. Von seiner Forschungsstation in
der Goldgräbersiedlung Tscherski aus, etwa drei
Stunden per Speedboot von Duvanny Yar, bringt
er seit Jahrzehnten die Geheimnisse der wärmer
werdenden Arktis ans Licht. So hat er dazu bei-

getragen, allgemein akzeptierte Annahmen zu
widerlegen – vor allem die Vorstellung, der hohe
Norden sei in der Eiszeit des Pleistozäns eine

PERMAFROST 109
Free download pdf